„Religionen sind zu schonen. Sie sind für die Moral gemacht. Da ist nicht eine hehre Lehre. Kein Gott hat klüger gedacht. Ist im Vorteil, im Vorteil“ lautet die dritte Strophe des Liedes „Stück vom Himmel“, von dem deutschen Musiker Herbert Grönemeyer
(2006-2007). Dem Liedtext zufolge benötigen wir also Religionen bzw. eine Konfession, egal welche, da jeder Gott gleich klug ist, um moralisch zu sein. Dieser Aussage widmeten so einige Wissenschaftler, wie z.B. Boyer (2002), Hauser und Singer (2005) und Hauser & Pyysiaäinen (2010) einen Artikel, um darauf hinzuweisen, dass es nicht so zu sein scheint. Sinnott-Armstrong (2009) widmete diesem Thema sogar ein ganzes Buch, indem er aufräumt mit Vorurteilen gegenüber Atheisten und die Zusammenhangslosigkeit zwischen Gott bzw. Religion und Moral immer wieder betont.
Diese Einstellung, dass Religion und Moral fest miteinander verbunden sein müssen, ist in der Bevölkerung, besonders dem religiösen Anteil der Bevölkerung, weit verbreitet aber wenig bewiesen. Ein Artikel in der Washington Post mit dem Titel „Why do Americans still dislike atheists? „ thematisierte genau diese Einstellung. „Those who don’t believe in God are widely considered to be immoral, wicked and angry.“ (Paul & Zuckerman, 2011) schreiben die Autoren über das amerikanische Volk und beziehen sich dabei auf aktuelle empirische Untersuchungen. Eine von Furnham et al (1998) durchgeführte Untersuchung unterstreicht diese Anti-atheistische Einstellung. Seiner Untersuchung zufolge sind Atheisten und agnostische Personen so unbeliebt, dass viele Menschen sie ans Ende einer Liste setzen würden, wenn es um eine Nierenspende ginge. Christliche Patienten sollen bevorzugt werden, so wünscht es sich die Mehrheit der Befragten.
Der Washington Post Artikel bezieht sich zwar größtenteils auf Amerika, aber weltweit besteht dieses Problem einer Anti-Atheistischen Haltung. Der Atheismus genießt in den meisten Ländern dieser Erde keinen guten Ruf. Die Akzeptanz des Atheismus wird allerdings weniger ein Thema sein in meiner Ausarbeitung, sondern mehr die Unterschiede zwischen Atheisten bzw. Nicht-Religiösen und Religiösen in Bezug auf ausgewählte Lebensbereiche und moralischen Einstellungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Notwendigkeit eines Säkularisierungsupdates
- 2.1 Wie viel wissen wir schon? Ein Literatureinblick
- 2.2 Demographische Daten
- 2.3 Die wichtigsten Begriffserklärungen
- 2.4 Ableitung der zu ergründenden Fragestellung
- 3 Empirische Vorgehensweise
- 3.1 Europäische Wertestudie
- 3.2 Das Arbeiten mit den Daten
- 3.3 Auswertungen zur ersten Fragestellung
- 3.3.1 Homophobie
- 3.3.1.1 Homosexuelle Eltern
- 3.3.1.2 Homosexualität ist in Ordnung
- 3.3.1.3 Homosexuelle Nachbarn
- 3.3.2 Sexismus
- 3.3.2.1 Arbeitsplätze zuerst für Männer
- 3.3.2.2 Frauen brauchen Kinder
- 3.3.2.3 Alleinerziehende Mütter
- 3.3.3 Fremdenfeindlichkeit
- 3.3.3.1 Ausländer produzieren Kriminalität
- 3.3.3.2 Ausländer als Gefahr
- 3.3.3.3 Ausländer als Belastung
- 3.3.1 Homophobie
- 3.4 Auswertungen zur zweiten Fragestellung
- 3.4.1 Homophobie
- 3.4.2 Sexismus
- 3.4.3 Fremdenfeindlichkeit
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Ergebnisse zur ersten Fragestellung
- 4.2 Ergebnisse zur zweiten Fragestellung
- 5 Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Religiosität und Moral, indem sie die moralischen Urteile von Atheisten und Nicht-Religiösen mit denen verschiedener religiöser Gruppen vergleicht. Die Studie nutzt Daten der Europäischen Wertestudie, um länderübergreifende Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
- Der Vergleich der moralischen Urteile von Atheisten/Nicht-Religiösen und religiösen Personen bezüglich Homophobie, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit.
- Die Analyse länderübergreifender Unterschiede in der moralischen Einstellung von Atheisten/Nicht-Religiösen.
- Die Untersuchung des Einflusses von Religion auf die Moral im Vergleich zu anderen soziokulturellen Faktoren.
- Die Überprüfung der weit verbreiteten Annahme, dass Atheismus mit Unmoralität verbunden ist.
- Die Bewertung der Rolle kultureller, politischer und wirtschaftlicher Faktoren auf die Moral.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Religiosität und Moral in den Mittelpunkt. Sie beleuchtet die weit verbreitete, aber wenig belegte Annahme, dass Religion essentiell für Moralität sei und konterkariert diese mit wissenschaftlichen Studien, die aufzeigen, dass diese Verbindung nicht so eindeutig ist. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der moralischen Urteilsfähigkeit von Atheisten im Vergleich zu religiösen Personen. Der Bezug auf den Liedtext von Herbert Grönemeyer dient als anschaulicher Einstieg in die kontroverse Debatte.
2 Notwendigkeit eines Säkularisierungsupdates: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Thema Säkularisierung und Moral. Es werden demografische Daten präsentiert, um den Anteil der Atheisten und Nicht-Religiösen in der Bevölkerung zu verdeutlichen und Begrifflichkeiten präzisiert. Die Kapitel gliedern sich in Literatureinblick, demografische Daten, Begriffsklärungen und die Ableitung der Forschungsfragen. Das Kapitel legt die Basis für die empirische Untersuchung, indem es relevante Studien und Begriffe einführt und den Forschungsfokus schärft.
Schlüsselwörter
Atheismus, Moral, Religiosität, Europäische Wertestudie, Homophobie, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit, Säkularisierung, kulturelle Faktoren, politische Faktoren, wirtschaftliche Faktoren.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie: Religiosität und Moral
Was ist das Thema der Studie?
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Religiosität und Moral. Sie vergleicht die moralischen Urteile von Atheisten und Nicht-Religiösen mit denen verschiedener religiöser Gruppen, um die weit verbreitete Annahme zu überprüfen, dass Religion essentiell für Moralität ist.
Welche Daten werden verwendet?
Die Studie basiert auf Daten der Europäischen Wertestudie. Diese Daten ermöglichen einen länderübergreifenden Vergleich der moralischen Einstellungen.
Welche moralischen Bereiche werden untersucht?
Die Studie analysiert moralische Urteile in Bezug auf Homophobie, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit. Konkret werden Einstellungen zu Themen wie homosexuelle Eltern, Geschlechterrollen, und Ausländerfeindlichkeit untersucht.
Wie ist die Studie aufgebaut?
Die Studie gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Notwendigkeit eines Säkularisierungsupdates (mit Literaturrecherche, demografischen Daten und Begriffserklärungen), ein Kapitel zur empirischen Vorgehensweise (inkl. Beschreibung der Datenanalyse), ein Kapitel mit den Ergebnissen und eine abschließende Diskussion. Die empirische Analyse umfasst zwei Fragestellungen, die jeweils auf Homophobie, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit eingehen.
Welche Forschungsfragen werden bearbeitet?
Die zentralen Forschungsfragen drehen sich um den Vergleich der moralischen Urteile von Atheisten/Nicht-Religiösen und religiösen Personen, die Analyse länderübergreifender Unterschiede in der moralischen Einstellung von Atheisten/Nicht-Religiösen, den Einfluss von Religion auf die Moral im Vergleich zu anderen soziokulturellen Faktoren und die Überprüfung der Verbindung zwischen Atheismus und Unmoralität.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Atheismus, Moral, Religiosität, Europäische Wertestudie, Homophobie, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit, Säkularisierungsdebatte, kulturelle Faktoren, politische Faktoren und wirtschaftliche Faktoren.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie (vorläufig)?
Die vorläufigen Ergebnisse werden in einem separaten Kapitel (Kapitel 4) präsentiert und im Diskussionsteil eingeordnet. Es ist zu erwarten, dass die Studie Licht auf die Komplexität des Zusammenhangs zwischen Religiosität und Moral wirft und die weitverbreitete Annahme einer eindeutigen Verbindung hinterfragt.
- Arbeit zitieren
- Master of Science Maike Pöhler (Autor:in), 2011, Die Moral der Atheisten versus die Moral der Religiösen. Wer ist der bessere Mensch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271811