Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle (PSBB)
2.1 Versorgungsvertrag und Haltung der PSBB
2.2 Das Suchthilfesystem
2.3 Mitarbeiter der PSBB
2.4 Aufgaben der PSBB
2.5 Auswertung der Tätigkeit 2012
2.6 Grundsätze der Arbeit
2.7 Beratungsverlauf
3. Darstellung des eigenen Tätigkeitsbereiches
3.1 Begleitendes Wohnen für suchtkranke Männer in Jenkwitz
3.2 Gruppenprojekte 12
3.2.1 Infogruppe Alkohol
3.2.2 Nachsorgegruppe Alkohol
3.2.3 BASIC als kurzer Einblick
3.3 Externe Suchtberatung in der JVA Bautzen
3.4 Diagnostik
3.5 Therapiefahrten
4. Umgang mit Menschen mit Suchtproblemen
4.1 Konzept der motivierenden Gesprächsführung
4.2 Auswahl der Datenerhebungsmethode
4.3 Falldarstellung
4.3.1 Herr Milanek
4.3.2 Herr Snopp
4.4 Auswertung der Interviews
4.4.1 Darstellung des Auswertungsablaufes
4.4.2 Zusammenfassung der Auswertung
4.4.2.1 Herr Milanek
4.4.2.2 Herr Snopp
5. Entwicklung professioneller Identität
5.1 Erwartungen und Vorstellungen vor dem Berufspraktikum
5.2 Erfahrungen und Erkenntnisse im Berufspraktikum
5.3 Schlusswort
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Im vorliegenden Praxisbericht werde ich zum einen meine Erfahrungen, die ich während des Berufspraktikums gesammelt habe, einfließen lassen und zum anderen werde ich versuchen, die Arbeit und die damit verbundenen Aufgaben in einer PSBB zu verdeutlichen. Ich werde meine Praxisexploration damit beginnen, die Institution zu beschreiben und einen Überblick über die PSBB zu verschaffen. Meine genauen Aufgaben, Tätigkeiten, Erfahrungen, Methoden, Kompetenzen und persönlichen Erkenntnisse, die ich während meines Praktikums in der PSBB in den verschiedenen Einsatzbereichen ausgeübt bzw. gesammelt habe, werde ich unter Punkt drei ausführlich darstellen. Im vierten Teil werde ich mich mit dem Konzept der Motivierenden Gesprächsführung auseinandersetzen und diese anhand zwei durchgeführter Interviews anwenden und exemplarisch auswerten. Zum Schluss werde ich mich mit der Entwicklung meiner professionellen Rolle während des Berufspraktikums beschäftigen.
2. Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle (PSBB)
2.1 Versorgungsvertrag und Haltung der PSBB
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein anerkannter Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege mit einer langen Tradition. Nähere Informationen zur Ge- schichte der AWO können unter der Website nachgelesen werden (siehe AWO 2008). Im Folgenden werde ich explizit auf den Versorgungsvertrag des AWO Kreisverbandes Bautzen e.V. eingehen und anschließend die Haltung der Psychosozialen Suchtberatungsstelle aufdecken. Die Gründungsversammlung des AWO Kreisverbandes Bautzen fand am 25. Oktober 1990 statt. Gründungs- vorsitzender war der Bautzener Ingenieur Werner Mieth. Sukzessive baute der Kreisverband diverse soziale Dienstleistungen auf. Als Erstes wurde 1992 die Suchtberatung im Landkreis übernommen, danach folgte die Trägerschafts- übernahme für Kindertagesstätten in Bautzen und Radibor. Mittlerweile sind im Kreisverband in zwei Ortsvereinen 334 Mitglieder eingetragen, dazu 289 hauptamtliche und ein paar Dutzend ehrenamtliche Mitarbeiter. Der Tätigkeitsbereich erstreckt sich auf das Gebiet des Landkreises Bautzen vor dem 01.08.2008. Seit der Kreisgebietsreform gibt es im Landkreis Bautzen noch den AWO Kreisverband Lausitz e.V. und den AWO Regionalverband Radebergerland e.V. Die Arbeiterwohlfahrt arbeitet in den Städten und Gemeinden des Landkreises gemeinsam mit diesen und den anderen Sozialverbänden an einem Netz sozialer Hilfs- und Dienstleistungsangebote mit (vgl. AWO 2008). Die PSBB, als Teilsektor Suchtkrankenhilfe, ist innerhalb dieses Verbandes ein fachlich eigenständiger Bereich und befindet sich seit 1992 unter Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt des Kreisverbandes Bautzen e.V. Der AWO - Kreisverband Bautzen e.V. ist ein freier Träger und es handelt sich dabei um einen gemeinnützigen eingetragenen Verein (e.V.). Zu den anderen sozialen Sektoren des Vereins gehören Kindertagesstätten, Hilfen zur Erziehung und die Altenhilfe. Die PSBB als Form der ambulanten Hilfe, steht in der Beratungs- und Betreuungspflicht für den gesamten Landkreis Bautzen und hat zum Ziel, Suchtgefährdete und –kranke sowie deren Angehörige möglichst frühzeitig in das Suchthilfesystem einzubinden. Die Mitarbeiter beraten in den Bereichen Alkohol, illegale Drogen, pathologisches Spielen, problematischer Medikamentenkonsum sowie Essstörungen. Zusätzlich werden Kurse im Rahmen der Primärprävention angeboten: Programm zur Raucherentwöhnung, Abnehmen mit Vernunft und Programm zur Stressbewältigung.
2.2 Das Suchthilfesystem
Das Suchthilfesystem zeigt den möglichen Werdegang von suchtkranken Menschen mit ihren Behandlungsstationen auf dem Weg zur Abstinenz. Dabei steht die PSBB als Ansprechpartner für Klienten zur Vorbereitung und Vermittlung zur Verfügung. Die Behandlung beginnt bei der Entgiftung und endet bei der Entwöhnung. Die Behandlungsstationen können stationär/ambulant und von Länge der Behandlung, je nach Fall und individuellen Ziel des Betroffenen, unterschiedlich ausfallen. Als weiteres ist in dem Schema zu sehen, welcher Kostenträger für die Kostenübernahme während der Behandlung des Klienten jeweils zuständig ist.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich ein reibungsloser Prozess aufgrund von Rückfällen und vorzeitig abgebrochener Behandlung als sehr schwierig gestalten kann.
2.3 Mitarbeiter der PSBB
In der PSBB sind alle Berufsgruppen vertreten, die eine sozialtherapeutische und sozialpädagogische Ausbildung absolviert haben. Dazu gehören Diplom- psychologen, Diplom-Sozialwirt, Diplom-Sozialarbeiter/-pädagogen mit dem Zusatzqualifikationen Sozialtherapeut Sucht (verhaltenstherapeutisch orientiert) und Systematischer Familientherapeut. Die therapeutische Leiterin der PSBB ist Jana Stahn als Diplom-Psychologin. Das Sekretariat wird von Nicole Rösler (Verwaltungsfachangestellte) geführt. Die Angebote der PSBB sind auf alle anderen Mitarbeiter systematisch zugeteilt. Das Team der PSBB ist aktuell voll besetzt und es bestehen keine personellen Veränderungen sowie arbeitsbedingten Ausfälle.
2.4 Aufgaben der PSBB
Im Umgang mit Menschen mit Suchtproblemen wird durch die PSBB eine ambulante Beratung und Betreuung von Suchtkranken, Suchtgefährdeten, deren Angehörigen und Bezugspersonen sowie anderen Ratsuchenden zur Verfügung gestellt. Eine weitere Aufgabe ist die Vorbereitung und Vermittlung der Betroffenen in ambulante und/oder stationäre Therapie. Weiter werden Suchtkranke auch während einer stationären Behandlung begleitet. Nach der stationären Behandlung findet eine ambulante Nachbetreuung und Nachsorge der Klienten statt. Zur weiteren Versorgung gehören aufsuchende und nachgehende Sozialarbeit, Kriseninterventionen, Beratung von ehrenamtlichen Helfern und Selbsthilfegruppen, Suchtprävention, eine psychosoziale Begleitung bei Substitution und Kliniksprechstunden. Als Nächstes ist die Wahrnehmung von zusätzlichen Aufgaben im Gemeindeverbund zu nennen. Das sind das Begleitete Wohnen für suchtkranke Männer in Jenkwitz, Kleinstwohnungen mit ambulanter Betreuung in der Trägerschaft der AWO – Bautzen sowie den Tagestreff in Bautzen und Bischofswerda. Als letzter Komplexbereich steht die Kooperation mit verschiedenen Netzwerken zur Debatte. Darunter zählt die Zusammenarbeit mit Krankenhäuser, Suchtfachkliniken, Reha-Einrichtungen, niedergelassene Ärzte, Kostenträger (Rentenversicherungen, Krankenkassen), Sächsisches Landesstelle gegen die Suchtgefahren, Staatsanwaltschaft, Stadtverwaltung, Wohnungslosenhilfe, gesetzlich bestellte Betreuer, Jugendamt, Gesundheitsamt, Einrichtungen der Jugendhilfe, Betriebe, Ausbildungsstätten, Schulen, Straßenverkehrsbehörde, TÜV und DEKRA sowie weitere Beratungsdienste wie Schuldnerberatung und Integrationsfachdienst (vgl. Rudolph 2009).
2.5 Auswertung der Tätigkeit 2012
Im Jahr 2012 wurden in der PSBB des AWO Kreisverbandes Bautzen e.V. insgesamt 1.037 Klienten betreut. Die JVA Bautzen und Görlitz sind als Externe Suchtberatung in der Statistik nicht mit berücksichtigt. Die Klientel setzt sich zusammen aus 783 Betroffenen, 254 Angehörige und Bezugspersonen sowie 197 Einmal-Klienten. Die Einmal-Klienten sind nochmals in 52 Betroffene und 145 Angehörige strukturiert. Im folgenden Diagramm wird dargestellt, wie sich der Substanzgebrauch auf die Betroffenen exemplarisch verteilt (Jahresbericht 2012).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Substanzgebrauch 2012 Außerdem wurden aus dem Beratungsverlauf Anträge auf 83 Regelbehandlungen und 10 stationäre Entwöhnungsbehandlungen gestellt.
2.6 Grundsätze der Arbeit
Für die PSBB Bautzen und deren Mitarbeiter gelten Arbeitsprinzipien, die sich vorwiegend auf die direkte Arbeit mit den Klientinnen und Klienten beziehen (vgl. Rudolph 2009). Es gibt folgende Grundsätze:
- Freiwilligkeit
- Hilfe zur Selbsthilfe (So viel Hilfe und Eigeninitiative wie möglich, so viel fachliche Hilfe wie nötig)
- Vertraulichkeit (Unabhängigkeit gegenüber Institutionen)
- Schweigepflicht gegenüber Dritten (§ 203 StGB)
- Klientenzentrierter Ansatz (Der Berater ist emphatisch, akzeptierend und echt.)
- Psychosozialer Ansatz (Einbindung der Angehörigen und des sozialen
Umfeldes)
- Ganzheitlicher Ansatz (Berücksichtigung der psychischen, physischen, sozialen Gesichtspunkte der Suchtentstehung; Einbeziehung von Fragen der Sinn- und Weltorientierung)
Diese Grundsätze sichern den zu beratenden Menschen den unbedingt erforderlichen Vertrauensschutz zu und bilden eine grundlegende Voraussetzung für die Erbringung der Beratungsleistung.
2.7 Beratungsverlauf
Fallbeispiel: Die Beratung findet in den Räumen der PSBB Bautzen statt. Der Klient hat eine Suchtproblematik und erscheint zur offenen Sprechstunde auf freiwilliger Basis.
Eine typische Beratung beginnt mit einen Erstgespräch. Es dient dem gegenseitigen Kennenlernen und der Konkretisierung des Beratungsbedarfs in Bezug auf das Suchtproblem des Klienten. Nach Aufbau eines Vertrauensverhältnisses wird die Problemsituation vom Therapeuten/innen erfasst und in darauffolgenden Gesprächen eine Diagnose erstellt, um das Problemverhalten und dessen Hintergründe zu deuten. Danach kann dann der Therapeut die Lösungsschritte planen, um den Klienten weiterführende Maßnahmen zu empfehlen. Die Beratungsergebnisse werden dokumentiert, damit der Therapeut die Ergebnisse überprüfen kann und ggf. alternative Lösungswege erproben kann. Die Therapeuten/innen sind spezialisiert für den Suchtbereich und nehmen an fort- und Weiterbildungsmaßnahmen teil. Die Inhalte der Beratung werden durch individuelle Lebenssituation des Klienten bestimmt. Die Arbeit mit dem Klienten wird als ein Prozess angesehen, der selten geradlinig verläuft. Die „Motivierende Gesprächsführung“ wird angewendet, ebenso wie andere (sucht-)therapeutische Techniken und Module sowie Erklärungsmodelle aus der Therapieforschung (vgl. Rudolph 2009).
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