Einleitung
Kaum eine Ausstellung in den letzten Jahrzehnten hat die Öffentlichkeit so polarisiert, wie es den „Körperwelten“ gelungen ist. Das Interesse an der Ausstellung, wobei mehr als 200 echte menschliche Plastinate gezeigt werden, ist nach wie vor ungebrochen. Das durch den Anatomieprofessor von Hagens entdeckte Verfahren der Plastination und die damit verbundene Möglichkeit der dauerhaften Konservierung von Organen, Gewebsresten und Toten, wurde 1994 zum ersten Mal, beim Tag der offenen Tür des anatomischen Instituts in Heidelberg, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das positive Echo vieler Besucher fand letztendlich seinen Ausdruck in der populärwissenschaftlichen Ausstellung „Körperwelten“, die nun seit vielen Jahren ununterbrochen in deutschen und internationalen Städten gastiert. Seitdem wird über die Legitimität der Ausstellung vehement diskutiert. Namhafte Theologen, Philosophen, Mediziner und Rechtswissenschaftler sind daran beteiligt, wobei die Meinungen unterschiedlich dimensioniert sind. Kritiker werfen ihm den Verstoß gegen die Menschwürde nach Artikel 1 des Grundgesetzes vor. Von Hagens wird der Leichenfledderei bezichtigt, er degradiere die Menschen zur Biomasse, wobei er mit „Leichen spiele, wie ein Kind mit Puppen“. Er wird als Vertreter der Generation bezeichnet, die für den Verfall von Sitten und Werten einer Spaß- und erlebnisorientierten Konsumgesellschaft verantwortlich zu machen ist. Der Tabubruch der mit der Ausstellung echter Toter vollzogen wurde, ist ein Verstoß gegen das Gebot der Totenruhe, welches nicht nur geltende Gesetze, sondern auch gegen das kirchliche „Memento mori“ verstößt.
Andere wiederum scheuen keinen Vergleich zum Nationalsozialsozialismus und setzen Körperwelten mit den Verbrechen des Naziregimes auf eine Stufe. Andererseits befürworten viele Geistes- und Naturwissenschaftler, abgesehen von der Zustimmung eines überwiegenden Teils der Bevölkerung, die Ausstellung. Sie begrüßen die Demokratisierung der Anatomie und die Möglichkeit der Betrachtung des großartigen Wunderwerkes der Schöpfung. Das didaktische Konzept gebe auch Laien, die Möglichkeit eines Erkenntnisgewinns über die Gestalt, Form und Innerlichkeit ihres eigenen Körpers. Diese Möglichkeit der Selbsterkenntnis könnte darüber hinaus zur Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben führen, wie dies auch schon Albert Schweitzer proklamiert hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Körperwelten im Spiegelbild von medizinisch, säkularer-naturalistischer, christlich-religiöser und rechtlicher Betrachtungsweisen
- Die medizinische Sichtweise
- Ein Exkurs in die Geschichte der Anatomie
- Die moderne Anatomie-tabuisiert für die Allgemeinheit
- Die Plastination
- Die Bedeutung der Plastination
- Das Theater Anatomicum-vom Inhalt der Ausstellung
- Die naturalistisch-säkulare Sichtweise
- Körperwelten aus religiöser Sicht
- Körperwelten aus juristischer Sicht
- Die medizinische Sichtweise
- Die Zukunft von Körperwelten-mögliche Handlungsalternativen
- Verbot der Ausstellung „Körperwelten“
- Verbot der Ausstellung von Ganzkörperplastinaten
- Genehmigung der Ausstellung mit der Entfernung einiger Ganzkörperplastinate
- Die tabulose Anerkennung und ständige Präsentation der Ausstellung
- Das Wertekorsett unserer Gesellschaft-Körperwelten im Blickpunkt gesetzlicher, religiöser und philosophischer Normen
- gesetzliche Bestimmungen
- Die Körperspende
- Die Bestattungspflicht und Totenfürsorge
- Menschenwürde aus rechtlicher und philosophischer Sicht
- Menschenwürde und Leiblichkeit aus theologischer Sicht
- gesetzliche Bestimmungen
- Ein persönlicher Rückblick auf Körperwelten
- Aufklärung und Plastinat
- Körperwelten und Tod
- Körperwelten, Körperspender und Gesellschaft
- Körperwelten und Gesellschaft
- Körperwelten und Menschenwürde
- Kritik an Körperwelten
- Ein Ausblick in die Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die kontroverse Ausstellung „Körperwelten“ aus verschiedenen Perspektiven. Ziel ist es, die ethischen, rechtlichen und religiösen Fragen zu beleuchten, die durch die Präsentation plastinierter menschlicher Körper aufgeworfen werden. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Argumentationslinien der Befürworter und Gegner der Ausstellung.
- Die medizinische und historische Perspektive der Anatomie
- Die ethische Bewertung der Ausstellung im Kontext der Menschenwürde
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Körperspende und der Ausstellung
- Die religiösen und philosophischen Einwände gegen „Körperwelten“
- Mögliche Handlungsalternativen und Zukunftsperspektiven
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die kontroverse Debatte um die Ausstellung „Körperwelten“ ein und beschreibt das ungebrochene öffentliche Interesse an der Präsentation plastinierter menschlicher Körper. Sie skizziert die gegensätzlichen Positionen von Kritikern und Befürwortern und benennt die zentralen Fragen der Arbeit: Verstößt die Ausstellung gegen die Menschenwürde, die Totenruhe und die guten Sitten? Die Autorin beschreibt ihre persönliche Entwicklung von einer anfänglich ablehnenden zu einer differenzierteren Haltung.
Körperwelten im Spiegelbild von medizinisch, säkularer-naturalistischer, christlich-religiöser und rechtlicher Betrachtungsweisen: Dieses Kapitel beleuchtet die Ausstellung aus vier verschiedenen Blickwinkeln. Die medizinische Perspektive umfasst einen historischen Exkurs in die Anatomie und eine Beschreibung der Plastination. Die säkulare Sichtweise, die religiöse Sichtweise und die juristische Sichtweise werden ebenfalls dargestellt, um ein vielschichtiges Bild der Debatte zu zeichnen. Die unterschiedlichen Argumente werden einander gegenübergestellt.
Die Zukunft von Körperwelten-mögliche Handlungsalternativen: Dieses Kapitel diskutiert verschiedene Szenarien für die Zukunft der Ausstellung. Von einem vollständigen Verbot bis hin zur Zulassung unter bestimmten Bedingungen werden verschiedene Handlungsoptionen geprüft und deren Vor- und Nachteile erörtert. Der Fokus liegt auf den ethischen und rechtlichen Implikationen dieser Optionen.
Das Wertekorsett unserer Gesellschaft-Körperwelten im Blickpunkt gesetzlicher, religiöser und philosophischer Normen: Dieses Kapitel analysiert die Ausstellung im Kontext von geltenden Gesetzen, religiösen und philosophischen Normen. Dabei werden die rechtlichen Aspekte der Körperspende und der Bestattungspflicht, sowie die philosophischen und theologischen Überlegungen zur Menschenwürde im Umgang mit Verstorbenen erörtert.
Ein persönlicher Rückblick auf Körperwelten: In diesem Kapitel präsentiert die Autorin ihre persönlichen Erfahrungen mit der Ausstellung und erklärt, wie sie zu ihrem differenzierten Urteil gelangt ist. Sie reflektiert ihre anfängliche negative Haltung und den Wandel ihrer Sichtweise nach dem Besuch der Ausstellung. Die Aspekte der Aufklärung, des Todes und des Umgangs der Gesellschaft mit dem Thema werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Körperwelten, Plastination, Anatomie, Menschenwürde, Totenruhe, Körperspende, Ethik, Religion, Recht, Philosophie, Moral, Gesellschaft, Ausstellung, Tabubruch.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu der Hausarbeit: Körperwelten
Was ist der Gegenstand der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Ausstellung „Körperwelten“ aus ethischer, rechtlicher und religiöser Perspektive. Sie analysiert die kontroversen Argumente von Befürwortern und Gegnern der Ausstellung und beleuchtet die damit verbundenen Fragen der Menschenwürde, der Totenruhe und der guten Sitten.
Welche Perspektiven werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Ausstellung „Körperwelten“ aus medizinischer, säkular-naturalistischer, christlich-religiöser und juristischer Sichtweise. Es werden die historischen Aspekte der Anatomie, die Plastination als Verfahren, ethische und rechtliche Rahmenbedingungen sowie religiöse und philosophische Einwände gegen die Ausstellung diskutiert.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den verschiedenen Betrachtungsweisen von „Körperwelten“, ein Kapitel zu möglichen Handlungsalternativen für die Zukunft der Ausstellung, ein Kapitel zum ethisch-rechtlich-religiösen Kontext der Ausstellung und ein Kapitel mit einem persönlichen Rückblick der Autorin auf die Ausstellung, sowie einen Ausblick.
Welche zentralen Fragen werden in der Arbeit behandelt?
Zentrale Fragen sind: Verstößt die Ausstellung gegen die Menschenwürde? Wie verhält sich die Ausstellung zur Totenruhe und den guten Sitten? Welche Handlungsalternativen gibt es für die Zukunft der Ausstellung? Wie lässt sich die Ausstellung im Kontext gesetzlicher, religiöser und philosophischer Normen bewerten?
Welche Handlungsalternativen für die Zukunft der Ausstellung werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Szenarien, von einem vollständigen Verbot der Ausstellung oder von Ganzkörperplastinaten bis hin zur Zulassung unter bestimmten Bedingungen, z.B. der Entfernung einzelner Exponate. Die Vor- und Nachteile jeder Option werden im Hinblick auf ethische und rechtliche Implikationen erörtert.
Wie wird die Menschenwürde in der Arbeit behandelt?
Die Menschenwürde wird aus rechtlicher, philosophischer und theologischer Perspektive im Kontext der Ausstellung „Körperwelten“ untersucht. Die Arbeit analysiert, ob und wie die Ausstellung die Menschenwürde der Körperspender verletzt oder ob sie im Gegenteil einen Beitrag zur Aufklärung und zum Verständnis des menschlichen Körpers leisten kann.
Welche Rolle spielt die Religion in der Diskussion um „Körperwelten“?
Die religiöse Perspektive wird als wichtiger Bestandteil der Debatte um „Körperwelten“ betrachtet. Die Arbeit untersucht die Einwände christlich-religiöser Kreise gegen die Ausstellung und diskutiert die ethischen und moralischen Fragen, die sich aus der Präsentation plastinierter menschlicher Körper ergeben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Körperwelten, Plastination, Anatomie, Menschenwürde, Totenruhe, Körperspende, Ethik, Religion, Recht, Philosophie, Moral, Gesellschaft, Ausstellung, Tabubruch.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels, welche die wichtigsten Inhalte und Argumentationslinien kurz und prägnant beschreibt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Hausarbeit?
Die Hausarbeit zielt darauf ab, die ethischen, rechtlichen und religiösen Fragen zu beleuchten, die durch die Präsentation plastinierter menschlicher Körper in der Ausstellung „Körperwelten“ aufgeworfen werden. Sie analysiert die verschiedenen Argumentationslinien der Befürworter und Gegner der Ausstellung und sucht nach einem differenzierten Urteil.
- Quote paper
- Jana Werner (Author), 2001, Körperwelten - endlich unsterblich oder würdelose Leichenshow?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27087