Die Weiterentwicklung von Zeichen- zu Kommunikationsmodellen und deren Modellierung


Hausarbeit, 2013

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Zeichenmodell nach Ferdinand de Saussure

3. Das semiotische Dreick von Odgen und Richards

4. Das Organonmodell nach Karl Bühler

5. Das Modell von Roman Jakobson

6. Abschließender Vergleich aller Modelle

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit Kommunikation ist „jede Form von wechselseitiger Übermittlung von Information durch Zeichen“[1] gemeint. Ohne diese Informationsübermittlung wäre jeglicher Umgang der Lebewesen untereinander undenkbar. Dies gilt besonders für das menschliche Zusammenleben, da die Sprache „zum entscheidenden definierenden Kriterium für den Menschen geworden“[2] ist. Die älteste Definition des Zeichenbegriffs geht zurück auf Aristoteles: "Aliquid stat pro aliquo“[3] ("Etwas steht für etwas anderes"). Danach ist Ein Zeichen etwas Wahrnehmbares, was vertretend für etwas anders steht.

Es gibt aber auch Zeichen, die nicht auf einen konkreten Gegenstand verweisen, und dennoch etwas bezeichnen. Es kann beispielsweise das rote Licht der Verkehrsampel sein. Zwischen dem eigentlichen Zeichen und dem, was dieses bedeutet, muss darüber hinaus eine Verbindung bestehen, um ein Zeichen überhaupt als solches zu erkennen. Diese Verbindung bezeichnet man als „Referenzbezug“[4] und kommt erst durch die Interpretation des Zeichenbenutzers zustande. Dementsprechend hat er eine allgemeine Vorstellung davon, wie beispielsweise ein Baum auszusehen hat. Diese Vorstellung ermöglicht ihm jegliche Arten von Bäumen, die entsprechenden Merkmale besitzen, als solche zu erkennen. Die Disziplin, die sich systematisch mit allen Aspekten der Zeichenkommunikation befasst heißt die Semiotik. Die Pragmatik hingegen untersucht die kontextabhängige Verwendung von Sprache. Also wann werden wie welche sprachlichen Mittel von wem und zu welchem Zweck gebraucht?

Die Hausarbeit behandelt dabei das Thema der Entwicklung von Zeichen- zum Kommunikationsmodell und welche Komponenten für die jeweiligen Modelle konstitutiv sind.

Dazu befasst sich diese Hausarbeit zunächst mit dem Thema des sprachlichen Zeichens, wobei unterschiedliche Charakteristika verschiedener Zeichentypen und Zeichenmodelle vorgestellt werden. Im Hinblick auf die Zeichenmodelle wird Bezug auf Ferdinand de Saussure und dessen bilaterale Zeichenstruktur sowie auf Charles Kay Ogden und seinen Partner Ivor Armstrong Richards genommen. Das Modell von Ferdinand de Saussure wird deshalb vor das des semiotischen Dreiecks nach Odgen und Richards gestellt, da sein Modell auch zeitlich gesehen ein "Vorläufer" ist. In einem kurzen Vergleich werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Modelle herausgearbeitet. Im Anschluss daran wird sowohl das Modell von Karl Bühler erläutert, als auch dessen Weiterentwicklung durch Roman Jakobson. Anschließend werden auch diese Modelle kurz einer vergleichenden Betrachtung unterzogen. Ein abschließender Vergleich wird noch einmal einen Überblick über die Modelle liefern. Ein Fazit wird diese Hausarbeit abschließen.

2. Das Zeichenmodell nach Ferdinand de Saussure

Der Schweizer Linguist Ferdinand de Saussure gilt als ein Vorläufer der Semiotik[5] – und zugleich als Begründer der modernen Sprachwissenschaft. Sein grundlegendes Werk Cours de Linguistique Générale wurde nach seinem Tod veröffentlicht, indem er unter anderem erklärt, dass die menschliche Sprache das umfassendste und charakteristischste aller Zeichensysteme ist.[6]

Mit seinem Zeichenmodell sollte die Natur des sprachlichen Zeichens („signe linguistique“) erläutert werden. Im Vordergrund seines Modells stehen zwei Aspekte: die bilaterale Struktur des Zeichens und seine mentalistische Konzeption.[7]

Ein Sprachzeichen nach Saussure besteht aus einer Einheit mit zwei Seiten und zwar aus einer semantischen und einer phonetischen Seite. Die erste Seite ist die äußerliche, wahrnehmbare, materielle Zeichenform, die mit dem Begriff Signifikant (signifiant Bezeichnendes, äußere Zeichenform) bezeichnet wird; die zweite beinhaltet einen nicht materiellen Zeicheninhalt, eine Vorstellung, und gleicht dem Begriff Signifikat (signifié Bezeichnetes, Zeicheninhalt). Das Zeichenmodell von Saussure wird in der Abbildung 1 dargestellt.[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bildquelle: vgl. Linke, A. et al. (2004: 31)

Um die beiden Seiten des Zeichens zu benennen, verwendet Saussure neben den

Begriffen signifiant und signifié noch ein anderes Begriffspaar: „concept“, also die Vorstellung und „image acoustique“, das Lautbild.[9] Mit Hilfe dieser Begriffe werden die psychologischen Eigenschaften der zwei Seiten des Zeichens gekennzeichnet Lautbild und Begriff können sich gegenseitig evozieren. Mit signifiant und signifié wird dagegen die Bezogenheit der beiden Seiten des Zeichens aufeinander betont.

Um das Verhältnis zwischen signifiant (Ausdruck) und signifié (Bedeutung) zu beschreiben, vergleicht Saussure die beiden Namen mit der Vorder- und Rückseite eines Blattes Papier, die unzertrennbar miteinander verbunden sind. „ Das Denken ist die Vorderseite und der Laut die Rückseite; man kann die Vorderseite nicht zerschneiden, ohne zugleich die Rückseite zu zerschneiden.“ [10]

Das Verhältnis von signifiant und signifié wird bei Saussure mit drei Begriffen charakterisiert. Hier ist die Rede von Arbitrarität, Konventionalität und Assoziativität.[11] Wie bereits erwähnt sind die Zeichenform und dessen Inhalt voneinander gegenseitig abhängig. Jedoch ist die Beziehung zwischen ihnen willkürlich. Das heißt, dass die Zeichenform durch den Inhalt in keinerlei Weise bestimmt ist und auch der Zeicheninhalt nicht aus der Zeichenform herzuleiten ist.

Dies wird beim Fremdsprachenerwerb besonders deutlich. Hier werden gleiche oder

ähnliche Zeicheninhalte völlig verschieden ausgedrückt.

Die bewusste Zuordnung und Verbindung von signifiant und signifié wird nur durch Konventionalisierung innerhalb einer sprachlichen Gemeinschaft weitergegeben. Die Zuordnung muss einigermaßen stabil sein. Nur auf diese Weise können Zeichenbenutzer einer Sprachgemeinschaft beim gleichen signifiant dasselbe signifié assoziieren, damit die Kommunikation überhaupt denkbar wäre. Die Verbindung von signifiant und signifié lässt sich im Hinblick auf diesen Sachverhalt auch in ihrer psychologischen Besonderheit beschreiben. Das Verhältnis von Zeichenform und Zeicheninhalt wird assoziativ. Assoziativität bedeutet, dass die beiden das Zeichen konstituierenden Teile als „unterschiedliche, aber miteinander verbundene Gedächtnisinhalte“ [12] im Gehirn des Zeichenbenutzers kodiert sind. Sie sind also psychischer Natur und müssen dem Zeichenbenutzer beide gleichermaßen zur Verfügung stehen.

Sprache erscheint stets als menschliche Rede (langage), also das biologische Vermögen des Menschen zu sprechen, doch dabei kann zwischen Sprache (langue) [13] , dem System der Regeln einerseits, und Sprechen (parole), dem Umsetzen dieser Regeln, d. h. dem konkreten Sprachgebrauch sowie Äußerungen und Texten anderseits, unterschieden werden.[14]

3. Das semiotische Dreieck von Odgen und Richards

Als nächstes wird das semiotische Dreieck nach Odgen und Richards genauer betrachtet. Der britische Sprachwissenschaftler Charles Kay Ogden und der englische Rhetoriker Ivor Armstrong Richards entwickelten ein triadisches Zeichenmodell.[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bildquelle: Vgl. Odgen/Richards (196010: 11)

Da man das Problem des "Dingbezugs" nicht ganz aus dem sprachlichen Zeichen heraushalten kann, ist auch in ihrem Modell wichtig diesen einzubeziehen.[16] Auffällig in ihrem Zeichenmodell ist allerdings, dass die mit dem Zeichen bezeichnete außersprachliche Wirklichkeit, also der referierte Gegenstand in der Umgebung des Sprechers und auch der Zeichenbenutzer selbst mit einbezogen werden. Diese Tatsachen ließ Saussure damals vollkommen außer Acht. In diesem Modell hat das sprachliche Zeichen eine Form (Symbol: Lautkörper), mit der man aufgrund des erlernten sprachlichen Inhalts und des Konzepts, das mit dem Zeichen einhergeht (Thought: Konzept/ Bedeutung) auf Gegenstände und Sachverhalte der außersprachlichen Wirklichkeit (Referent: Gegenstand/ Bezeichnetes) Bezug nimmt und verweist.[17] Durch den Zeichenbenutzer und seinen Akt der Zeichenverwendung, wird also erst der Bezug zwischen der außersprachlichen Wirklichkeit (Referenten) und dem sprachlichen Zeichen hergestellt.[18]

Hört man also beispielsweise das Wort „Stuhl“ entwickelt man automatisch ein Konzept bzw. gibt man diesem Wort eine Bedeutung, die man mit dem Sprachzeichen assoziiert. Dieses Konzept weist bestimmte Merkmale auf, damit man dieses auch als solchen Stuhl begreift. So ist der Stuhl ein nicht belebter Gegenstand, der als eine Sitzgelegenheit mit einer Lehne charakterisiert wird. Dieses Zeichen verweist darüber hinaus nun auf bestimmte Referenten, also andere bezeichnete Gegenstände, die in Bezug zu dem Sprachzeichen Stuhl stehen. Zu nennen wären als Exempel der Schreibtischstuhl oder der Schaukelstuhl. Diese Referenten können gemeinsame aber auch unterschiedliche Merkmale aufweisen wie gepolstert oder bequem. Es wird dabei zwischen Bedeutung (Verhältnis einer sprachlichen Form zu ihrem Inhalt) und Bezeichnung oder Referenz (Beziehung des zweiseitigen Zeichens zur außersprachlichen Wirklichkeit) unterscheiden. Ein Beispiel sind der Abend- und Morgenstern.[19] Sie haben eine unterschiedliche Bedeutung, aber stehen für das gleiche Bezeichnete d.h. für denselben Gegenstand bzw. Planeten.

Neben der Form des Modells, dem Dreieck, bei dem an jeder Spitze einer der Begriffe Symbol, Thought und Referent steht, fällt auf, dass die unterste Linie, also die Verbindung zwischen Symbol und Referent gestrichelt ist. Die gestrichelte Grundlinie verdeutlicht, dass es keine logische und auch keine durch Similaritäts- oder Kontiguitätsbeziehungen vorgegebene Relation zwischen dem Lautkörper und dem Referent gibt.[20]

Die Zuordnung findet dadurch statt, dass ein Sprecher ein bezeichnetes Individuum und dem abstrakten Begriff für die Gesamtheit aller ähnlichen Individuen miteinander in Verbindung bringt. Die Rede ist von Arbitrarität. Die Zeichenform ist also durch den Inhalt in keinerlei Weise bestimmt und auch der Zeicheninhalt ist nicht aus der Zeichenform herzuleiten. Hier greifen die beiden Engländer auf Ferdinand de Saussure zurück, der den Begriff der Arbitrarität bereits einführte.

[...]


[1] Vgl. Bußmann (19902: 392)

[2] vgl. Linke, A. et al. (19963: 2)

[3] vgl. Linke, A. et al. (2004: 17)

[4] vgl. ebd.

[5] von Saussure Semiologie bzw. Semeologie genannt

[6] Vgl. de Saussure (1931: 19)

[7] Vgl. Nöth (1985: 61)

[8] Vgl. Bally et al. (1931: 78)

[9] vgl. Linke, A. et al. (2004: 31)

[10] Zit. de Saussure (1931: 134)

[11] vgl. Linke et al. (2004: 33)

[12] vgl. Linke et al. (2004: 35)

[13] vgl. de Saussure (20013: 17)

[14] vgl. de Saussure (20013: 18)

[15] Vgl. Odgen/Richards (196010: 11)

[16] Vgl. Sokol (20072: 46)

[17] Vgl. Sokol (20072: 46)

[18] Vgl. Odgen/Richards (196010: 10)

[19] Vgl. Sokol (20072: 47)

[20] Vgl. Odgen/Richards (196010: 11 f.)

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Weiterentwicklung von Zeichen- zu Kommunikationsmodellen und deren Modellierung
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
20
Katalognummer
V267631
ISBN (eBook)
9783656592150
ISBN (Buch)
9783656592082
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Romanistik, Karl Bühler, Bühler, Roman Jakobson, Organonmodell, Sprachwissenschaft, 3. Das semiotische Dreick, Odgen, Richards, Zeichenmodell, Zeichen, Ferdinand de Saussure, Saussure, Kommunikation
Arbeit zitieren
Gena Rielli (Autor:in), 2013, Die Weiterentwicklung von Zeichen- zu Kommunikationsmodellen und deren Modellierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267631

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