Zusammenschlüsse genossenschaftlich organisierter Kleinbanken: „Weiche Faktoren“


Projektarbeit, 2013

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Abkürzungsverzeichnis

2. Gender-Erklärung

3. Einleitung
3.1. Ausgangslage
3.2. Aufbau und Hintergrund

4. Allgemeine Bedeutung von Fusionen und Übernahmen
4.1. Formen von Fusionen und Übernahmen
Fusionen
4.2. Phasen von Fusionen
4.3. Motive für Unternehmenstransaktionen
4.4. Synergien und Kostenvorteile als Ziele bei Zusammenschlüssen

5. Abhängigkeit des Erfolgs der Fusion von „weichen Faktoren“
5.1. Relevanz der „Weichen Faktoren“
5.2. Potentielle Unzufriedenheit seitens der Mitarbeiter
5.3. Das Verhalten der Mitarbeiter bei Informationsasymmetrien

6. Mitarbeitermotivation und –information am Beispiel fusionierender Kleinbanken

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis

9. Abbildungsverzeichnis

1. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Gender-Erklärung

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Diplomarbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

3. Einleitung

3.1. Ausgangslage

Mergers und Acquisitions sind fixe Bestandteile des Wirtschaftsgeschehens der heutigen Zeit. Karl Marx erkannte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Tendenz zur Unternehmenskonzentration. Heute kann beobachtet werden, dass Fusionen und Übernahmen zwar parallel zur Konjunktur schwanken, der langfristige Trend jedoch einen ungebrochenen Anstieg an Transaktionen zeigt (vgl. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, M & A Reports 2012: 1f.).

Der Finanzdienstleistungssektor ist eine hiervon besonders stark betroffene Branche. In Österreich ist die Situation laut Auskunft von Oberrevisor Erwin Schatz (Raiffeisenverband Steiermark) die Folgende: 1999 gab es in Österreich ca. 1000 Banken. Diese Zahl hat sich laut Herrn Schatz bis heute auf unter 800 reduziert. Hierzulande ist allerdings erst der Beginn einer großen Fusionswelle im Bankensektor zu sehen. Österreich ist nach wie vor „overbanked“. Die Institute müssten laut Franz R. Hahn (WIFO Bankenexperte) Unternehmensgrößen erreichen, die ihnen ein effizientes Geschäftsmodell ermöglichen. Ein solches spricht Hahn zum Beispiel der Kärntner Hypo Alpe Adria derzeit gänzlich ab, deren Schließung er im Interview mit der Kleinen Zeitung vom 27.12.2012 empfiehlt (vgl. Interview mit Franz R. Hahn in: Kleine Zeitung 2012: 10).

Die vorliegende Projektarbeit orientiert sich am praktischen Beispiel der Fusion des Arbeitgebers des Autors, der Raiffeisenbank Nestelbach-St.Marein-Laßnitzhöhe eGen, mit der Raiffeisenbank Eggersdorf bei Graz eGen. Beide Banken sind kleine, regional tätige Institute im „Speckgürtel“ östlich von Graz. Die Bilanzsummen der Banken betragen jeweils ca. € 140 Mio.. Das anrechenbare Eigenkapital beider Institute übersteigt in Anbetracht der risikorelevanten Aktiva das gesetzliche Erfordernis derzeit klar (Nestelbach-St.Marein-Laßnitzhöhe ca. € 26 Mio., Eggersdorf ca. € 17 Mio. anrechenbare Eigenmittel). Die Position des Autors im Unternehmen, in dem dieser seit September 2010 tätig ist, ist sehr vielfältig angelegt. Neben der vorrangigen Privatkundenbetreuung ist der Autor für Öffentlichkeitsarbeit, Vertriebsaktivitäten und Eventmanagement für die Gesamtbank hauptverantwortlich, (wenn die Zielgruppe unter 28 Jahren angesprochen wird ‚Raiffeisen-Club‘). Seit Beginn der Pre-Merger-Phase ist der Autor außerdem Projektleiter eines Integrationsteams, das sich im Rahmen der Fusion mit der nahtlosen Zusammenführung der Bereiche „Kassenführung“ und „Geldlogistik“ beschäftigt.

3.2. Aufbau und Hintergrund

In den überwiegenden Fällen sind bei Fusionen und Übernahmen (‚Mergers and Acquisitions‘, ‚M&A‘s‘) die Mitarbeiter der Unternehmen in ihren täglichen Arbeitsroutinen von den unmittelbar anstehenden Veränderungen betroffen. Aus diesem Grund befasst sich die vorliegende Arbeit unter anderem mit den Auswirkungen von M&A‘s auf das Verhalten der Arbeiter und Angestellten. Zu Beginn und als Grundlage für den Rest der Arbeit wird auf die Begriffe „Fusion“ und „Übernahme“ sowie die dahinterstehenden Motive kurz eingegangen.

Was wird unter „Fusion“ (Merger) und „Übernahme“ (Acquisition) verstanden? Eine Fusion ist ein Zusammenschluss zweier Unternehmen. Sie verschmelzen miteinander. Mindestens eines der Unternehmen erlischt aus dem Firmenbuch (Österreich) und gibt seine Selbstständigkeit gänzlich auf. In manchen Fällen wird ein neues Unternehmen mit den Ressourcen der sich zusammenschließenden Betriebe gegründet.

Die Acquisition oder Übernahme kann durch Erlangen der Aktienmehrheit beziehungsweise durch den Kauf des Betriebes geschehen. Da in diesen Fällen das Eigentum eines Betriebes auf ein anderes Unternehmen übergeht, übernimmt der Akquisiteur die Kontrolle nach den marktwirtschaftlichen Regeln der Autonomie und des Eigentums (vgl. Fneske, M.; et al. 2005: 2).

Welche sind die Hauptmotive einer Fusion? Der Entschluss zur Fusion kann aus verschiedenen Gründen erfolgen. Eine der häufigsten Ursachen ist die Erhaltung oder Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit, um eventuell Skaleneffekte und damit eine Fixkostendegression zu erreichen. Allerdings entstehen ‚Fusionsfantasien‘ nicht immer nur aus ökonomischen Überlegungen. In der einschlägigen Literatur ist unbestritten, dass der Hintergrund von Zusammenschlüssen neben ‚echten‘ wirtschaftlichen Vorteilen oft auf persönliche Lebensträume und Machtgelüste der Manager zurückzuführen ist. Dieser Meinung sind unter anderem die Autoren Andreas Thiel und Pasquale Totaro (vgl. Kleinert, J.; Klodt, H.: Megafusionen. 2000: 5)

Welche Besonderheiten ergeben sich im Rahmen einer Fusion bei genossenschaftlich organisierten Kleinbanken? Der Wettbewerb ist unter den österreichischen Banken sehr hart. Die Meinung vieler Experten wie zum Beispiel Andreas Treichl (vgl. ORF News vom 29.2.2012: „Schwache Banken pleitegehen lassen“, Online im Internet: http://news.orf.at/stories/2107582/2107601/) deckt sich mit der Erfahrung des Autors und der Stimmung in der Bank in welcher er beschäftigt ist: Durch die zahlreichen staatlichen Bankenrettungen (Hypo, ÖVAG, Kommunalkredit) wurde die Selbstregulierung des Marktes grob gestört. Insgesamt haben die 3 notverstaatlichten Institute, seit der Pleite der Komunalkredit im Jahr 2008 mehr als 5 Mrd. Euro an Staatshilfe erhalten um weiter Kundengelder auszahlen zu können. Die aktuellste Verstaatlichung betrifft die Österreichische Volksbanken AG welche 2012 abgeschlossen wurde. Außerdem wurde ein Haftungsrahmen in Höhe von 15 Mrd. Euro für staatliche Kapitalspritzen eingerichtet wovon 8,1 Mrd. Euro bis dato ausgenützt wurden. Diese Kapitalspritzen werden in Form von Partizipationskapital zur Verfügung gestellt. Die Charakteristik dieser Form der Außenfinanzierung ist, dass das Geld dem Unternehmen auf unbestimmte Zeit zur Verfügung steht indem kein Tilgungsdatum vereinbart wird. Der Kapitalnehmer kann selbst entscheiden ob und wann er das Partizipationskapital zurückbezahlt. Eigentumsrecht erwirbt der Kapitalgeber jedoch nicht. Damit ist diese Form des Kapitals zwischen Eigen- und Fremdkapital einzuordnen. Partizipationskapital zählt bei kapitalnehmenden Banken zu den anrechenbaren Eigenmitteln. Damit verbessern sich horizontale Kapitalstrukturen sowie Eigenmittelausstattungen nach Basel 3 Kriterien durch diese Form der Außenfinanzierung. Die Eingriffe der öffentlichen Hand bewirkten durch die nach wie vor hohe Zahl an Anbietern eine unnatürlich starke Marktmacht der Konsumenten, die sinkende Gewinnmargen durch Preisdruck mit sich bringt.

Kleine, regional agierende Kreditinstitute können die rückläufigen Margen in Kombination mit den Änderungen der aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen erst ab einer gewissen Größe und Eigenkapitalquote allein bewältigen. Die Baseler Bestimmungen schreiben vor, dass alle Kredite mit Eigenkapital hinterlegt werden müssen. Kleine Banken können somit, wenn überhaupt nur Kleinkredite vergeben und wären gegebenenfalls nach größeren Einzelwertberichtigungen absolut handlungsunfähig. Erschwerend kommt hinzu, dass österreichische Banken im Gegensatz zu deutschen Instituten Kredite seit jeher variabel verzinsen, meist gebunden an einen Euribor- oder Mischindikator mit einem fixen Aufschlag zum Großteil mit Ersteinlagen finanziert. (Aus der einschlägigen Literatur wie auch den Skripten der Hamburger Fern-Hochschule im Modul „Betriebliches Finanzmanagement“, Studienbriefe 11 und 13 geht klar hervor, dass in Deutschland Kredite an Verbraucher in der Regel über die gesamte Laufzeit fix verzinst werden. Das Kreditgeschäft in Österreich kennt der Autor aus beruflicher Erfahrung.) Durch das historisch tiefe Zinsniveau bleiben erhoffte Erträge aus bestehenden Kreditverträgen aus. Die Einlagen wurden in der Vergangenheit meist, je nach Laufzeit, mit einem gewissen Abschlag analog zu einem Euribor- Zinssatz entgegengenommen, derzeit ist ein Abschlag aufgrund der Konkurrenzsituation am Markt nicht durchzusetzen. In Deutschland hingegen ist es üblich, an private Kreditnehmer fix verzinste Ausleihungen zu vergeben. Grundsätzlich würde dies ein erhöhtes Zinsänderungsrisiko mit sich bringen, da bei Einlagen kurze Zinssatzbindungen vereinbart werden. Allerdings refinanzieren die deutschen Institute den Großteil mit passenden Laufzeitbändern günstig am freien Markt, somit ist es nicht notwendig, teure Absicherungsinstrumente wie Zinsswaps oder Optionen zu handeln bzw. Tauschpartner für die Derivate zu suchen. Die überschüssigen Spareinlagen werden gewinnbringend angelegt. Für deutsche Banken ist es somit viel einfacher, die Ertragslage der nächsten Jahre abzuschätzen, da die Margen grundsätzlich konstant bleiben.

Aufgrund der schlechten Ertragslage im Kerngeschäft müssen Wege gefunden werden, um trotzdem profitabel wirtschaften zu können. Bei Fusionen und Übernahmen sind demnach wertsteigernde Motive durch Kostenreduktion meist die wichtigsten Ziele (vgl.: Fneske, M. et al. 2005: 3). Dies trifft m.E. auch im vorliegenden Fall der Fusion des Arbeitgebers des Autors mit einer benachbarten Regionalbank zu. Aufgrund des Zusammenschlusses ergibt sich ein beträchtliches Potential zur Kosteneinsparung. Das strategische Ziel der neuen gemeinsamen Bank besteht darin, dem Kundenpotential einen Mehrwert gegenüber Konzernbanken zu einem Preis anzubieten, den der Großteil der Konsumenten im Einzugsgebiet zu zahlen bereit ist. Durch die Fusion können Kosten gesenkt und Spezialisierungen durch Kompetenzzentren und Spezialabteilungen vorgenommen werden. In Kombination mit einem hohen Ausbildungsstand der Mitarbeiter sowie passenden Personalentwicklungsmaßnahmen wird versucht eine Erhöhung des Kundennutzens sicherzustellen.

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Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Zusammenschlüsse genossenschaftlich organisierter Kleinbanken: „Weiche Faktoren“
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Veranstaltung
Projektarbeit im Hauptpraktikum
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
29
Katalognummer
V269129
ISBN (eBook)
9783656601777
ISBN (Buch)
9783656601753
Dateigröße
741 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fusionen Übernahmen, M&A, Mergers, Acquisitions, Genossenschaftsbanken, Kleinbanken, Bankfusionen, Raiffeisensektor, Integration
Arbeit zitieren
Sebastian Leopold (Autor:in), 2013, Zusammenschlüsse genossenschaftlich organisierter Kleinbanken: „Weiche Faktoren“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269129

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