Die Schöpfungsgeschichte der Menschheit beginnt mit dem alles entscheidenden Satz: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild {...}. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: >> Seid fruchtbar, und vermehrt euch, {...}.<<“ [Herder Bibel, 1980: Gen 1,27f]. Die religiöse überlieferte Weltordnung basiert auf einem klaren „Zweigeschlechter-System“. Zweigeschlechtlichkeit meint dabei die gesellschaftliche Verfasstheit, in der es nur zwei Geschlechter gibt, die naturgebunden und unveränderbar vorausgesetzt wird. Gleichwohl grenzen sich die beiden Geschlechter streng voneinander ab, ergänzen sich jedoch heterosexuell [Genschel, 2001: S.822]. Diese Ordnung bietet Sicherheit und weist jedem Geschlecht einen klaren Platz zu.
Im Mittelpunkt steht die arterhaltende Fortpflanzung, die auf natürlichem Wege auch nur von Mann und Frau geleistet werden kann. Diese Gemeinschaft präsentiert das Prinzip der Normalität und kennt neben sich nur Abnormalität. An den Inhaber des jeweiligen Geschlechts werden klare Anforderungen und Erwartungen seitens der Gesellschaft gestellt. Doch der Transsexuelle fällt aus diesem Rollenschema heraus und seine Sexualität wird gesellschaftlich als Anomalie wahrgenommen.
Im Dschungel der Zweigeschlechtlichkeit macht er sich auf die Suche nach seiner Identität, seiner Daseinsberechtigung und seinem Leben. "Gender Movement- Geschlechter in Bewegung" beschreibt die besonderen Herausforderungen, mit denen Transsexuelle sowohl vor, als auch während und nach einer Geschlechtsumwandlung konfrontiert werden. Im zentralen Blickfeld stehen hierbei die Bereiche Gesellschaft, der eigene Körper und die persönliche Einstellung, d.h. die individuelle Person, die Bewegung in ihrem Leben spürt und alles in Bewegung setzt, um erneut Einklang in das Wechselspiel aus Psyche und Physis zu bringen.
Der Ausblick im abschließenden Kapitel 6 bietet Impulse, dieses sensible Thema zu fassen und mit neuen Aspekten zu begegnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffserläuterung
- Die Gesellschaft
- Transsexualität und Transvestismus
- Begriffserläuterung
- Konstruktion der Transsexualität
- Gründe für den Geschlechstwechsel
- Stationen, Aufgaben, Ziele
- Der Körper
- Das Geschlecht als Zwangsordnung
- Der erlebte Körper
- Geschlecht und Begehren
- Schmerzen
- Transvestismus als Alternative
- Kleider machen Leute
- Das Protom
- Performanz
- Que(e)r Denken und handeln
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen der Transsexualität und beleuchtet die Konstruktion und die Herausforderungen, denen sich Transsexuelle in einer Zweigeschlechtergesellschaft gegenübersehen. Sie analysiert die Gesellschaftliche Reaktion auf Transsexualität und die damit einhergehenden Konflikte.
- Die Konstruktion von Transsexualität als Abweichung von der gesellschaftlichen Norm
- Die Suche des Transsexuellen nach seiner eigenen Körperidentität und der damit verbundenen Schmerzen und Herausforderungen
- Der Einfluss der Gesellschaft auf die Lebenserfahrung von Transsexuellen
- Die Rolle von Kleidung und Performanz in der Konstruktion von Geschlecht
- Queere Denk- und Handlungsweisen als Alternative zu traditionellen Geschlechterrollen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Transsexualität ein und beleuchtet den Widerspruch zwischen der zweigeschlechtlichen Ordnung und der Existenz des Transsexuellen. Sie erläutert den Begriff der Gesellschaft und definiert den Unterschied zwischen Transsexualität und Transvestismus.
Kapitel 2 befasst sich mit der Konstruktion der Transsexualität und untersucht die Gründe für den Geschlechstwechsel sowie die Stationen, Aufgaben und Ziele, die mit diesem Prozess verbunden sind.
In Kapitel 3 wird der Körper des Transsexuellen analysiert, insbesondere die Zwangsordnung des Geschlechts, das erlebte Geschlecht, die Verbindung von Geschlecht und Begehren und die Schmerzen, die Transsexuelle erleben.
Kapitel 4 widmet sich der Bedeutung von Kleidung und Performanz in der Konstruktion von Geschlecht und stellt das Protom sowie die Performanz als wichtige Faktoren vor.
Kapitel 5 befasst sich mit queeren Denk- und Handlungsweisen als Alternative zu traditionellen Geschlechterrollen.
Schlüsselwörter
Transsexualität, Zweigeschlechtergesellschaft, Körperidentität, Geschlecht, Performanz, Queere Theorien, soziale Konstruktion, Gesellschaft, Normalität, Abweichung, Schmerz, Transvestismus, Outing, Lebenserfahrung, Körpererfahrung.
- Arbeit zitieren
- Svenja Schäfer (Autor:in), 2003, Gender Movement - Geschlechter in Bewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27026