Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Musik und Sprache: Definition und Konzeption
2.1 Musik und Sprache
2.2 Interpretation des musikalischen Textes
3. Musik und ihre semiotische Bedeutung; Intermedialität
3.1 Musik und Semiotik
3.2 Intermedialität
3.3 Was ist Intermedialität in der Musik?
4. Eigene Analyse
4.1 Intermediale Analyse am Beispiel des indonesischen Videoclips
Cari Jodoh
4.1.1 Das Lied Cari Jodoh im Vergleich zu No I Can Do
4.1.2 Der Videoclip Cari Jodoh im Vergleich zu No I Can Do
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anlage:
1. Der Text des Liedes Cari Jodoh und Übersetzung auf Deutsch
2. Der Text des Liedes No I Can Do
1. Einleitung
Im Hinblick auf die Musik wird immer wieder die persönliche Perspektive in den Fokus der Diskussion gestellt, dass die Musik eine wertvolle Bedeutung für das Leben hat. Es sind einige repräsentative Meinungen, über die Musik zu finden: Musik ist angenehm zu hören, sie kann Gefühle wecken und sie kann sogar eine Heilkraft haben, für Psyche wie auch für das Gehirn. Musik kann die Nerven beruhigen, aber auch die kindliche Intelligenz formen, etc. Ausserdem ist sie eine Kunst, welche Kreativität erfordert. Aus diesen Gründen kann Musik in verschiedenen Bereichen verwendet werden, z.B. kommt vor allem in der Hirnforschung, die Frage auf, wie Musik ihre Wirkung entfaltet oder welchen Einfluss sie im Erziehungsbereich im Unterricht hat, und auch in der Psychologie im Hinblick auf die physikalischen Impulse. Von diesem Hintergrund werde ich darauf eingehen, wie Musik aus der Sicht der Mediensemiotik verstanden werden könnte und ob Sprache intermedial ist. Die Definition und Konzeption von Musik und Sprache, Semiotik und Intermedialität sind die Basis, das Thema „Musik als Mediensemiotik“ vorzustellen. Es werden die theoretischen Ansätze von Musik als Semiotik beschrieben; wie die Intermedialität zur Musik, welche am Vergleich von zwei Videoclips aufgezeigt wird.
Es wird angenommen, dass für die multikulturellen Volksstämme, wie sie beispielweise in Indonesien aufzufinden sind, Musik eine wichtige Rolle spielt. Ausserdem kann die Musik die kulturelle Sicht der Gesellschaft repräsentieren. Unter diesem Kriterium werde ich ein Beispiel aus der indonesischen Musik vorstellen; welche Intermedialität einbezieht und dementsprechend auf die Sprache und Kultur verweist. Zur Erklärung des Phänomens, wie die Konzeption und Aspekte der Musik in Zusammenhang mit Intermedialität stehen, wurde bekanntlich eine ganze Reihe unterschiedlicher Theorienansätze entwickelt. Einerseits ist Musik ein ästhetisches Kunstwerk, andererseits sollte sie auch eine Einheit zu der Lebensweise bauen, um die verschiedenen Aspekte aus der Kultur zu bekräftigen. Dazu wende ich folgende Hypothese an:
Die Sprache ist ein Medium für die Musik. Wenn die sprachlichen Zeichen mit musikalischem Material verglichen werden, können die beiden Systeme unter dem Aspekt der Semantik verglichen werden. Es ist offensichtlich, dass Musik eine Bedeutung, wie ein Wort ein Zeichen hat bzw. eine semiotische Bedeutung. Zudem kann Musik durch diese Zeichen auch auf kulturelle Aspekte verweisen.
2. Musik und Sprache: Definition und Konzeption
2.1. Musik und Sprache
Im Brockhaus Musik-Lexikon (2001) wird das Wort „Musik“ aus dem Lateinischen „musica“, griechisch „mousikē“ (téchnē), eigentlich als «Musenkunst» übersetzt, bei den Griechen handelte es sich zunächst um die Geist und Gemüt bildende Betätigung, im Unterschied zur Gymnastik. Dann wurde der Name für Musik im Sinne von Tonkunst gebraucht. Die Musik beruht auf Tonbeziehungen bzw. auf der Reihenfolge des Zusammenklangs mehrerer Töne. Die wichtigsten Gestaltungsprinzipien sind Rhythmus, Melodie und Harmonie. Hinzu kommt die Charakterisierung der Klangfarbe durch die jeweiligen Musikinstrumente (ebd.: S.?509-510). Folgende Musikinstrumente wurden von Archäologen aus der Alt- und Jungsteinzeit gefunden: Flöten aus Schwanenknochen, Panflöte, Xylophon, und Maultrommel. Doppelrohrblattpfeiffe, zweifellige Trommeln, Harfe und Leier in Gebrauch wurden in altägyptischer und sumerischer Zeit gebraucht. In China wiederum wurde die Bambuspfeife entwickelt. „Die Griechen übernehmen mesopotamische Instrumente und beschreiben erstmals die mathematischen Relationen zwischen musikalischen Intervallen: Pythagoras entwickelt die Tonleiter und führt die Oktave ein“. (Hess- Lüttich 2009: 44).
Das Verhältnis von Sprache und Musik braucht in der Musiktheorie eine konkrete Analyse. Behr (1983) erläutert, dass der Komponist durch die Melodie das Gefühl ausdrückt. Adorno (1963) sagte, dass Musik sprachähnlich ist, [...] Aber Musik ist keine Sprache (vgl. Hess Lüttich 2009: 54). Zudem ist fraglich, was Sprache im Vergleich mit Musik ist, wie auch was Musik im Vergleich zu Sprache ist. Dazu können dies folgenden interessanten Thesen von Hans H. Eggebrecht zur Diskussion gestellt werden (1999: 9-14):
a) Sprache ist grundsätzlich übersetzbar, Musik ist grundsätzlich nicht übersetzbar: Dies, weil das Medium und ihre Mitteilung nicht austauschbar ist. Bezeichnend für die Musik ist das Tönen (Ton, Klang, Geräusch), welches im Prinzip nicht übersetzbar ist. Die Bestandteile der Sprache sind die Laute (Vokale, Konsonanten, Umlaute), die übersetzbar sind. Die Laute können sich verändern.
b) Musik ist in ihrem Prinzip eine begrifflose Mitteilung: Das musikalische Denken ist ein begriffloses Denken. Es ist das ästhetische Verstehen von Musik, das in seiner reinen Form ein begriffloses Verstehen ist. Dieses musikalisch ästhetische, rein sinnliche Verstehen, ohne Begriffe, kommt zustande durch innermusikalische Definitionsprozesse des musikalischen Sinns.
Mit anderen Worten: in der Musik gibt es z.B. Akkorde. Wenn man diese spielt, kann man fühlen, wohin sie sich auflösen, ohne es zu benennen.
c) Musik kann zur Sprache gebracht werden: Musik wird zur Sprache durch teilweise gemeinsame oder ähnliche Beschreibungen und Terminologien. Wie Gott, die Liebe oder der Tod eine Sprache sind, wenn sie sprachlich reflektiert oder beschrieben werden. Der emotionale, bildliche oder assoziative Gehalt der Musik kann in seiner Sichtweise niemals eindeutig benannt werden.
d) Ton- und Sprachschrift unterscheiden sich grundsätzlich: Mit Tonschrift ist die Reproduktion gemeint, das Erklingen. Die Sprachschrift schliesst die Reproduktion, die Laute mit ein, aber sie meint es nicht. Das Lesen transformiert die Tonschrift in die Vorstellung der Sinnlichkeit des Tones.
Die Thesen (a) und (b), dass Musik nicht übersetzbar ist und eine begrifflose Mitteilung hat, wären nicht möglich, wenn die Musik zur Sprache gebracht werden könnte, wie in der Hypothese c, in der sie sich auf ein Zeichen bezieht. Ausserdem hat die Musik Bedeutung aus der musikalischen Struktur wie z.B. musikalische Texte, die die Melodie als eine begriffliche Mitteilung lesbar machen. Mit dem Ton entsteht erst die Musik, wenn eine Reihe von Tönen zusammengestellt wird. Dadurch kann eine Art von Melodie, d.h. ein Satz von unterschiedlicher Bedeutung hervorgebracht werden (vgl. Arlt 1974: 56). Die folgenden Untersuchungen, die auf die Beziehung zwischen Sprache und Musik, auch auf ihre Intermediale verweisen, sind:
a) Die romantische Sprachmetaphysik, stellte Hoffmann fest, sei explizit „im Gegensatz zur Musik in der individualisierten Sprache [...] die innigste Verbindung zwischen Wort und Ton, die Verbindung des Gedankens mit seiner Hieroglyphe“ (vgl. Dobat 1984: 73).
b) Im Blick auf literarische Texte als Gravitationskern der Musik unterscheiden sich zwei wichtige Strömungen: die Klanglichkeit der Musik als Verlorenes und Verdrängtes und Musik als formales Vorbild (Bielefeldt 2003:21).
c) Oesch (1974:8) untersuchte die Gattungen der Musik bzw. des vokalen und instrumentalen Repertoires. Er ging davon aus, dass sich Musik auch auf kultische und gesellschaftliche Funktionen wie bei der Schamanen- Zeremonie bezieht. Die musikalischen Äusserungen sind stets als Teil der Gesamtkultur zu begreifen.
2.2 Interpretation des musikalischen Textes
Musik enthält zwei Elemente: eines ist das akustische Material und das andere ist die geistige Idee. Beide stehen nicht wie Form und Inhalt nebeneinander, sondern verbinden sich in der Musik zu einer ganzheitlichen Gestalt (vgl. Michels & Vogel 2005: 1-5). Musik kann aufgrund bestehender Regeln als Zeichen bestimmter Emotionen gehört werden. Sie bezieht sich auch auf die Interpretation, die aber nicht frei von Ideosynkasie ist. Dies ist, weil sie viel stärker als bei verbalen und bildlichen Texten auf der Phantasie des Hörers beruht (vgl. Hess- Lüttich 2009: 60). Wenn dies so ist, so kann Musik dem Verhältnis von Sprache entsprechen, wobei sie eine Bedeutung hat und auf dem verbalen und bildlichen Texten beruhen kann. Es fragt sich, worauf die Musik verweist. Diese Frage wurde z.B. in der Sonate für Violine und Klavier Komponisten Vinteuil entdeckt. Das verweist darauf, dass das Musikstück ein Zeichen der musikalischen Form ist und zunächst über dem bildenden Muster das emotionale Erlebnis zu dem Interpretationsprozess hinausführen kann (ebd.). Worauf verweist das Hören von Musik? Man könnte die Thesen anbringen, dass beim Musikhören über deren Strukturen hinausgegangen werden kann: zuerst kann die Musik unter der rhythmischen oder melodischen Strukturen verstanden werden, dann sollten die Musterverläufe wie Melodie, Rhythmen, Klangfarbe, harmonische Wendungen erfasst und eingesetzt werden. Die Übertragung von den musikalischen Strukturen ist wichtig, wird aber nicht nur innerhalb des Mediums der Musik, sondern auch zu Aussermusikalischem in Beziehung gesetzt (vgl. Mahrenholz 2000: 219-225).
Mit Bezug darauf kann schlussgefolgert werden, dass Musik und Sprache einige Medialitäten gemeinsam haben. Die Medialitäten bezeichnen die Zustände ihrer Vermittlung, z.B. die Vermittlung durch auf dem Papier gedruckte Zeichen- Sprachtexte oder Notentexte. „Primäre und oft einzige Medialität von Sprache und Musik ist der Klang“. Die musikalische Kommunikation wird später nicht allein im Klang stattfinden sondern in einer spezifischen Verbindung von Klang und zugehörigen Aktivitäten einbinden, z.B. wie wird durch Musik kommuniziert und wie verändern Medien die musikalische Kommunikation? (vgl. Gericke und Popova, www.inst.at). Dazu kommt die Interpretation als Begriff, wie die Musik wahrgenommen wird. Der Zuhörer versteht die Musik durch sein Gefühl und versucht sie durch musikalischen Text oder die verbundenen Medialitäten dazwischen zu interpretieren.
3. Musik und ihre semiotische Bedeutung: Intermedialität
3.1 Musik und Semiotik
Was die Semiotik angeht, werden unterschiedliche Konzepte der Autoren untersucht. Eco (1972: 28) kritisiert die Definition, die von de Saussure erstmals vorgestellt wurde. Der Grund ist das Wort „Zeichen“, das unvollständig ist. Ausserdem würde das Zeichen von de Saussure die Vereinigung einer Signifikanz mit einem Signifikanten darstellen und wenn die Semiotik, welche die Wissenschaft erstellt hat, die Zeichen untersucht, so müssten viele Phänomene ausgeschlossen bleiben. Ein anderes Konzept besagt, dass die Semiotik als Wissenschaft von den Zeichen die Struktur, die Funktion und die Genese von Zeichen und Zeichenprozessen thematisiert (Sauerbier 1978: 27). Als Beispiel werden visuelle Zeichengebilde als Wort oder Bildkorrelationen untersucht, so thematisieren sie selbst für sich ebenfalls Zeichen. Das Problem ist die Bedeutungsgewinnung von Bildern anhand ihrer Beischriften, Titel, Legenden, usw. Diese bedient sich nämlich der sprachlich-textuellen Interpretation von Bildern. Dazu zu argumentieren würde zwei Richtungen öffnen: einerseits nämlich der Übergang von Bildern zu Texten und anderseits der Übergang von Texten zu Bildern, der zum Ansatz einer Erweiterung der Bildsemiotik wie Bildtheorie führen könnte (ibid.: 27-28).
Schneider erläutert (1980:12), dass die Semiotik die Wissenschaft von den Zeichen und Zeichensystemen ist. Sie ist nicht für alle Semiotiker eine Wissenschaft von den Zeichen. Deshalb lässt sich etymologisch das deutsche Wort „Semiotik“ ableiten, wie auch das englische „semiotics“, das französische „semiologie“ und das griechische Wort „semeion“, oder „sema“, was Zeichen bedeutet.
Ernst Krenek (in Maletz 2011:108) stellt in seinem Beitrag „Im Licht der Semiotik“ mit Blick auf die Musik fest, dass die Musik als ein Zeichensystem verstanden werden kann, das teilweise ähnlich wie die Sprache ist. Beispielweise sitzen die Konzertbesucher im Konzertsaal. Sie sehen auf der Bühne die Musiker, die kleine Instrumente zwischen die Beine geklemmt haben und darauf musizieren und zu ihrer Linken den Dirigenten. Wenn sie ein Zeichen für die Instrumente suchen, würden viele Zuhörer sie als Geigen bezeichnen. Des Weiteren finden sich für diese Instrumente in ihrem Kulturkreis zwei Zeichen, die ein und dieselbe Bedeutung haben und ein und dasselbe Instrument bezeichnen. Für dieses Beispiel finden sich drei wichtige Begriffe für die Semiotik wieder, nämlich: Zeichen, Kulturkreis und Bedeutung. Die Musik hat einen Zeichencharakter, der deutlich im Notenbild vertreten ist, das wiederum vom Musiker zu Klängen erweckt werden kann. Im Fall der Musik bezieht sich das Zeichen auf die Melodie selbst. Mit einem Versuch des Formulierens der Kritiker zur Anwendung semiotischer Methoden auf die Musik in Beziehung zur Sprache, wird der Unterschied deutlich. «Das Wort (Zeichen) Geige bezeichnet etwas, was ausserhalb der Semiotik benannt würde, ein Denotat. Musik bezeichnet aber kein vergleichbares Denotat, das ausserhalb ihrer liegt» (ibid.: 109). In Bezug darauf stellt Maletz die Frage, ob Zeichen nichts bezeichnen und trotzdem eine Bedeutung haben. D.h. dafür werden in der Musik Zeichen vermisst, die unmissverständlich auf etwas anderes hinweisen, weil dem weder Töne, Motive, Harmonien noch Rhythmen gerecht werden. Um die Frage zu beantworten, prägt das Konzept von Eco eine „Autoreflexität der ästhetischen Botschaft“, welche eine ästhetische Funktion hat. Die Musik, die unter semiotischen Aspekten betrachtet wird, bildet mit musikalischen Zeichen als Ausdruck einer ästhetischen Intention eine Bedeutung (vgl. ibid. f).
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