Der aus baskischem Adel stammende und heilig-gesprochene Ordensgründer der Gesellschaft Jesu, Iñigo López de Loyola (1491 - 1556), schlug trotz seiner frühzeitigen Bestimmung für die Tonsur zunächst eine weltlich-militärische Laufbahn im Dienste des Vizekönigs von Navarra ein. Eine schwere Verwundung während der Belagerung von Pamplona 1521 zwang ihn jedoch diese zu beenden. Während seiner Genesung auf der Heimatburg, las er aus Ermangelung anderer Lektüre das Lebens Christi des Ludolf von Sachsen, sowie die Heiligenleben des Jakobus von Voragine. Die hagiographische Literatur ließ in ihm den Wunsch entstehen, selbst Heldentaten im Dienste Gottes zu vollbringen. 1522/23 vollzog sich Loyolas endgültige mystische Wandlung, im Kloster Montserrat legte er eine Generalbeichte ab und hing seine Waffen vor dem Gnadenbild Mariens auf. Im Manresa überkamen ihn erstmals Visionen, die er als teuflische Einwirkung deutete und mit übertriebener Buße, Askese und stundenlangem Gebet zu bekämpfen bemühte. Neue Visionen brachten ihm jedoch Klarheit über die von ihm angestrebten Glaubensmysterien, diese Visionen sollten sein späteres Wirken entscheidend formen. Ziel der Pilgerfahrt, die er 1523 nach Palästina unternahm, war es, sich dort niederzulassen, was ihm jedoch vom Präfekten des Heiligen Landes verwehrte. Nach seiner Rückkehr begann Ignatius dann ein Lateinstudium in Barcelona und beschäftigte sich in Alcalá eingehend mit den Artes. Er fiel jedoch immer wieder durch neue, als aufrührerisch geltende Gedanken auf, die ihn als vermeintlichen alumbrado vors bischöfliche Gericht brachten. In Salamanca, wohin er nach dem unerwarteten Freispruch überwechselte, traten sofort erneute Schwierigkeiten auf. Deshalb ging Ignatius 1528 nach Paris. Nachdem er zum Magister Artium promoviert hatte, gelobte Loyola zusammen mit sechs Gefährten, Armut und Keuschheit einzuhalten, ferner eine weitere Wallfahrt nach Jerusalem. Diese scheiterte wiederum in Venedig an einem Überfahrtsverbot, dies führte jedoch 1537 zur Priesterweihe Ignatius‘. Er zog, da ihn der Gedanke einer Ordensgründung nicht mehr losließ, 1538 nach Rom. Die im Frühjahr 1539 endgültig beschlossene Ordensgründung stieß jedoch auf Widerstand. Insbesondere konservative Kardinäle bezichtigten ihn der Häresie und lediglich mit Hilfe des Kardinals Contarini gelang es ihm, dem Papst seine Formula Instituti vorzulegen. Paul III. bestätigte 1540 den Orden durch die Bulle Regimini militantis ecclesiae.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Bericht des Pilgers
- 3. Die offizielle Biografie
- 4. Rezeption der Lebensgeschichte Ignatius von Loyolas
- 4.1 Ignatius als Antiluther?
- 4.2 Ignatius Studienjahre und der Konflikt mit der Inquisition
- 5. Seine Visionen - Krankheit oder göttliche Erscheinung?
- 6. Die Heiligsprechung
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die verschiedenen Biografien Ignatius von Loyolas und deren Kontextualisierung. Sie analysiert die postume Glorifizierung und Heiligsprechung im Kontext der gegen ihn erhobenen Häresievorwürfe. Der Fokus liegt auf der Überprüfung der Glaubwürdigkeit seiner Lebensgeschichte im Vergleich zu Heiligenlegenden und der Analyse der unterschiedlichen Perspektiven und Interessen der Autoren seiner Biografien.
- Kontextualisierung der verschiedenen Biografien Ignatius von Loyolas
- Analyse der postumen Glorifizierung und Heiligsprechung
- Vergleich der Lebensgeschichte mit Heiligenlegenden
- Untersuchung der unterschiedlichen Perspektiven und Interessen der Biografen
- Bewertung der Glaubwürdigkeit der verschiedenen Quellen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Lebensgeschichte des Ignatius von Loyola ein, der trotz anfänglicher militärischer Laufbahn nach einer schweren Verwundung eine religiöse Berufung erfuhr. Sie beschreibt seine Lektüre hagiographischer Literatur und seine nachfolgende mystische Wandlung, welche sein späteres Wirken entscheidend prägte. Die Einleitung legt den Grundstein für die weitere Auseinandersetzung mit den verschiedenen Darstellungen seines Lebens und der Frage nach Biografie und Heiligenlegende.
2. Der Bericht des Pilgers: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung der Autobiografie Ignatius von Loyolas, die erst spät und auf Drängen seiner Gefährten niedergeschrieben wurde. Es beschreibt den Prozess der Diktierung an Luís Gonçalves da Câmara, die Herausforderungen bei der Niederschrift und die Rolle von Cámaras Gedächtnis und der mehrstufigen Übertragung des Textes. Die Zusammenfassung betont die Bedeutung der Autobiografie als religiöses Testament und Leitbild für nachfolgende Generationen, während gleichzeitig die Herausforderungen der Quellenkritik und Übersetzungsproblematik beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Ignatius von Loyola, Jesuitenorden, Biografie, Heiligenlegende, Kontextualisierung, Rezeption, Häresie, Autobiografie, Glorifizierung, Heiligsprechung, Quellenkritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Biografien Ignatius von Loyolas
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert verschiedene Biografien Ignatius von Loyolas und deren Kontextualisierung. Der Fokus liegt auf der postumen Glorifizierung und Heiligsprechung Ignatius', im Kontext der gegen ihn erhobenen Häresievorwürfe. Es wird die Glaubwürdigkeit seiner Lebensgeschichte im Vergleich zu Heiligenlegenden untersucht und die unterschiedlichen Perspektiven und Interessen der Biografen analysiert.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Kontextualisierung verschiedener Biografien, die Analyse der postumen Glorifizierung und Heiligsprechung, den Vergleich der Lebensgeschichte mit Heiligenlegenden, die Untersuchung unterschiedlicher Perspektiven und Interessen der Biografen sowie die Bewertung der Glaubwürdigkeit der verschiedenen Quellen.
Welche Quellen werden untersucht?
Ein Schwerpunkt liegt auf dem "Bericht des Pilgers", der Autobiografie Ignatius von Loyolas, sowie auf der offiziellen Biografie und weiteren Texten, die seine Lebensgeschichte schildern. Die Arbeit berücksichtigt die Herausforderungen der Quellenkritik, der Übersetzungsproblematik und der mehrstufigen Übertragung des Textes.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Der Bericht des Pilgers, Die offizielle Biografie, Rezeption der Lebensgeschichte (inkl. Ignatius als Antiluther und seinen Studienjahren/Konflikt mit der Inquisition), Seine Visionen, Die Heiligsprechung und Fazit. Jedes Kapitel wird zusammengefasst. Ein Inhaltsverzeichnis und Schlüsselwörter erleichtern die Orientierung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die verschiedenen Darstellungen des Lebens Ignatius von Loyolas zu untersuchen und die Frage nach Biografie und Heiligenlegende zu beleuchten. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit den Quellen und deren Interpretationen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Ignatius von Loyola, Jesuitenorden, Biografie, Heiligenlegende, Kontextualisierung, Rezeption, Häresie, Autobiografie, Glorifizierung, Heiligsprechung, Quellenkritik.
Wie wird die Glaubwürdigkeit der Quellen bewertet?
Die Arbeit bewertet die Glaubwürdigkeit der verschiedenen Quellen kritisch, indem sie die unterschiedlichen Perspektiven und Interessen der Autoren berücksichtigt und die Lebensgeschichte mit Heiligenlegenden vergleicht. Die Herausforderungen der Quellenkritik, insbesondere beim "Bericht des Pilgers", werden explizit thematisiert.
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- M.A. Ninette Schmidt (Author), 2010, Ignatius von Loyola, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269780