Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ABSTRACT
1 EINLEITUNG
2 FREUD (1900): DIE TRAUMDEUTUNG
3 DIE HOBSON-SOLMS KONTROVERSE
3.1 Hobson (1977): Die Aktivierungs-Synthese Theorie
3.2 Solms (1997): Traum und REM-Schlaf
3.3 Hobson (2009): Theorie des Protobewusstseins
3.4 Solms (2012): Hobson versus Freud
4 FAZIT
5 LITERATURVERZEICHNIS
6 ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abstract
Sigmund Freud sorgt bis heute mit seinem 1900 erschienen Werk „Die Traumdeutung“ für viele Diskussionen, auch innerhalb der Neurowissenschaften. Für Freud drücken sich im Traum unbewusste Wünsche aus, die durch einen psychologischen Mechanismus zensiert werden, damit der Träumer nicht aufwachen muss. Damit ist der Traum der „Hüter des Schlafs“. Der neurowissenschaftliche Traumforscher Allan Hobson postuliert 1977 seine „Aktivierungs-Synthese Theorie“, die sich explizit gegen die Freud’schen Thesen richtet. Nach Hobson entstehen Träume durch einen physiologischen Prozess des Gehirns (hauptsächlich im Hirnstamm) und haben keine spezifische psychologische Bedeutung. Für ihn sind Freuds Thesen mit seinen Erkenntnissen nicht in Einklang zu bringen und dessen Theorie nicht mehr als eine psychoanalytische Spekulation. Der Neuro- wissenschaftler und Psychoanalytiker Mark Solms übt hingegen scharfe Kritik an Hobsons Theorie. Er postuliert 1997 die Ergebnisse einer Studie, die er an Patienten mit Hirnläsionen durchführte: Solms beobachtet, dass regelmäßig ganz andere Regionen des Gehirns am Traumprozess beteiligt sind, als Hobson behauptet. Er sieht seine Ergebnisse - neben weiteren aktuellen Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften - zudem sehr gut mit den Freud’schen Aussagen über den Traum im Einklang. Es beginnt ein wissenschaftlicher Streit rundum die Freud’schen Theorien zum Traumgeschehen, welche in den Neurowissenschaften bis Dato für veraltet galten. Im Jahr 2009 ersetzt Allan Hobson seine ehemals paradigmatische „Aktivierungs-Synthese Theorie“ durch eine neue Konzeption, der „Theorie des Protobewusstseins“. Dieses Modell weist - im Gegensatz zu seiner ursprünglichen Theorie - einige Ähnlichkeiten mit Freuds Annahmen auf.
„Niemand hat eine Ahnung davon, daß der Traum kein Unsinn, sondern eine Wunscherfüllung ist“ Sigmund Freud, 1897 (Briefe an Wilhelm Fließ)
1 Einleitung
Sigmund Freud gilt weltweit als einer der bekanntesten und angesehensten Psychologen. Für viele Menschen ist er sogar einer der einzigen Psychologen den sie beim Namen nennen können und das obwohl Freud eigentlich Neurologe war. Allerdings war er auch Begründer der Psychoanalyse, die man als eine Teildisziplin der Psychologie verstehen kann. Ferner ist das Medieninteresse für neurowissenschaftliche Erkenntnisse derzeit sehr ausgedehnt - viele Menschen interessieren sich dafür wie kognitive Leistungen in ihrem Gehirn zustande kommen. Es verwundert daher kaum, dass die Medien mit großem Interesse die Freud’sche Traumtheorie im Lichte der neueren neurowissenschaftlichen Erkenntnisse zum Traum verfolgen und darin eine vermeintliche Renaissance der Freud’schen Gedanken über die Neurowissenschaften entdecken mögen. Dabei rückt der Neurowissenschaftler und Psychoanalytiker Mark Solms gerade im deutschen Medienraum immer wieder in den Fokus der Diskussion, was man anhand diverser Artikel und Interviews in Leitmedien wie dem Spiegel, der Zeit, dem Deutschlandfunk oder auch in einigen Fernsehsendungen beobachten kann. Die wissenschaftliche Traumforschung wird durch die genannten Medien selten fachgerecht widergegeben, da deren Rezipienten im Normalfall Laien sind. Viele Ergebnisse werden deshalb auch „Laiengerecht“ dargestellt, was bisweilen dazu führt, dass wichtige wissenschaftliche Aspekte unberücksichtigt bleiben.
Doch inwieweit untermauern die neueren empirischen Daten aus den Neurowissenschaften - von einer sachlich wissenschaftlichen Perspektive aus betrachtet - tatsächlich die Freud’schen Thesen zum Traum? Die Beantwortung dieser Frage könnte gerade für psychoanalytisch interessierte Menschen nicht von unerheblichen Interesse sein, galten die Ansichten Freuds innerhalb der naturwissenschaftlich orientierten Psychologie und Psychiatrie lange Zeit als veraltet und spekulativ. Diese Haltung ging auch auf die Entdeckungen und Theorien des neurowissenschaftlichen Traumforschers Allan Hobson zurück, der als einer der einflussreichsten Kritiker der Freud’schen Traumtheorie gilt.
In der vorliegenden Arbeit wird die Fragestellung untersucht, inwieweit die Freud’sche Traumtheorie durch empirische Daten aus der neueren neurowissenschaftlichen Traumforschung gestützt wird. Diese Frage wird anhand der Kontroverse zwischen Allan Hobson und Mark Solms - zweier renommierter Traumforscher - diskutiert, die es erlaubt einen Einblick in die aktuelle Forschungslandschaft zu bekommen. Die Arbeit ist theoretisch gestaltet und chronologisch Aufgebaut: Die Reihenfolge der Gliederung orientiert sich an dem Datum der Veröffentlichung der vorgestellten Theorien. Zu Beginn werden für den Hintergrund wichtige Aussagen Freuds vorgestellt, die er 1900 in seinem Werk „Die Traumdeutung“ veröffentlicht. Dabei werden vor allem diejenigen Thesen erläutert, die für die Diskussion im Zusammenhang mit den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen von Belang sind. Aufgrund der Komplexität der Freud’schen Traumtheorie kann und wird diese aufgrund des Rahmens der Arbeit nicht in ihrer Breite skizziert. Die psychoanalytischen bzw. psychodynamischen Ansätze zum Traum haben sich seit Freuds Erkenntnissen in einem gewichtigen Maße weiterentwickelt und weichen in Teilen auch von dessen Konzeption ab. Da sich Hobson sowie Solms hauptsächlich auf Freuds Ansichten beziehen, ist die psychoanalytische Weitereinwicklung der Freud’schen Theorien für die eingangs aufgeworfene Fragestellung nicht zentral und deshalb ebenfalls nicht Teil der Arbeit. Ferner ist es auch nicht das Anliegen der Arbeit, die aktuellen Ergebnisse der neurowissenschaftlichen Traumforschung in ihrer Breite und Tiefe zu erläutern, da das Volumen der aktuellen Forschungsdaten ebenfalls den Rahmen weit übersteigen würde. Das dritte Kapitel beginnt mit der Einführung in die Hobson-Solms Kontroverse, dem eigentliche Kern des vorliegenden Aufsatzes: Es werden verschiedene theoretische Konzeptionen der beiden Wissenschaftler vorgestellt, die sich grob formuliert neben den neurowissenschaftlichen Mechanismen des Träumens auch mit deren Bedeutung und Sinnhaftigkeit beschäftigen. Dabei wird zuerst die „Aktivierungs-Synthese Theorie“ von Hobson vorgestellt, welche über Jahrzehnte ein Paradigma in der neurowissenschaftlichen Traumforschung darstellte und sich explizit gegen die Freud’schen Theorien zum Traum richtet. Anschließend wird die neurowissenschaftliche Traumtheorie von Solms dargestellt, die auf neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und einen anderen Schein auf Freuds Thesen wirft. Hobson hat 2009 seine“ Aktivierungs-Synthese Theorie“ durch eine neue Konzeption - die „Theorie des Protobewusstseins“ (Kapitel 3.3) - ersetzt und liefert damit eine ebenfalls aktuelle Alternative zu Solms Ansichten. Das letzte Unterkapitel der Hobson-Solms Kontroverse (Hobson versus Freud) ist der Diskussion um die Freud’schen Thesen aus der Sicht von Hobsons Protobewusstseins-Theorie gewidmet. Abschließend werden die dargestellten Theorien und Erkenntnissen im Hinblick auf die Untermauerung der Freud’schen Theorie verglichen, diskutiert und ein Ausblick auf weiterführende Fragestellungen skizziert.
2 Freud (1900): Die Traumdeutung
Die erste bekannte Schrift über den Traum als psychologisches Konstrukt stammt nach der Ansicht Sigmund Freuds (1925/1961) von dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles. Dieser untersuchte schon vor mehr als 2000 Jahren das Traumgeschehen und folgerte damals, dass Träume „die ersten bei Tag nicht bemerkten Anzeichen einer beginnenden Veränderung im Körper dem Arzt anzeigen können“ (Freud, 1925/1961, S. 6). Für Aristoteles sind Träume im Grunde ein fortbestehen von Sinneseindrücken, weshalb man aus heutiger Sicht seine Theorien der Sinnesphysiologie zuordnen und wegen seines systematischen Vorgehens nicht als bloße Spekulation bezeichnen würde (Wiegand, 2006).
Die Faszination des Traums beschäftigte Menschen aber schon seit jeher. So waren Träume vor und auch nach den Schriften Aristoteles häufig als göttliche Eingebungen interpretiert worden. Man „unterschied wahrhafte und wertvolle Träume, dem Schläfer gesandt, um ihn zu warnen oder ihm die Zukunft zu verkünden, von eiteln, trügerischen und nichtigen, deren Absicht es war, ihn in die Irre zu führen oder ins Verderben zu stürzen“ (Freud, 1925/1961, S. 6).
Abbildung 1: Freud, Sigmund (1900): Die Traumdeutung, 1. Auflage
Quelle: http://www.freud-biographik.de/td.jpg (20. M ä rz 2013)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts veröffentlicht der österreichische Neurologe und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1925/1961) sein monumentales Werk „Die Traumdeutung“. Freuds Schrift entwickelte sich zu einem der am meist gelesenen und dadurch einflussreichsten Arbeiten des Jahrhunderts (Schlesier, 2000). Abbildung 1 zeigt die erste Auflage „Die Traumdeutung“ Sigmund Freuds, welche 1899 erschien und auf Verlangen Freuds - der sich wohl der Bedeutung bewusst war - auf 1900 vordatiert wurde.
Freud skizziert über mehrere hundert Seiten eine Theorie, die sich nach der Ansicht des bekannten Psychoanalytikers Stavros Mentzos (2010) wie folg zusammenfassen lässt:
„Freud kam zu der Schlussfolgerung, dass der Traum die verkappte Erfüllung eines verdrängten Wunsches sei. Dadurch ermögliche der Traum die Fortsetzung des Schlafes, der sonst durch die Mobilisierung solcher Wünsche gestört zu werden drohe (Der Traum als Hüter des Schlafes). Der Traum […] sei in gewisser Hinsicht mit dem neurotischen Symptom vergleichbar, denn auch im Traum findet eine Kompromissbildung statt zwischen dem Anspruch eines verdrängten Impulses auf Befriedigung einerseits und den Widerständen dagegen andererseits“ (S. 73).
Diese verdrängten Impulse, meist unbewusste Wünsche, werden durch verschiedene Mechanismen entstellt, die Freud (1925/1961) unter dem Begriff der Traumarbeit zusammenfasst. Das Resultat dieser Verkleidung ist ein Kompromiss zwischen der Zensur moralisch oder ethisch verwerflicher Inhalte auf der einen und der Befriedigung des unbewussten Wunsches auf der anderen Seite.
Methodik
Freud entwickelt seine Traumtheorie in einem ersten Schritt durch die Sammlung ausführlichen Materials. Dieses gewann er zum einen durch die Beobachtung seiner Patienten, deren Traumberichte er sammelte und aus der Beobachtung seiner eigenen Träume. Auf der anderen Seite geht seinem Werk eine sehr ausführliche Literaturrecherche voraus, anhand derer Freud sich ein historisches und aktuelles Bild des wissenschaftlichen Standes zur Traumforschung machte.
Manifester Trauminhalt
„Wir wollen das, was der Traum erzählt, den manifesten Trauminhalt nennen“ (Freud, 1916/1969, S. 134). Unter dem manifesten Trauminhalt versteht Freud alles, woran der Träumer sich nach dem Aufwachen auch tatsächlich erinnern kann. Synonym benutzt Freud auch den Begriff der Traumgedanken (Fischer, 1978), womit er die für ihn wichtige Natur des Traumes konkretisiert: „Man vergisst zu leicht, dass ein Traum zumeist nur ein Gedanke ist wie ein anderer, ermöglicht durch den Nachlass der Zensur und die unbewusste Verstärkung und entstellt durch die Einwirkung der Zensur und die unbewusste Bearbeitung“ (Freud, 1975, S. 262). Der manifeste Trauminhalt geht „aus latenten Traumgedanken hervor, die der Entstellung und Veränderung unterliegen“ (Fischer, 1978, S. 55).
Latenter Trauminhalt
Unter dem latenten Trauminhalt versteht Freud Elemente des Traums, die von unbewussten sexuellen Wünschen aus der frühesten Lebensperiode stammen. Der latente Trauminhalt stellt nach Freud die eigentliche Traumbotschaft dar und ist die Gesamtheit dessen, was der Analytiker mittels der Assoziationen des Patienten zum Traum und seinen Deutungen nacheinander enthüllt. Es ergeben sich dadurch organisierte Gedanken, welche in Form einer Erzählung einen oder mehrere Wünsche ausdrücken (Laplanche & Pontalis, 2002).
Traumarbeit
Die Traumarbeit ist der psychische Prozess, über den die latenten Trauminhalte in den manifesten Traum umgewandelt werden. Dies geschieht indem die latenten Inhalte mit Mechanismen wie der Verdichtung , Verschiebung und der Verwandlung in dramatische Szenen umgewandelt werden (Nagera, 1974). Freud (1925/1961, S. 511) beschreibt die Traumarbeit wie folg:
„Sie [die Traumarbeit] denkt, rechnet, urteilt überhaupt nicht, sondern sie beschränkt sich darauf umzuformen. Sie läßt sich erschöpfend beschreiben, wenn man die Bedingungen ins Auge fasst, denen ihr Erzeugnis zu genügen hat. Dieses Produkt, der Traum, soll vor allem der Zensur entzogen werden und zu diesem Zwecke bedient sich die Traumarbeit der Verschiebung der psychischen Intensit ä ten bis zur Umwertung aller psychischer Werte; es sollen Gedanken ausschließlich oder vorwiegend in dem Material visueller und akustischer Erinnerungsspuren widergegeben werden, und aus dieser Anforderung erwächst die Traumarbeit […]“
Durch die Traumarbeit wird ein Kompromiss gebildet, durch den die Anforderungen der Zensur ebenso zufriedengestellt werden wie die nach Erfüllungen strebenden unbewussten Wünsche des latenten Trauminhalts (Nagera, 1974).
Zensur
Die Traumzensur hat die Aufgabe, die wichtige Funktion des Traumes als Behüter des Schlafes zu erfüllen. Dies geschieht dadurch, dass die Zensur die Äußerungen von unbewussten Wünschen im Traum einschränkt, damit diese nicht zum Bewusstsein drängen können. Würde es den unbewussten Regungen gelingen in das Bewusstsein vorzudringen, würde der Träumer aufgeweckt werden, da diese auch Ängste auslösen (Nagera, 1974). Die Inhalte, welche der Zensur zum Opfer fallen sind erläutert Freud (1969, S. 142) wie folgt:
„Die Tendenzen, welche die Zensur ausüben sind solche, welche vom wachen Urteilen des Träumers anerkannt werden, mit denen er sich einig fühlt […] Die Tendenzen aber, gegen welche sich die Traumzensur richtet, muß man zunächst vom Standpunkt dieser Instanz selbst beschreiben. Dann kann man nur sagen, sie seien durchaus verwerflicher Natur, anstößig in ethischer, ästhetischer, sozialer Hinsicht, Dinge, an die man gar nicht zu denken wagt oder nur mit Abscheu denkt“
Wunscherfüllung
Die Triebkraft für die Entstehung von Träumen schreibt Freud primär der Libido zu, einer psychischen Energie die auf die Befriedigung meist unbewusster sexueller Wünsche drängt: „[…] der Traum [ist] darum jedesmal eine Wunscherfüllung, weil er eine Leistung des Systems Ubw [Unbewusst] ist, welches kein anderes Ziel seiner Arbeit als Wunscherfüllung kennt und über keine anderen Kräfte als die Wunschregungen verfügt“ (Freud, 1925/1961, S. 574). Es gibt nach Freud vier Möglichkeiten, woher ein sich im Traum erfüllender Wunsch kommen kann: Wünsche können am Tag auftauchen und unerfüllt bleiben oder aber wieder verworfen und damit verdrängt (unbewusst) werden. Diese Wünsche ordnet Freud dem Vorbewussten zu. Wünsche können aber auch aus dem Unbewussten stammen und sind damit per se nicht fähig in das Bewusstsein zu gelangen. Der vierte Ursprungsort ist ein Körperbedürfnis, wie bspw. das Verspüren von Hunger (Nagera, 1974). Allerdings kann nach Freuds (1925/1961, S. 559) Auffassung ein Traum nicht ohne einen Wunsch aus dem Unbewussten gebildet werden:
„ Der Wunsch, welcher sich im Traume darstellt, mu ß ein infantiler sein. Er stammt dann beim Erwachsenen aus dem Ubw […] Ich weiß, diese Anschauung ist nicht allgemein zu erweisen; aber ich behaupte, sie häufig zu erweisen, auch wo man sie nicht vermutet hätte, und ist nicht allgemein zu widerlegen“
Regression
Unter dem Begriff Regression versteht Freud (1925/1961) einen Vorgang, der sich räumlich (topisch) gesehen durch ein umgekehrtes Durchschreiten der psychischen Systeme auszeichnet. Im Wachzustand werden diese System in einem progredienten Sinne, das heißt von der Wahrnehmung zur Motorik hin durchschritten. Im Schlaf regredieren die Traumgedanken - da das motorische System blockiert ist - zum System der Wahrnehmung. Diese Traumgedanken sind im Traum aber nur durch sensorische Bilder verfügbar, die sich dem Träumer in quasi halluzinatorische Weise aufdrängen (Laplanche & Pontalis, 2002). Aus dieser Beobachtung zieht Freud den Schluss, dass die Traumgedanken bei der Regression in ihr Rohmaterial aufgelöst werden. In anderen Worten: Das sensorische Material im Traum lässt sich durch ein zurückverfolgen zu seinem Ursprung in abstrakte Gedanken auflösen, die die Quelle des Traums sind.
Primär- und Sekundärvorgang
Unter dem Primärvorgang versteht Freud unter topischen Aspekten gesehen das Unbewusste. Dieses wird im Wachleben durch den Sekundärvorgang (topisch das Vorbewusste und Bewusste) gehemmt, worunter er Ich-Funktionen versteht, wie Denken, Aufmerksamkeit, kontrollierte Handlungen und Urteilsvermögen. Im Traum ist diese sekundärhafte Funktion in beträchtlicher Weise gehemmt. Diese Deaktivierung befreit wiederum den Primärprozess von seinen normalen Hemmungen. Aus diesem Grund kommt es zu primitiven Halluzinationen im Traum (Ausdruck der Wunscherfüllung) wie sie bei psychotischen Zuständen zu beobachten sind. Aus diesen Beobachtungen folgert Freud, dass im Traum das Wunschdenken keinerlei Realitätszwängen unterliegt. Der Primär- und Sekundärvorgang entspricht etwa dem Gegensatz zwischen Lustprinzip und Realitätsprinzip (Laplanche & Pontalis, 2002).
Die hier in Auszügen vorgestellten Erkenntnisse Freuds zum Traum dominierten über Jahrzehnte das wissenschaftliche Verständnis von Träumen (Hobson & McCarley, 1977).
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