I Einleitung
Industriell oder landwirtschaftlich genutzte Gebiete unterliegen ständigen Veränderungen. Meist sind es Anpassungen an veränderte Strukturen, zum Beispiel an neue Produktionsprozesse. Wenn es allerdings extreme wirtschaftliche oder technologische Neuerungen gibt, kann es zur Stilllegung eines Betriebs kommen - eine Industrie-brache entsteht. Was aber macht man mit einem Fabrikgelände, wenn es leer steht und sich kein Nachfolgeunternehmen findet? Lässt man die Gebäude verfallen, reißt man sie ab oder funktioniert man sie um? Für die Alternative der Umnutzung sprechen viele Argumente, die von der Bewahrung des ideellen Gebäudewertes bis zur kommerziellen Nutzbarmachung reichen.
In dieser Arbeit geht es darum, den Prozess der Umnutzung von Industriebrachen aus Sicht des Historikers darzustellen. Generell sind viele verschiedene Akteure an dieser Planung beteiligt, unter anderem Stadtplaner, Architekten, Vertreter der Gemeinde und Ingenieure. Der Historiker hat vor allem den geschichtlichen Wert des Objekts im Blick, und sein Anliegen ist dessen Erhaltung. Dies geht allerdings über die rein materielle Bewahrung der historischen Substanz hinaus. Zunächst ist es wichtig, die geschichtliche Bedeutung des Objekts herauszuarbeiten und die schützenswerten Teile genau zu benennen, welche anschließend mit der zukünftigen Nutzung abzustimmen sind. Im besten Fall bleibt dabei etwas von der ursprünglichen Funktion erhalten, nicht nur die reine Außenhaut. Der Historiker hat die besondere Aufgabe, diese Ziele gegenüber finanziellen oder planerischen Positionen zu vertreten, sozusagen als eine Art „Anwalt“ des Bauwerks aufzutreten.
Zur Veranschaulichung des Umnutzungsprozesses wurden die Sieben Keltern von Metzingen gewählt. Sie eignen sich wegen ihrer überschaubaren Größe für den Rahmen dieser Arbeit. Zusätzlich ist der Prozess der Umnutzung bereits weitgehend abgeschlossen, so dass auf diesen zugegriffen werden kann. Die Gebäude waren baulich in relativ gutem Zustand und die Sanierung wurde, trotz leerer Stadtkassen, mit der Unterstützung von Denkmalämtern und des Landes Baden-Württemberg finanziert. Aufgrund dieser Voraussetzungen eignen sich die Sieben Keltern für eine lückenlose Darstellung dieser Arbeit, da weniger bedeutende Punkte, wie finanzielle und bautechnische Fragen, leicht ausgeklammert werden können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I EINLEITUNG
- II EINFÜHRUNG IN DIE UMNUTZUNG VON INDUSTRIEBRACHEN
- 1 DIE BEWERTUNG UND ERHALTUNG VON DENKMÄLERN
- 1.1 Definition des Denkmals
- 1.2 Bewertungskriterien von Denkmalen
- 1.3 Kategorien der Erhaltung
- 1.4 Der Umgang mit Geschichtsspuren
- 2 GRUNDLAGEN DER UMNUTZUNG
- 2.1 Vorteile und Hemmnisse der Umnutzung
- 2.2 Die Verträglichkeit der Umnutzung
- 3 ALTERNATIVEN DER UMNUTZUNG
- 3.1 Die Auswahl der Nutzungsalternativen
- 3.2 Nutzungsarten
- 3.2.1 Nutzung als soziale oder kulturelle Einrichtung
- 3.2.2 Nutzung als Museum
- 3.2.3 Kommerzielle Nutzung
- 4 BAUMAẞNAHMEN
- 4.1 Außeninstandsetzung
- 4.2 Innenausstattung
- III METZINGEN UND DER WEINBAU
- 1 ORTSKUNDE METZINGENS
- 2 WEINBAU IN METZINGEN
- 2.1 Die Geschichte des Weinbaus
- 2.2 Der Weinbau im 20. Jahrhundert
- IV DIE GESCHICHTE DER SIEBEN KELTERN
- 1 DIE KELTERN BIS 1929
- 2 BESONDERE MERKMALE DER EINZELNEN KELTERN
- 3 DIE NUTZUNG DER KELTERN ZWISCHEN 1929 UND 1970
- V DIE ANFANGSPHASE DER UMNUTZUNG
- 1 DIE ENTSCHEIDUNG ZUR ERHALTUNG DER KELTERN
- 1.1 Erste Gedanken zur Umnutzug
- 1.2 Das Spannungsfeld zwischen Abriss und Sanierung
- 1.3 Gründe für die Erhaltung der Keltern
- 2 BESTANDSAUFNAHME
- 2.1 Die Bewertung des Sieben Keltern als Denkmal
- 2.2 Die Funktion des Objekts „Keltern“
- 2.3 Zu erhaltende historische Elemente
- 2.4 Bestandsaufnahme der Gebäude und des Platzes
- VI DIE SUCHE NACH NUTZUNGSALTERNATIVEN
- 1 PLANUNGSKONZEPTE
- 1.1 Generelle Leitlinien
- 1.2 Alternativen für die Umnutzung
- 1.2.1 Gesamtkonzepte
- 1.2.2 Nutzungsalternativen zu den einzelnen Keltern
- 1.2.3 Das Konzept zum Kelternplatz
- 2 DER UMGANG MIT GESCHICHTSSPUREN
- 3 INTERESSENSKONFLIKTE
- 4 BETEILIGTE AKTEURE
- VII BAUMAßNAHMEN
- 1 GENERELLE LEITLINIEN
- 2 EINGRIFFE IN DIE EINZELNEN KELTERN
- 3 DIE GESTALTUNG DES KELTERNPLATZES
- VIII ERGEBNIS
- 1 DIE KELTERN NACH DER UMNUTZUNG
- 2 DIE ROLLE DER KELTERN HEUTE
- 3 DIE VERTRÄGLICHKEIT MIT DER HISTORISCHEN SUBSTANZ
- 4 DIE BEWERTUNG DER EINZELNEN KELTERN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Umnutzung von Industriebrachen aus historischer Sicht. Der Fokus liegt auf der Erhaltung des ideellen Gebäudewerts und der Abstimmung der zukünftigen Nutzung mit den schützenswerten historischen Elementen. Dabei geht es nicht nur um die rein materielle Bewahrung, sondern auch um die Herausarbeitung der geschichtlichen Bedeutung des Objekts.
- Bewertung und Erhaltung von Denkmalen
- Grundlagen der Umnutzung von Industriebrachen
- Alternativen der Umnutzung
- Umgang mit Geschichtsspuren
- Verträglichkeit der Umnutzung mit der historischen Substanz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Umnutzung von Industriebrachen ein und betont die Bedeutung des Historikers als Vermittler zwischen wirtschaftlichen und historischen Interessen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Umnutzung und beleuchtet die Vorteile und Hemmnisse dieses Prozesses. Es werden verschiedene Bewertungskriterien für Denkmäler vorgestellt und die Verträglichkeit der Umnutzung mit der historischen Substanz analysiert.
Das dritte Kapitel präsentiert verschiedene Alternativen der Umnutzung, wobei der Fokus auf der Auswahl der Nutzungsarten liegt. Es werden Möglichkeiten wie soziale und kulturelle Einrichtungen, Museen und kommerzielle Nutzung beleuchtet.
Das vierte Kapitel liefert einen Überblick über die Stadt Metzingen und den historischen Weinbau in der Region.
Das fünfte Kapitel zeichnet die Geschichte der Sieben Keltern in Metzingen nach. Es beschreibt deren Nutzung bis zum Jahr 1970 und schildert die Herausforderungen der Umnutzung.
Das sechste Kapitel beleuchtet die Entscheidung zur Erhaltung der Keltern und die verschiedenen Planungs- und Nutzungskonzepte. Es werden die Interessenkonflikte zwischen den Beteiligten Akteuren und der Umgang mit Geschichtsspuren beleuchtet.
Das siebte Kapitel behandelt die Baumaßnahmen zur Umnutzung der Sieben Keltern. Es werden die generellen Leitlinien, die Eingriffe in die einzelnen Gebäude und die Gestaltung des Kelternplatzes erläutert.
Schlüsselwörter
Industriebrachen, Umnutzung, Denkmalpflege, historische Substanz, Geschichtsspuren, Weinbau, Metzingen, Sieben Keltern, Nutzungsalternativen, Verträglichkeit, Planungskonzepte, Interessenkonflikte.
- Arbeit zitieren
- Silke Eggert (Autor:in), 2003, Umnutzung von Industriebrachen - Das Beispiel der Sieben Keltern von Metzingen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27027