Digitale Spaltung im Social Web. Über Ursachen und Folgen der Nicht-Teilnahme am Social Web


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Digitale Spaltung
2.1. Begriffserklärung

3. Das Social Web
3.1. Die Entwicklung des Social Web
3.2. Das Web als sozialer Treffpunkt
3.3. Die Offliner
3.4. Die Social-Media-Verweigerer
3.5. Dialektischer Ursachenvergleich
3.5.1. Technischer Zugang
3.5.2. Datenklau
3.5.3. Zeitverlust
3.5.4. Mangelndes Interesse

4. Fazit: Der Social-Media-Verweigerer im Vergleich

5. Prognose zur Entwicklung des Social Web

Literaturverzeichnis

Digitale Spaltung im Social Web

Ursachenvergleich zwischen Social-Media-Verweigerern und Offlinern

von Merle Sievers

1. Einleitung

Die Nutzung und Wahrnehmung des Web haben sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Das Web 2.0 bindet den Nutzer sehr viel stärker in die Gestaltung mit ein. User erstellen, bearbeiten und verteilen Inhalte im entscheidenden Maße selbst, beispielsweise in Form von Wikis, Blogs, Social Bookmarks und in sozialen Netzwerken. Inhalte werden nicht nur zentral von großen Medienunternehmen erstellt und bereitgestellt, sondern auch durch eine Vielzahl von Nutzern. Das Web 2.0 bietet also einen multilateralen Austausch von Informationen und viele Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Nutzern. Es ist quasi „sozialisiert”.

Die Theorie der digitalen Spaltung besagt, dass der Zugang beziehungsweise Nicht-Zugang zum Internet für eine Wissenskluft verantwortlich ist, die erhebliche soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten innerhalb der Bevölkerung nach sich zieht. In dieser Arbeit soll untersucht werden, welche Rolle der „sozialisierte” Teil des Web, das Social Web, inzwischen dabei spielt. Wer sind die Menschen, die eine Teilnahme am Social Web verweigern? Welche Gründe haben sie dafür? Um die Ursachen in Relation setzen zu können, werden die Offliner als eine weitere Gruppe der Verweigerer zum Vergleich herangezogen. Außerdem soll untersucht werden, inwieweit die Nichtteilhabe an sozialen Netzwerken das Leben der Menschen beeinflusst.

2. Digitale Spaltung

2.1. Begriffserklärung

Der Begriff „Digitale Spaltung” bezeichnet eine Hypothese der Kommunikationswissenschaft, wonach ein unausgewogenes Verhältnis innerhalb der Bevölkerung besteht, im Hinblick auf den Besitz und die Nutzung von Informationen und Kommunikationsmitteln. Dieser These liegt die Befürchtung zugrunde, dass der Zugang zum Internet und anderen Informations- und Kommunikationstechniken stark von sozialen Faktoren abhängig ist. Demzufolge haben nicht alle Menschen die gleichen Chancen die Informations-und Kommunikationswege des Internets zu nutzen, woraus ihnen Nachteile entstehen. Sie haben nicht dieselben sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungschancen, was wiederum Auswirkungen auf die Gesellschaft hat (vgl. Gapski 2009: 9-10).

Seit Ende der Neunziger Jahre wird zur digitalen Spaltung geforscht, Diskurse und Programme zur Vermessung und Bewertung sollen die digitale Spaltung bekämpfen. Digitale Spaltung tritt in den verschiedensten Kontexten auf. Fehlende Infrastruktur und mangelhafte Bildungschancen der Menschen in Entwicklungsländern gehören ebenso zur Reichweite des Themas, wie die unterschiedlich schnellen Breitbandverbindungen in West- und Osteuropa. Aufgrund dieses weiten Themenspektrums existieren viele verschiedene Definitionen zur digitalen Spaltung. Grundsätzlich muss bei der Wahl einer Definition also darauf geachtet werden, wer mit welcher Technologie wie vernetzt ist (vgl. Wikipedia, 2012: Digitale Kluft). Da sich diese Arbeit im Schwerpunkt mit der Nutzung- beziehungsweise Nicht-Nutzung von Social-Media-Angeboten im Web beschäftigt, ist die obenstehende Begriffserklärung zureichend.

3. Das Social Web

In Abgrenzung zum Web 2.0 geht es bei dem Begriff „Social Web” nicht um technische, ökonomische oder rechtliche Aspekte. Weder neue Formate oder Programme des Webs spielen bei dem Begriffsverständnis von „Social Web” eine Rolle. Es geht vielmehr um „webbasierte Anwendungen, die für Menschen den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und die Kommunikation in einem sozialen Kontext unterstützen.” (Ebersbach, Glaser, Heigl 2011: 33) Das Social Web ist somit als ein Teilbereich des Web 2.0 zu verstehen.

Im Kontext der digitalen Spaltung sind beim Social Web besonders die medial vermittelten Kooperationsformen, die kollektive Meinungsbildung und der kulturelle Austausch sozialer Gruppen von Interesse. Sie greifen in die Arbeits- und Lebensweise der Menschen ein und haben damit direkte Auswirkungen auf die Erschließung von Inhalten für Bildung und Wissenschaft.

3.1. Die Entwicklung des Social Web

Klar ist soweit, dass soziale Strukturen und Interaktionen durch das Netz unterstützt werden. Aber ab wann kann man eigentlich vom Social Web sprechen? Die Entwicklung des Social Webs reicht bis in die Anfänge des Internets zurück.

Während Computer in den Fünfziger Jahren noch ausschließlich als Rechenmaschinen des Militärs und der Wirtschaft gesehen wurden, verstand man sie seit den Sechziger Jahren zunehmend als Kommunikationsmedium. Erstmals beobachtet wurde dies 1957 von dem Psychologen Licklider. Damals arbeiteten mehrere Teilnehmer eines Rüstungslieferanten gemeinsam an einem Großrechner und entwickelten über diese Arbeit einen enormen Teamgeist. Dies war das erste Mal, dass das Internet als umkämpfter sozialer Raum in Erscheinung trat. (Ebersbach, Glaser, Heigl 2011: 17)

In den folgenden Jahren entwickelten sich verschiedene Dienste des Internets, die ebendiese Tendenzen voran trieben.

Von technologischer Seite aus gesehen war die Entstehung des Advanced Research Projects Agency Networks (ARPANET) im Jahr 1969 ein Meilenstein. Dieses dezentrale Netzwerk, in dem verschiedene Universitäten für das amerikanische Verteidigungsministerium forschten, war über Telefonleitungen verbunden und kann damit heute als Vorläufer des World Wide Web (WWW) gesehen werden (ebd.: 18).

An den Universitäten in Amerika entstanden außerdem erste Onlinegemeinschaften für computerbasiertes Lernen, quasi die ersten Communitys. 1965 wurde die E-Mail erfunden, wodurch sich Postwege enorm verkürzten. Durch E-Mails begannen die Menschen schneller und formloser miteinander zu kommunizieren.

Ende der Siebziger Jahre entstanden die ersten Mailinglisten. In diesen E- Mail-Diskussionsgruppen unterhielten sich die Leute über ein spezifisches Thema, ähnlich wie in den heutigen Internetforen.

Schließlich ging 1978 die erste Mailbox in Betrieb, ein weiterer Weg ständig und überall miteinander zu kommunizieren (ebd.: 18-20).

Wichtig für die Entstehung des Social Web ist außerdem das USENET, dass 1979 als öffentliche Alternative zum ARPANET geschaffen wurde (ebd.:21). Das USENET funktionierte quasi wie ein internetweites schwarzes Brett, an dem sich jeder beteiligen konnte. Unter sozialen Gesichtspunkten ist dies ein wichtiger Schritt in Richtung öffentliche Kommunikation (Salwiczek, Volpers 2004: 29 f.).

Was nun folgte war eine zunehmende Kommerzialisierung und Professionalisierung des Internets. Prägend hierfür waren vor allem der Aufstieg der ersten kommerziellen Onlinedienstleister wie CompuServe und AOL (Ebersbach, Glaser, Heigl 2011: 22-24). Den größten Durchbruch brachte allerdings die Erfindung des WWW durch Tim Berners-Lee im Jahr 1989. Ein über das Internet abrufbares Hypertextsystem war die Grundlage für die öffentliche Nutzung des Netzes, wie wir sie heute kennen. Mit dem Browser als neue grafische Benutzeroberfläche war es ab dato auch Computerlaien möglich, das Web zu nutzen. Das Internet mit all seinen Diensten wurde damit zum Massenmedium (Salwiczek, Volpers 2004: 16).

Soviel zu der Entwicklung des „Web”, nun zur Entwicklung des „Social”. Während das Web 1.0 ein reines Abrufmedium für Informationen war, bei dem die User nur als Konsumenten, nicht auch als Produzenten von Inhalt fungierten, ist das Web 2.0, wie bereits in der Einleitung erwähnt, ein interaktives Medium. Die User haben sich das Netz Stück für Stück immer weiter angeeignet und irgendwann selbst angefangen, Content zu produzieren. Ein wichtiger Schritt in Richtung User Generated Content waren Mitte der Neunziger Jahre die ersten Weblogs und Wikis. Hinzu kamen wenig später Instant-Messaging-Dienste, sogenannte Chats, sowie Online-Spiele, die weiter zur Popularität des Internets beitrugen. Das Internet wurde somit zunehmend multimedialer (Ebersbach, Glaser, Heigl 2011: 25-26). In Verbindung mit Weblogs und Wikis entstanden ab 2002 die wichtigsten „Social Software”-Anwendungen: Mit Flickr begann das öffentliche Sharing von Dateien im großen Stil. Der Anbieter Delicious bot als erster Social- Tagging-Dienst neue Wege der kollektiven Verschlagwortung an. Seit 2003 kann man bei Myspace kostenlos Benutzerprofile mit Fotos und Videos einrichten. Nur ein Jahr später sprang Facebook auf den Zug der sozialen Netzwerke mit auf. Als letzter Player kam 2006 Twitter mit ins Spiel und führte das Microblogging in die Gesellschaft ein (ebd.: 26).

3.2. Das Web als sozialer Treffpunkt

Nachdem die Begrifflichkeit und die Entstehung des Social Web geklärt ist, wird nun geprüft, welchen Stellenwert das Social Web mit all seinen Anwendungen heute in der Gesellschaft hat.

Der Austausch von Informationen sowie Herstellung und Pflege sozialer Kontakte sind, wie bereits erörtert, die Hauptfunktionen des Social Webs. Die Motive der User, sich daran zu beteiligen, sind unterschiedlich und bereits im Begriff enthalten.

Das Wort „social” (engl. für „sozial”) hat im Englischen zwei Bedeutungen. Es wird sowohl mit „gesellschaftlich” als auch mit „gesellig” übersetzt. Während in der gesellschaftlichen Dimension des Begriffes rationale und zweckorientierte Gründe im Vordergrund stehen, suggeriert die gesellige Dimension mehr Emotionalität und Gemeinschaft. Beides sind gängige Motive für die Teilnahme am Social Web (Ebersbach, Glaser, Heigl 2011: 34).

Das Social Web ist ein Geflecht aus drei Bereichen, die wechselseitig aufeinander einwirken: Information, Kollaboration und Beziehungspflege. Die einzelnen Anwendungen unterstützen diese Wechselwirkung an den entsprechenden Stellen und tragen so zur Entstehung von Kommunikation bei (vgl. Abb. 1 und Ebersbach, Glaser, Heigl 2011: 38).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Alle Anwendungen des Social Webs unterstützen die Entstehung einer Online-Community, die sich um ein bestimmtes Thema oder um ein gemeinsames Ziel gruppiert.

Neben diesen inhaltlichen Aspekten gibt es auch noch zwischenmenschliche Aspekte, die sogenannten People-Aggregatoren, innerhalb des Social Web. Bei ihnen steht verstärkt der Mensch und seine sozialen Beziehungen im Mittelpunkt. Die Rede ist von sogenannten Online-Netzwerken (vgl. „Networks” in Abb. 1), die speziell dazu geschaffen wurden, Beziehungen unter Menschen aufzubauen oder wieder aufzufrischen und zu pflegen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Digitale Spaltung im Social Web. Über Ursachen und Folgen der Nicht-Teilnahme am Social Web
Hochschule
Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln  (Informations- und Kommunikationswissenschaften)
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V267450
ISBN (eBook)
9783656839293
ISBN (Buch)
9783656839309
Dateigröße
642 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitale Spaltung, Offliner, Social Media, Soziale Netzwerke, Verweigerer, Online, Ursachen, Ursachenvergleich, Motive, Social Web, Facebook, Datenschutz, Unwissenheit, Internet, Web 2.0, Digital Devide, digitale Kluft, Wissenskluft
Arbeit zitieren
Merle Sievers (Autor:in), 2012, Digitale Spaltung im Social Web. Über Ursachen und Folgen der Nicht-Teilnahme am Social Web, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267450

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