Essen und Trinken sind grundlegende Bedürfnisse, die jeder Mensch befriedigen muss, um zu überleben. Das Grundbedürfnis, Nahrung zu sich zu nehmen, zwingt den Menschen jedoch lediglich dazu, sich Nahrung zu beschaffen. Zubereitung und Einnahme folgen jedoch nicht nur einem Trieb, sondern spiegeln neben physischen auch psychische, wirtschaftliche, politische sowie weitreichende soziale und gesamtgesellschaftliche Aspekte wieder. Im Gegensatz zu der triebhaften Nahrungsbeschaffung von Tieren bewertet, wählt und meidet der Mensch Lebensmittel. Diese Dimension lässt sich an Art und Zubereitung von Nahrung festmachen (vgl. Barlösius 2011: 48f.).
Die Ernährung bestimmt stark die Gesundheit und die Wahl eines Lebensmittels wird nicht zuletzt bestimmt durch das Einkommen. Aus diesem postulierten Zusammenhang zwischen Einkommen, Ernährung und Gesundheit drängt sich die Frage auf, ob sich in dieser Begriffstriade Distinktionsmerkmale nachweisen lassen und in welchem Kausalzusammenhang diese stehen.
Die Wahl der Ernährung ist begründet mit dem Geschmack, der die sozialen Distinktion zu Folge hat. Spricht man von Geschmack im alltäglich Sinne, beschränkt man sich all zu oft auf das simple Schmecken mit der Zunge. Meine Arbeit beschränkt sich jedoch auf den kulturellen und sozialen Geschmack, der anhand Pierre Bourdieus Theorie aus „Die feinen Unterschiede“ (1982) und „Die verborgenen Mechanismen der Macht“ (1992) erklärt werden soll. Zum differenzierten Verständnis von Geschmack und Distinktion wird hierzu der Habitus, Klassen, Geschmacksklassen, sowie die Kapitalsorten erläutert. Darauf aufbauend soll Ernährung als Distinktionsmerkmal veranschaulicht werden.
Im dritten Teil möchte ich das Ernährungsverhalten in relativer Armut in der Bundesrepublik darstellen und auf die gesundheitlichen Folgen eingehen. Der abschließende Teil soll den postulierten Zusammenhang anhand zwei gegenläufiger Hypothesen auf seine Kausalität untersuchen.
Tischsitten und Bräuche, sowie das Schmecken mit Zunge und Gaumen werden in dieser Arbeit vernachlässigt. Sie soll den Schwerpunkt auf die Ernährungsmerkmale und Defizite in der modernen ´Wohlstandsgesellschaft´ der Bundesrepublik Deutschland setzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Distinktion nach Bourdieu
- Der Habitus nach Bourdieu
- Soziale Klassen und Geschmacksklassen nach Bourdieu
- Das ökonomische, kulturelle und soziale Kapital nach Bourdieu
- Geschmack und Ernährung als Distinktionsmerkmale nach Bourdieu
- Das Ernährungsverhalten in relativer Armut und Folgen in der modernen ,Wohlstandsgesellschaft' Deutschland
- Ernährung in relativer Armut in der Bundesrepublik Deutschland
- Gesundheitliche Defizite als Folge des Ernährungsverhalten in relativer Armut
- Der Kausalzusammenhang zwischen geminderten Gesundheitschancen und Ernährung in relativer Armut in der Bundesrepublik Deutschland
- Kausationshypothese: Armut macht krank
- Selektionshypothese: Krankheit macht arm
- Bewertung des Kausalzusammenhangs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Ernährung, Armut und Gesundheitschancen in der modernen 'Wohlstandsgesellschaft' Deutschlands. Sie analysiert, inwieweit sich in diesem Zusammenhang Distinktionsmerkmale nach Pierre Bourdieu nachweisen lassen und welche kausalen Zusammenhänge bestehen.
- Distinktionsmerkmale nach Bourdieu, insbesondere Geschmack und Ernährung
- Ernährungsverhalten und Gesundheitliche Defizite in relativer Armut
- Der Kausalzusammenhang zwischen Armut und Krankheit
- Die Rolle des Habitus und sozialer Klassen in der Gestaltung von Lebensmitteln und Ernährung
- Die Bedeutung des ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals für die Ernährungspraktiken.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Zusammenhang zwischen Ernährung, Armut und Gesundheitschancen in der 'Wohlstandsgesellschaft' Deutschland dar. Sie betont die Bedeutung von Geschmack als Distinktionsmerkmal und erläutert den theoretischen Hintergrund der Arbeit anhand der Theorien von Pierre Bourdieu.
- Distinktion nach Bourdieu: Dieses Kapitel erläutert die Theorie von Pierre Bourdieu zur Distinktion. Es behandelt den Habitus, soziale Klassen und Geschmacksklassen sowie die verschiedenen Kapitalarten. Anschließend wird der Zusammenhang zwischen Geschmack und Ernährung als Distinktionsmerkmal diskutiert.
- Das Ernährungsverhalten in relativer Armut und Folgen in der modernen ,Wohlstandsgesellschaft' Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt das Ernährungsverhalten von Menschen in relativer Armut in Deutschland und die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen. Es analysiert die Rolle von Einkommen und sozialer Lage bei der Ernährungswahl.
- Der Kausalzusammenhang zwischen geminderten Gesundheitschancen und Ernährung in relativer Armut in der Bundesrepublik Deutschland: Dieses Kapitel untersucht den Kausalzusammenhang zwischen Armut und Krankheit. Es analysiert die beiden Hypothesen "Armut macht krank" und "Krankheit macht arm" und bewertet die jeweiligen Argumente.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Armut, Ernährung, Gesundheit, Distinktion, Habitus, soziale Klassen, Geschmacksklassen, Kapital (ökonomisch, kulturell, sozial), Ernährungspraktiken, Kausalität, Wohlstandsgesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Yuna F. Janzen (Autor:in), 2013, Armut, Ernährung und Gesundheitschancen als Distinktionsmerkmale, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268773