Ludwig Tiecks Romantisches Kunstmärchen „Der blonde Eckbert“ erschien erstmals 1797 in der Sammlung mit dem Titel „Volksmärchen“.
Die vorliegende Arbeit analysiert die erzähltechnische Umsetzung.
Ludwig Tiecks Romantisches Kunstmärchen „Der blonde Eckbert“ erschien erstmals 1797 in der Sammlung mit dem Titel „Volksmärchen“.
Die erzählte Zeit, also die Dauer der erzählten Geschichte ist deutlich länger als die Zeit des Erzählens: vergehen in der Rahmenhandlung mehrere Monate, der Binnenhandlung sogar mehr als vier Jahre, benötigt der Leser schätzungsweise eine Lesestunde für die 23 Seiten. Folglich findet fast ausschließlich Zeitraffung statt. Die Vorgeschichte der eigentlichen Handlung, nämlich Eckberts und Berthas recht abgeschiedenes Leben im Harz und die enge Freundschaft zwischen Eckbert und Philipp Walther, wird kurz zusammengefasst. Auch Berthas Kindheit und das folgende Geschehen nach diesem Bericht wird in Zeitraffung erzählt („>So war ich ohngefähr vier Tage fortgewandert, als ich auf einen kleinen Fußstieg geriet<“ [S.="" 7];""> Oft ging die Alte aus, und kam erst am Abend zurück<“ [S.="" 11]),was auch an zeitlichen zuordnungen wie bald, nach einiger zeit, gegen abend, an einem morgen etc. erkennbar ist. eine zeitdehnung findet dagegen nur bei der für die romantik typischen naturbeschreibung statt: dem moment, in dem bertha auf ihrer fluch vor dem elternhaus der alten begegnet und mit ihr gemeinsam eine lichtung hinter dem wald betritt: „="">In das sanfteste Rot und Gold war alles verschmolzen, die Bäume standen mit ihren Wipfeln in der Abendröte und über den Feldern lag der entzückende Schein<“ [s. 9]. der augenblick wird in die länge gezogen, die zeit steht scheinbar still. zur erzählform, bei welcher zeitdeckung zu finden ist, sind die dialoge zu zählen, welche beispielsweise zwischen eckbert, bertha und walther statt finden („="">aber über unser Schwatzen< fing bertha wieder an,="">ist es schon tief Nacht geworden, - wir wollen uns schlafen legen<“ [s. 18]), aber auch das waldvogellied, welches in der fiktiven und tatsächlichen vortragsform gleich lang dauert:>Waldeinsamkeit, die mich erfreut, so morgen wie heut<“ [S. 10].
Das Märchen steigt an scheinbar beliebiger Stelle des Geschehens ein, der Verlauf der Erzählung beginnt „in media res“: mitten in der Freundschaft zwischen Eckbert und Walther. Er verläuft innerhalb des Einschubes von Berthas Geschichte chronologisch und setzt sich danach in der Rahmenhandlung ebenso zeitgemäß fort.
Die Spannung der Erzählung wird dabei an einigen wenigen Stellen durch die Prolepse gesteigert, in welcher der Autor eine Vorausdeutung über die Beschaffenheit des Geheimnisvollen abgibt und darauf vorgreift, dass der Vernunftmensch Eckbert seine Frau Bertha dazu bringen wird, Walther die Geschichte ihrer Kindheit zu erzählen: „Es gibt Stunden, in denen es den Menschen ängstigt, wenn er vor seinem Freunde ein Geheimnis haben soll“ [S. 3]
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- Arbeit zitieren
- Vivien Lindner (Autor:in), 2009, Erzähltechnische Analyse von Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269243