Leseprobe
Inhaltsangabe
Einleitung
1. Gibt es eine „Höhere Intelligenz“?
1.1 Definitionen / Begriffserklärungen
1.2 Die interaktive Bedeutung von Intelligenz und Kreativität
1.3 Intelligentes Vorgehen auf dem Weg zum Erfolg
2. Bessere Entscheidungen durch „Lateral Thinking“
3. Techniken des lateralen Denkens (Lateral Thinking)
3.1 Problem-Verständnis
3.2 Ideen generieren (Lateral Thinking)
3.3 Ideen bewerten (Logik / Analyse)
3.4 Idee umsetzen (Entscheidung)
4. Coaching über den Dialog „auf Augenhöhe"
5. Zusammenfassung
Literatur- und Quellenverzeichnis
Mit Intelligenz „Upgrade“ zum Erfolg –
Bessere Entscheidungsfindung durch Lateral Thinking
Einleitung
Gibt es eine „höhere Intelligenz“ und ist diese trainierbar? Wenn dem so ist, wird mit einem Intelligenz „Upgrade“ der angestrebte Erfolg sicherer und nachhaltiger. „Lateral Thinking“ ist eine Methode (Technik) mit der die auf einfacher Logik basierende normale Intelligenz eine zusätzliche Dimension erfährt, welche sonst im Verborgenen bleibende Ergebnisse und Lösungen als Entscheidungsalternativen entdecken hilft. Ein wesentlicher Teil des „Lateral Thinking“ ist der grundsätzliche Anspruch, nicht nur streng logisch bei der Lösung von Problemen vorzugehen, sondern auch kreativ nach Lösungen zu suchen. Kreatives Denken ist erlernbar und befähigt Menschen ihre gegebenen natürlichen Fähigkeiten zu stärken. Dies stimuliert und verbessert das Kreativitätspotential und Innovationskraft und führt damit zu erhöhter Produktivität und unternehmerischem wie auch persönlichem Erfolg.
Gibt es eine „Höhere Intelligenz“?
„Im Nachhinein ist jede gute Idee logisch, aber um dorthin zu gelangen, muss man die Denkrichtung ändern“ (Edward de Bono)[1]. Diese Erkenntnis verdeutlicht, dass mit einfacher Logik selten kreative, tragfähige und erfolgversprechende Ideen und Ergebnisse hervorgebracht werden können. Vielmehr schränkt der systematische Weg des vertikalen Denkens Denkvorgänge ein und erlaubt nur Ergebnisse, die von anderen über die Logik ebenso entwickelt werden können und somit austauschbar sind. Einzigartigkeit oder „Uniqueness“ zu produzieren, erfordert jedoch mehr als nur Logik.[2]
Definitionen / Begriffserklärungen
Edward de Bono (britischer Mediziner und Kognitionswissenschaftler) gilt als der Urheber des Begriffs „laterales Denken“ (Lateral Thinking) und hat nach Joy Paul Guilford (Persönlichkeits- und Intelligenzforscher)[3] die Erforschung der Logik und Kreativität wesentlich geprägt.
Während Guilford zwischen divergentem und konvergentem Denken unterscheidet, spricht de Bono ganz bewusst von einem kreativen und konventionellen Denkstil.
Konventioneller Denkstil basiert auf dem vertikalen Denken oder konvergentem Denken, was als „einfache“ Intelligenz (Logik) beschrieben werden kann. Da das konvergente Denken als gewöhnliches, lineares und streng-rational-logisches Denken sehr stark einengt und alternative Denkweisen nicht oder kaum zulässt, verhindert dieses auch das in Gang Kommen eines kreativen Prozesses. Infolge der der Logik inhärenten Blockade bleiben originelle neue Ideen unentdeckt und begrenzen die angestrebten Ergebnisse in Qualität und Originalität und damit auch die Chancen auf Erfolg.
Die offene Herangehensweise des spielerischen (lateralen) oder divergenten Denkens vermeidet die durch die einfache Logik hervorgerufenen einschränkenden Bedingungen. Sie ist bewusst unsystematisch und gleichzeitig „experimentierfreudig“. Beide Begriffspaare sowohl von de Bono als auch Guilford „laterales/divergentes Denken“ vs. „vertikales/konvergentes Denken“ sind sich sehr ähnlich, weshalb sie meist gleichbedeutend eingesetzt werden.
Während allerdings bei divergentem Denken nach Guilford eine oder mehrere alternative Lösungen zur Bewältigung eines Problems unter Vermeidung der einengenden Logik entwickelt und herbeigeführt werden, erlaubt das laterale Denken nach Edward de Bono durchaus die Anwendung von Logik in den jeweiligen Denkschienen/-richtungen. Durch alternative Betrachtungsweisen beruhen diese auf einem völlig neuen andersartigen Ausgangspunkt. Infolge des jederzeit gewollten „links“ und „rechts“ Denkens (Querdenken) ist der Ausbruch aus einer scheinbaren Systematik innerhalb einer Denkschiene institutionalisiert und wird aktiv vollzogen, sofern die Eröffnung einer neuen differenzierenden Denkschiene (parallel) sinnvoll erscheint. Damit trägt de Bono in seiner Herangehensweise bereits der Erkenntnis Rechnung, dass divergentes und konvergentes Denken nach Guilford als komplementär zu verstehen sind. Beide Denkstile ergänzen sich, sind aber in der Vorgehensweise nach Guilford nicht gleichzeitig ausführbar.[4]
Oft führen bei Denkprozessen sogenannte Wahrnehmungsverzerrungen (kognitiver Bias) zu einer falschen Gewichtung einzelner (Teil-) Ergebnisse, was dann mögliche Fehlentscheidungen hinsichtlich der angestrebten Lösung zur Folge haben kann. Dieser kognitive Bias tritt bei lateralem oder divergentem Denken eher ein, als bei dem streng vertikalen bzw. konvergenten Denken. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, der Komplementarität beider Denkweisen Rechnung zu tragen und diese im Sinne einer Entscheidungskontrolle mit dem Ergebnis des vertikalen oder konvergenten Denkens zu vergleichen und gegebenenfalls zur finalen Bewertung und Entscheidungsfindung nochmals zu überdenken.
Einfache Logik:
- Konvergentes Denken
- Vertikales Denken
Höhere Intelligenz:
- Divergentes Denken
- Laterales Denken (Lateral Thinking)
1.2 Die interaktive Bedeutung von Intelligenz und Kreativität
Laterales Denken stellt in Ergänzung der auf der herkömmlichen Logik (vertikales Denken) basierenden „einfachen“ Intelligenz eine grundlegende Voraussetzung zur Erlangung der „Höhere Intelligenz“ dar.
Durch die geforderte höhere geistige Beweglichkeit wird ein Problem unter vielen verschiedenartigen Gesichtspunkten erörtert. Die dadurch entstehenden Erkenntnisse provozieren verschiedene neue, bisher nicht erkannte und/oder berücksichtigte Sichtweisen, welche oft völlig neue oder undenkbar scheinende Wege als Möglichkeit zu einer richtigen oder wenigstens besseren Lösung aufzeigen.
Genies aus Vergangenheit und Gegenwart (Leonardo da Vinci, Mozart, etc.) wird zusätzlich zu ihrer herausragenden und in aller Welt bekannten Kreativität auch eine hohe Intelligenz bescheinigt. „Kreativität“ beschreibt man mit der Fähigkeit, neuartige auch einzigartige und wertvolle Ideen zu produzieren. Im Gegensatz hierzu ist „Intelligenz“ die Fähigkeit, Probleme zu lösen, Wissen anzueignen und durch Erfahrungen zu ergänzen, sowie unter Einsatz dieses Leistungsvermögens sich jederzeit veränderten oder neuen Situationen anpassen und auf diese einwirken zu können[5]. Diese Unterscheidung macht deutlich, dass die Ergänzung der gewöhnlichen „einfachen“ Intelligenz durch „Kreativität“ zur sogenannten „Höheren“ Intelligenz führt.[6]
Untersuchungen über den Zusammenhang von Intelligenz und Kreativität haben jedoch gezeigt, dass eine positive Korrelation lediglich bis zu einem Intelligenzquotienten (IQ) von 120 festzustellen ist.[7] So wurde festgestellt, dass die Intelligenz (auf Basis herkömmlicher Intelligenztests) von als außerordentlich kreativ wahrgenommenen und bekannten Künstlern (auch Architekten, Wissenschaftler, Ingenieure) nicht höher ausgeprägt ist, als die ihrer jeweils vergleichbaren Kollegen. Nach heutigem Wissenstand ist man der Meinung, dass Kreativität von mehreren Faktoren beeinflusst wird, zu denen die Intelligenz lediglich positiv beiträgt, nicht aber allein ausschlaggebend ist.
Der bereits erwähnte „kognitive Bias“ (Wahrnehmungsverzerrung) behindert zwar nicht die Kreativität, kann aber zu einer Beeinträchtigung der Qualität der entwickelten Lösungsansätze führen. Shelley Carson[8] widmet sich der Kreativitätsforschung an der Harvard University. In Ihren Studien stellte sie fest, dass das Ausmaß der kognitiven Reiz-Filterung (latente Hemmung) des Gehirns kreative Leistungen beeinflusst. Reine Logiker als nicht-kreative Menschen lassen sich infolge der kognitiven Reiz-Filterung stärker in ihrem Denken hemmen bzw. eingrenzend beeinflussen als Kreative. Die Offenheit Kreativer gegenüber Sinneseindrücken führt zu einer leichteren Ablenkung des Denkvorgangs. Als Folge hieraus verarbeiten sie offensichtlich mehr Informationen, was durch die Durchbrechung der systematischen Vorgehensweise zu neuen originellen aber auch durchaus intelligenten Gedanken und Lösungen führt. Die schwach ausgeprägte latente Hemmung bei Kreativen im Zusammenspiel mit einem hohen Intelligenzquotienten führen zu besonders hoher Kreativität. Der Grund hierfür ist, dass infolge der gering ausgeprägten kognitiven Reiz-Filterung (Latente Hemmung) eine Fülle an zusätzlichen Informationen aufgenommen werden, welche durch die Einengung im logischen Prozess unberücksichtigt oder gar unerkannt blieben. Ein hoher IQ (Intelligenzquotient) schließlich sorgt für eine differenziertere Bewertung von relevanten und nicht-relevanten Informationen.
[...]
[1] de Bono, Edward: Das spielerische Denken (The Use of Lateral Thinking), Reinbek bei Hamburg, Oktober 1972
[2] vgl. hierzu auch de Bono, Edward, Intelligence Is Not Enough, Orpen Press 2012
[3] Guilford Joy Paul: The Nature of Human Intelligence, McCraw-Hill Education, New York 1968
vgl. hierzu auch Brocke, B.: Intelligenz – Struktur und Prozess. In: W. Sarges (Hrsg.), Management-Diagnostik
(3. Aufl.; S. 225-232), Göttingen: Hogrefe, 2000
[4] de Bono, Edward: Das spielerische Denken (The Use of Lateral Thinking), S 13, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg,
Oktober 1972;
vgl. hierzu auch Kreativitätstechniken.info, 2011, aufgerufen am 07.05.2013
[5] vgl. hierzu Kreativitätstechniken.info, 2011, aufgerufen am 07.05.2013
[6] vgl. hierzu auch Zinke, Jörg F., Welcome To Lateral Intelligence“, lateralintelligence.wordpress.com, 2011
[7] vgl. hierzu Kreativitätstechniken.info, 2011, aufgerufen am 07.05.2013
[8] Carson, Shelley: Your Creativ Brain. Harvard University, Cambridge 2010