EINLEITUNG
„Es war ein Kampf der Habgier, der Mißgunst und der Schadenfreude. Hatte hier einer mühsam etwas Hafer in seinen Sack gefaßt, so schlitzte das Messer des Nachbars schnell den Sack auf; dort diente das Brod als Wurfgeschütz; hier floß die Weinspende auf den Boden, indem jeder dem anderen das Gefäß vom Munde wegriß oder in die Zähne stieß; die ausgeworfenen Silber- und spärlichen Goldgroschen wurden nur durch Wagniß von Gesundheit und Leben erbeutet.“ (REICHARD : 273ff) „Nun kam die Reihe an den Erbschatzmeister, der aus einem roten, mit Gold durchwirkten Beutel goldne und silberne, große und kleine Münzen auswarf. (...) Verschiedene Münzen fielen vor mir nieder, allein ich scheute mich, sie aufzuheben, denn sobald ich dazu Anstalt machte, war gewiß ein Dutzend da, das auch Jagd darauf machte; um also meine Hände nicht zertreten zu lassen, mußte ich Verzicht darauf tun.“ (ANONYMUS : 22) Beide Zitate kommen von der gleichen Feier zur Krönung Franz II. 1792, genauer gesagt von der Verrichtung der Erzämter und der anschliessenden Preisgabe. Das erste Mal schreibt allerdings ein reicher Bürger, der sich einen Fensterplatz im Römerberg reservieren konnte, das zweite Mal schreibt ein einfacher Bürger, der in der Mitte in der Menge steht. Die Unterschiede sind deutlich zu sehen. Liest man diese beiden Zitate, verwundert es nicht, dass die Obrigkeit versucht hat, die Feierlichkeiten, besonders den weltlichen Teil, in irgendeine Weise zu regeln und zu ordnen. Durch Krönungen kam eine grosse Menge von Gästen in die Stadt, nicht nur Adlige, sondern auch Menschen aus den unteren Schichten. Aber es wurden auch eine Menge von Händlern und Künstlern angezogen. Dies verlangte für Ordnung und Sicherheit gesorgt zu werden. Daneben ging es aber auch darum für allgemeine Sauberkeit, Unterkunfte und Lebensmittel zu sorgen – ein zweiter Schwerpunkt der Ordnungen. Gleichzeitig gibt sich aber auch die Frage nach der Wirkung solcher Regelungen, wenn man vor allem die zweite Schilderung liest.
SCHMID teilt die Feste in drei Gruppen ein: Familienfeste, Volksfeste und politische Feste (SCHMID 1995 : 11). In dieser Gliederung nehmen die Kaiser- und Königskrönungen und die dazugehörige Wahl eine Sonderstellung ein, denn sie betreffen zwei Gruppen. Der Hauptgrund und das Hauptfest ist auf alle Fälle politische, aber allerdings nur für die Oberschicht und die beteiligten Adligen Gäste.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Fest der Krönung und seine Bedeutung
- Der Wandel der Feierlichkeiten
- Die Funktion der Krönung
- Frankfurt als Wahl- und Krönungsort
- Allgemeine Geschichte
- Frankfurt als Wahlort
- Frankfurt als Krönungsort
- Die Bedeutung der Feiern für die Stadt und die Bürger
- Policeyordnungen für Feste
- Policeyordnungen für Wahlen und Krönungen
- Die Regelungen der Policeyordnungen
- Ordnung und Sicherheit
- Einhaltung von Ruhe und Ordnung
- Ausweisung von Fremden, Bettlern und Kranken
- Sicherheitseid
- Unterkunft
- Die Verteilung der Unterkünfte
- Die Preise für Unterkunft
- Die Preise für Stallmieten
- Lebensmittel
- Die Beschaffung von Lebensmitteln
- Der Verkauf von Lebensmitteln
- Die Mahlzeiten in Gasthäusern
- Die Krönungsfeier
- Ordnung und Sicherheit
- Zusammenfassung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Policeyordnungen für Wahlen und Krönungen im 17. und 18. Jahrhundert, insbesondere die Wahl und Krönung von Franz II. und Matthias I. Der Fokus liegt auf der Stadt Frankfurt als Wahl- und Krönungsort. Die Arbeit untersucht die Notwendigkeit von Regelungen für diese besonderen Festlichkeiten, insbesondere die Herausforderungen in Bezug auf Ordnung, Sicherheit, Unterkünfte, Lebensmittel und die Wirkung solcher Regelungen.
- Die Bedeutung der Krönungszeremonie im Wandel der Zeit
- Die Rolle der Policeyordnungen bei der Regulierung von Festlichkeiten
- Die Herausforderungen der Ordnung und Sicherheit während der Krönungsfeierlichkeiten
- Die Bedeutung der Stadt Frankfurt als Wahl- und Krönungsort
- Die Auswirkungen von Policeyordnungen auf das Leben der Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Problematik der Regulierung von Festlichkeiten durch Policeyordnungen am Beispiel der Krönung von Franz II. und stellt die Bedeutung von Wahl- und Krönungstagen für die Oberschicht und die Bevölkerung dar.
Kapitel 2 beleuchtet den Wandel der Krönungsfeierlichkeiten im Barock und deren Ausweitung zu einem Grossfest. Es analysiert die Funktion der Krönung als Stabilisierung der kaiserlichen Herrschaft.
Kapitel 3 befasst sich mit Frankfurt als Wahl- und Krönungsort und untersucht die historische Entwicklung der Stadt als politisches und wirtschaftliches Zentrum.
Kapitel 4 analysiert die Policeyordnungen für Wahlen und Krönungen, die als Mittel zur Regulierung und Organisation dieser Festlichkeiten dienen.
Kapitel 5 beleuchtet die Regelungen der Policeyordnungen, die sich auf Ordnung und Sicherheit, Unterkünfte, Lebensmittel und die Krönungsfeier fokussieren.
Schlüsselwörter
Policeyordnungen, Wahl, Krönung, Festlichkeiten, Frankfurt am Main, Ordnung, Sicherheit, Unterkunft, Lebensmittel, Franz II., Matthias I., 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert.
- Quote paper
- Silke Eggert (Author), 2001, Policeyordnungen zu Wahl- und Krönungsfesten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27054