Der Schwan ist ein faszinierendes Geschöpf. Der große Vogel mit seinen weiten Flügeln und dem langen, anmutigen Hals besticht vor allem durch seine weiße Farbe, die Reinheit und Tugendhaftigkeit vermittelt, und durch seine treuen, schwarzen Knopfaugen. Sein Gefieder erscheint weich und elegant.
Birgit Seibert, die sich unter anderem auch mit dem modernistischen Schwan auseinandersetzte, beschreibt den Schwan „als Inbegriff perfekter, göttlicher Schönheit, Aristokratie und Eleganz, als Symbol von Idealismus, von Reinheit [und erkennt] die Faszination, die sein Hals in der Form als ewiges Fragezeichen auf den Betrachter ausübt, [an]“ ((2003), S. 24).
Dies zeugt vom Facettenreichtum des Schwans und erklärt dadurch die lange Tradition des Schwanenmotivs in der Literatur. Auch im modernismo, einer panhispanischen literarischen Bewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, war der Schwan ein weit verbreitetes Symbol, wessen sich auch die lateinamerikanischen Dichter Rubén Darío, der zudem als Begründer und Leitfigur des modernismo gilt, und Delmira Agustini annahmen. Ihre Gedichte „Leda“ und „El cisne“ erzählen von einem erotischen Treffen zwischen einer Frau und einem Schwan.
Für ihre höchst erotischen Gedichte wurde Delmira Agustini bewundert. Aber die Menschen kritisierten sie auch hinsichtlich der bisher nie da gewesenen Offenheit, denn „[f]or the first time, a woman wrote about her yearnings for complete union with a man, using sexual imagery to express her most intimate desires“ (Díaz (2005), S. 5).
Vor der Besprechung und dem Vergleich der Gedichte werden jedoch je eine kurze Einführung zur Thematik der Gender Studies und zum Mythos von Leda und dem Schwan notwendig sein, von welchem sowohl Darío als auch Agustini inspiriert wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung zu den Gender Studies
- Interpretationen des modernistischen Schwans
- Einführung zum Leda-Mythos
- Rubén Darío - „Leda“
- Delmira Agustini - “El cisne”
- Vergleich der Gedichte
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Schwanenmotiv in den Werken von Rubén Darío und Delmira Agustini. Die Arbeit analysiert, wie beide Autoren den Mythos von Leda und dem Schwan in ihren Gedichten verarbeiten und welche Bedeutung dieser Mythos für ihre jeweilige Epoche und das modernistische Werk hat.
- Die Bedeutung des Schwanenmotivs im Modernismo
- Die Rolle der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- Die Darstellung von Weiblichkeit und Sexualität in den Gedichten
- Der Einfluss des Leda-Mythos auf die Literatur
- Die Verbindung von mythologischen Elementen mit modernistischen Stilmitteln
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet den Schwan als Symbol in der Literatur und im Modernismo. Das zweite Kapitel gibt eine Einführung in die Gender Studies, wobei ein Schwerpunkt auf der Rolle der Frau in der Gesellschaft liegt. Kapitel drei beschäftigt sich mit dem Leda-Mythos und seiner Rezeption in der Literatur. Darin werden sowohl die verschiedenen Versionen des Mythos als auch die Interpretationen des Leda-Motivs in den Gedichten von Rubén Darío und Delmira Agustini beleuchtet.
Schlüsselwörter
Modernismo, Schwanenmotiv, Leda-Mythos, Gender Studies, Weiblichkeit, Sexualität, Rubén Darío, Delmira Agustini, „Leda“, „El cisne“
- Quote paper
- Kathrin Hoffmann (Author), 2011, Der modernistische Schwan in den Werken von Rubén Darío und Delmira Agustini, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270509