„Was am Anfang passiert, beeinflusst unauslöschlich alles, was folgt.“ Aus der einschlägigen Literatur geht hervor, dass Gewalt gegen Kinder weniger als Phänomen der postmodernen Gesellschaft zu bezeichnen ist, sondern eher als eines, das schon immer existiert hat, vor Jahrhunderten durchaus als Erziehungsmittel anerkannt war , heute durch die allgegenwärtige Medienpräsenz verstärkt diskutiert wird und nichts an Aktualität verloren hat. Kindesmissbrauch bzw. Kindesmisshandlung muss im Wandel der Zeit gesehen werden, in dem sich Werte und Normen der Gesellschaft und somit auch Formen, Auswirkungen und Wertung familiärer Gewalt verändert haben. Besonders die Auswirkungen auf die spätere Entwicklung von misshandelten Kindern scheinen von besonderem Interesse zu sein, da „was dem Kind (…) angetan wird, unweigerlich auf die Gesellschaft zurückschlägt“ – und zwar laut A. Miller in Form von Sucht, Gewalt und Kriminalität. Diesem Verhalten werde in der Gesellschaft mit Ablehnung begegnet, welche wiederum negative Auswirkungen auf den Umgang mit diesen Kindern impliziert und ihnen dadurch Chancen zur Integration verwehrt. Ein weiterer Kreislauf, der sich im Kontext häuslicher Gewalt zu ergeben scheint, ist durch die Lerntheorien begründet. Nach diesen wird „sozial auffälliges Verhalten (…) gelernt wie jedes andere Verhalten auch“. Auf diese Weise können Verhaltensmuster von Generation zu Generation fortgesetzt werden. Zwar werden nicht direkt delinquente Verhaltensweisen, sondern grundlegende Gefühle wie Empathiefähigkeit erlernt, die bei Nichtausbildung später unter Umständen zu Delinquenz und erhöhter Gewaltbereitschaft führen können.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, anhand der einschlägigen Sekundärliteratur herauszuarbeiten, welche Auswirkungen familiale Gewalt gegen Kinder auf die Entwicklung ihrer Opfer hat, ob negative frühkindliche Erfahrungen zur Ausbildung eines delinquenten Ichs beitragen und welche Risikofaktoren hierbei von zentraler Bedeutung für die Entstehung von Delinquenz sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärung und Erscheinungsformen von familialer Gewalt gegen Kinder
- Aktive Gewaltanwendung
- Physische Misshandlung
- Passive Gewaltanwendung
- Psychische Misshandlung
- Vernachlässigung
- Die Bindungstheorie
- Bindungsmuster als intergenerationelle Weitergabe. Einfluss früherer Bindungsmuster auf die weitere Entwicklung.
- Von Risikofaktoren für Gewalt zur Delinquenz
- Fallbeispiel: Danny aus dem Pioneer House
- Fazit
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Auswirkungen familialer Gewalt gegen Kinder auf ihre Entwicklung, insbesondere auf die Entstehung delinquenten Verhaltens. Sie beleuchtet, ob negative frühkindliche Erfahrungen zur Ausbildung eines delinquenten Ichs beitragen und welche Risikofaktoren dabei eine zentrale Rolle spielen.
- Erscheinungsformen und Folgen von familialer Gewalt gegen Kinder
- Die Bedeutung der Bindungstheorie für die kindliche Entwicklung und ihre intergenerationelle Weitergabe
- Zusammenhänge zwischen familialer Gewalt und Delinquenz
- Risikofaktoren für die Entstehung von delinquentem Verhalten bei Kindern
- Das Fallbeispiel von Danny aus dem Pioneer House als Beispiel für die Auswirkungen von Misshandlungserfahrungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung betont die nachhaltigen Auswirkungen von Gewalt gegen Kinder und stellt fest, dass diese nicht nur ein Phänomen der heutigen Zeit ist, sondern eine lange Geschichte hat. Sie hebt die Bedeutung der frühen Erfahrungen für die spätere Entwicklung von Kindern hervor und diskutiert die möglichen Folgen von Gewalt, wie Sucht, Gewalt und Kriminalität. Dabei wird auf die Lerntheorie verwiesen, die erklärt, wie Verhaltensmuster von Generation zu Generation fortgesetzt werden können.
Begriffsklärung und Erscheinungsformen von familialer Gewalt gegen Kinder
Dieses Kapitel definiert den Begriff der familialen Gewalt gegen Kinder als psychische und/oder physische Schädigung, die Eltern ihren Kindern zufügen. Die Unterteilung in aktive und passive Gewaltanwendung wird erläutert, wobei die Übergänge zwischen diesen beiden Formen fließend sind.
Die Bindungstheorie
Das Kapitel stellt die Bindungstheorie vor und zeigt, wie frühkindliche Bindungserfahrungen die spätere Entwicklung von Kindern beeinflussen. Dabei wird auf die Bedeutung einer sicheren Bindung für die Selbstkontrolle und Beziehungen zu anderen Menschen hingewiesen. Der Fokus liegt auf der unsicheren Bindung, da diese für die spätere Entwicklung von Delinquenz bedeutsam sein kann.
Von Risikofaktoren für Gewalt zur Delinquenz
Dieses Kapitel thematisiert die Frage, warum erlebte Gewalt in ausführende Gewalt umschlagen kann. Es beleuchtet die Rolle von Risikofaktoren und die Entwicklung von Verhaltensmustern, die zur Delinquenz führen können.
Fallbeispiel: Danny aus dem Pioneer House
Der fünfte Teil stellt das Fallbeispiel von Danny aus dem Pioneer House vor und veranschaulicht die Ergebnisse der vorherigen Kapitel anhand dieses konkreten Falles.
Schlüsselwörter
Familiale Gewalt, Kindesmisshandlung, Bindungstheorie, unsichere Bindung, Risikofaktoren, Delinquenz, Sozialisation, Entwicklungspsychologie, Fallbeispiel.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Kathrin Mütze (Autor:in), 2009, Familiale Gewalt gegen Kinder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268533