Führung als komplexes Phänomen

Eine zusammenfassende Betrachtung


Fachbuch, 2014

146 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Führung als Last und Lust
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Führung als Last
Führung als Lust
Last und Lust als Triebfeder
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Führung im Spannungsfeld
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Spannungsfelder
Erfordernis der individuellen Positionierung
Antwort als bedenkenswertes Angebot
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Glaube, Sinn, Gerechtigkeit
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Glaube als tragendes Fundament
Sinn als Erfüllung gebendes Element
Gerechtigkeit als friedensbewahrende Notwendigkeit
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Wandel, sozialer Bezug, Umwelt
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Wandel, Entwicklung, Entfaltung
Mensch, Mitmensch, sozialer Bezug
Individuum, Umwelt, Verantwortung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Qualifikation, Krise, Neupositionierung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Qualifikation
Krise
Neupositionierung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Organisation als Hilfe und Fluch
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Organisation aus grundsätzlicher Sicht.
Organisation aus individueller und gesell-
schaftlicher Sicht
Praktische Beispiele zur Orientierung und
Abschreckung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Führung, Teilhabe, Verantwortung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Führung
Teilhabe und Inklusion
Verantwortung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Information und Kommunikation als Schlüssel
zum Mitmenschen
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Neue Möglichkeiten – neue Probleme
Chancen und Gefahren
Angemessener Umgang als Herausforderung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Führung als Dienst am Nächsten - zwischen Ignoranz,
Hingabe und Burnout
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Führung als Dienst am Nächsten
Führung, Ignoranz und Hingabe
Führung und Burnout
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Führung in Sozialwirtschaft und Non-Profit-Manage-
ment
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Besonderheiten im Wirtschaftszweig
Konsequenzen aus den Besonderheiten
Ansätze zur Umsetzung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Gesamtzusammenfassung

Anhang
Abbildungsverzeichnis
Fragen zur Selbstreflexion
Erziehungswissenschaft, die Wissenschaft von der Führung
und Entwicklung des Menschen
Anmerkungen zum pragmatischen Ansatz im Rahmen
des erziehungswissenschaftlichen Basiskonzeptes
Angaben über den Autor

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

Personalführung vollzieht sich in vielfältigen Spannungsfeldern. Sie basiert auf Grundüberzeugungen unter kontextgebundenen Herausforderungen und Rahmenbedingungen und für sie bedarf es einer umfas­sen­den Handlungs­kom­­pe­tenz, um innerhalb von Strukturen, Verfahrensabläufen und sonsti­gen Vor­gaben Erfolg zu begünstigen. Ohne Teilhabe und Verantwortungs­wahr­nehmung kann dies in heutiger Zeit nicht gelingen.

Damit wird ein weiter Bogen geschlagen, der Füh­rungs­kräfte zwangsläufig be­schäftigt und ihnen angesichts der atem­berau­ben­den Dyna­mik und der wech­sel­seitigen Überlagerung von Wand­lungs­pro­zes­sen, aber auch ange­sichts von Wissensexplosion und Globali­sie­rung un­wei­­ger­lich indi­vidu­el­le Ant­­­­worten ab­nö­tigt.

Die vorliegende Publikation unternimmt den Versuch, Anregungen zu geben und zu einer Klärung beizutragen. Sie fasst die Buchreihe „Grundfra­gen, Theoretische Überlegungen, Praktische Antworten“ zusammen und will da­mit der Orientierung dienen und Hilfestellung geben.

- Führung als Last und Lust konfrontiert uns mit einer grundlegenden Pro­blematik, die ihrerseits aber ein zwingendes Erfordernis von Entwicklung darstellt und insoweit geeignet erscheint, positive Auswirkungen zu zei­ti­gen. Sich in diesem Rah­men zu behaupten schafft insoweit Befriedigung und Zu­versicht.
- Führung im Spannungsfeld zeigt die Vielschichtigkeit der gegensätzlichen Orientierungen und Er­wartungen auf, in denen sich die jeweilige Füh­rungs­kraft glaub­würdig posi­tionieren muss um eine konstruktive und mög­lichst positive Wirkung zu entfal­ten.
- Bei Glaube, Sinn, Gerechtigkeit geht es um die individuelle Grund­ori­en­tie­rung der Führungskraft. Durch Bewusstwerdung der eigenen Über­zeu­gun­gen lässt sich ein reflektiertes, überzeugtes und überzeugendes Han­deln ge­währleisten, das den Stürmen der Zeit trotzen kann.
- Mit Wandel, sozialer Bezug, Umwelt wird die Führungskraft in die heutige Wirk­lichkeit gestellt. Sie hat gemeinsam mit anderen Antworten auf ak­tu­elle Herausforderungen zu geben, die von der Dynamik der Ver­än­de­run­gen über die sozialen Erfordernisse bis zur Absicherung der Überle­bens­vo­raussetzun­gen reichen.
- Qualifikation, Krise, Neupositionierung konfrontiert uns mit dem Lö­sungs­­konzept, das uns eine personale Entwicklung abfordert. Mit erhöh­tem Wis­sen und Können suchen wir Defizite auszugleichen und zu einem neuen Gleichgewicht der Kräfte zu finden.
- Die Auseinandersetzung mit Organisation als Hilfe und Fluch befasst sich schließ­lich mit dem betrieblichen Gefüge, innerhalb dessen wir Aktivität ent­falten und Einfluss ausüben können, um jenen notwendigen Aus­gleich her­bei zu führen.
- Schließlich verweist Führung, Teilhabe, Verantwortung darauf, dass nur im Zusammenwirken und nur bei Wahrnehmung von Verantwortung je­nes Ver­trauen erwächst, das uns langfristig Perspektiven eröffnet. Füh­rung, Teilha­be und Verantwortung sind insoweit aufeinander bezogene un­verzichtbare Erfolgsfaktoren.
- Information und Kommunikation als Schlüssel zum Mitmenschen rundet die vorgelagerten Ausführungen ab. In diesem Zusammenhang soll deut­lich werden, dass der Brückenschlag angesichts der wechselseitigen Ab­hängigkeit der Akteure gelingen muss.
- Mit Führung als Dienst am Nächsten – zwischen Ignoranz, Hingabe und Burnout wird bei Ausgrenzung der Ignoranz die Gratwanderung zwischen der Zuwendung zu den Bezugsperso­nen und der Wahrung der legitimen Eigeninteressen, sowie des eigenen phy­sischen und psychischen Wohlbe­findens beleuchtet.
- Führung in Sozialwirtschaft und Non-Profit-Management soll schließlich am Beispiel Be­sonderheiten und den an­ge­messe­nen Umgang mit diesen aufgreifen – nicht als ab­schließende Be­trach­tung, sondern als hilfreiche Anregung.

All Jenen, die durch Rat und Tat dieses Projekt unterstützt haben, danke ich an dieser Stelle sehr herzlich. Gerade der Dialog hat die Sinne geschärft und die Ausgewogenheit der Ausführungen befördert. Möge die Leserin und der Leser Gewinn aus den gemachten Ausführungen ziehen.

Fürth, im Frühjahr 2014

Prof. Dr. Alfons Maria Schmidt

Führung als Last und Lust

Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung

Führung ist Last und Lust zugleich. Sie fordert uns bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit, verschafft uns dafür aber auch Befriedi­gung und Wohl­befinden. Dieser Spagat bewahrt uns davor, dass wir uns in Selbstgenüg­samkeit bescheiden und Entwicklung verweigern. Er treibt uns voran und lässt uns neues entdecken und bestehende Chancen erkennen.

Sich mit Führung als Last und Lust auseinander zu setzen, erscheint daher naheliegend, wollen wir doch die in uns liegenden Kräfte in Verantwortung und zum Wohle der Schöpfung zur Entfaltung bringen, wollen wir doch uns beweisen, Sinn erfahren, Fortschritt bewirken und schließlich Spuren hin­ter­lassen.

In der Wahrnehmung von Führung zeigen wir uns als Original, als einmali­ges Wesen mit Stärken und Schwächen. Wir sind bemüht, in unserem Wir­ken andere zu berei­chern und selbst bereichert zu werden. Angesichts der sich fortlaufend ändernden Rahmenbedingungen und Einflüsse erfahren wir das Gegenteil von Langeweile – eine spannende Herausforderung.

Diese Herausforderung gestaltet sich höchst individuell. Insoweit können wir im Rahmen einer übergreifenden Betrachtung nur Eckpfeiler des Gesche­hens skizzieren und auf die jeweils konkrete Ausprägung beim Einzelnen verweisen. Und doch erscheint dies als ein Zugang zu dem im Zeitablauf han­delnden Menschen – hier vor allem, zur wirksam werdenden Führungs­kraft.

Deren Agieren ist eingebunden in Zeit und Raum. Unsere Betrachtung ist dies ebenso. So gehen wir von theoretischen Überlegungen und gemachten Erfahrungen aus und suchen zu ergründen, welche Wirkzusammenhänge be­stehen und was das bestehende Gefüge des Geschehens im Einzelnen beeinflussen kann.

Der Mensch als Handelnder und Getriebener in den Zwängen der ihm ge­schenkten Zeit, der Einzelne als Nutzer ihm anvertrauter Talente und gleich­zeitig zukunftsbezogener Erwartungs- und Hoffnungsträger erscheint alle­mal – ungeachtet der Beschränktheit des zukunftsbezogenen Erkenntnisvermö­gens – einer näheren Betrachtung wert.

So wollen wir nachfolgend uns damit auseinandersetzen, inwieweit Füh­rung eine Last darstellt und inwieweit diese Lust macht. Wir wollen herausstellen, dass das Spannungsverhältnis von Last und Lust eine notwendige Triebfe­der darstellt, die Aktivität auslöst und Entwicklung befördert, sodass Stillstand vermieden wird.

Auswirkungen dieses Spannungsverhältnisses zeigen sich sowohl beim Ein­zelnen, als auch bei sozialen Gebilden und der Gesamtheit der Lebensum­welt. Insoweit erschiene eine Begrenzung der Betrachtung auf den einzelnen Men­schen verfehlt. Wir weiten insoweit den Blick, auch wenn wir die Fülle der Wirkzusammenhänge nicht hinreichend erfassen und darstellen können.

Ziel unseres Bemühens ist Erkenntnis. Sie soll uns helfen, mehr Klarheit zu erlangen und in unserem Han­deln auf der Grundlage hinreichender Refle­xi­on einen für uns und andere überzeugenden Weg zu beschreiten, der uns im positiven Sinne vo­ran bringt, Nutzen schafft und letztlich Befriedigung er­fah­ren lässt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1:

Führung im Bewährungsfeld

Quelle: selbst erstellt

Führung als Last

Last und Belastung sind Begriffe aus der Physik, die als äußere Kräfte auf einen Gegenstand einwirken und zu einer Beanspruchung führen, die als Spannung ausgedrückt wird. Sie kann sich punktförmig, flächenförmig oder streckenlastig auswirken, sich statisch, schwellend oder aber schwingend zeigt. Mit dem Phänomen befasst sich die Festigkeitslehre. (vgl. http://de. wikipedia.org/wiki/Belastung_(Physik))

Im übertragenen Sinne kann Last aber auch eine subjektiv empfundene und personell zu tragende Zu­mu­tung sein, die zu einer individuellen Belastung wird, gewisse Einschränkungen mit sich bringt und einen Teil der verfügba­ren Kraft zu deren Kompensation benötigt. Bewältigung wird damit zu einer echten Herausforderung und Zuversicht zu einer unverzichtbaren Notwen­dig­keit.

So vielfältig die Menschen sind, so vielfältig gestalten sich die Formen des Um­gangs mit Last und Belastung. Die Bandbreite reicht vom Leugnen über erhöhte Anstrengung bis zur Flucht, vom Abschieben der Zuständigkeit bis zur aktiven Auseinandersetzung oder einem passiven Dulden.

Führung muss ein Verhältnis zu Last und Belastung einnehmen – für sich selbst und bezogen auf andere. Dabei ist zu gewährleisten, dass Last und Be­lastung im Sinne von Herausforderung wirksam wird und negative Aus­wir­kungen aus den Zumutungen wie Stressreaktionen (Disstress) vermieden werden.

Dies setzt voraus, ein Gespür für die Grenzen der individuellen Belastungs­fä­hig­keit zu ent­wickeln und im Rahmen der Wahrnehmung sozialer Füh­rungsverantwortung diese Grenzen nicht zu überschreiten, sodass eine ge­sundheitliche Beeinträchtigung vermieden wird und eine lang­fristige Ver­füg­barkeit der Produktivkräfte von Kooperationspartnern gegeben ist.

Führung und Last ist selbst eine Last für Führungskräfte. Denn sie haben im Rahmen ihrer Zuständigkeit verantwortungsbewusst Prioritätsent­schei­dun­gen zwischen unter­schiedlichen, an sie gerichteten Ansprüchen zu tref­fen, denen häufig nicht gleichzeitig in vollem Um­fange entsprochen werden kann.

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann Führung selbst zu einer realen Be­las­tung werden. Dies kann sowohl an der Führungskraft, an den ge­set­z­ten Rah­men­bedingungen, der übertragenen Aufgabenstellung, aber auch an den kooperierenden Betei­ligten liegen.

Auch hier ist die Führungskraft gefordert, die Belastungsfähigkeit des ein­zelnen zugeordneten Mitarbeiters nicht zu überschreiten – ungeachtet der zu berücksichtigenden öko­nomischer Interessen des Unternehmens. Hier einen geraden Weg zu gehen und Kurs zu halten, zeichnet eine überzeugende Füh­rungskraft auf.

Bei dem sich in diesem Zusammenhang ergebenden Bemühen geht es uns kei­nes­wegs um die Reali­sierung des Schlaraffenlandes. Dies wäre eine un­rea­listische Erwartung. Die Belastung kann aber alleine schon aufgrund ge­setzlicher Vorgaben auch nicht bis ins Unermessliche gesteigert werden.

Führung als Lust

„Lust ist eine intensiv angenehme Weise des Erlebens, die sich auf un­ter­schied­lichen Ebenen der Wahrnehmung zeigen kann. … Philosophisch ge­sehen ist Lust bei den meisten Denkern „in sich selbst wertvoll“. Daher spielt sie in den verschiedenen Trieb- und Bedürfnislehren (s. a. Motivation) eine bedeutende Rolle, einschließlich deren Theorien über den Vorgang der Be­wer­tung von Erfahrungen und/oder nur Gedanken.“ (de.wikipedia.org/ Wiki/Lust).

Lust ist gewollt und wird angestrebt, ist sie doch mit einem Glücksgefühl verbunden. Doch ohne die Erfahrung von Last lässt sich das Erleben von Lust kaum hinreichend schätzen. Letztere ist zumeist nicht der Normalfall, sondern das Besondere, welches Kraft gibt, auch die jeweilig zu bewältigende Last zu tragen.

So sind wir gehalten, beides zu erleben und beides in ihrer Bezogenheit zuei­nander wahrzunehmen. Lust ist dabei die Rückhalt gebende Erfahrung und die motivierende Triebkraft, Last und Belastung eine Phase des Bemühens, des Ringens um Erfolg, des Überwin­dens der Schwierigkeiten und der Be­wäh­­rung.

Führung und Lust stehen in einer differenzierten Art und Weise zueinander. Einerseits ist die Führungskraft durchaus wie andere am Erleben von Lust interessiert. Dies kann allerdings nicht den letztendlicher und alleine maß­geblichen Sinn des Bemü­hens darstellen – weder für die Führungskraft, noch für die ihr zugeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Denn reine Lustorientierung kollidiert mit den zu erfüllenden Aufgaben und zu bewältigenden Herausforderungen, d.h. mit der betrieblicherseits gesetz­ten Zielausrichtung. So wird man dafür sorgen müssen, dass Führung so­wohl den legitimen Interessen und Bedürfnissen der jeweils betroffenen Men­­­­schen, als auch den gegebenen wirtschaftlichen Erfordernissen hin­rei­chend Rech­nung trägt.

In diesem Spagat erwächst für die Führungskraft aus der Bewährung Lust. Sie findet Bestätigung und Erfolg und dies ermutigt dazu, den auftre­ten­den und sich fortlau­fend verändernden Herausforderungen mit Zuversicht zu stel­len.

Im Zuge der Bewältigung der Führungsaufgabe lässt sich individuell mittels Lusterleben Glück erfahren, wobei die jeweiligen Glücksmomente auf höchst unter­schied­liche Art und Weise ausgeprägt sein und abweichend erlebt wer­den können. Dies gilt sowohl für den Inhalt des subjektiv wahrgenom­me­nen Glücks, als auch für dessen Ausmaß.

In diesem Zusammenhang ist auf die individuellen Präferenzen und die diffe­rierenden Persönlichkeiten hinzuweisen, die zwangsläufig zu unterschiedli­chen Ergebnissen bei gleichen Ereignissen führen. Festgestellte Ergebnisse sind insoweit nicht einfach übertragbar und dürfen daher nicht einfach ver­all­gemeinert wer­den.

Führung, Lust und dadurch erfahrenes Glück bietet vielfältige Ansätze zur Ergründung menschlichen Verhaltens. Im Zusammenhang mit der in diesem Beitrag aufgeworfenen Fra­gestellung können wir uns dem nicht erschöpfend zuwenden und sind gezwungen, auf künftig anzustellende Betrachtungen zu vertrösten.

Last und Lust als Triebfeder

Last und Lust stellen aufeinander bezogene Antagonisten dar, die in Wech­selbeziehung zueinander stehen. Konkrete Tatbestände werden dabei indivi­du­ell zugeordnet und differieren im Hinblick auf deren subjektive Ein­schät­zung. Es ist dies eine Konsequenz aus den abweichenden Persönlichkeiten und de­ren jeweiligen Präferenzen.

Der Tatbestand des Spannungsverhältnisses zeigt sich jedoch bei allen Füh­rungskräften und nicht nur bei diesen. So erscheint die Frage nach dem Um­­­­gang mit jenen positiv bzw. negativ bewerteten Gegebenheiten als ent­schei­­dende Herausforderung und zu bewältigende Aufgabe, sowie die Frage nach der Entwicklung von Perspektiven als naheliegende Notwendigkeit.

Ungeachtet der jeweils individuellen Ausprägung des Last- und Lustempfin­dens können Tatbestände tendenziell zu Gruppen zugeordnet werden, die einer näheren Analyse zugänglich sind. Im Rahmen unserer übergreifenden Be­­trachtung würde eine solche Auseinandersetzung allerdings den vorgese­he­nen Rahmen sprengen. Daher verzichten wir an dieser Stelle darauf.

Das sich ergebende Spannungsfeld zwischen Last und Lust drängt uns zur Auflösung der Spannung und wird damit zu einer Triebfeder, die uns drängt, das Be­stehende zu überwinden, die uns bemüht sein lässt, ein hohes Maß hinsichtlich des subjektiven Empfindens von Lust zu erzielen und abzu­si­chern.

Unter Triebfeder verstehen wir hier die Motivation oder anders ausgedrückt das, was jemandem die Energie für dessen Handeln liefert. Sie ist damit je­ner Motor, der lähmenden Stillstand verhindert und gebotene Entwicklung be­fördert, sodass sich immer wieder neu ein Gleichklang zwischen Mensch, sozialen Gebilden und Lebensumwelt einstellt.

In unserer Unvollkommenheit kommt uns diese Triebfeder entgegen, führt sie uns doch zu einer höheren Stufe der Entfaltung und Wirksamkeit – hof­fendlich nicht nur zum eigenen Wohle, sondern auch dem der Bezugsperso­nen und der sonstigen Umwelt.

Aus der resultierenden Entwicklung zeigen sich Folgewirkungen, die ihrer­seits einer genaueren Betrachtung wert sind. Diese Folgewirkungen können sowohl positiver, wie auch negativer Natur sein. Deren Einschätzung liegt neben den real gegebenen Fakten vor allem an der der subjektiven Wahr­neh­mung und individuellen Verarbeitung von bestehenden Gegebenhei­ten.

Prägend sind hierbei gefestigte Vorerfahrungen, welchen der Charakter eines Filters zuzuschreiben ist. Insoweit gewinnen gesellschaftliche Milieus, aber auch subjektiv geprägte Schicksale an Bedeutung, die häufig nur in langfris­tigen Lernprozessen kompensiert werden können und einer Korrektur zu­gäng­lich sind.

Die Korrektur ihrerseits kann wiederum sowohl in die eine, wie auch in die andere Richtung erfolgen. So treffen wir auf Menschen,

- die ungeachtet schlechter Voraussetzungen und Erfahrungen über positi­ve Einflüsse zu einer Kurskorrektur kommen, die sie zu Leistungsträgern macht,
- andererseits finden wir Menschen, denen trotz bester Startbedingungen angesichts von Unlust und Lethargie jener Drive fehlt, einen eigenen Bei­trag zur positiven Entwicklung zu leisten.
- Auch finden sich bisherige Leistungsträger, denen durch eine Häufung negativer Erlebnisse und erlebtem Unrecht die Bereitschaft zum Engage­ment verständlicherweise abhandengekom­men ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2:

Führung, Last und Lust

Quelle: selbst erstellt

In diesem Zusammenhang sind Führungskräfte gefragt, die motivieren, ein­binden, fördern und koordinieren, denen es ein Anliegen ist andere zu be­fä­higen, ge­meinsamen Erfolg anzustreben und auch zu erreichen.

Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick

In Zusammenfassung vorstehend gemachter Ausführungen können wir fest­hal­­ten, dass Führung

- einerseits eine Last darstellt, der man sich zu stellen hat um jene fort­lau­fend neuen und sich im Zeitablauf verändernden Herausfor­de­rungen zu über­win­den,
- andererseits aus der Bewältigung aufgebürdeter Lasten individuelle Be­stä­tigung und Lust­em­pfin­den resultiert, die ihrer­seits Zuversicht begrün­den.
- Last und Lust stellen dabei aufeinander bezogene Einflüsse dar, die ein bequemes sich einrichten in etablierten Gegebenheiten erschweren, so­fern die individuelle Frustrationstole­ranz nicht überstrapaziert wird.

Wenn wir also Last und Lust in ihrem Verhältnis zueinander betrachtet und deren Folgewirkungen bedacht haben, so zeigt sich uns sowohl individuell, als auch – bezogen auf unterstellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ein die le­gitimen Interessen und Bedürfnisse berücksichtigender Handlungsbe­darf, dem sich die Führungskraft nicht entziehen kann.

Widrigenfalls würde das Geschehen hinter den bestehenden Möglichkeiten zu­rückbleiben, Chancen ungenutzt verstreichen und Konkurrenzfähigkeit be­ein­trächtigt. Wir würden letztlich den Ast absägen, auf dem wir sitzen.

Dies reflektierend kommen wir zu dem Schluss, dass Führung sich nicht auf das Einfordern einer Vorrangstellung, von Respekt und Gefolgschaft kapri­zie­ren darf. Vertrauen muss man sich erst verdienen. Es wird begünstigt, wenn sowohl die übertragene Funktion, die erforderliche Kompetenz und Er­fahrung, als auch die jeweiligen möglichst förderlichen Persönlichkeitseigen­schaften sich wechsel­sei­tig ergänzen, wenn die Führungskraft mit gutem Bei­­spiel vo­rangeht.

Bewusst wahrgenommene Führung im Beziehungsgeflecht von Last und Lust erfüllt keine Wunschträume. Sie bewegt sich durchaus im Realen mit seinen jeweiligen Grenzen. Aber im Rahmen eines seriösen Vorgehens wird für die Beteiligten eine Brücke ge­schla­gen, über die diese bei gutem Willen zum ge­meinsamen Vor­teil gehen können.

Damit wird eine Option geboten, die aus rationalen Überlegungen heraus und unter Berücksichtigung der potentiell vorhandenen, aber wenig über­zeu­­genden Alternative nicht zu verachten ist – jedenfalls dann, wenn wir auch die legitimen Interessen und Bedürfnisse von uns als Führungskraft in die Überlegungen mit einbeziehen.

So bleibt als Ausblick, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als die mit Füh­rung verbundene Last anzunehmen, um die aus der Führung resultierende Lust empfinden zu können. Sie ist der Ausgleich für die aufgewandte Mühe, die Belohnung für den jeweiligen Einsatz zur Überwindung der gegebenen Probleme und Widrigkeiten.

Bereits mit der bewussten Wahrnehmung von Herausforderungen als nor­ma­le Erschei­nungsformen im menschlichen Leben und der Akzeptanz von da­mit verbundenen Belastungen bei der Bewältigung der zu erfüllenden Auf­gaben wird der Weg hin zu Lösungen geebnet. Die Einstellung ist mithin letzt­lich entschei­dend.

So ist bei jedem Einzelnen anzusetzen und Führungskräfte haben dabei ein positives Beispiel zu geben, das der Orientierung anderer und deren be­wuss­tem Nach­voll­ziehen dienen kann. Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es schließlich wieder.

Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Literatur

Böckelmann F. (2011): Risiko also bin ich : Von der Lust und Last des selbst­­bestimmten Lebens, Galiani Verlag

Eagleton T. (2008): Der Sinn des Lebens, Ullstein Verlag

Schmid W. (2013): Dem Leben Sinn geben : Von der Lebenskunst im Um­gang mit Anderen und der Welt, Suhrkamp Verlag

Sorge A.-K. (2001): Belastung durch berufliche Arbeit : Theoretische Ana­ly­sen und empirische Befunde, Diplomica Verlag

Steger J. (2013): Psychische Belastung am Arbeitsplatz, GRIN Verlag

http://de.wikipedia.org/wiki/Belastung_(Physik)

Anfragen

Frage 1:

Jegliches menschliches Leben ist mit Belastungen verbunden. Die Aufgabe der Führung anderer Menschen allemal. Diese Belastung ist auf vielfälti­ge Fak­toren zurückzuführen. Lassen sich diese auf Dauer verdrängen?

Frage 2:

Im Zuge der Bewältigung empfundene Lust kann als Triebfeder und stärken­de Ermun­te­rung eingeschätzt werden. Sie zeigt sich als Bestätigung für auf­gewandte Mühe. Kann auf Dauer Last ohne Lust getragen werden?

Frage 3:

Wenn wir Führung Last und Lust betrachten, so zeigt sich uns im jeweili­gen Span­nungsverhältnis eine zu bewältigende Aufgabe. Sie ist kennzeichnend für Führung und insoweit mit zu bedenken. Kann Führung ohne hinrei­chen­de Reflexion zu Lust und Last angemessen funktionieren?

Frage 4:

In Anerkennung von der im fortlaufenden Führungshandeln innewohnenden Last und Lust und im Angebot zu aktiver Mitwirkung öffnet sich eine Türe für den gemeinsamen Erfolg. Warum erscheint heute eine Ausweitung der Be­trachtung auf Beteiligte und Betroffene geboten?

Frage 5:

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht muss bei einer Betrachtung von Last und Lust Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis zueinander ste­hen. Führt hier Erfolgsverweigerung durch Vorenthaltung angemessener Rah­men­bedingungen nicht zwangsläufig zu einem Verzicht auf Chancen?

Antwortversuche

Antwortversuch zu Frage 1:

Das Verdrängen von real bestehenden, Belastung verursachenden Faktoren führt zu einem schwin­den der Realitätsangemessenheit der Einschätzung von Gegebenheiten und zu zunehmender Unangemessenheit des gezeigten Ver­haltens. Denn in der Annahme und Überwindung der Herausforderungen liegt die zu leistende Aufgabenstellung, in ihrer erfolgreichen Meisterung der einzufordernde Beitrag zum erstrebten Erfolg. Last ist insoweit Normalfall. Sie ist nicht als Katastrophe, sondern als Be­wäh­rungsfeld zu betrachten. Wenn die Last aus unterschiedlichen Faktoren individuell unterschiedlich stark drückt, so ist dies auf die abweichenden per­sonalen Identitäten mit ihren jeweiligen Präferenzen, Stärken und Schwä­chen zurück zu führen. So muss für uns gelten, dass nur durch individuelle Bewältigungsstrategien der im Zeitablauf auftretenden Last jene kompensierende Kraft entgegen ge­setzt werden kann, die mittels aktivem Handeln zu einer verbesserten neuen Aus­gangslage führt.

Antwortversuch zu Frage 2:

Last zu bewältigen bedarf langfristig betrachtet der subjektiv empfundenen Lust, die aus der Überwindung gegebener Herausforderungen resultiert. Oh­ne Erfolgserlebnis würde sich genährt von Selbstzweifeln Entmutigung ein­stel­len, die ihrerseits eine Negativspirale auszulösen in der Lage ist. Damit wären die Herausforderungen nur noch schwerer zu meistern, positive Er­geb­nisse würden dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit noch stärker in die Ferne rücken. Schließlich benötigt jeder Mensch bestätigende Erfolgser­leb­nis­se, die Hoff­nun­gen begründet erscheinen lassen und auf denen auch nach allgemeiner Ein­schät­zung realistischer Weise auf­ge­baut werden kann. Die nur vage vor­handene Mög­lich­keit der Bewältigung ohne eine Bestätigung durch Erfolg empfun­dener begründeter Lust kann auf Dauer kaum jene hin­rei­chen­de Triebfeder dar­stellen, die wir benötigen.

Antwortversuch zu Frage 3:

Führungsverhalten entfaltet sich individuell und ist insoweit von der Persön­lichkeit der Führungskraft getragen. Wenn diese Führungskraft auch eine Einheit aus Ratio und Emotio darstellt, so erscheint dennoch ein hinrei­chend reflektiertes Führungshandeln auf der Grundlage der Vernunft ange­zeigt und rein emotionales Handeln kontraproduktiv. Insoweit sollte das mit dem Führungshandeln verbundene Last- und Lustempfinden in ihren Ursa­chen, Ausprägungsformen und Auswirkungen im Zuge der Reflexion von Füh­rung nicht vernachlässigt werden. Wir gewinnen dadurch ein Mehr an Klarheit über unsere eigenen Positionen und Beweggründe, über Hemmnisse und Antriebe.

Antwortversuch zu Frage 4:

Last und Lust als reale Tatbestände sind auch bei Betei­lig­ten und Betrof­fenen feststellbar. Bei ihnen ergeben sich vergleichbare Wirkungen wie bei den Führungskräften. Dem sich vollziehenden Geschehen wird man insoweit nur dann gerecht werden können, wenn die Phänomene Last und Lust nicht nur bezogen auf Führungskräfte in die Überlegungen einbezogen werden. Dies gilt, zumal heute Beteiligte und Betroffene angesichts ihrer Ideen, Kom­petenzen und Erfahrungen in einer Zeit dynamischer Entwicklung, globaler Veränderungen und notwendiger Bündelung von Aktivitäten angesichts zu­nehmender Komplexität maß­geblich am Geschehen beteiligt sind und in­so­weit einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erfolg und damit zu empfun­de­nem Lustgewinn beisteuern.

Antwortversuch zu Frage 5:

In der Tat führt rationale Betrachtung und Abwägung von Chancen und Ri­si­ken bei unzureichenden Rahmenbedingungen zu einem Verzicht auf for­mal eingeräumte Möglichkeiten, da eine Ausgewogenheit von Aufwand und Er­trag nicht gegeben ist. Lustgewinn erwächst dann aus anderen Quellen und zwar zu Lasten des bisher präferierten Aktionsfeldes.

Führung im Spannungsfeld

Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung

Führungskräfte die ihre Funktion mit Ernsthaftigkeit und Engagement aus­üben, stehen vielfältigen Span­nungsfeldern gegenüber. Sie müssen er­ken­nen, dass sie gezwungen sind,

- jeweilig vom Grundsätzlichen her Stellung zu beziehen,
- die Besonderheiten des Einzelfalles zu berücksichtigen und
- den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber ein stimmiges Erschei­nungs­bild abzugeben, das
- Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit bewahrt.

Dass dies angesichts der Differenziertheit der Bezugspersonen und der Fälle an Einflussfaktoren nicht einfach ist, dies ist uns nicht neu. Ebenso wenig verkennen wir, dass der Anspruch darauf, optimale Ergebnisse zu erzielen und das konkret Leistbare divergieren – aus objektiven Gegebenheiten und sub­jektiver Begrenztheit menschlichen Vermögens.

Und doch haben wir uns um den Erfolg zu bemühen, haben dafür zu sorgen, dass Fortschritt im positiven Sinne sich einstellt und wir zu einer höheren Entwicklungsstufe gelangen. Dies als Herausforderung zu begreifen und sich den Erfordernissen zu stellen, erscheint als Notwendigkeit im Rahmen der Sicherung von Zukunftsfähigkeit.

Unsere Betrachtung zu Führung im Spannungsfeld geht vom Grund­sätz­li­chen her an die Proble­ma­tik von Führung heran. Die Auseinandersetzung erfolgt erfahrungsbasiert und ist bezogen auf heutige und absehbar künftige Ver­hältnisse in den ent­wickelten Staaten Westeuropas. Sie kann keinen Ab­so­lut­heitsanspruch erheben und tut dies auch nicht.

Dennoch verschafft uns die Reflexion über offenkundige Gegebenheiten Ein­sicht, die hilfreich erscheint, künftiges Führungshandeln in angemessener Form und unter Berücksichtigung der relevanten Einflussfaktoren zu gestal­ten, sodass sich sowohl ein Mehr an Akzeptanz, als auch ein Mehr an Erfolg einstellt.

Letztlich sind die Ausführungen als Impulsgeber zu verstehen und als Auf­for­derung zu begreifen, über das Vorgestellte hinaus zu denken und für das eigene Führungsverhalten Schlussfolgerungen zu ziehen. Es geht insoweit um ein personales Wachsen und die Entfaltung des individuell angelegten Po­ten­tials im zu gestaltenden Zeitablauf.

So sind wir bemüht, die unterschiedlichen Spannungsfelder, in denen sich Führungskräfte bewähren müssen, offen zu legen und bewusst zu machen, das Erfordernis indivi­du­eller Positionierung zu beleuchten und eine in sich schlüssig erscheinende Antwort vorzustellen, die als bedenkenswerter Vor­schlag zu be­greifen ist.

Damit stehen wir nicht am Ende verantwortlichen Bemühens, sondern wie­derum am Anfang. Denn Beständigkeit besteht einzig hinsichtlich der Verän­derung, dem Wandel

- der Herausforderungen und zu bewältigenden Aufgaben,
- der Lebensumwelt und der Rahmenbedingungen, sowie
- der Bezugspersonen, sowie individueller Ansichten und Befindlichkeiten.

Wir sind insoweit stets auf dem Weg und ein Stehenbleiben wäre letztlich als Rück­schritt zu betrachten, den wir uns nicht ernsthaft leisten können, so­fern wir auch morgen noch einen hilfreichen Beitrag zur Entwicklung bei­steuern wollen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3:

Spannungsfelder

Quelle: selbst erstellt

Spannungsfelder

Wenn wir uns dem Wesen von Spannungsfeldern zuwenden, so ist uns be­wusst, dass diese uns gegensätzliche Positionen aufzeigen, zwischen denen sich Spektren auftun, die zu einer individuellen Entscheidung und jeweiligen Positio­nie­rung drängen. Kennzeichnend sind insoweit

- Gegensatz,
- Spektrum und
- Entscheidungsbedarf.

Das Aufrechterhalten der Spannung und die Verweigerung von Entschei­dung stellen insoweit keine Lösung der Herausforderung und der zu bewäl­ti­genden Problematik dar. Ambiguitätstoleranz kann insoweit nur temporär über­brüc­ken, zumal im Zeitablauf fortlaufend Entscheidungs- und Festle­gungsbedarf besteht – zum Teil grundsätzlich, zum Teil auch nur individuell.

Spannungsfelder stellen sich uns dabei als natürliche Phänomene dar, da die Realisierung gegensätzlicher Optionen für uns zwar möglicherweise wün­schens­­wert, aber eben nicht realistisch erscheint. Schließlich lässt sich das Leben als eine Abfolge von Wahlhandlungen charakterisieren, die uns zu einem spe­zifischen individuellen Sein führt.

Für uns sind aus der Fülle der unterschiedlichen Spannungsfelder vor allem jene von besonderem Interesse, die von grundsätzlicher Bedeutung für un­se­re Füh­rungs­aufgabe sind. Dies sind z.B. Spannungsfelder zwischen

- Gemeinschaftsideologie und übersteigertem Egoismus,
- Mittelmaßpräferenz, Normierungsdruck und Entwicklungsphobie,
- Kurzfrist- und Langzeitorientierung,
- Nachgeben und Widerstehen,
- Gleichbehandlung und Einzelfallberücksichtigung,
- Schein und Sein,
- positivem und negativem Menschenbild,
- Wahrnehmung bzw. Ablehnung handlungstheoretischer Verantwortung,
- Seriosität oder Intrigenspiel und Mobbingverhalten.

Uns fällt es schwer, all jene mehr oder weniger relevanten Spannungsfelder aufzulisten. Und doch kommt es uns zu, in ihnen jene Position einzuneh­men, die geeignet ist, individuelle Glaubwürdigkeit und Vertrauens­würdig­keit zu bewah­ren und damit dem konstruktiven zielgerichteten Miteinan­der eine Chan­ce zu geben.

Spannungsfelder sind im Zeitablauf nicht statisch. Sie verändern sich eben­so wie wir und die Lebensumwelt insgesamt. So können wir im Rahmen von Spannungsfeldern unsere Grundüberzeugung zum Ausdruck bringen, aber auch situativ wohl erwogene und begründete Ausnahmen zulassen. Diese sollten allerdings nicht den Regelfall zahlenmäßig überrunden, sodass ein in sich schlüssiges Erscheinungsbild verloren geht.

Wenn wir die Bedeutung der Spannungsfelder zu ergründen suchen, so ist diese höchst heterogen – und dies sowohl intersubjektiv, als auch vom Sub­jektiven her.

- Intersubjektiv gelten beispielsweise – kulturell gefestigt – die Wahrung der Menschenwürde und die Einhaltung der Menschenrechte als unver­zicht­bare Handlungs­ma­ximen und deren Gegenteil als ein verwerflicher Greul.
- Subjektiv geprägte Präferenzen (wie z.B. im Bereich des durch Mode un­ter­­strichenen individuellen Erscheinungs­bildes) erscheinen demgegen­über häufig als weniger bedeutsame Aus­­prägungen des persönlichen Ge­schmacks und Em­pfindens.

Da erscheint Aufmerksamkeit und hinreichende Reflexion vor allem in den grundsätzlichen Spannungs­feldern angezeigt, wo es um die Grund­orien­tie­rung des Einzelnen beim Wesentlichen geht, damit die Person nicht das Ge­sicht verliert und weiterhin ernst genommen werden kann.

Zwar besteht ein gesellschaftlicher Grundkonsens, dieser aber erscheint an­ge­sichts der vielfältigen Umbrüche im Hier und Jetzt brü­chig. Und auch die öffentliche Diskussion hat die Relativierung des Normenhorizonts längst als wichtigen Themenkomplex identifiziert. Dies gilt gerade dann, wenn man den Kern­bestand des Ge­mein­samen, die kultu­relle Identität jenseits der vielfäl­ti­gen Veränderungen und Verwerfungen be­wah­ren will.

Erfordernis der individuellen Positionierung

Der Einzelne ist insoweit gefordert, sich zu positionieren. Nur dies gewähr­leis­tet das sich Einbringen in soziale Gebilde, die Berücksichtigung der indi­vi­duellen Anlagen, Stärken und Präferenzen innerhalb des sich vollziehen­den Geschehens und sichert somit die Ausgewogenheit zwischen personaler Entfaltung und sozialer Rückbindung.

Ein dem Herdentrieb folgen würde den Einzelnen zu einer auswechselbaren Ko­pie degradieren und die ihm zukommende Würde verweigern, eine auf in­di­viduelle Ausrichtung zu Lasten der Gemeinschaft würde sich letztlich nicht nur gegen soziale Gebilde und deren unverzichtbare Funktion, sondern auch gegen den Einzelnen selbst wenden.

Denken wir in diesem Zusammenhang nur an den Verlust an Orientierung und der vermittelten Wertmaß­stäbe, denken wir nur an die aus den sozialen Gebilden heraus erwachsende Sicherheit und des stützenden und tra­gen­den Rückhalts durch ein verständiges, auf Ausgleich bedachtes faires Miteinan­der.

Das Wesen der individuellen Positionierung lässt sich dadurch kennzeich­nen, dass über Wahlhandlungen Stellung bezogen, Klarheit geschaffen und ein eindeutiger Ausgangs­punkt festgelegt wird, von dem aus Zukunft ge­stal­tet bzw. beeinflusst wer­den soll.

Mit der Bindung der Wahlhandlung an den Einzelnen ergibt sich eine große Vielfalt unter den Menschen, die allerdings als vernunftbegabte Wesen den Wert gemeinschaftlichen Vorgehens erkennen und gegenüber z.T. kurzfristi­gen individuellen Vorteilen abwägen können. In diesem Zusammenhang soll­te neben den sich ergebenden langfristigen Effekten nicht die Dimension des ethisch Vertretbaren übersehen werden.

Positionierung vorzunehmen und Stellung zu beziehen basiert neben den ge­festigten Grundüberzeugungen nicht zuletzt auch auf den jeweiligen, mehr oder weniger realistischen personalen Erwartungen hinsichtlich künfti­g ge­ge­bener Ver­­hältnisse.

Aus individueller Positionierung ergeben sich jeweils Konsequenzen und die­se sind im Bewusstsein der Unmöglichkeit der gleichzeitigen Realisierung ge­genteiliger Optionen in Kauf zu nehmen. Entscheidungen schaffen hier ne­ben der Klarheit über die Perspektiven auch eine Befreiung von nicht präfe­rierten Alternativen.

Dies ermöglicht, sich zielgerichtet auf den Weg zu machen und konsequent das für richtig Erachtete zu verfolgen, sodass sich im Zeitablauf nicht Still­stand, sondern Entwicklung erkennen lässt, die idealtypisch zu einem tie­fe­ren Verstehen und Durchdringen und damit zu einem höhe­ren Entwick­lungs­­ni­veau führt.

Konsequenz ist die nachfolgende Handlung, einschließlich des Tragens der sich ergebenden und im Vorfeld nur partiell bereits erkennbaren Folgewir­kun­gen. Immerhin bleibt die Option, angesichts der ggf. erkennbaren Ab­wei­chun­gen vom Ziel anpassende, steuernde bzw. korrigierende Eingriffe vorzu­nehmen.

Antwort als bedenkenswertes Angebot

In diesem Zusammenhang stellt sich schon die Frage nach den bedenkens­werten Antworten, den überzeugenden Angeboten. Philosophie und Theolo­gie, aber auch Ideologien halten hier vielfältige Konzepte bereit, die es ernst­haft zu durchdenken und abzuwägen gilt.

Was also kann uns helfen, Orientierung zu finden, Maßstäbe zu gewinnen, Hilfe zu erfahren, perso­nale Entfaltung und Selbstverwirklichung zu erlan­gen und gleichzeitig sozia­le Sicherheit zu gewährleisten? Was kann uns in dem sich auftuenden Spagat also relative Gewissheit verschaffen?

Es ist dies die Vorstellung von der Existenz des Transzendentalen, das den Men­schen überragt. In dieser Vorstellung ist der Mensch nicht das Maß aller Dinge. Er ist eingebunden in ein größeres Ganzes und damit nicht alleinig Handelnder, Maßstabgeber und Nabel der Welt.

Eine solche Antwort zeigt sich uns als ein offeriertes Angebot. Es will nicht überreden, sondern überzeugen. Damit wird der Subjektstellung der Bezugs­personen ebenso Rechnung getragen, wie der Notwendigkeit eines Ringens um bestmögliche Lösungen für bestehende Herausforderungen, denn das Bessere ist der Feind des Guten.

Immerhin werden wir durch die Ausweitung der Betrachtung und die Rela­ti­vie­rung des Menschen innerhalb des Geschehens davor bewahrt, in maß­loser Über­heb­lichkeit den natürlichen Rahmen zu sprengen und uns in ideo­logischer Ver­blendung selbst zu überhöhen. Erfahrungen aus der Vergan­gen­heit sollten uns hier als warnende Beispiele dienen.

Antwort als Angebot ist insoweit eine Einladung zu ernsthaftem verantwor­tungsbewussten Bemühen, eine Einladung zur Beteiligung und Teilhabe am fortschreitenden Erkenntnisprozess.

Aus dem skizzierten Angebot lassen sich neue Perspektiven ent­fal­ten, die ih­rerseits einen Ausgangspunkt und für Gegenwart und Zukunft eine tragfä­hi­ge, jedoch weiter zu entwickelnde Basis darstellen. Mit diesem neuen Aus­gangs­punkt wird der vorgelagerte Erkenntnisstand überwunden, auch wenn er bis in die Zukunft hinein nachwirkt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4:

Individuelle Herausforderungen

Quelle: selbst erstellt

So können wir letztlich von einer organischen geprägten Entwicklung aus­ge­hen, die uns – ungeachtet teilweise auftretender Rückschläge und Ver­ir­run­gen – im Zeitablauf hin zu Fortschritt im besten Sinne des Wortes und zu qualitativen Verbesserungen führt.

Hoffnung und Vertrauen hinsichtlich der Bewältigung der Heraus­forderun­gen sind in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung. Wer sich dabei in einem größeren Ganzen geborgen weiß, der ist nicht ausschließlich an die eigene Beschränktheit und Unvollkommenheit gebunden und damit freier als andere.

Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick

Zusammenfassend können wir mithin sagen, dass vielfältige Spannungsfel­der die jeweilige Füh­rungssituation kennzeichnen. Sie sind Begleiterschei­nung und Herausforderung, Aufgabe und Bewährungsfeld. In ihnen sich an­gemessen zu positionieren und dabei Glaubwürdigkeit und Vertrauenswür­digkeit zu bewahren zählt zu den entscheidenden Kriterien von Souveränität und Führungskompetenz.

Gerade die Vielfalt der Spannungsfelder, in denen gleichzeitig Stellung zu be­ziehen ist, macht deutlich, dass es für den Entscheidungsträger um ein fort­laufendes Ringen im Zeitablauf geht und keine Veranlassung dazu besteht, sich auf erzielten Erfolgen auszuruhen. Das Erfordernis der individuellen Po­sitionierung kann letztlich nicht ersetzt werden.

Gut, wenn es da eine Antwort als bedenkenswertes Angebot gibt, die uns die Grundorientierung erleichtert und das sich vollziehende Geschehen aus ei­nem neuen Blick­win­kel in das Bewusstsein tritt. Eine solche Weitung des Blicks ge­währt uns die Einbeziehung des Transzendentalen. Dies ist für den Betrachter eine ernsthafte Option, die über den Menschen hinausweist, ihn relativ setzt und insoweit vor Größenwahn bewahrt.

Dies reflektierend kommen wir zu dem Schluss, dass jeweils der Einzelne ge­fordert ist. Er ist Gestalter und Folgenverursacher, er ist Ent­schei­dungs-, Verantwortungs- und Folgenträger – allen bestehenden Mitverantwortlich­kei­ten zum Trotz. Da erscheint unverzichtbar,

- auf hinreichende Reflexion im Vorfeld des Geschehens zu setzen und die Folgen von beabsichtigten Verhaltensweisen hinreichend zu durchden­ken,
- Flexibilität, Offenheit und Dynamik zu entfalten, um die im Zeitablauf sich er­gebende Veränderungen und neue Einsichten zu berücksichtigen und damit
- der sich verändernden Realität in der Lebensumwelt ein bestmöglich an­ge­passtes Lö­sungskonzept als Gegenpol zu Zumutungen und Heraus­for­de­rungen ge­genüber zu stellen.

Dies garantiert nicht den letztendlichen Erfolg und das Wohlbefinden, stellt allerdings eine aktive Beeinflussung des Geschehens im Rahmen des Mögli­chen dar. Insoweit werden bestehende Chancen genutzt und Risiken in ihren Auswirkungen begrenzt.

In diesem Zusammenhang stellt das eingebunden Sein in die zeitliche Ent­wicklung eine – vom Entwicklungsstand gesellschaftlicher Verhältnisse her – ge­präg­te Begrenzung an realistischen Optionen dar. Wenn wir in unserer in­dividuellen Entwicklung der Zeit vorauseilen oder hinterherhinken, erscheint unsere Ausrichtung bei der Öffentlichkeit fragwürdig.

So bleibt als Ausblick, dass es dem Einzelnen obliegt, sich um Ausgewogen­heit zu bemühen und im täglichen Ringen bei den einzelnen Spannungs­fel­dern ein neues Gleichgewicht zu fin­den, das den gesetzten Ansprüchen genügt, dem Einzelnen Seelenfrieden verschafft und das soziale Zusam­men­ste­hen nicht über Gebühr belastet.

Sich die perfekte Welt vorzustellen und Wunschträumen nachzuhängen ist das Eine, sich in der realen Welt angemessen zu bewegen und zu behaupten das Andere. Uns wird fortlaufend gleichzeitig ein professionelles, legales und legitimes Handeln abgefordert, das einzuhalten sich nur schwer gewährleis­ten lässt.

Im Wissen um die Fehlbarkeit des Menschen kommt daher dem ernsthaften Bemühen eine entscheidende Bedeutung zu. Möge jeder Handelnde sich des­sen bewusst sein und aus diesem Bewusstsein heraus verantwortungsbe­wusst handeln.

Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Literatur

Frank F. (2009): Führungsethik im Spannungsfeld von Erfolgs- und Hu­manverantwortung, GRIN Verlag

Frey D./Schmalzried L. (2013): Philosophie der Führung : Gute Führung lernen von Kant, Aristoteles, Popper & Co., Springer Verlag

Kreuser K./Robrecht T. (2010): Führung und Erfolg : Eigene Potentiale Entfalten, Mitarbeiter erfolgreich machen, Gabler Betriebswirteverlag

Seiler S. (Hg.) (2010): Führung neu denken : Im Spannungsfeld zwischen Er­folg, Moral und Komplexität, OrellFuessli Verlag

Seliger R. (2013): Das Dschungelbuch der Führung : Ein Navigationssystem für Führungskräfte, Auer-System-Verlag, 4. Aufl.

Anfragen

Frage 1:

Die Vielschichtigkeit der sich fortlaufend verändernden Spannungsfelder so­wie der subjektive Umgang mit ih­nen hinterlassen für uns eine Reihe offener Fragen. Können wir hierzu aus grundsätzlicher Sicht überhaupt differen­zier­te Antwor­ten geben?

Frage 2:

Für die Führungskraft ergibt sich fortlaufender Entscheidungsbedarf. Maß­geblich erscheinen in diesem Zusammenhang die Bereitschaft zur Entschei­dung und der jeweilige Entscheidungszeit­punkt. Hängen diese nicht maß­geb­­lich vom Grad der individuellen Risikoakzeptanz ab?

Frage 3:

Für die zu treffenden Entscheidungen besteht eine Bedeutsamkeit der indi­vi­duellen Grundorientierung, die sowohl von Anlagen (individuelles Potential) und Umwelt (Kultur, Erfahrungen) geprägt wird. Wie gestaltet sich dies in ei­ner Zeit des Orientierungsverlustes?

Frage 4:

Individuelle Entscheidung sind befreiende Ausgangspunkte für den einzu­schla­genden Weg in die Zukunft. Befreiung ist gleichzeitig aber auch Bin­dung. Wie kann hier – ungeachtet der Festlegung – über eingeräumte Fle­xi­bilität notwendige Sicherheit ge­schaffen wer­den?

Frage 5:

Angesichts neu auftretender Informationen und Einflüsse bedarf es fort­lau­fen­der Nach­regulierung bei getroffenen Entscheidungen. Bedeutet dies den Verzicht hinsichtlich zu treffender Festlegungen?

Antwortversuche

Antwortversuch zu Frage 1:

Wenn wir in vielfältigen und vielschichtigen Spannungsfeldern stehen und sich nur im individuellen Entscheidungsprozess für den Einzelfall eine Auf­lö­sung des Span­nungsverhältnisses ergibt, erscheinen Antwortversuche aus grund­sätzlicher Sicht problematisch. Aber bereits das Erkennen der Bedeu­tung individueller Betroffenheit, Zuständigkeit und der Notwendigkeit indi­vi­duellen Vorgehens erscheinen für sich genommen bedeutsam, um mit den je­weiligen Zumutun­gen angemessen umzugehen. Gefordert ist hier der Ein­zel­ne, aber auch die Gesellschaft im Zuge ihrer Kultur des Umgangs mit den zwangsläufigen Gegebenhei­ten.

Antwortversuch zu Frage 2:

Fortlaufender Entscheidungsbedarf und Risikoakzeptanz hängen eng zu­sam­men. Denn bei übergroßer Risikovermeidung sinkt die Bereitschaft zur rechtzeitigen Entscheidung. Dies wirkt sich häufig negativ auf die nach­folgende Ent­wicklung aus. Möglichkeiten werden so verpasst und Chancen nicht genutzt. Damit sinkt Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit. Begrenz­te Risiken ge­hören unweigerlich mit zum menschlichen Leben. Sicher ist nur die Veränderung. Sie anzunehmen ist Zeichen der Reife, sie zu verweigern lässt an der vorhandenen Mündigkeit zweifeln. Dies gilt besonders in einer Zeit des dynamischen Wandels, der vielfältigen sich gleichzeitig vollziehen­den Veränderungen, von ungeahnter Wissenszunahme und gegensteuern­dem angstgeprägtem Beharrungsstreben.

Antwortversuch zu Frage 3:

Individuelle Grundorientierung erwächst aus den Anlagen des Einzelnen so­wie seinen prägenden Umwelterfahrungen. Sie führen zu einer personalen Ausprägung, die mehr oder weniger offen ist für Anpassungen und Verände­rungen. Das sich in diesem Zusammenhang zeigende Spektrum sollte aller­dings in hohem Maße den heutigen gesellschaftlichen Prozessen Rechnung tragen, sodass sich – unter Vermeidung von unnötigen Reibungsverlusten – ein Gleichklang der Entwicklung und über einen möglichst einvernehm­li­chen Lernprozess eine organische Fortentwicklung der Gegebenheiten ein­stellt. Gerade Führungskräfte haben hier auf die Vermittlung von Sinn zu ach­ten und Ori­en­tierung zu geben, sodass zum gemeinsamen Wohl eine Bün­­delung der vorhandenen Kräfte erfolgt.

Antwortversuch zu Frage 4:

Wer sich entscheidet, der legt sich fest. Er schließt alternative Möglichkeiten bewusst aus. Über ein Denken in alternativen Optionen, der Planung opti­mis­tischer und pessimistischer Varianten und der Einbeziehung von Um- und Aus­stiegsmöglichkeiten kann da der zukunftsbezogenen Unsicherheit partiell gegenge­steuert werden. Dies erscheint auch sinnvoll, um vor Über­ra­schungen im Rahmen des Möglichen gefeit zu sein.

Antwortversuch zu Frage 5:

Neu auftretende Informationen und Einflüsse erfordern die fortlaufende Prü­fung der Angemessenheit getroffener Entscheidungen und ggf. ein Nachregu­lieren unter Berücksichtigung bislang noch nicht berücksichtigter Faktoren. Man sollte allerdings nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Ein Ver­zicht auf Planung wäre der falsche Weg, denn „Planung ist ein Flirt mit dem Irrtum, fehlende Planung wäre ein Vertrag mit dem Chaos.“

Glaube, Sinn, Gerechtigkeit

Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung

Glaube, Sinn und Gerechtigkeit stehen zueinander in einer unauflöslichen Beziehung. Der Glaube trägt uns und gibt uns Halt, er vermittelt Maßstab und Sinn. Und die Gerechtigkeit ist resultierendes Bestreben zur Sicherung eines friedvollen Miteinanders und ebenso von Zukunftsfähigkeit.

Daher erscheint es vernünftig, sich mit Glaube, Sinn und Gerechtigkeit im Zusammenhang mit Führung auseinander zu setzen. Es macht Sinn,

- Handeln auf einem tragfähigen Fundament zu verankern,
- durch Klärung der Sinnfrage Orientierung zu gewinnen und
- mittels Bemühen um Fairness und Gerechtigkeit der Würde des Mitmen­schen Rechnung zu tragen.

Ihm gerecht zu werden schafft Perspektive, ihn in seinen legitimen Inte­res­sen und Bedürfnissen einzubeziehen Bereicherung und Sicherheit. So er­scheint ein fester Standpunkt nicht in erster Linie als eine Einschränkung bei den Möglichkeiten, sondern als eine gewonnene Klarheit und Befreiung zur Ver­wirklichung des Wesentlichen.

Wer sich mit Glaube, Sinn und Gerechtigkeit befasst, der kann nur indivi­du­ell zu einer tragfähigen Grundposition finden, die sich allerdings weitgehend mit der Grundposition anderer decken kann. Insoweit ist der Einzelne gefor­dert zu reflektieren, Position zu beziehen und von den gewonnenen Grund­über­zeu­gungen aus zu han­deln.

Über die Vielfalt der Individuen kann eine solche Positionbestimmung nicht vorgegeben werden. Dies würde der Würde des Einzelnen und seiner perso­na­len Verantwortung widersprechen. So beschränken sich die Ausführungen dieses Beitrages darauf, Anregungen zu geben und bedenkenswerte Überle­gungen darzustellen.

Dass wir uns dabei im Hier und Jetzt bewegen und bei den nachfolgenden Aus­führungen keinen Absolutheitsan­spruch erheben, sei ergänzend festge­stellt. Schließlich basiert das Vorgetragene auf Erfahrungen, die natur­ge­mäß kontextge­bunden und damit Stückwerk sind.

So sind wir im Rahmen nachfolgender Ausführungen bestrebt, eine tragfähi­ge Basis für das Führungshandeln zu finden, dem im Führungs­handeln ver­bor­genen Sinn nachzuspüren und dabei die Bedeutung von Gerechtigkeit für den intendierten Erfolg des Bemühens herauszustellen. Wir gehen davon aus, dass

- eine durch den Glauben gefestigte Grundposition uns auch im Sturm­wind des Alltags trägt,
- der uns aufscheinende Sinn Maß und Ziel offenbart, uns den Weg zum Andern finden lässt und
- mittels Gerechtigkeit letztlich ein friedvolles und konstruktives Miteinan­der er­mög­licht wird.

Die hier skizzierte Groborientierung soll zum Weiterdenken anregen, um in­di­viduell zu einem gefestigten Standpunkt zu gelangen. Dies bleibt dem Ein­zelnen überlassen und kann ihm nicht abgenommen werden. Der Anstoß aber findet als auslösendes Moment eine hinreichend erscheinende Recht­fer­tigung.

So machen wir uns auf den Weg, den eigenen Horizont zu weiten und mehr an Klarheit zu erlangen. Wir schreiten voran, um zu einer höheren Ent­wick­lungs­stufe zu gelangen, die für den nachfolgenden Zeitabschnitt einen neuen Ausgangspunkt darstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Glaube Sinn

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5:

Glaube, Sinn, Gerechtigkeit, Frieden

Quelle: selbst erstellt

Glaube als tragendes Fundament

Glaube ist ein tragendes Fundament. Er lässt sich begreifen als Grund­hal­tung, die gekennzeichnet ist von einem „für Wahr halten“ von gewon­ne­nen Überzeu­gungen, an die sich der Einzelne bindet. Es ist dies ein sich einlas­sen auf das Fundament und die Gestaltung und Fortentwicklung der in­di­vi­duellen Existenz ausgehend von den hier festgehaltenen Positionen.

Eine mögliche Definition nimmt im Rahmen des christlichen Glaubens der neu­testamentliche Autor des Hebräerbriefs vor: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht“ (Hebr11,1). Zwischen dem Glaubensakt und dem Glaubensinhalt kann da­bei differen­ziert werden. Auch wird im Zusammenhang mit dem Glauben das mögliche Spannungsverhältnis zum Wissen hinterfragt.

Ein Gegensatz von Glauben und Wissen ist dabei nicht vorauszusetzen. Schließlich werden unterschiedliche Dimensionen der Wirklichkeit angespro­chen, die sich bei einem rechten Verständnis hinsichtlich des Wissens und des Glaubens ergänzen und bereichern können – ja müssen. Glauben ist in­soweit vom Wesen her etwas anderes als das Wissen, aber keineswegs we­ni­ger bedeut­sam.

Und Glaube ist ungeachtet der vorhandenen Gemeinsamkeiten im Glauben je­­weils eine höchst persönliche Angelegenheit. Er ist in Auseinandersetzung mit an­de­­ren individuell zu erlangen, fortzuentwickeln, zu verteidi­gen und zu ver­ant­­worten. Er ist schließlich daraufhin angelegt, Konsequenzen einzu­for­dern, die sich dann im konkret praktizierten Ver­hal­­ten zei­gen sollten.

Mit der Bindung an den Einzelnen ergibt sich zwangsläufig eine Differen­ziert­heit der jeweilig eingenommenen Positionen sowie der daraus resul­tie­renden Konse­quenzen. Dies macht es zuweilen so schwer, eine gemeinsa­me Basis zu finden; dies impliziert jedoch auch eine produktiv nutzbare Span­nung, die im sozialen Austausch Erkenntnisfortschritt, erhöhte subjektive Gewissheit und Glaubenstiefe be­wirken kann.

Persönlicher Glaube stellt eine ernsthafte Angelegenheit dar. Denn dadurch werden das individuelle Selbstverständnis, die jeweilige Ausrichtung, sowie die Beziehung des Ein­zelnen zu seiner Lebensumwelt geprägt, werden letzt­lich personale Hand­lungen und Unterlassungen bestimmt und subjekti­v em­pfun­denes Gleichgewicht geschaffen.

Persönlicher Glaube hat sich in dieser Welt zu bewähren. Er hat zum Auf­bau beizutragen. Dabei ist die umgebende Lebenswirklichkeit einzubeziehen, oh­ne aber die Eckpfeiler des Glaubens, den Wesenskern der tragenden Über­zeu­gun­gen, sowie die bleibenden zeit- und raumübergreifenden Grundprinzi­pien auf­zugeben.

Der persönliche Glaube in dieser Welt bedarf angesichts der sich wan­deln­den Realität einer permanenten Anpas­sung, eines Prozesses des Wach­sens, Rei­fens und sich Entfaltens, der seinerseits idealtypisch zu einer schritt­weisen Vertiefung und Festigung führt, der auftretende Stürme, Wi­drig­kei­ten und Un­sicherheiten überstehen lässt.

Insoweit ist der persönliche Glaube in dieser Welt eine fortlaufend zu leis­tende Arbeit, der gerecht zu werden zwar unserem Bestreben entspricht, gleichzeitig aber ein un­er­reich­tes Ziel darstellt. Wir sind mithin – eingedenk unserer menschlichen Begrenztheit – permanent auf dem Weg, unfertig und vollen­dungsbedürftig.

Sinn als Erfüllung gebendes Element

Wenn wir von Sinn als Erfüllung gebendem Element sprechen, so steckt hin­ter dieser Aussage die Überzeugung, dass

- mit Sinn in erster Linie der Sinn des Lebens angesprochen ist, der sich als Ori­en­tie­rung gebende Größe gestaltet,
- der eine Deutung des Verhältnisses vornimmt, in dem der Mensch zu sei­ner Welt steht und
- im Sinn eine ideale Wertvorstellung verborgen ist, die das menschliche Fas­sungsvermögen übersteigt. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_ des_Lebens)

Sinn erschließt sich nur durch intensive Auseinandersetzung. In heutiger Zeit steht dem nicht selten das Nachjagen hinter Trends und üblichen Ge­pflo­gen­heiten im Weg – Herdentrieb und Konsumismus, die von eigentlich maß­­­gebli­chen Werten ablenken und die Gefahr begründen, einen tieferen Sinn zu über­sehen und zu ver­feh­­len.

Da zeigt sich, dass sprachbegabte Vernunft- und Verstandeswesen zwar mit der Mög­­lichkeit zu einer selbstbezüglichen Sinnreflexion ausgestattet sind, die­se aber nicht zwangsläufig nutzen. Schlussendlich kann dies als eine Ver­schwen­­dung von Potential charakterisiert werden.

Sinnhaftes Tun schenkt uns Kraft und Erfüllung. Es trägt nicht unwesent­lich zur jeweiligen indi­vi­duellen physischen und psychischen Gesundheit bei, die als Voraussetzung für Elan und Schaffenskraft gilt. Streben wir im Rahmen der unserer mehr oder weniger großen Möglichkeiten letztlich nicht alle nach Erfüllung und Vervollkommnung, die wir in diesem Leben aller­dings nicht voll­ständig erreichen werden?

Gerade das Wirken an der Überwindung des Unvollkommenen und das Be­mü­­hen um ein Hin­terlassen von Spu­ren lässt menschliches Sein nicht sinn­los erscheinen und schenkt ihm eine rechtfertigende Legitimation jenseits ei­nes grundlegenden angenommen­ Seins, das ihm geschenkt ist und sich aus dem Glauben er­schließt.

Erfüllung wird dabei – korrespondierende zu den divergierenden personalen Identitäten – individuell unterschiedlich wahrgenommen, gewichtet und be­wer­tet. Und doch ergibt sich aus dem Streben nach einem sinnerfüllten Le­ben aller im Rahmen der Gemeinschaft eine Bereicherung, welche den Bei­trag des Einzelnen übersteigt und schrittweise im Zuge der Entwicklung zu einer hö­heren Stufe, einem höheren Niveau, führt.

Sinn stärkt und fordert gleichzeitig heraus. Denn die Erschließung von Sinn ist mit Mühe verbunden und auch das Bemühen um sinnbehaftetes Wirken ist nicht ohne Anstrengung zu haben. Dafür erhalten wir allerdings aus dem Erleben des Erfolges Ermutigung und Kraft, die uns stärken, den Weg zum Ziel fortzusetzen und nicht aufzugeben.

Mühe auf sich zu nehmen lässt sich auch im christlichen Sinne als Nach­folge begreifen, als das Folgen jenes guten Beispiels, das uns in Jesus Chris­tus ge­­offenbart wurde. Stärkung und Herausforderung ergänzen sich inso­weit. Sie helfen uns, jenseits aller Rückschläge und Widrigkeiten und ge­stützt auf ein grundlegendes Urvertrauen im Bemühen nicht nachzulassen.

Ohne erkanntem, anerkanntem und verfolgtem Sinn wäre menschliches Be­mü­hen und in­dividuelle Existenz fragwürdig, würde sie doch Vernunftbega­bung auf eine Laune der Natur und des Lebens reduzieren und ihre offen­kun­dige Bedeu­tung relativieren.

Gerechtigkeit als friedensbewahrende Notwendigkeit

Damit kommen wir zum Streben nach Gerechtigkeit. „Der Begriff bezeichnet einen idealen Zustand des sozialen Miteinanders, in dem es einen ange­mes­senen, unparteilichen und einforderbaren Ausgleich der Interessen und der Verteilung von Gütern und Chancen zwischen den beteiligten Personen oder Gruppen gibt.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechtigkeit)

Der Anspruch als solcher wird zumeist geteilt, was allerdings substan­ziell unter Gerechtigkeit zu verstehen ist, darüber gehen die Meinungen nicht sel­ten ausei­nan­der. Platon stellt auf die innere Einstellung ab. „In den neueren Gerechtigkeitstheorien stehen sich Egalitarismus, Libertarismus und Kom­mu­nitarismus als Grundpositionen gegenüber.“ (ebd.)

Bei der Höhe des Einkommens ringen beispielsweise die Qualifikations­ge­rech­tigkeit, die Leistungsgerechtigkeit und die soziale Gerechtigkeit mitei­nan­der, sodass wir gezwungen sind uns zurück zu nehmen und von der Er­wartung und dem ur­sprünglichen An­spruch nach ab­so­luter Gerechtigkeit auf relative Gerechtigkeit auszuwei­chen.

Ungeachtet dessen gilt das Erzielen eines hohen Maßes an Gerechtigkeit als unverzichtbare Notwendigkeit, die allerdings ebenso von den Rahmenbedin­gungen abhängt, wie von den individuellen Ansprüchen der jeweilig Betei­lig­ten und Betroffenen.

Die Notwendigkeit erwächst aus der sozialverträglichen Gestaltung des kon­struktiven und zielgerichteten Mit­einanders, das ergebnisbezogen positive Ef­fekte zu erzielen in der Lage ist. Dass beim Schaffen von Gerechtigkeit sich ein Ringen um Konsens ergibt, schmälert die Aussage von der Notwendig­keit der Gerechtigkeit keineswegs.

Man wird auf den Ausgleich differierender Interessen und Ansprüche set­zen und im Zuge einer permanenten Gratwanderung bemüht sein müs­sen, wi­der­streitende Positionen miteinander zu verbinden, sowie ausgleichend und har­monisierend wirk­sam zu werden.

Insoweit ist Gerechtigkeit ein zentrales friedensbewahrendes bzw. friedens­schaffendes Ele­ment und seine Bedeutung kann kaum überschätzt wer­den. Schließlich knüpft sich an dieses Element die Glaubwürdigkeit und Vertrau­enswürdigkeit der Bezugsperson und die Bereitschaft, sich auf sie einzulas­sen und auf sie bezogen be­grenz­te Risiken ein­zugehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6:

Gerechtigkeit als absolutes und als relatives Phänomen

Quelle: selbst erstellt

In diesem Zusammenhang besitzt das subjektive Empfinden des Einzelnen ho­he Be­deu­tung. An ihm wird sich sein Verhalten ausrichten, von ihm wird es sich nicht unmaßgeblich bestimmen lassen. Empfundene Ungerechtigkeit wird nach Kompensation suchen und kann gewissermaßen als Hypothek für die Zukunft be­trachtet werden.

Fairer Ausgleich ebnet dem gegenüber die Bahn für ein vertrauensvolles Mit­ei­nander. So zeigt sich im Dreiklang von Glaube, Sinn und Gerechtigkeit ein schlüssiges, zukunftsträchtiges und erfolgsbegünstigendes Konzept, das auf einem tragfähigen Fundament hinreichende Begründung liefert und jenseits des legitimen Entfaltungsstrebens auch auf soziale Rückbindung setzt.

Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick

Glaube, Sinn und Gerechtigkeit hängen zusammen. Denn Glaube bildet ein tragendes Fundament und vermittelt Sinn. Gerechtigkeit tritt uns als For­de­­rung gegenüber, die aus dem glaubensvermittelten Sinn erwächst. Sie er­scheint im Zuge rationaler Betrachtung als friedensbewahrende und Zukunft sichernde Notwendigkeit.

Bei der Betrachtung des Glaubens war dieser zunächst aus grundsätzlicher und indivi­dueller Sicht zu beleuchten. Entscheidend erscheinen der persön­li­che Glaube in dieser Welt und die Wechselwirkungen, die sich im Zeitab­lauf aus individu­ellem Glauben und gesellschaftlichen Gegebenheiten letzt­lich er­ge­ben.

Der vermittelte Sinn liefert nicht nur eine individuell akzeptierte Begründung für die Zielausrichtung; er wirkt als Erfüllung gebende Kraft und Antrieb, aber auch als Stärkung und Herausforderung, die den Einzelnen zur inneren Ausgewogenheit und damit zum in­ne­ren Frieden verhelfenden Han­deln an­treibt.

Gerechtigkeit als Frieden bewahrendes oder Frieden stiftendes Element si­chert letztlich Gemeinschaftserleben und dadurch Zukunft. Sie ist Voraus­setzung und permanente Forde­rung zugleich, da sie ein Vertrauen sichern­des Element darstellt, ohne das Abgrenzung, Rückzug und Egoismus domi­nieren würde.

Glaube, Sinn und Gerechtigkeit sind aufeinander bezogene und untrennbar miteinander verbundene Größen inner­halb des sozialen Geschehens. Sinn ohne ein tragendes Fundament zu erfahren und ethisch gebundene Über­zeu­gungen zu leben ohne den Aspekt der Gerechtigkeit zu berücksichtigen, erscheint ebenso verfehlt, wie ein Glaube ohne resultierende Konsequenzen letztlich ins Leere geht.

Führung ohne Fundament treibt wie ein Blatt im Wind oder ein Boot auf dem Meer. Führung ohne sinnvolle Ausrichtung erscheint als Zeitvertreib oder Beschäftigungstherapie. Und Führung ohne Gerechtigkeit entbehrt der Lang­fristperspektive, da früher oder später auftretende Widerstände den Be­stand der Macht erodieren und Anpassungen erzwingen.

Führungskräfte, die sich der Bedeutung ihrer Grundorientierung für ihr ge­zeigtes Verhalten nicht bewusst sind und sich diese nicht bewusst machen, handeln denn auch nicht selten als machtausübende Gewalttäter oder als abgedrehte Traumtänzer – bar der Wahrnehmung der für das Zusammen­le­ben und Zusammen­wirken maßgeblichen Größen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 146 Seiten

Details

Titel
Führung als komplexes Phänomen
Untertitel
Eine zusammenfassende Betrachtung
Autor
Jahr
2014
Seiten
146
Katalognummer
V269404
ISBN (eBook)
9783656600466
ISBN (Buch)
9783656600459
Dateigröße
1445 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der vorliegende abschließende 8. Band der Buchreihe "Grundfragen, Theoretische Überlegungen, Praktische Antworten" fasst die bereits erschienenen Bände knapp zusammen und ergänzt sie durch zusätzliche Überlegungen. Mit wird der Arbeit wird eine zusammenfassende Betrachtung angestellt. Sie steht unter dem Titel "Führung als komplexes Phänomen". Im Anhang werden Fragen zur Selbstreflexion gestellt, aber auch Erziehungswissenschaft als Wissenschaft von der Führung und Entwicklung des Menschen thematisiert.
Schlagworte
führung, phänomen, eine, betrachtung
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Alfons Maria Schmidt (Autor:in), 2014, Führung als komplexes Phänomen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269404

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Titel: Führung als komplexes Phänomen



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