Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen eines Seminars über die Rechtfertigung und Bestreitung Gottes in der frühen Neuzeit. Das Seminar orientierte sich an der Leitfrage, wie „das Böse“ in die Welt komme, befasste sich letztlich also mit der Thematik verschiedener Auffassungen der Verhältnisse im Dualismus von „Gut“ und „Böse“.
Auch Friedrich Nietzsche befasste sich eingehend mit der Moralität. Aus seinem philosophischen Komplex sticht dabei vor allem sein Kulturpessimismus, also seine grundlegende und umfassende Kritik an soziokulturellen Systemen wie der Religion, der Moral, der Philosophie und der Kunst, aber auch an der Wissenschaft hervor. Insbesondere die christliche Moral sieht sich in der Philosophie Nietzsches wiederholter Kritik ausgesetzt. Die vorliegende Arbeit versucht deshalb im Hauptteil, seine Gedankengänge und Argumentationsstrukturen zu dieser spezifischen Thematik etwas genauer zu betrachten und aufzuarbeiten.
Nietzsches vielschichtiges philosophisches Gesamtwerk bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Negation und Affirmation, offenbart also neben dem Willen zur Zerstörung, zur destruktiven Auslegung von soziokulturellen Phänomenen der europäischen Kulturgeschichte durchaus auch den Willen zu einer Neuordnung, zu einem über die blosse Zerstörung gegebener Umstände hinaus gehenden Denken und Konzipieren. In seiner Autobiographie „Ecce Homo“ schrieb er dazu genau so treffend wie vieldeutig: „Ich widerspreche, wie nie widersprochen worden ist, und bin trotzdem der Gegensatz eines neinsagenden Geistes.“
In diesem Sinne begnügte sich Nietzsche nicht mit einer kritischen Haltung dem traditionellen Moralsystem gegenüber, sondern entwickelte eigene Konzepte von Sein, Raum und Zeit, die letztlich die von ihm wieder aufgeworfenen Fragen neu beantworten sollten.
Nietzsches Gesamtwerk ist vielfältig und vielschichtig, dabei nicht immer übersichtlich und eindeutig, stellenweise sogar widersprüchlich. Der Grad an philosophischer Abstraktion und Komplexität ist besonders in seinen konzeptuellen Schriften teilweise sehr hoch. Die in einem zweiten Teil der vorliegenden Arbeit versuchte Darstellung von Nietzsches weiterführenden Konzepten beschränkt sich daher auf die wesentlichen, grundlegenden Aspekte – in einer umfassenderen Darstellung würde Nietzsches Konzeptphilosophie über den thematischen Rahmen dieser Seminararbeit hinausgehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Kurzbiographie
3. Die Negation – Nietzsches Kritik der christlichen Moral
3.1. Die Grenzen menschlicher Erkenntnis
3.2. Kritik an der Absolutsetzung menschlicher Erkenntnis
3.3. Gegen den Zentralbegriff: Der Tod Gottes
3.4. Von der Notwendigkeit einer Moralkritik
3.5. Gegen die Moral: Der Grundirrtum
3.6. Gegen die Moral: „Zur Genealogie der Moral“
3.6.1. „Gut und Böse“, „Gut und Schlecht“
3.6.2. „Schuld“, „Schlechtes Gewissen“ und Verwandtes
3.6.3. „Was bedeuten asketische Ideale?“
3.7. Der Niedergang der Moral
4. Die Affirmation – Nietzsches Konzepte von Sein und Zeit
4.1. Von der Emanzipation des Geistes
4.2. Der Übermensch und der Wille zur Macht
4.3. Die ewige Wiederkunft des Gleichen
5. Fazit
6. Verzeichnisse
6.1. Quellenverzeichnis
6.2. Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Master of Arts David Venetz (Autor:in), 2009, Vom Tode Gottes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271486