Leseprobe
"Informationen"
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 Massenmedien
2.2 Digitale Medien
2.3 Digital Divide
2.3.1 Global Divide
2.3.2 Social Divide
2.3.3 Democratic Divide
3 Vorteile und Nachteile von digitalen Massenmedien als Informationsquelle
3.1 Simplizität
3.2 Selektivität
3.3 Diversifikation
3.4 Diskrepanzen
3.5 Interaktivität
4 Résumé
5 Literaturverzeichnis
Einführung
Was bedeutet "Der Mensch im digitalen Zeitalter"?
Wir sind zu einer Zeit aufgewachsen, in der Internet und andere digitale Medien eine völlige Neuheit waren. Heute wird all dies als selbstverständlicher Teil unseres Alltags angesehen. Die stetige Entwicklung der Medien und die Einbringung des Internets in den Alltag leiteten ein neues Zeitalter ein.
Wären wir 10 Jahre früher geboren, würden digitale Medien für uns eine ganz andere Rolle spielen; wären wir 10 Jahre später geboren, wäre ein Leben ohne sie für uns völlig undenkbar. Von daher ist es für uns sehr interessant, zu erforschen, welchen Einfluss Digital Media auf uns, unser Leben und unsere Gesellschaft hat.
Dabei konzentrieren wir uns auf vier wesentliche Aspekte, anhand derer wir versuchen, einen so umfassend wie möglichen Überblick über digitale Medien zu schaffen.
Zuallererst wird erörtert, wie sich der Umgang mit Informationen durch neue Medien entwickelt hat. Diese neuen Zustände der Massenmedien bringen zahlreiche Chancen, aber auch Risiken mit sich. Worauf muss vor allem geachtet werden?
Der nächste Themenbereich bezieht sich auf den Menschen, die Gesellschaft und die Veränderung der zwischenmenschlichen Kommunikation. Welche Faktoren, in Bezug auf digitale Medien beeinflussen uns, unser Leben und das zwischenmenschliche Ver- halten?
Im Anschluss daran erforschen wir philosophisch die virtuelle Realität, die sich in dem neuen Zeitalter gebildet hat. Worin bestehen Unterschiede zwischen virtueller und realer Wirklichkeit oder verschwimmen die Grenzen nach und nach?
Zu guter Letzt werfen wir einen Blick auf die gesundheitlichen Aspekte, denn im digitalen Zeitalter haben sich diese stark ausgeprägt oder neu entwickelt. Welche Risiken bestehen, wodurch werden sie hervorgerufen, wie äußern sie sich und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Abkürzungsverzeichnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Niklas Luhmann hat es folgendermaßen zusammengefasst: nahezu alles, was wir über unsere Welt und Umwelt wissen, wissen wir durch Massenmedien wie Print und Rund- funk (digitale Medien waren zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Gesellschaft etabliert und somit noch kein 'Massenmedium'). Gleichzeitig ist jedem Menschen, der imstande ist, darüber zu reflektieren, klar, dass man von daher sehr leicht manipuliert oder in die Irre geführt werden kann. Doch trotzdem verlassen wir uns vollständig darauf, von Zei- tung, TV und Internet alle für uns wichtigen Informationen zu erhalten.1
Besonders seitdem digitale Medien unser Alltagsleben von Grund auf revolutioniert haben, muss man sich die Frage stellen, was für Auswirkungen dieser neue feste Bestandteil unserer Gesellschaft mit sich bringt. Dabei kann man eindeutig von Vorteilen, als auch von Nachteilen ausgehen.
Im Folgenden werden zu allererst die Begriffe 'Massenmedien', 'Digital Media' und 'Digital Divide' definiert und in gemeinsame Verbindung gebracht. Daraufhin wird unter anderem auf Basis von Niklas Luhmann, Udo Thiedeke und der Digital Divide Theorie erläutert, welche Vor- und welche Nachteile entstanden sind, seit man Informationen zu praktisch 100% von digitalen Massenmedien bezieht.
2. Grundlagen
2.1. Massenmedien
Der Begriff 'Massenmedien' beschreibt all jene (Aufmerksamkeits-)Medien, "die aufgrund ihres sozio-technischen Operierens Mitteilungen redundant, gleichzeitig und in gleicher Qualität an viele, einander unbekannte Kommunikationsteilnehmer vermitteln können."2 Sie können als Kommunikationsmittel beschrieben werden, die durch eine Art technischer, also schriftlicher, bildlicher, audiovisueller oder digitaler Vervielfältigung als auch Verbreitung an eine quantitativ und qualitativ unbestimmte, öffentliche und anonyme Gruppe an Rezipienten weitergegeben werden.3
Es geht dabei also nicht um die Weitergabe von Rezipient an Rezipient, sondern um die Vervielfältigung und Verbreitung der Medien, sodass alle möglichen Kommunikationsteilnehmer gleichermaßen erreicht werden.
Betroffen sind dabei hauptsächlich folgende drei Programmbereiche:
- Nachrichten/Berichte - Die Medien als Informationsquelle.
- Werbung - Die Medien als wirtschaftliche Institution.
- Unterhaltung - Die Medien als Freizeitbeschäftigung.4
Außerdem ist entscheidend, "dass keine Interaktion unter Anwesenden zwischen Sender und Empfänger stattfinden kann."5 Die Zwischenschaltung von Technik, wie z.B. Radio, Fernsehgerät oder Computer ist fester Bestandteil der Massenmedien - der Rezipient steht niemals in direktem Kontakt mit dem Verfasser bzw. Sender.
Anhand epochaler Leitmedien lässt sich die Entwicklung der Medien und die daraus resultierende Entstehung der Massenmedien nachvollziehen:
1. Die Einführung des griechischen Alphabets und die Entwicklung der Schrift Neben der Sprache der wichtigste Grundstein aller menschlicher Kommunika tion, ist die Schrift ein Medium, auf dem alle nachfolgenden Medien basieren.
2. Entwicklung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg Durch die Ausbreitung der Buchdrucktechnik im 15. und 16. Jahrhundert etablierten sich Bücher für lange Zeit als dominierendes Medium.
3. Entwicklung der Massenmedien Gemeint sind allen voran Printmedien, Radio und Fernsehen, die im Laufe des 20. Jahrhunderts einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel mit sich brachten.
4. Computerisierte Kommunikation und Entwicklung des Web 2.0 Ende des 20. Jahrhunderts eingeleitet, führt die Digitalisierung zu einer weiteren grundlegenden Veränderung der Gesellschaft.6
Es ist allgemein akzeptiert, "daß Massenmedien [...] für unsere Sozialisation, unsere Gefühle und Erfahrungen, unser Wissen, unsere Kommunikation, für Politik und Wirtschaft usw. eine entscheidende Rolle spielen: Sie sind zu Instrumenten der Wirklichkeitskonstruktion geworden."7
Dies nahm mit der Entwicklung der Medien und Massenmedien konstant an Bedeutung zu. "Man erwartet, dass alle das gesellschaftlich als wichtig ausgezeichnete Wissen gleichzeitig wissen und so die kommunikative Einheit einer komplexen Gesellschaft realisieren."8
Das bedeutet, dass mit der Zunahme der Signifikanz, Größe, Schnelligkeit etc. von Massenmedien in der Gesellschaft auch die Erwartung steigt, dass man sich zunehmend auf sie verlassen kann. Waren vorher Bücher und Zeitschriften ausschließlich ergänzen de mediale Quellen für Kommunikation und die Beschaffung von Informationen, gibt es heute keine relevanten Alternativen zu Print, Fernsehen und allen voran Internet.
Dieser Zustand hat sich besonders mit der Etablierung von digitalen Medien verfestigt.
2.2. Digitale Medien
Grundsätzlich ist der einzige Unterschied zwischen digitalen und analogen Medien, dass bei den digitalen Medien die Daten und Informationen elektronisch, in Form von binä- ren Codes erfasst werden. Doch es sind die Auswirkungen dessen, die das Phänomen Digital Media so bedeutsam machen. Die drei Programmbereiche der Massenmedien aufgreifend, kann man feststellen, dass Nachrichten und Berichte, Werbung sowie Un- terhaltung deutlich schneller und individueller an die Rezipienten gesendet werden und diese im Laufe der Jahre einen deutlich anderen Stellenwert in unserem Leben erlangt haben.
Die Digitalisierung von alten Medien (z.B. Bücher oder Musik konvertieren), die Interaktivierung von bereits etablierten Massenmedien (z.B. Teletext), textbasierte Medien über das neuartige "World-Wide-Web" (z.B. e-Mail oder Diskussionsforen), vollständig multimediale Angebote und schließlich kabellose Datenversorgung eines jeden Bürgers (z.B. drahtloser Internetzugang, Mobiltelefone und Smartphones, die beides kombinieren) - diese sukzessiven Entwicklungen beeinflussten die Nachrichts-, Unterhaltungsund Informationsbranchen beträchtlich.9
Der folgende Teil dieser Projektarbeit wird sich vor allem mit Vorteilen und Nachteilen befassen, die durch die starke Verbreitung digitaler Medien in der Gesellschaft entstan- den sind und welche Chancen und Risiken daraus folgen können. Der Fokus liegt dabei auf dem Bereich der Beschaffung und den Konsum von Informationen und Nachrichten.
2.3. Digital Divide
Die Fülle an Informationen, die das Internet auf einfachste Weise bietet ist ein klarer Vorteil der digitalen Medien. Allerdings besteht eine zunehmend große Kluft zwischen jenen, die davon profitieren (können) und jenen, die nicht die Möglichkeit dazu haben. Digital Media forciert gesellschaftliche Ungleichheit.10 Auch Digital Divide genannt, kann diese Ungleichheit in drei Gruppen aufgeteilt werden: global, social und democratic.11
2.3.1. Global Divide
"To them that hath shall be given" zitiert Pippa Norris im Zusammenhang mit der digi- talen globalen Trennung zwischen den postindustriellen Ländern im Kern des Internets und den außenstehenden Entwicklungsländern. Und es scheint sich zu bewahrheiten: Die Länder, die sich den 'Luxus' Internet, der die wirtschaftliche und soziale Produktivi- tät stark antreibt, leisten können, gewinnen immer mehr Vorsprung den Ländern gegen- über, die aus wirtschaftlichen, (infra-)strukturellen oder ähnlichen Gründen keinen Zu- griff darauf haben. Dieses Problems haben sich sogar internationale Organisationen wie die OECD12 angenommen:
"The network society is creating parallel communications systems: one for those with income, education and literally connections, giving plentiful information at low cost and high speed; the other for those without connections, blocked by high barriers of time, cost and uncertainty and dependent upon outdated information."13
Das Problem der Ungleichheit besteht also nicht nur zwischen reichen und armen Bürgern des gleichen Landes, sondern nimmt zunehmend globale Proportionen an. Während die Entwicklungsländer gefährlich still stehen, weiten die bereits fortgeschrittenen Länder ihren Vorsprung weiter aus.14
2.3.2. Social Divide
Ein weiteres Problem besteht in der sozialen Ungleichheit, die durch digitale Medien entsteht. Besteht erst die Möglichkeit, Zugriff auf das Internet und die damit verbunde- nen Massen an Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten zu haben, ist noch nicht garantiert, dass jeder Nutzer ein gleiches Maß an Chancen und Vorteilen genießt. Tatsächlich ist ein großer Unterschied zu sehen zwischen verschiedenen Bevölkerungs- gruppen (Geschlecht, Bildungsgrad, Ethnizität - Faktoren, die Einfluss auf den sozialen Stand in der Gesellschaft haben).
[...]
1 Vgl.: Luhmann, N. (1996): Die Realität der Massenmedien (VS Verlag für Sozialwissenschaften), Wies- baden, S. 1.
2 Thiedeke, U. (2012): Soziologie der Kommunikationsmedien (Springer VS), Wiesbaden, S. 193.
3 Vgl.: Burkart, R. (2002): Kommunikationswissenschaft - Grundlagen und Problemfelder - Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft (Böhlau Verlag), Wien, Köln, S. 169 ff..
4 Vgl.: Luhmann, N. (1996): Die Realität der Massenmedien (VS Verlag für Sozialwissenschaften), Wiesbaden, S. 149 ff..
5 Luhmann, N. (1996): Die Realität der Massenmedien (VS Verlag für Sozialwissenschaften), Wiesbaden, S. 11.
6 Vgl.: Balnaves, M., Donald, S. u.a. (2009): Media theories and approaches - A global perspective (Palgrave Macmillan), New York, S. 11 ff..
7 Schmidt, S. J. (1994): Die Wirklichkeit des Beobachters; in: Merten, K., Schmidt, S. J. u.a. (1994): Die Wirklichkeit der Medien (Westdeutscher Verlag), S. 14.
8 Thiedeke, U. (2012): Soziologie der Kommunikationsmedien (Springer VS), Wiesbaden, S. 195.
9 Vgl.: Rao, M. (2003): News Media and New Media - The Asia-Pacific Internet Handbook - Episode V (Eastern Universities Press), S. 1 ff..
10 Vgl. Thiedeke, U. (2012): Soziologie der Kommunikationsmedien (Springer VS), Wiesbaden, S. 195.
11 Vgl.: Norris, P. (2001): Digital Divide (Cambridge University Press), Cambridge, S. 4 ff..
12 Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
13 UNDP (1999): Human Development Report 1999 (Oxford University Press), New York, S. 63.
14 Vgl.: Norris, P. (2001): Digital Divide (Cambridge University Press), Cambridge, S. 40 ff..