Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Mobbing unter Schülern
2.1 Was ist Mobbing?
2.2 Häufigkeit von Mobbing in der Schule
2.3 Ursachen von Mobbing
2.4 Folgen von Mobbing
3. Schulsozialarbeit
3.1 Definitionen von Schulsozialarbeit
3.2 Rechtliche Grundlagen der Schulsozialarbeit
3.3 Aufgaben der Schulsozialarbeit
4. Mobbingprävention der Schulsozialarbeit
4.1 Der Begriff Prävention
4.2 Was die Schulsozialarbeit tun kann
4.3 Die Methode des „No Blame Approach“
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema „Mobbing unter Schülern“ als ein schulisches Gewaltphänomen, das ein aktuelles Thema in den Medien darstellt und immer häufiger öffentlich diskutiert wird. Mobbing findet in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft statt und ist in den letzten Jahren zu einem „Modebegriff“ geworden (vgl.Kasper1998,S.21). Mobbing unter Kindern und Jugendlichen lässt sich im Kontext Schule besser beobachten und bearbeiten, da sie sich durch eine feste Struktur auszeichnet, in der jedes Kind sowie jeder Jugendliche eine bestimmte Position einnimmt (vgl.Schallenberg2004,S.11f). So nimmt auch beim Mobbing jeder Einzelne eine bestimmte Rolle ein. Mobbing wird also zunehmend als Gruppenphänomen betrachtet, in der nicht nur Täter und Opfer eine Rolle spielen, sondern auch andere Gleichaltrige, die passiv beim Mobbing beteiligt sind. Gewalt gab es schon immer an Schulen, doch verändert haben sich nach Kohn die Wahrnehmung sowie die Intensität von Gewalt, welche sich zunehmend erweitern (vgl. Kohn 2012, S. 12).
Im zweiten Kapitel wird das Phänomen „Mobbing in der Schule“ aufgegriffen. Zu Beginn wird kurz dargestellt, um was es sich bei dem Begriff „Mobbing“ handelt. Weiter wird die Verbreitung in Schulen anhand einer Studie in den Blick genommen und die Ursachen sowie die Folgen von Mobbing näher betrachtet.
Im dritten Kapitel geht es um die Kooperation von Schule und Jugendhilfe in Form von Schulsozialarbeit. Zunächst werden hier mehrere Definitionen gegenübergestellt und erläutert, um was es sich dabei handelt. Danach wird auf den rechtlichen Rahmen der Schulsozialarbeit im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) beziehungsweise Achten Sozialgesetzbuch (SGBVIII) und den Schulgesetzen eingegangen. Anschließend werden die Aufgaben der Schulsozialarbeit vorgestellt.
Im vierten Kapitel geht es schließlich um die Mobbingprävention und in wieweit die Schulsozialarbeit in Bezug auf Mobbing tätig werden kann. Dabei wird zunächst der Begriff der Prävention erklärt und definiert. Schließlich wird nach den allgemeinen Handlungsmöglichkeiten der SchulsozialarbeiterInnen auf die Methode des „NoBlameApproach“ näher eingegangen.
In der vorliegenden Arbeit werden folgende Fragen bearbeitet: Wie verbreitet ist Mobbing? Welche Ursachen und Folgen ergeben sich? Warum ist die Kooperation von Schule und Jugendhilfe in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung und was kann die Schulsozialarbeit dagegen tun, um eine nachhaltige Verbesserung zu gewährleisten?
2. Mobbing unter Schülern
„Die Schule ist neben der Familie und dem Freundeskreis die wichtigste Sozialisationsinstanz“ (Bründel 2009, S. 51). Mit Sozialisation als übergeordneter Begriff sind alle geplanten pädagogischen Maßnahmen und ungeplanten Wirkungen gemeint. Die Schule ergänzt als sekundäre Sozialisationsinstanz die Primärinstanz der Familie und soll bei der sozialen Einbindung der Heranwachsenden in die Gesellschaft helfen. In unserer Gesellschaft ist die Schule eine „dominante Bildungsinstitution“ und „bestimmt und entscheidet über die Zukunft junger Leute“ (vgl. Schilling/Zeller 2012, S.100). Kinder verbringen den größten Teil ihres Tages in der Schule und können sich weder ihre Mitschüler noch ihre Lehrkräfte aussuchen. Nach Bründel ist das ein Grund, weshalb die Schule ein Ort vermehrter Konflikte darstellt und welche wiederum zu einem Klima der Gewalt führen können (vgl. Bründel 2009, S.51). Da in Deutschland eine Schulpflicht besteht, ist es für die Mobbingopfer schwer, der Situation zu entkommen.
2.1 Was ist Mobbing?
Der Begriff Mobbing leitet sich aus dem Englischen „to mob“ ab und bedeutet übersetzt „anpöbeln“, „jemanden angreifen“ oder sogar „über jemanden herfallen“.
„Mobbing beschreibt einen Zustand, in dem ein oder mehrere Individuen wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg negativen Handlungen von einem oder mehreren Individuen ausgesetzt sind“ (Kohn 2012, S. 27). In Kohns Definition zeigt sich, dass mit Mobbing keine gelegentlichen Streitereien oder alterstypischen Rangeleien gemeint sind, sondern es bestehen wiederholte und länger andauernde Schikanen.
Eine andere Definition stammt von Gebauer: „Mobbing ist ein aggressiver Akt und bedeutet, dass ein Schüler oder eine Schülerin über einen längeren Zeitraum von Mitschülern belästigt, schikaniert oder ausgegrenzt wird“ (Gebauer 2009, S. 126).
In beiden Definitionen spielen also neben der Art des Verhaltens auch die Dimensionen der Intensität und Häufigkeit der negativen Verhaltensweisen eine wichtige Rolle.
Nach Schubarth sind drei Kriterien für das Mobbing charakteristisch: Zum Einen eine „zielgerichtete Schädigungshaltung“, dann „eine bestimmte Intensität und Zeitdauer“ und zuletzt ein „Ungleichgewicht der Kräfte“ (vgl. Schubarth 2010, S. 78). Der „Täter“ hat also das Ziel, das „Opfer“ auf vielfältige Art und Weise zu schädigen und zu schikanieren. Dies geschieht dabei regelmäßig über einen sehr langen Zeitraum. Zwischen dem Mobbing-Betroffenen (Opfer) und den Mobbing-Akteuren (Täter) besteht dabei immer ein Machtungleichgewicht. Das Opfer kann sich kaum zur Wehr setzen und ist der Situation hilflos ausgeliefert.
Laut Gebauer ist Mobbing „kein individuelles, sondern ein soziales Phänomen“ (vgl.Gebauer2009, S. 133). In der Regel sind alle Schüler einer Klasse am Mobbingprozess beteiligt und nehmen dabei verschiedene Rollen ein, wie die der/s Mobber(s), des Opfers, der Mitläufer oder Zuschauer. Mobbing findet demnach meist innerhalb einer relativ stabilen Gruppe, wie zum Beispiel der Schulklasse, statt.
2.2 Häufigkeit von Mobbing in der Schule
Im Folgenden wird sich auf die aktuelle Studie des Zentrums für Angewandte Gesundheitswissenschaften (ZAG) der Leuphena Universität Lüneburg, welche ihren Sitz in Niedersachen hat, bezogen (vgl. DAK-Presse Server 2009). Dieses führte von April bis Mai 2008 im Auftrag der DAK[1] -Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ eine Schülerbefragung an zehn Schulen durch. Die DAK-Initiative unterstützt insgesamt bundesweit 30 Schulen „bei ihrer Entwicklung zu gesunden und leistungsstarken Organisationen“. Durch die Befragungen soll die Situation der Schulen im Hinblick auf Qualität, Stärken und Entwicklung aufgezeigt werden. Ziel der DAK-Initiative ist es, den Schulalltag und das Schulklima zu verbessern und Lösungen aufzuzeigen, welche zu einer gesünderen Atmosphäre in Schulen beitragen könnten.
In der Stichprobe befanden sich acht weiterführende Schulen, wobei in jeder Schule drei oder vier Klassenstufen befragt worden sind. Pro Schule wurden maximal 300 – 400 SchülerInnen befragt. Deren Teilnahme fand freiwillig und anonym statt. Insgesamt wurden 1859Befragungsbögen von Schülern und Schülerinnen im Alter bis 18 Jahren unabhängig von der Schulform ausgewertet. Im Fragebogen wurde der Begriff Mobbing umschrieben mit „schikanieren und fertig machen“. In einem Einleitungstext wurde den SchülerInnen kurz erläutert, was mit diesen Begriffen gemeint ist.
Aus der Studie ging hervor, dass fast jede(r) dritte(r) SchülerIn (31,2 %) in letzter Zeit mindestens einmal „fertig gemacht oder schikaniert“ worden ist. 12 Prozent (%) gaben an, wiederholt durch andere SchülerInnen schikaniert oder beleidigt worden zu sein. Etwa die Hälfte der SchülerInnen haben Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Insgesamt 37,2Prozent(%) der Befragten sahen sich als Täter von Mobbinghandlungen, wobei Mädchen und Jungen in gleichem Maße daran beteiligt waren. Insgesamt 15 Prozent (%) wurden mindestens einmal in der letzten Zeit gegenüber anderen MitschülerInnen gewaltätig (vgl.ebd.).
Die Studie zeigt also, dass Mobbing ein weit verbreitetes Phänomen sowie ein alltägliches Problem darstellt, das in jeder Schule und Altersstufe vorkommt.
2.3 Ursachen von Mobbing
Die Ursachen von Mobbing sind sehr vielfältig. Jede Person kann Opfer von Mobbing werden, das heißt es gibt nicht das typische Opfer. Aber dennoch gibt es Merkmale, die Mobbing begünstigen. Nach Kohn sind häufig Konflikte zwischen den SchülerInnen der Auslöser des Mobbings, die wiederum verschiedene Auslöser, wie beispielsweise Über- oder Unterforderung in der Schule, ein gestörtes Klassenklima oder gestörte Lehrer-Schüler-Beziehungen haben können (vgl. Kohn 2012, S. 31). Ist das Sozialklima einer Klasse gestört, indem beispielsweise ein unkooperatives Verhalten der SchülerInnen, eine fehlende gegenseitige Rücksichtnahme sowie eine fehlende Gemeinschaft vorherrschen, begünstigt dies das Mobbingphänomen. Auch das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist von Bedeutung. Wird von der Klasse beobachtet, dass ein Lehrer bestimmte SchülerInnen bevorzugt oder benachteiligt, wirkt sich dies negativ auf das Klassenklima aus. Konkurrenzsituationen in der Klasse sowie Leistungsdruck wirken sich ebenfalls negativ aus. Schallenberg geht in seinem Buch auf die „Bedeutung der Gruppe“ ein, worin er meint, dass die Anwesenheit von Gruppen Mobbing begünstigt (vgl. Schallenberg 2004, S. 31). Wie oben schon erwähnt (vgl.Kapitel 2.1), ist meist die gesamte Klasse am Mobbingprozess beteiligt. SchülerInnen, welche lediglich zuschauen und nichts dagegen unternehmen, bestätigen den Täter in seinem Tun und somit hat der Mobbingprozess ein aussichtsloses Ende, wenn er von Außenstehenden nicht bemerkt wird. Wenn dem Mobbingtäter kein Widerstand entgegengebracht wird und sein Handeln von den anderen MitschülerInnen geduldet oder sogar unterstützt wird, breitet sich die Macht des Täters grenzenlos aus (vgl. Gebauer 2009, S. 127).
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[1] Die „DAK“ ist die Deutsche Angestellten-Krankenkasse