Das Edikt von Fontainebleau und die Folgen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

14 Seiten, Note: 1,7

L Se (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wie kam es zum Edikt von Fontainebleau? - Die Zeit vor 1685
2.1 Die Zeit der Gegenreformation
2.2 Das Edikt von Nantes
2.3. Die Revokation des Ediktes von Nantes - Gründe Ludwigs

3.18. Oktober 1685 - Das Edikt von Fontainebleau

4.Die Umsetzung und die Durchsetzung des Ediktes von Fontainebleau - und die Reaktionen und Folgen
4.1 Die Umsetzung und die Durchsetzung im Überblick
4.2 Die Reaktionen und die Folgen - sozial
4.3 Die Reaktionen und die Folgen - wirtschaftlich und politisch

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

1. Einleitung

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Edikt von Fontainebleau vom 18. Oktober 1685 und seinen unmittelbaren Folgen. Dabei wird zunächst auf die Vorgeschichte jenes Ediktes eingegangen und die Ursachen geklärt. Der Part der Gegenreformation ist hierbei bewusst ausführlich geschildert, da dieses Thema für das grundlegende Verständnis der daraus resultierenden Politik Ludwigs XIV. von großer Wichtigkeit ist. Auch bedeutsam erscheinen das Edikt von Nantes und die persönlichen Gründe Ludwigs.

Der zweite Teil dieser Arbeit beschäftigt sich dann mit dem eigentlichen Hauptthema, dem Edikt von Fontainebleau. Dabei werden die wichtigsten inhaltlichen Aussagen zunächst zitiert und dann zusammengefasst. Dies bildet den Grundstein für die nachfolgenden Untersuchung zu den Folgen jenes Beschlusses.

Nach einem kurzen Überblick werden die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen erläutert. Den sozialen Wirkungen wird dabei eine besondere Bedeutung beigemessen, obgleich die gesamte Darstellung zu diesem umfangreichen Thema besonders in dieser Passage durch das Problem unzureichender Quellen nur grob bearbeitet werden konnte.

Zum Schluss folgt lediglich ein kurzes Fazit, da die Schilderungen selbsterklärend sind. Auf die Aktualität des Themas wird verzichtet, weil die Folgen sich lediglich auf die Zeit unmittelbar nach dem Edikt von Fontainebleau beziehen. Wichtig zu erwähnen sei noch, dass in der Arbeit stets von den Begriffen “Protestanten“, “Reformierten“ und “Hugenotten“ die Rede ist, die selbstverständlich alle dieselbe Bedeutung haben, ebenso wie „Ludwig XIV.“ und „Ludwig“. Die Hauptquelle stellt das Werk „Der Exodus der Hugenotten. Die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 als europäisches Ereignis“ von Heinz Duchhardt dar. Das Buch Arno Herzigs „Konfession und Heilsgewissheit. Schlesien und die Grafschaft Glatz in der Frühen Neuzeit“, obgleich es sich nicht auf Frankreich bezieht, enthält wichtige und allgemeine, gebietsübergreifende Ausführungen, sodass es als Quelle herangezogen werden konnte.

2. Wie kam es zum Edikt von Fountainebleau? Die Zeit vor 1685

2.1 Die Zeit der Gegenreformation

Schon seit dem Konzil von Trient, das vom 13.12.1545 bis zum 04.12.1563 stattfand und als Ausgangspunkt der Gegenreformation gesehen wird (hier gibt es unterschiedliche Meinungen), betont die katholische Kirche die Differenzen zum Protestantismus und unternahm zahlreiche kirchliche Erneuerungsmaßnahmen, um sich als eine Einheit vor der zunehmend auch weltlichen Macht des Protestantismus' zu „schützen“.1 Man untersuchte den Zustand und die Ausstattung der Kirchen und prüfte die Geistlichkeit und auch die Laien hinsichtlich der Einhaltung der Kirchengebote und der Moral.2 Neben den päpstlichen Nuntien, die für eben jene Einhaltung der Kirchenreform zuständig waren, spielten auch die Jesuiten eine nicht unerhebliche Rolle in der Gegenreformation. Sie entwickelten ein katholisches Bildungswesen, übernahmen die Ausbildung des Ordensnachwuchses, stellten Einrichtungen für den Pfarrklerus zur Verfügung und sorgten für die Entstehung katholischer Universitäten und somit nicht zuletzt auch für den Ausbau des Katholizismus'.3 Jene einschneidende Periode sollte weit bis ins 18. Jahrhundert andauern und die Protestanten durch verschiedenste Methoden und Instrumentalien gewaltsam zum Katholizismus zurückführen. Diese Welle des Antiprotestantismus' erreichte unter anderem das Heilige Römische Reich, Österreich und nicht zuletzt Frankreich.

Ab 1559 wollten die sogenannten „Hugenotten“ die Anerkennung ihres Glaubens erreichen, wurden jedoch in der Bartholomäusnacht vom 24.08.1572 besiegt.4 Es folgten zahlreiche weitere Auseinandersetzungen und 1598 schließlich ein „Gnadenedikt“, auch Edikt von Nantes5 genannt, vom französischen König Heinrich IV., der selbst nach seiner Thronbesteigung vom Protestanten zum Katholiken konvertiert war und Frankreich zu befrieden versuchte.6

2.2 Das Edikt von Nantes

Das am 13. April 1598 unterzeichnete Edikt gewährte den Hugenotten Gewissensfreiheit und die freie Religionsausübung in der Öffentlichkeit. Adligen Hugenotten wurden private Gottesdienste erlaubt, die Protestanten durften Kirchen, Schulen und Akademien errichten und erhielten das volle Bürgerrecht usw. Heinrich IV. war somit eine Art Schutzherr und durchbrach den bis dahin geltenden Grundsatz: „Cuius regio, eius religio“7. Es entstanden viele reformierte Gemeinden, so zum Beispiel in der Normandie und in den Cevennen. Frankreich war ein multikonfessioneller Staat geworden, obgleich das Edikt am Katholizismus als Staatsreligion festhielt und somit jede weitere Ausbreitung des Protestantismus' in Frankreich faktisch unmöglich machte.8 Dennoch waren viele gegen das Edikt und so annullierte Kardinal Richelieu 1629 im Edikt von Nîmes das Edikt von Nantes stellenweise, um den absolutistischen Staat nicht zu gefährden.9

2.3 Die Revokation des Ediktes von Nantes - Gründe Ludwigs XIV.

Als der als Sonnenkönig bekannte Ludwig XIV. an die Macht kam und ab 1661 regierte, änderte sich die Politik gegenüber den Reformierten deutlich.10 Verantwortlich dafür war ein Bündel von Faktoren, von denen einige hier erläutert werden sollen.

Ein sehr wichtiger Grund war die Tatsache, dass Frankreichs außenpolitischer Spielraum im Jahre 1685 größer als seit Langem war und neue, weitreichende Projektionen und Weichenstellungen möglich wurden. Die Kriegsgefahr schien gebannt, sodass die Hugenotten für die Mobilisierung eines möglichen Kriegseinsatzes

- das einzige Argument, das sie schützte - nicht mehr von Bedeutung waren.11

Auch der Französisch-Holländische Krieg von 1672 verschärfte die antiprotestantische Haltung. Die Calvinisten galten als reich und arrogant - diese Grundhaltung wurde auch auf die Reformierten im eigenen Land übertragen.12

Da Frankreich sich in jenen „ruhigen“ Zeiten auf die Innenpolitik konzentrieren konnte und die Hoffnung auf eine zukünftige, große katholische Koalition wuchs, befürchtete Ludwig XIV., als wenig zuverlässiger Katholik gesehen zu werden und verschärfte seine Politik. Er galt als leuchtendes Vorbild, mit dem sich die Existenz eines protestantischen Staates im Staat schlecht vertrug. Deshalb setzte er alles daran, einen absoluten Staat durch die Aufhebung von Sonderinteressen und Privilegien sowie den Abbau von Minderheiten aufzubauen, um einen möglichst homogenen, regierbaren Untertanenverband zu schaffen. Nach dem Grundsatz „une foi, une loi, un roi“ („ein Glaube, ein Gesetz, ein König“)13 umging er seine bereits beginnende Legitimationskrise und alle Befürchtungen, die religiösen Gegensätze früher oder später nicht ausgleichen zu können.14

Ein weiterer Grund, der antiprotestantischen Politik Ludwigs XIV. waren die vier von ihm im März 1682 verfassten gallikanischen Artikel, mit denen er die Autorität des Papstes angriff. Durch einen möglichst strikten und strengen Katholizismus erhoffte er sich die Wiederannäherung zur Kurie.15

Und auch Kardinal Richelieu, der Berater Ludwigs, spielte eine nicht unwesentliche Rolle. Er selbst sagte von sich, dass er die Hugenotten hasse: politisch, nicht jedoch religiös, als Rebellen, nicht als Irrgläubige.16

Zudem wurde stets betont, dass das Edikt von Nantes eine einseitige Konzession und jederzeit widerrufbar, ein aus politischen Umständen entstandener Kompromiss, sei, der nur solange aufrechterhalten würde, wie eine politische Notwendigkeit bestünde. Neben den zwischen 1679 und 1685 circa einhundert gegen die Häresie und die Hugenotten speziell erlassenen Edikten gipfelte die antiprotestantische Politik schließlich in der Revokation des Ediktes von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau am 18. Oktober 1685.17

Jenes Edikt bildete einen Widerspruch zu dem im ausgehenden 17. Jahrhundert dominierenden Toleranzgedanken und bereitete den Diskussionen um die Wiedervereinigung der Konfessionen ein jähes Ende.18

[...]


1 Vgl. Weiss, Dieter J.: Katholische Reform und Gegenreformation. Ein Überblick, Darmstadt 2005, S. 16.

2 Vgl. Weiss: Katholische Reform, S. 130.

3 Vgl. Klueting, Harm: Das Konfessionelle Zeitalter 1525-1648, Stuttgart 1989, S. 286.

4 Vgl. Klueting: Das Konfessionelle Zeitalter, S. 404.

5 Vgl. Heinrich IV.: Das Edikt von Nantes. In: Deutscher Hugenottenverein (Hg.): Das Edikt von Nantes-Das Edikt von Fontainebleau, Flensburg 1963, S. 21-56.

6 Vgl. Weiss: Katholische Reform, S. 69.

7 Klueting: Das Konfessionelle Zeitalter, S. 142.

8 Vgl. Heinrich IV.: Das Edikt von Nantes, S. 21-56.

9 Vgl. Duchhardt, Heinz: Der Exodus der Hugenotten. Die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 als europäisches Ereignis, Köln 1985, S. 195-196.

10 Vgl. Duchhardt: Exodus, S.144.

11 Vgl. Duchhardt: Exodus, S.34.

12 Vgl. Bernard, Anna: Die Revokation des Edikts von Nantes und die Protestanten in Südostfrankreich (Provence und Dauphiné) 1685-1730, Bd. 59, München 2003, S. 26.

13 Klueting: Das Konfessionelle Zeitalter, S. 247.

14 Vgl. Duchhardt: Exodus, S. 37.

15 Vgl. Duchhardt: Exodus, S. 34.

16 Vgl. Duchhardt: Exodus, S. 196.

17 Vgl. Duchhardt: Exodus, S. 32.

18 Vgl. Duchhardt: Exodus, S. 29.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Edikt von Fontainebleau und die Folgen
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V271455
ISBN (eBook)
9783656626213
ISBN (Buch)
9783656626152
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
edikt, fontainebleau, folgen
Arbeit zitieren
L Se (Autor:in), 2011, Das Edikt von Fontainebleau und die Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271455

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Edikt von Fontainebleau und die Folgen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden