In vielen Teilen der Welt finden ständig Verbrechen gegen die Menschlichkeit statt. Was aber bringt Menschen dazu, andere Menschen anzugreifen, ihnen körperliche Gewalt anzutun, sie seelisch zu verletzen, zu bedrohen, zu foltern oder sogar umzubringen? Obwohl Aggressivität zu einem der grundlegenden menschlichen Verhaltensweisen zählt, herrscht in der Wissenschaft eine intensive Kontroverse darüber, durch welche Faktoren diese überhaupt ausgelöst wird. Einer der wohl bekanntesten und einflussreichsten Ansätze innerhalb der Aggressionsforschung stellt die Frustrations-Aggressions-Hypothese dar, die in dieser Form das erste Mal 1939 von Dollard, Doob, Miller, Mowrer und Sears aufgestellt wurde (1972). Diese Theorie, deren Kern die kausale Verknüpfung zwischen einer auftretenden Frustration und darauffolgender Aggression bildet, ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Zentrale Thematik ist dabei die Bedeutung der Frustrations-Aggressions-Hypothese im schulpädagogischen Kontext, mit dem Ziel, Erklärungen für das Auftreten von aggressiven Verhaltensweisen in Lehr-Lern-Situation zu finden. Zu diesem Zweck wurde ein konkretes Fallbeispiel ausgewählt. Es handelt sich hierbei um ein reales Beispiel aus dem Schulalltag an einer Mittelschule in Dresden und ganz konkret um ein Ereignis während der Hausaufgabenbetreuung, einem Angebot innerhalb des Ganztagsschulprojekts an eben jener Schule.
Um jedoch zunächst die forschungstheoretischen Grundlagen für die folgende Analyse des Fallbeispiels zu legen, erfolgt im ersten Kapitel ein kurzer Abriss des Forschungsstands innerhalb der Aggressionsforschung. Im Anschluss daran erfährt die Frustrations-Aggressions-Hypothese eine eingehende Betrachtung, wofür auf Grund seines Pioniercharakters vor allem das Werk von Dollard et al. (1972) herangezogen wird. Darauf aufbauend wird mit dem Ziel einer zeitgemäßen empirischen Erweiterung der Frustrations-Aggressions-Hypothese die Studie von Steinmetz und Lewand (2005) „Selbst schuld und trotzdem aggressiv?“ in den Blick genommen. Das vierte Kapitel ist dann ausschließlich der praktischen Relevanz der Frustrations-Aggressions-Hypothese in Lehr-Lern-Situationen gewidmet und dient dazu, das Fallbeispiel darzulegen und zu analysieren und davon ausgehend Schlussfolgerungen für den schulpädagogischen Kontext abzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung in den Forschungskontext
- Die Frustrations-Aggressions-Hypothese
- Zentrale Thesen und Begriffe
- Eine empirische Erweiterung
- Die Frustrations-Aggressions-Hypothese in Lehr-Lern-Situationen
- Das Fallbeispiel
- Schlussfolgerungen für den Lehr-Lern-Kontext
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frustrations-Aggressions-Hypothese und deren Bedeutung im schulpädagogischen Kontext. Ziel ist es, Erklärungen für das Auftreten von aggressiven Verhaltensweisen in Lehr-Lern-Situationen zu finden.
- Die Frustrations-Aggressions-Hypothese und ihre zentralen Thesen
- Empirische Erweiterungen der Frustrations-Aggressions-Hypothese
- Die Anwendung der Frustrations-Aggressions-Hypothese auf ein Fallbeispiel aus dem Schulalltag
- Schlussfolgerungen für den Lehr-Lern-Kontext und die Vermeidung von Frustrationen in der Schule
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einordnung der Frustrations-Aggressions-Hypothese in den Forschungskontext der Aggressionsforschung. Dabei werden die wichtigsten Ansätze zur Erklärung von Aggression, darunter die Triebtheorie Freuds, vorgestellt und in Bezug auf die Frustrations-Aggressions-Hypothese gesetzt.
Im Anschluss daran werden die zentralen Thesen der Frustrations-Aggressions-Hypothese von Dollard et al. genauer erläutert. Es werden die Begriffe Instigator, Frustration und Aggression definiert und die Rolle von Ersatzreaktionen und Katharsis im Zusammenhang mit Aggressionen beschrieben. Die Autoren betonen die Bedeutung von sozialen Normen und Bestrafungen als Einflussfaktoren auf das Auftreten von Aggressionen.
Im dritten Kapitel wird die Studie von Steinmetz und Lewand (2005) vorgestellt, die die Frustrations-Aggressions-Hypothese um den Faktor der eigenen Schuld an der Frustration erweitert. Die Studie zeigt, dass die Attribution der eigenen Schuld an einer Frustration die Häufigkeit von verbal-aggressiven Reaktionen signifikant reduziert.
Das vierte Kapitel widmet sich der praktischen Relevanz der Frustrations-Aggressions-Hypothese in Lehr-Lern-Situationen. Ein reales Beispiel aus dem Schulalltag wird dargestellt und im Kontext der Frustrations-Aggressions-Hypothese analysiert. Die Ursachen für die aggressive Reaktion des Schülers werden im Detail beleuchtet, wobei auch die Rolle von Instigatoren, Ersatzreaktionen und sozialen Normen berücksichtigt wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Frustrations-Aggressions-Hypothese, Aggression, Frustration, Schulalltag, Lehr-Lern-Kontext, Instigator, Ersatzreaktion, Katharsis, Schuldattribution, soziale Normen, Bestrafung, Ganztagsschule, Hausaufgabenbetreuung, Schulleistung, Leistungsdruck, Wettbewerb, Notengebung, Schulpflicht, Freie Schule.
- Arbeit zitieren
- Franziska Letzel (Autor:in), 2013, Die Frustrations-Aggressions-Hypothese in Lehr-Lern-Situationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267550