Der Begriff Nation leitet sich vom l a teinischen Wort „natio“ ab.
„Natio“ bedeutet einerseits Volk, Volksstamm oder Völkerschaft
andererseits soviel wie Geburt, Abstammung und Herkunftsort. Im
Mittelalter wurde der Begriff der Nation zwar schon verwendet, er
war aber noch unbedeutend. Wenn eine größere Gemeinschaft mit
„ethnischen“ Merkmalen bezeichnet wurde, verwendete man eher die
Begriffe „gens“ oder „populus“. Der Begriff „natio“ stand diesen
Begriffen sehr unbestimmt gegenüber und konnte sowohl einen
Heimatort, als auch den sprachlichen oder sozialen Herkunftsort
einer oder mehrerer Personen bedeuten. Weiters konnten auch
regionale und sprachliche Gemeinsamkeiten durch den Begriff
„natio“ zusammengefaßt werden.1
Die politische Bedeutung des Begriffes Nation wurde erst in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geprägt. Mit der Französischen
Revolution erfuhr der Begriff eine neue Wertigkeit und sollte auch
im 19. und 20. Jahrhundert eine wesentliche Kategorie in der
politischen Auseinandersetzung bleiben. Zwischen Nationali sierung
und Demokratisierung des Staates entwickelte sich ein enger
Zusammenhang. Die Idee der Souveränität des Volkes, welche sich
nach der bürgerlichen Revolution durchzusetzen begann, prägte den
Begriff Nation. Die Nation integrierte alle sozialen Schichten und
machte keine Unterschiede bezüglich politischer oder sozialer Herkunft. Für Rousseau waren alle Staatsbürger gleich. Jeder
einzelne soll te sich selbst und seinen Besitz als Gemeingut unter die
oberste Leitung eines gemeinsamen Willen stellen. Dadurch entstand
als öffentliche Person eine seelische Gesamtkörperschaft. Diese
Nation übertrug die oberste Autorität und Souveränität den
Regierenden.2
Lepsius analysiert 3 Aspekte, die in Solidaritätsverbänden, und die
Nation ist ein spezieller Solidaritätsverband, enthalten sein müssen.
Der klassifikatorische Aspekt legt fest, wie sich die Nation von
anderen Begriffen unterscheidet und wie sich die Nationen innerhalb
voneinander abgrenzen. [...]
1 Ernst Bruckmüller, Nation Österreich. Kulturelles Bewußtsein und gesellschaftlich- politische Prozesse
(Wien 1996) S. 24-25.
2 Hans Joachim Störig, Die Weltgeschichte der Philosophie (Frankfurt am Main 1992) S. 376 – 380. vgl
auch: Christiana Potocnik, Das Bewußtsein um die "Österreichische Nation" im Zusammenhang mit der
Gründung der Ersten und Zweiten Republik (Dissertation Klagenfurt 1988) S. 15.
Inhaltsverzeichnis
- DER NATIONSBEGRIFF
- ÖSTERREICH UND DAS ENDE DER MONARCHIE
- DIE GRÜNDUNG DER REPUBLIK DEUTSCHÖSTERREICH
- DIE WIRTSCHAFTLICHE SITUATION DER REPUBLIK ÖSTERREICH
- Die Strukturkrise der österreichischen Wirtschaft
- Die Frage der Lebensfähigkeit von Österreich
- DIE UNTERSCHIEDLICHEN ANSCHLUẞPHASEN DER REPUBLIK ÖSTERREICH AN DEUTSCHLAND
- DIE PARTEIEN DER ERSTEN REPUBLIK
- Die Sozialdemokraten
- Die Christlichsozialen
- Die Deutschnationalen
- Die Großdeutsche Volkspartei
- Der Landbund für Österreich
- Die Nationalsozialisten
- Die Kommunisten
- STÄNDESTAAT - DER ZWEITE DEUTSCHE STAAT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung der Nationsbekenntnisse österreichischer Parteien in der Zeit von 1918 bis 1938. Die Arbeit analysiert die unterschiedlichen Positionen der Parteien und den Wandel der politischen Landschaft in Österreich, insbesondere im Kontext des Zusammenbruchs der Monarchie, der Gründung der Republik und der anschließenden politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen.
- Der Wandel des Nationsbegriffs im Kontext des österreichischen Umbruchs von der Monarchie zur Republik
- Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der neu gegründeten Republik Österreich
- Die unterschiedlichen Positionen der österreichischen Parteien hinsichtlich der nationalen Identität und der Frage des Anschlusses an Deutschland
- Die Rolle der Sozialdemokraten, Christlichsozialen, Deutschnationalen und Kommunisten im österreichischen Parteiensystem
- Die Entstehung des Ständestaates als ein Versuch, die politischen und sozialen Spannungen in Österreich zu entschärfen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt den Begriff der Nation und dessen Entwicklung in historischer Perspektive. Das zweite Kapitel beleuchtet die Situation Österreichs nach dem Ende der Monarchie und die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche dieser Zeit. Das dritte Kapitel widmet sich der Gründung der Republik Deutschösterreich und den damit verbundenen Herausforderungen. Im vierten Kapitel werden die wirtschaftlichen Probleme der jungen Republik analysiert, wobei insbesondere die Strukturkrise und die Frage der Lebensfähigkeit des österreichischen Staates im Fokus stehen.
Das fünfte Kapitel behandelt die verschiedenen Phasen der Annäherung der Republik Österreich an Deutschland und die damit verbundenen politischen Diskussionen. Das sechste Kapitel stellt die wichtigsten Parteien der Ersten Republik vor, darunter die Sozialdemokraten, die Christlichsozialen, die Deutschnationalen und die Kommunisten. Die unterschiedlichen Positionen dieser Parteien hinsichtlich der Frage der nationalen Identität und des Anschlusses an Deutschland werden im Detail beleuchtet.
Schlüsselwörter
Nationsbegriff, österreichische Parteien, Republik Österreich, Anschluß an Deutschland, Sozialdemokratie, Christlichsozialismus, Deutschnationalismus, Kommunismus, Ständestaat.
- Quote paper
- Josef Langer (Author), 2001, Unterschiede und Wandel der Nationsbekenntnisse der österreichischen Parteien von 1918 - 1938, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27105