Wie bereits aus dem Titel zu entnehmen, wird sich diese Hausarbeit mit der Entstehung und den Funktionen von Zünften in den Städten des deutschen Mittelalters befassen.
Da der Begriff ,,Mittelalter" sehr weit gegriffen ist1, wird in dieser Arbeit nicht weiter auf spezifische Epochen eingegangen. Vielmehr wird versucht, die Themen allgemeingültig zu behandeln.
Im ersten Abschnitt des Hauptteils wird in einer kurzen Übersicht die Entwicklung der Städte und die Sozialstruktur der Stadtbewohner beschrieben.
Die Entstehung und Organisation des Handwerks wird in Abschnitt 2 behandelt.
Die folgenden Abschnitte setzen sich konkreter mit den Zünften auseinander. Zu beachten ist dabei, daß es sich lediglich um eine ,,Momentaufnahme" mit den Inhalten
· wie sind sie entstanden,
· was haben sie gemacht und
· wie haben sie funktioniert
handelt.
Das Kapitel 3 gibt beispielhaft einen Einblick in die Zünfte der Stadt Leipzig. Als konkretes Beispiel wird dabei auf die Zunft der Goldschmiede eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1 VORWORT
2 HAUPTTEIL
2.1 Die Stadt
2.1.1 Die Entwicklung der Städte
2.1.2 Sozialstruktur der Städte
2.2 Das Handwerk
2.2.1 Entstehung des Handwerks
2.2.2 Die Organisation des Handwerks
2.3 Die Zünfte
2.3.1 Definitionen
2.3.2 Entstehung der Zünfte
2.3.3 Typische Merkmale und Funktionen der Zünfte
3 REGIONALE BEISPIELE AUS DER STADT LEIPZIG
3.1 Die Stadtgründung Leipzigs
3.2 Die Handwerker Leipzigs
3.3 Die Leipziger Zünfte
3.3.1 Ökonomische Aufgaben
3.3.2 Religiöse und gesellschaftliche Aufgaben
3.3.3 Militärische Aufgaben
3.3.4 Die Zunftstatuten
3.3.5 Die Gesellen
3.3.6 Übersicht über die Leipziger Zünfte
3.4 Die Goldschmiede Leipzigs als konkretes Beispiel
ANHANG
Zeittafel der Leipziger Handwerke
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Vorwort
Wie bereits aus dem Titel zu entnehmen, wird sich diese Hausarbeit mit der Entstehung und den Funktionen von Zünften in den Städten des deutschen Mittelalters befassen.
Da der Begriff ,,Mittelalter" sehr weit gegriffen ist1, wird in dieser Arbeit nicht weiter auf spezifische Epochen eingegangen. Vielmehr wird versucht, die Themen allgemeingültig zu behandeln.
Im ersten Abschnitt des Hauptteils wird in einer kurzen Übersicht die Entwicklung der Städte und die Sozialstruktur der Stadtbewohner beschrieben.
Die Entstehung und Organisation des Handwerks wird in Abschnitt 2 behandelt.
Die folgenden Abschnitte setzen sich konkreter mit den Zünften auseinander. Zu beachten ist dabei, daß es sich lediglich um eine ,,Momentaufnahme" mit den Inhalten
- wie sind sie entstanden,
- was haben sie gemacht und
- wie haben sie funktioniert
handelt.
Das Kapitel 3 gibt beispielhaft einen Einblick in die Zünfte der Stadt Leipzig. Als konkretes Beispiel wird dabei auf die Zunft der Goldschmiede eingegangen.
2 Hauptteil
2.1 Die Stadt
2.1.1 Die Entwicklung der Städte
Die Stadtentwicklung des deutschen Mittelalters beruht auf der Marktfunktion.
Die Kaufleute begaben sich aus Angst vor Überfällen in die Nähe (und damit auch in die Abhängigkeit) von Adligen und Geistlichen, deren Wohnsitz sich häufig auf befestigten Anlagen, sog. ,,Burgen" (aus dem lat. burgus) befand.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Schutzfunktion der Stadt Ulm
Typische Merkmale für mittelalterliche Städte waren
- ein Markt und
- eine Stadtmauer.
Die Schutzfunktion der Stadt übertraf lange Zeit ihre ökonomisch-administrativen Zentralaufgaben. Ihr Ruf war primär davon bestimmt, wie dick und modern ihre Mauern waren.2 Ihre Einwohner wurden ,,burgliute" (Burgleute · Bürger) genannt.
Die Stadtgründungen brachten sowohl für die Kaufleute als auch für die Schutzherren Vorteile mit sich. Für die Kaufleute waren dies:
- die Seßhaftig- bzw. Stetigkeit und die
- Sicherheit im Schutze der Mauern.
Die Schutzherren genossen folgende Vorteile:
- Möglichkeit von Steuereinnahmen,
- Zugewinn von Untertanen (Bürgern) - je höher die Zahl der Bürger einer Stadt, desto ,,wichtiger" war sie -,
- die Größe, bzw. das Gewicht der Märkte nahm zu, und
- die Zahl der Untertanen entschied über die Kriegführung und führte zu einem weiteren Machtgewinn.
Diese Städtegründungen bildeten nun die genaue Umkehr der Auswirkungen der politischen und ökonomischen Krise nach dem Untergang des Römischen Reiches mit ihren Auflösungen der Städte und Abwanderungen ihrer Bewohner aufs Land, die dort am ehesten durch die Möglichkeiten der Natur und Landwirtschaft überleben konnten.3
Erst um die Jahrtausendwende setzte in Europa (und später auch in Deutschland) ein allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung ein. Unter anderem ist dieser auf die Einführung technischer Neuerungen in der Landwirtschaft zurückzuführen (Wechsel der Bebauung des Ackers im Dreijahresrhythmus, neuartige Geschirre zum Anspannen von Ochsen und Pferden, neue Pflüge, die den Boden tiefer aufrissen, wassergetriebene Mühlräder usw.). Der Handel und das Handwerk gewannen wieder an Bedeutung, und die Bevölkerungszahl stieg an.
Verbunden mit der ,,Unfreiheit" der Landbewohner trieb die sinkende Ertragsmöglichkeit4 für den Einzelnen die Menschen in die Städte (allgemein bekannt ist der Ruf ,,Stadtluft macht frei" versus ,,Landluft macht eigen").5
Handwerker, die sonst nur für ihren Feudalherren, auf dessen Territorium und im Auftrag arbeiteten, hatten nun die Möglichkeit gefunden, für ,,Jedermann" oder für den Markt zu produzieren.
Handel und Handwerk trennten sich nicht nur organisatorisch, sondern auch räumlich von der agraren Produktion ab. 6
2.1.2 Sozialstruktur der Städte
In den Städten formierten sich zu dieser Zeit 5 Stände:
1. Den ersten Stand bildeten die Patrizier.
Nur sie besaßen das passive Wahlrecht und waren ,,ratsfähig".
Die Kaufleute gründeten eine sog. ,,Schwurgenossenschaft"
(Eidgenossenschaft).
Zu den Patriziern zählten die Juristen, Rentiers, Grundbesitzer,
hohe Geistliche und Kaufleute.
Dieser Stand umfaßte rund 2% der Bürger.
2. Zum zweiten Stand gehörten die Stadtschreiber (sie konnten lesen und
schreiben), Offiziere, Ärzte, kleinere Geistliche und sog. ,,Zünftige
Handwerker".
3. Der dritte Stand bestand aus Gesellen der Zünfte, Krämer, Höker,
Fuhrleute und Gastwirte.
4. Tagelöhner, Dienstboten und Lastenträger zählten zum vierten Stand.
Nur diese 4 Stände konnten die Bürgerrechte erlangen (erwerben). Der 2., 3. und 4. Stand umfaßte die restlichen 98% der Bürger. Sie besaßen nur das aktive Wahlrecht (waren somit nicht ratsfähig).
Ohne Bürgerrechte und nur geduldet wurde der
5. Stand. Das waren die Bettler, Musikanten, Zigeuner und Bärenfänger.
Allerdings machte ihre Anzahl oft bis zu 50% der Menschen in einer Stadt aus.
Die strenge, ständische Grundeinstellung ließ sich am sichersten durch die Kleidung als Erkennungsmerkmal für die soziale Zugehörigkeit ausmachen. Man kleidete sich ,,an-ständig", wie es dem Stand zukommt7.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Beispiel für an-ständige Kleidung
In dieser Abbildung von 1462 sieht man den Adelsmann mit weitem Übermantel und einer Kappe mit Federn sowie die Dame im Kleid mit gerafftem Rock, engem Mieder, gebauschten Ärmeln und einer Doppelhaube (typische Kopfbedeckung für adlige und reiche Damen der damaligen Zeit).
Auch bestimmte Umgangsformen, Redewendungen und Zeremonien wurden von den unterschiedlichen Ständen als unumstößlicher Ritus verstanden, der bewußt ein ,,Verstehen" durch ein Mitglied eines ,,Standesfremden" verhinderte.8
Zu den Unterschieden in der Lebensweise der Stände gehörte auch ihre Musik, ihre Speisenfolge bei den Mahlzeiten und nicht zuletzt die Art der Bestrafung bei bestimmten Vergehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Ständisch getrennte Lebensaufgaben
Jedes Mitglied der Stände ging seinen eigenen, standesgemäßen Beschäftigungen nach.
In der Abbildung wird beispielhaft auf diese ständisch getrennten Lebensaufgaben hingewiesen:
Links der Kleriker. Er hat für Besinnung und Gedanken (Vita contemplativa) zu sorgen, während rechts der Ritter für die Tat da ist (Vita activa).
[...]