"Musik reinigt die Seele", so der Titel eines Online-Artikels der Reutlinger Nachrichten. Die Musikschule Reutlingen schult Kinder darin, sich für Musik in all ihrer Tiefe, ihrem Audruck und der damit verbundenen Emotionalität zu sensibilisieren. Denn "Musik ist etwas, das in ganz viele Bereiche des mensch-lichen Daseins reinschwingt", behauptet die Leiterin der Musikschule Reut- lingen, Karin Hurle. Da wir alle als Kinder geboren wurden und genau genommen ein Leben lang Kinder unserer Eltern bleiben, auch wenn wir uns körperlich, geistig und in unserem Verhalten zum Erwachsenen weiterentwickeln, könnte man behaupten, dass uns die Reinigung der Seele ein Leben lang betreffen kann. Warum sollten wir nicht auf Musik als Hilfsmittel für "unsere persönliche Katharsis", unsere individuelle Reinigung, zurückgreifen? "Musik ist gut für die Seele, sie kann heilen. [...] In der Musik kann Trauer und Schmerz sein, Schönheit und Kraft. Musik kann alles verändern. Sie ist der Soundtrack unseres Lebens. Ein Fest für Seele und Körper.", sagt die aus New Jersey stammende Jazz-Sängerin Melody (Joy) Gardot in einem Interview mit Thomas
Staiber. "Musik kann alles verändern", unter anderem den Zustand der Seele, die Stimmung des Gemüts. Musik beeinflusst und verändert die Psyche, nimmt also auch Einfluss auf unsere physischen Kräfte.
Die Emotionen eines Künstlers, hier eines Musikers, spiegeln sich in seiner Musik wieder und werden durch Text und durch musikalische Atmosphäre dem Hörer vermittelt. Dies geschieht ferner durch die Elemente Rhythmik und Har- monik, von denen die Musik Gebrauch macht, um die Emotionen des Musikers aus- zudrücken und sie dann zu übertragen. Die Reinigung der Seele durch die Musik beziehungsweise die Reinigung der Seele von Affekten (=Katharsis) ist jedoch ein umstrittenes Thema, welches über Jahrhunderte erhebliche Diskussionen
und verschiedenste Theorien hervorgebracht hat. Bereits in der Antike hat man untersucht, inwiefern Musik Emotion und Ausdruck menschlicher Gefühle be- deuten und diese verstärken kann. Aristoteles' Definition des Begriffs Kathar-
sis ist dabei vielseitig. Im Rahmen dieser Arbeit scheint es sinnvoll zu sein, sowohl die Katharsis der Emotionen als auch die musikalische
und poetische Katharsis zu erörtern.
Bevor jedoch auf den Katharsisbegriff nach Aristoteles eingegangen wird, er- folgt ein kurzer Überblick über den weiteren Inhalt der vorliegenden Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zum Thema
- Hauptteil
- Katharsis nach Aristoteles
- Die tragische Katharsis
- Die musikalische und poetische Katharsis
- Diverse Theorien zu Katharsis, Ethos und Affekt
- Lorenzo Giacomini – "Sopra la purgatione della tragedia"
- Marsilio Ficino - spiritus
- Girolamo Mei
- Camerata Fiorentina
- Verbindung antiker Theorien und moderner Einflüsse als Grundstein für die ersten Opern vor Monteverdi
- Nino Pirrotta über die Florentiner Camerata
- Emilio dei Cavalieri
- Giulio Caccini
- Peri und Rinuccini um Corsi
- Schlusswort
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Wirkung der antiken Tragödie auf die Entstehung der Oper. Insbesondere untersucht sie die Rolle der Katharsis und des Affekts im 16. Jahrhundert, im Kontext der Florentiner Camerata, einer Gruppe von Musikern, Dichtern und Philosophen, die maßgeblich zur Entstehung der ersten Opern beitrug.
- Die Bedeutung der Katharsis in der antiken Philosophie, insbesondere im Werk von Aristoteles.
- Die Weiterentwicklung der Katharsistheorie in der Renaissance und ihre Anwendung auf die Tragödie, Poesie und Musik.
- Die Rolle der Camerata Fiorentina in der Entstehung der Oper und die Verbindung antiker Theorien mit modernen Einflüssen.
- Die Kritik an der Camerata Fiorentina durch den Musikwissenschaftler Nino Pirrotta.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet die Bedeutung von Musik als Mittel zur Reinigung der Seele. Es stellt die Katharsis als ein zentrales Thema der Arbeit vor und führt in die verschiedenen Theorien zur Katharsis ein. Kapitel 2 beginnt mit der Analyse der Katharsis nach Aristoteles, wobei sowohl die tragische Katharsis als auch die musikalische und poetische Katharsis behandelt werden. Anschließend werden verschiedene Theorien zur Katharsis, Ethos und Affekt aus der Renaissance betrachtet, insbesondere die Ansichten von Lorenzo Giacomini, Marsilio Ficino und Girolamo Mei. Abschließend wird die Camerata Fiorentina beleuchtet, ihr Einfluss auf die Entstehung der ersten Opern und die kritische Sichtweise von Nino Pirrotta auf diese Gruppe.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Katharsis, Affekt, Tragödie, Oper, Camerata Fiorentina, Aristoteles, Renaissance, Lorenzo Giacomini, Marsilio Ficino, Girolamo Mei, Nino Pirrotta. Diese Begriffe bilden den Schwerpunkt der Untersuchungen und stellen die zentralen Themen der Arbeit dar, die sich mit der Verbindung von antiker Theorie und moderner Entwicklung befasst.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Sommer (Autor:in), 2013, Katharsis und Affekt. Die Wirkung der antiken Tragödie auf die Entstehung der Oper, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269539