Norbert Elias: Figuration


Hausarbeit, 2013

12 Seiten, Note: 2,0

Marlene Mertsch (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung..

2. Haupttext
2.1 Nobert Elias: Prozess- und Figurationssoziologie
2.2 Empirische Studie: Etablierte und Außenseiter
2.2.1 Mikrokosmos: Winston Prava
2.2.2 Makrokosmos: Japan und Indien

3. Fazit und persönliche Überlegungen

4. Quellenverzeichnis

Norbert Elias- Figuration

1. Einleitung

„ Erst das Zusammenleben in Figurationen macht Menschen eigentlich zu Menschen “ (Elias 1939)

Norbert Elias ist in seinen Theorien dafür bekannt, im Gegensatz zu den meisten anderen vorrangegangenen Soziologen, keine Trennung von Individuum und Gesellschaft vorzunehmen. Er versuchte stattdessen in seinen Büchern und Theorien Individuum und Gesellschaft zu verbinden und eine Definition für diesen Zustand zu finden. Der von Elias geprägte Begriff der Figuration ist Kernaussage seiner Theorien, denn die Figuration ist die Verflechtung von Individuum und Gesellschaft, also die Verflechtung von einander abhängigen Individuen, die im Großen die Gesellschaft bilden.

Auf den folgenden Seiten möchte ich versuchen genauer auf den Begriff der Figuration einzugehen. Wie sieht seine Theorie genau aus und in wie weit ist diese realisierbar beziehungsweise ist in der Geschichte der Menschheit wiederzufinden? Auch Elias Ansätze zu Machtchancen und Verschiebungen sollen mit diesem Thema verknüpft werden. In wie fern treffen Elias Theorien zu Machtverschiebungen in der heutigen Zeit zu? Als vertiefendes Beispiel möchte ich dann auf eine empirische Studie von Elias eingehen. Das Buch Etablierte und Au ß enseiter von Nobert Elias und John L. Scotson aus dem Jahr neunzehnhundertfünfundsechzig, beschäftigt sich mit der Problemstellung, was passiert, wenn Außenseiter in eine etablierte Gruppe hineinkommen, zum Beispiel wenn unbekannte Menschen in ein alteingesessenes Dorf ziehen? Wie sind die Machtchancen zwischen Außenseitern und Etablierten verteilt, wer hat die Oberhand und können sich diese Machtchancen im Laufe der Zeit verschieben? Um einen Bezug zur heutigen Zeit herzustellen versuche ich zum Abschuss die gesammelten Thesen mit Texten aus der Onlinezeitschrift Human Figurations aus dem Jahr zweitausendzwölf zu vergleichen, die sich ebenfalls mit Figuration und den Beziehungen zwischen Menschengruppen und der heutigen Zeit beschäftigt.

Haben sich die Verhaltensweisen und Machtverschiebungen in der Zeit der Erscheinung des Buches Etablierte und Au ß enseiter und der heutigen Zeit geändert? Gibt es so etwas wie einen Stereotyp, der immer vollzogen wird wenn Etablierte und Fremde aufeinander treffen? Und gibt es Situationen in der Geschichte der Menschheit, die man mit dem Dorf in Elias empirischer Fallstudie vergleichen könnte?

In einem abrundenden Fazit möchte ich versuchen alle gesammelten Thesen sinnvoll zu vereinen und meine eigene Meinung hinzuzufügen.

2. Haupttext

2.1 Nobert Elias: Prozess- und Figurationssoziologie

Für Elias besteht die Aufgabe eines Soziologen darin, das Zusammenleben von Menschen in Gruppen zu analysieren, weil diese Gruppen den Menschen erst zu einem sozialen Menschen machen. Voraussetzung dafür ist, dass die Menschen in diesen Gruppen abhängig von einander sein müssen, das heißt sie müssen in einem interdependenten Verflechtungszusammenhang stehen. Diese interdependenten Verflechtungszusammenhänge können in kleinsten Gruppen, wie zum Beispiel Familien, bis hin zu Staaten bestehen. Das Kind ist abhängig von seinen Eltern genauso wie die Eltern abhängig von ihrem Kind sind. Der Staatsbürger ist abhängig von seinen gewählten Politiker genauso wie die gewählten Politiker abhängig von ihren Wählern sind. Doch diese Verflechtungen und Gruppen bestehen nicht schon seit Anfang der Zeit so, sondern haben sich langsam im Laufe der Geschichte geformt und verändert. Wir sind heutzutage sozial und gehen zivilisiert mit einander um. Elias ist in seinem Buch Ü ber den Prozess der Zivilisation der Meinung, besonders das Abendland sei von diesem Prozess hin zu Zivilisation geprägt. Das Abendland definiert sich über seine Zivilisation und den Prozess hin zu Zivilisation und die Abgrenzung zu primitiveren Lebensformen zum Beispiel im Orient. (Elias 1978: 2) Die spezifische historische Entwicklung hat uns Menschen erst dazu gebracht in Gruppen leben zu können und uns sowohl als Individuum als auch als Teil einer Gesellschaft zu sehen. Deshalb ist die Figuration auch kein starres Gebilde sondern ein Fluss. Der Figurationsstrom ist bei Elias Sinnbild der durchlaufenden Stadien der Menschheit hin zu Zivilisation und der Moderne, in der sich Elias seiner Meinung nach befindet. Eine moderne Gesellschaft ist geprägt durch Trieb- und Affektkontrolle, durch die Fähigkeit des vorrausschauenden Planens und der verlierenden Bedeutung von Gewalt. Bekämpft man sich im Mittelalter noch mit Schwertern, kann man heutzutage mit einander reden. Wichtig sind hierbei die Begriffe Fremdzwang und Selbstzwang. Eine Zivilisierung konnte nur stattfinden weil die Gesellschaft vom Fremdzwang in den Selbstzwang übergegangen ist. Wurde das Leben der Bevölkerung im Mittelalter durch die Kirche, den König oder den Lehnsherren bestimmt, der einem Regeln und Gesetze aufzwang, bestimmt der Mensch heutzutage sein Leben selbst und kann seine Triebe selbst unter Kontrolle halten und empfindet Scham oder Peinlichkeitsgefühle. Belegen, dass dieser Prozess stattgefunden hat möchte Elias anhand von Benimmbüchern, historischen Dokumenten und damals aktuellen Fallstudien. Maniereschriften der Humanisten aus der Zeit der Renaissance bilden für Elias eine Brücke zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit. (Elias 1978: 181) Entscheidend für den Wandel vom ungezügelten Mittelalter und dem Fremdzwang der Kirche hin zur Neuzeit die vom Selbstzwang bestimmt ist, ist der Humanist Erasmus mit seinem Buch De civilitate aus dem Jahr fünfzehnhundertneunundzwanzig. Erasmus spricht in diesem Buch Dinge an über die man in der Öffentlichkeit damals nicht gesprochen hätte, erweckt jedoch zugleich Schamgefühle beim Leser. Ein Schamgefühl soll besonders in Kindern und jungen Leuten geweckt werden, meist begründet durch die Allgegenwärtigkeit von Engeln, die einen beobachten. Scham und Peinlichkeitsgefühle werden in den Menschen geweckt und sie achten genauer auf das was sie tun und wie sie durch ihre Mitmenschen reflektiert werden. Es ist ihnen seit der Renaissance wichtig, wie die Gesellschaft auf sie, das Individuum, reagiert, denn die Schamgrenze und die Peinlichkeitsschwelle sind vorgerückt. (Elias 1978: 189). Als Psychogenese wird von Elias hierbei die Fähigkeit der Selbstkontrolle betitelt und als Soziogenese die Herausbildung der modernen Gesellschaft. Im Hinblick auf diese Erkenntnisse ist der Konflikt, entweder mit sich selbst, mit einem anderen Individuum oder mit sich und der Gesellschaft, allgegenwärtig und ganz normal im Verlauf des Zivilisationsprozesses und des Figurationsstroms. Auch das Streben nach Macht ist in das Verhältnis zwischen Individuen mit eingebunden. Unter Macht versteht Elias die Möglichkeiten an Bildung, Wissen oder Ressourcen zu kommen, aber auch wie hoch die Chancen sind integriert zu werden. Diese Macht ist nicht gegeben sondern wird erst bestimmt durch die sozialen Beziehungen. Der Figurationsstrom beruht deshalb auf einem Kampf um Machtpositionen, wie schon in der Verschiebung vom Fremd- hin zum Selbstzwang deutlich wird. Die Entwicklung der Menschheit von der Frühzeit bis hin zur Neuzeit ist deshalb für Elias eine ständige Wandlung der Machtchancen im Zivilisationsprozess. Gute Beispiele dafür sind Aufstände der Unterschicht gegenüber der Oberschicht, wie bei der französischen Revolution oder der russischen Revolution, in deren Gesellschaften das Ungleichgewicht der Machtchancen zu groß geworden ist. Oder die Befreiung der Bevölkerung aus dem Machtbereich von Königen, Lehnsherren oder der Kirche.

2.2 Empirische Studie: Etablierte und Außenseiter

2.2.1 Mikrokosmos: Winston Prava

In seinem Buch Etablierte und Außenseiter behandelt Elias ein universal-menschliches Thema, welches im Makrokosmos der großformatigen Gesellschaften genau so auftritt, wie im Mikrokosmos eines Vorortes in England. Im Buch trägt der Ort den Namen Winston Parva. Es geht um die Beziehung zwischen alteingesessenen Bewohnern und einer Gruppe von später Zugezogenen und die Machtdifferenzen die zwischen diesen beiden Gruppen entstehen können, verglichen mit größeren Gesellschaften, die ähnliche Probleme aufzuweisen haben.

„ Immer wieder l äß t sich beobachten, da ß Mitglieder von Gruppen, die im Hinblick auf ihre Macht anderen, interdependenten Gruppen ü berlegen sind, von sich glauben, sie seien im Hinblick auf ihre menschliche Qualit ä t besser als die anderen. “ (Elias 1965: 7)

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Norbert Elias: Figuration
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V267479
ISBN (eBook)
9783656578062
ISBN (Buch)
9783656578048
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elias, Soziologie, Figuration
Arbeit zitieren
Marlene Mertsch (Autor:in), 2013, Norbert Elias: Figuration, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267479

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