Die Finanzkrise 2007 - 2009. Die Auslöser der Krise und deren Folgen für die Automobilbranche


Bachelorarbeit, 2014

60 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Problemstellung und Zielsetzung
1.3 Aufbau und Vorgehensweise
1.4 Zur zeitlichen Eingrenzung

2 Die Finanzkrise 2007 - 2009
2.1 AuslöserderFinanzkrise
2.1.1 DieUS-lmmobilienkrise
2.1.2 Weitervergabevon Kreditrisiken
2.1.2.1 CreditDefaultSwap
2.1.2.2 CreditLinkedNote
2.1.2.3 Chancen von Verbriefungen
2.1.2.4 Risiken von Verbriefungen
2.1.3 Geringe Risikowahrnehmung
2.1.4 Fehlverhalten der Ratingagenturen
2.2 GenerelleAuswirkungen
2.2.1 Geld-undKapitalmarkt
2.2.2 Arbeitsmarkt
2.2.3 Immobilienmarkt
2.2.4 Unternehmen

3 Lösungsansätze für Systemstabilität der Finanzmärkte
3.1 BadBank
3.2 Strengere Regulierungsvorschriften der EU

4 Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise

5 Unmittelbare Auswirkungen der Finanzkrise auf die Automobilindustrie
5.1 DerUS-Markt
5.1.1 Maßnahmen derAutohersteller
5.1.2 DerFallvonGeneralMotors
5.1.3 Maßnahmen der US-Regierung
5.2 Der deutsche Markt
5.2.1 Nachfragekrise
5.2.2 Exportmarkt
5.2.3 Auswirkungen aufdie Beschäftigten
5.2.4 SonderfallOpel
5.2.5 StaatlicheMaßnahmen

6 Heutige Situation der Automärkte nach der Finanzkrise
6.1 DerUS-Markt
6.2 Der deutsche Markt

7 Kritische Analyse der Zukunftsaussichten für die deutsche Automobilindustrie
7.1 WandelndeNachfrage
7.2 Abhängigkeit der Autohersteller
7.3 Internetvernetzung

8 Lösungsansätze derAutomobilindustrie
8.1 Zunehmende Mobilitätsdienstleistung
8.2 Umweltfreundliche Pkws
8.3 Online-Verkauf

9 Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: S&P / Case-Shiller Home Price Indices

Abb. 2: Grundstruktur einer Finanzierung

Abb. 3: Formen der Verbriefung

Abb. 4: Credit Default Swap Quelle: Heidorn, Thomas (1999), S. 5

Abb. 5: Risikokategorien

Abb. 6: Top 20 Neufahrzeuge (Marken)

Abb. 7: Anzahl der Neuzulassungen von Pkw in Deutschland von 2000 bis 2013

Abb. 8: Umsatzentwicklung in der deutschen Automobilindustrie

Abb. 9: Entwicklung des Benzinpreises in Deutschland

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Gewinne der deutschen Automobilkonzerne 2006 und 2007

1 Einleitung

1.1 Ausgangssituation

Fünf Jahre nach der verheerenden Finanzkrise im Jahr 2007 werden nun die Banken zur Rechenschaft gezogen. Erst kürzlich, Oktober 2013, hat sich die amerikanische Großbank JP Morgan mit der US-Regierung in einem Rechts­streit bezüglich der Vergabe von faulen Immobilienkrediten, dazu geeinigt eine Rekordstrafe in Höhe von 13 Milliarden Dollar zu zahlen. Der Bank wird vorge­worfen, während des Immobilienbooms große Immobilienfinanziere über den Wert von Kreditsicherheiten sowie Darlehen hintergangen zu haben. Diese Strafe beinhaltet Hilfen für überschuldete Hausbesitzer im Umfang von vier Mil­liarden Dollar sowie Zahlungen an Behörden und Investoren. Im Gegenzug stellt die US-Justiz mehrere Ermittlungen und Verfahren gegen JP Morgan ein.[1] Aber auch andere internationale Großbanken, unter anderem die Deutsche Bank, waren an Aktivitäten mit fragwürdigen Hypothekenkrediten verwickelt und werden nun dafür belangt.

Im Sommer 2007 geriet die Finanzwelt in schwere Schwankungen. Auslöser dieser Finanzkrise war die geplatzte Immobilienblase, die zu einer beispiellosen Immobilienkrise ausgeartet ist. Die Immobilienkrise wurde hervorgerufen durch die laxe Kreditvergabe von Finanzinstituten und durch die niedrigen Leitzinsen der US-amerikanischen Zentralbank. Die Aktivitäten der Banken wurde durch mangelhafte Regulierung und Aufsicht der Finanzinstitute begünstigt. Zusätzlich spielten bei der Finanzkrise die Weitervergabe von Kreditrisiken mittels Verbrie­fungen, das fragwürdige Anreizsystem der hohen Bonuszahlungen bei kurzfris­tigen Erfolgen und der immense Einfluss von Ratingagenturen eine fatale Rolle.

Die anfänglich in den USA begonnene Finanzkrise nahm ihren Lauf und entwi­ckelte sich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. Große Unternehmen mussten durch staatliche Gelder vor der Insolvenz bewahrt werden. Für andere Unter­nehmen kam aber jede Hilfe zu spät und sie mussten Insolvenz anmelden. Da­runter waren auch die Investmentbank Lehman Brothers und der Groß-Konzern General Motors. Besonders die Automobilindustrie litt unter den Folgen der Fi­nanzkrise. Die Nachfrage brach ein, der Export schrumpfte und eine Kredit­klemme überrollte den Automarkt. Der Staat musste mit Maßnahmen eingreifen um die hunderttrausenden Arbeitsplätze nicht zu gefährden, die an der Auto­branche gekuppelt sind. Zudem haben viele Autobauer den Trend zu kleineren, treibstoffärmeren und kostengünstigeren Autos verpasst. Mit den steigenden Kosten des Unterhaltes und der zunehmenden Flexibilität der Menschen hat sich die Nachfrage ganz neu ausgerichtet. Der Bürger will sich nicht mehr für eine bestimmte Zeit an ein bestimmtes Auto binden, sondern sucht vielmehr die Freiheit. Eine immer mehr an Bedeutung gewinnende Alternative sind Lösun­gen wie Carsharings oder auch Mitfahrgelegenheiten. Gerade die Automobilin­dustrie muss vorausschauend und nachfrageorientiert agieren, um Krisen wie die Finanzkrise von 2007 zu überstehen, denn auf die Bequemlichkeit eines Autos wird niemand verzichten wollen, auch in Zukunft.

1.2 Problemstellung und Zielsetzung

Diese Arbeit setzt sich mit der Thematik der Finanzkrise auseinander. Es wer­den die Ursachen und Auswirkungen sowie den Werdegang der Finanzkrise beschrieben. Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Finanzkrisen werden herausgearbeitet. Den Hauptfokus wird auf die Auswirkungen in der Automobil­industrie gelegt. Ziel ist es den Automarkt zu untersuchen bezüglich des Zu­standes unmittelbar nach der Finanzkrise und wie die heutige Situation aus­sieht. Zusätzlich werden die Zukunftsaussichten der Automobilindustrie kritisch analysiert und Lösungsvorschläge werden abgeleitet.

1.3 Aufbau und Vorgehensweise

Im ersten Kapitel wird die Entstehungsgeschichte der Finanzkrise von 2007 be­schrieben mit den verschiedenen Hintergründen und diversen Auslösern. Die Verfasserin setzt sich insbesondere mit den Verbriefungsaktivitäten, der gerin­gen Risikowahrnehmung der Banken, sowie dem Fehlverhalten von Ratinga­genturen kritisch auseinander. Anschließend werden auf die verschiedenen Auswirkungen, die die verschiedenen Märkte wahrnahmen und zu bewältigen hatten, eingegangen. Es werden zwei Ansätze zur Reduzierung der Krisen­wahrscheinlichkeit erläutert. Im nächsten Kapitel wird der Übergang von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise und damit auf die Realwirtschaft erläutert.

Der darauffolgende Teil widmet sich der Schieflage der Automobilindustrie wäh­rend der Finanzkrise. Genauer betrachtet werden die Automobilmärkte der USA und der in Deutschland. Insbesondere wird der Fall von General Motors und der Überlebenskampf von der Tochtergesellschaft Opel in den Fokus gestellt und die damit verbunden Maßnahmen zur Rettung der Automobilindustrie. An­schließend wird Bezug auf die aktuelle Situation der Automobilbranche ge­nommen und analysiert, ob die Maßnahmen der Regierung den Markt stabili­siert haben. Zukunftsaussichten der Automobilindustrie und Überlebensstrate­gien werden in den letzten beiden Kapiteln erarbeitet.

1.4 Zur zeitlichen Eingrenzung

Die Arbeit richtet sich besonders auf die Jahre 2007 - 2009, da in diesem Zeit­raum die Finanzkrise auf dem Höchststand war. Im Jahre 2008 war der Gipfel dieser Krise als die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden musste. Beim Lösungsansatz zur Finanzstabilität wird auf die letzte und aktu­ellste Regelung von 2014 eingegangen. In den Kapiteln 6 und 7 wird Bezug auf die heutige Situation des Automobilmarktes im Jahr 2013/2014 genommen. Zu­sätzlich werden Zukunftslösungen für die Autobranche herausgearbeitet.

2 Die Finanzkrise 2007 - 2009

Eine Finanzkrise zeichnet sich im Wesentlichen durch zwei Merkmale aus. Zum einen durch sinkende Preise wie beispielsweise bei Wertpapieren, Immobilien oder Rohstoffen und die damit einhergehenden Vermögensverlusten, zum an­deren durch die Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen, Banken und Staaten.[2] Die Finanzkrise im Jahre 2007 äußerte sich ebenfalls an den zwei Merkmalen. Hervorgehoben wurde diese Finanzkrise durch fallende Immobilienpreise und insolvente Banken in den USA.[3] Im Folgenden wird näher auf die diversen Aus­löser der Finanzkrise von 2007 - 2009 eingegangen.

2.1 Auslöser der Finanzkrise

Behandelt werden in diesem nachfolgenden Kapiteln die verschiedenen Be­weggründe für die Entstehung der Finanzkrise. Besonders beleuchtet werden die US-Immobilienkrise, die die Basis für diese Krise darstellte, sowie die damit verbunden Verbriefungstätigkeiten, die dafür sorgten, dass die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession fiel. Zusätzlich wird noch auf die fehlende Risikowahrneh­mung und auf die Rolle der Ratingagenturen, die an der Finanzkrise mitschuldig waren, eingegangen.

2.1.1 Die US-Immobilienkrise

Alles begann mit der US-Immobilienblase. Eine Immobilienblase zeichnet sich dadurch aus, dass die Preise am Immobilienmarkt kontinuierlich steigen. Es werden vermehrt Immobilien gekauft mit der Annahme, dass die Preise der Im­mobilien weiter zunimmt, um diese Anlage als eine Investition für die Zukunft zu betrachten oder gewinnbringend verkaufen zu können. Dies bewegt auch Ge­ringverdiener oder gar Arbeitslose dazu Kredite mit sehr geringem Zinssatz aufzunehmen. Die Banken gewähren die Kredite trotz geringer oder gar keiner Sicherheiten, da die Hypothek für die Immobilie, der Bank als Sicherheit dient und bei einer Schieflage die Immobilie zu einem höheren Preis als dem Kauf­preis veräußert werden kann.[4] Sinkt die Immobiliennachfrage oder können die Kredite von den Kreditnehmern nicht mehr ausreichend gedeckt werden, so tritt eine Abwärtsspirale ein. Die Immobilienpreise nehmen ab und die Immobilie kann nur zu einem Bruchteil des Kaufpreises verkauft werden. Kreditnehmer sowie Banken überschulden sich. Die Immobilienblase platzt.[5]

So geschehen im Jahre 2006 in den USA. Anfang der Neunziger Jahre fing die Immobilienblase in den USA an. Wer damals eine Wohnung oder ein Haus kaufte war ganz klar der Gewinner dieses Immobilienbooms. So war es möglich in Manhattan eine Drei-Zimmer-Wohnung für gerade mal 15.000 Dollar zu er­werben. Der Wert dieser Wohnung stieg in den kommenden Jahren stabil an, so dass sie nach der Jahrtausendwende auf 400.000 Dollar stieg. Der Konjunk- turabschwung nach dem 11.September 2001 konnte dem Immobilienboom ebenfalls keinen Abbruch antun, ganz im Gegenteil, die Häuserpreise stiegen weiter rapide an. Allein in den Jahren 2003 bis 2006 haben sich die Preise ver­doppelt.[6] Es gibt eine Reihe von Gründen für die Entstehung der Immobilien­blase. Eines der signifikanten Gründe, ist die stetige und konstante Anpassung des Lohnniveaus der Amerikaner. Ebenfalls leistete die amerikanische Regie­rung unter der Präsidentschaft von Georg W. Bush im Jahr 2001/2002, durch Steuersenkungen, ihren Beitrag zum Immobilienhype. Sowie der niedrige Zins­satz durch die amerikanische Zentralbank, der Federal Reserve (Fed), war mit ein Anlass für die aktive Ankurbelung der Wirtschaft in den USA.[7] Diese expan­sive Geldpolitik der Fed könnte der Grundstein für die weltweite Finanzkrise von 2007 bis 2009 gewesen sein.

Im Folgenden werden die Folgen dieser Geldpolitik reflektiert. Hier wird zu­nächst der Frage nachgegangen, ob der niedrige Leitzins in Zeiten eines Kon­junkturaufschwungs und Immobilienbooms seitens der Fed, mit Alan Green­span an der Spitze, überhaupt gerechtfertigt war. John Taylor, Geldpolitik­Professor aus Stanford, hat die sogenannte „Taylor-Regel“ für Notenbanken entwickelt. Diese Regel sagt aus, in welcher Höhe sich der Leitzins, passend zu der jeweiligen Wirtschaftslage und Inflationsrate, befinden sollte. Taylor hat mit Hilfe seiner Formel die Leitzins Entscheidungen der Fed in den letzten 25 Jah- ren analysiert und festgestellt, dass die Zinspolitik sich damit sehr gut erklären lässt. Bei der Analyse haben sich die Jahre 2002 - 2005 besonders herauskris­tallisiert. Laut Taylors Faustregel waren die Leitzinsen viel zu niedrig angesetzt worden, im Verhältnis zu der damaligen wirtschaftlichen Lage und der Inflation. Somit lässt sich hier die Aussage treffen, dass die expansive Geldpolitik schäd­lich für die Wirtschaft war.[8] Aufgrund der niedrigen Zinsen, trotz guter Konjunk­tur, wurde weiterhin stark konsumiert und investiert. Es wurde im großen Stil mit sogenannten Subprime-Kreditenum[9] sich geworfen. Diese Subprime-Kredite wurden dem Großteil der Bürger von ihren Banken aufgeschwatzt, ohne auf die Risiken und Nebenwirkungen aufmerksam gemacht worden zu sein. Denn der Traum eines durchschnittlichen Amerikaners ist das Leben in den eigenen vier Wänden.[10] Häufig wurde ein Vertrag mit einem festen Zinssatz für die ersten 2 Jahre abgewickelt mit anschließendem variablem Zinssatz. Solche Arten von Krediten werden „Adjustable Rate Mortgages“ (ARM) genannt.[11] Dieser variable Zinssatz richtet sich an einen Indexzins, wie beispielsweise dem Libor. Der Li­bor (London Interbank Offered Rate) ist ein täglich aktualisierter Interban­kenzins,[12] der sich wiederrum von den Leitzinsen leiten lässt.[13] Zumeist wird der Variable Zinssatz alle drei bis zu sechs Monate, gemäß den Marktgegeben­heiten neu angepasst.[14] Es ist ein riskantes Glücksspiel, da niemand vorherse­hen kann wie sich das Zinsniveau verändert. Steigt der Liborzins und der damit einhergehende Leitzinssatz, dann erhöhen sich ebenso die variablen Zinszah­lungen für die Hypotheken.

Es kam wie es kommen musste, im Jahr 2006 wurde der Leitzins von 1%, der im Jahr 2003 angesetzt wurde, auf 5,25 % angehoben.[15] Mit der Leitzinserhö­hung kam der Stein ins Rollen und die Finanzkrise nahm ihren Lauf. Einkom­mensschwache Kreditnehmer konnten die gestiegenen Raten nicht mehr be- zahlen und mussten ihre Immobilie verkaufen. Daraufhin sanken die Immobi­lienpreise um 28%. Dies entspricht etwa einem Verlust von 7,1 Billionen US Dollar.[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: S&P / Case-Shiller Home Price Indices

Quelle: Mastaj, Paul (2013), http://www.housingviews.com/wp-

content/uploads/2013/11/CSHomePrice_Release_Sept-Results.pdf Mithilfe der Abbildung ist deutlich erkennbar (grün hinterlegt) wie der Immobili­enmarkt ab 2006 einstürzte. Herausgegeben wird diese Grafik monatlich von Standard & Poor’s, die die berechneten Immobilienindizes veranschaulicht dar­stellen. Die ganz durchgezogene Linie repräsentiert die 10 wichtigsten US- Met­ropolenregionen und die gestrichelte Linie die 20 größten Metropolen der Ver­einigten Staaten. Es ist erkennbar, dass sich die Hauspreisentwicklung in allen Regionen gleichmäßig entwickelte. Die USA verzeichnete eine beispiellose Im­mobilienkrise.

2.1.2 Weitervergabe von Kreditrisiken

Die expansive Geldpolitik der Fed, hat nicht nur einen Immobilienhype ausge­löst, sondern sie gab auch Finanzakteuren einen großen Spielraum. So wurden neuartige Techniken der Verbriefung herausgearbeitet, um das Risiko der Kre­ditforderungen aufzuteilen.[17]

Verbriefungen (engl. Securitizations) stehen für die Umwandlung von nicht han­delbaren Forderungen in handelbare Wertpapiere. Kredite mit längerfristigen regelmäßigen Kredittilgungszahlungen können zum Barwert unmittelbar nach der Vertragsabwicklung in Form von Verbriefungen an Dritte verkauft werden. Der Käufer beschafft sich die Mittel, durch die Ausgabe von Wertpapieren und deren Platzierung in einem organisierten Geld- oder Kapitalmarkt (Börse oder Private Placement), wieder .Diese Art von Refinanzierung mittels Verbriefungen wird in Form von „Asset Backed Commercial Papers“(ABCPs) durchgeführt, beziehungsweise die Wertpapiere werden „Asset Backed Securities“ (ABS) ge­nannt. Handelt es sich hierbei um Immobilienkredite, so werden diese als „Mortgage Backed Securities“ (MBS) bezeichnet.[18] Somit entsteht ein hoher „Leverage-Effekt“ oder auch „Hebeleffekt“ genannt. Dieser Effekt sorgt dafür, dass die Eigenkapitalrentabilität durch den Einsatz des Fremdkapitals (Kapital aus Verbriefungen), anstelle von Eigenkapital, steigt.[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Grundstruktur einer Finanzierung

Quelle: Pfingsten, Andreas (2007), Wirtschaftsdienst (Hrsg.), S. 637

Im Zuge der US-Immobilienkrise wurden neue Techniken der Verbriefung kre­iert, um mehr Kapital zu beschaffen. So wurde das Prinzip „originate and distri­bute“ als Geschäftsmodell besonders gefördert. In diesem Rahmen werden Kredite an Privatpersonen, von Banken in den USA, herausgegeben und diese Kredite werden dann verbrieft weiter an Investoren auf der ganzen Welt ver- kauft.20 Auf diesem Weg können Pensionsfonds, Versicherungen, Hedgefonds sowie Zweckgesellschaften indirekt an den Kreditaktivitäten der US- Amerikanischen Privathaushalte teilhaben. Durch die Abgabe der Kreditforde­rungen an andere Institutionen werden zum einen die Eigenkapitalausstattung und die Bilanz der Bank nicht belastet und zum anderen fließt wieder Geld in die Banken, um weitere Kredite herausgeben zu können. Im Folgenden werden die neuartigen Verbriefungsmodelle näher erläutert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Formen der Verbriefung

Quelle: o.V.(2007/2008) Jahresbericht, Sachverständigenrat für Wirtschaft (Hrsg.), S. 109.

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Verbriefungsformen. Es wird zwischen „echter Verbriefung“ (True Securisation oder True Sale Verbriefung) und „syn­thetischer Verbriefung“ (Synthetic Securisation) unterschieden. Bei der echten Verbriefung werden die Kredite zum Barwert an Drittunternehmen weiterver­kauft und fallen somit ganz aus der Bilanz der Bank weg. Im Gegensatz zu den echten Verbriefungen verbleiben bei der synthetischen Verbriefung, die Kredite bei der Bank und somit auch in der Bankbilanz und es wird nur das Kreditrisiko verbrieft an den Risikonehmer übertragen. Bei der letztgenannten Verbrie- fungsart wird noch in „Funded Sale“ und „Unfunded Sale“ unterschieden.

Im Zuge des Unfunded Sale wird seitens des Risikogebers (Originator, s. Abb.2) nur das verbriefte Risiko weitergegeben. Es fließt kein Geld, da es sich hierbei lediglich um ein reines Versicherungsgeschäft handelt. Der Risikoneh­mer ist nur dann zu Zahlungen verpflichtet, wenn es zu einem Kreditausfall kommt.

Beim Funded Sale hingegen fließen, direkt beim Vertragsabschluss, finanzielle Mittel. Der Risikonehmer verpflichtet sich zu einer Zahlung, in Höhe des erwar­teten Risikos, der dem aus dem Kreditportfolio entspricht. Diese finanziellen Mittel werden dann, seitens des Originators, in Anleihen investiert. Bei einem tatsächlichen Kreditausfall stehen sie dann dem Originator zur Verfügung. Kommt es nicht zu einem Schadensfall, dann fließt das Geld an den Risi­konehmer zurück. Wie man der Abb.3 entnehmen kann, handelt es sich bei der echten Verbriefung immer um einen Funded Sale, da es bei dieser Form immer an einen Zahlungsverkehr, vom Risikonehmer an den Risikogeber, verknüpft ist.

Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist die Anzahl der Kredite. Es kann sich entweder um ein einzelnen Kredit handeln oder um ein ganzes Kreditportfolio. Bei dem Verkauf beziehungsweise der Risikoübertragung von mehreren Kredi­ten, sogenannten Kreditportfolios, ist zumeist eine Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle) zwischen den beiden Parteien involviert. 21

Im Folgenden werden die verschiedenen neuartigen Techniken der Verbriefung, die im Zusammenhang mit der Finanzkrise 2007 bis 2009 standen, erläutert. Im näheren werden auf die Credit Default Swaps und Credit Linked Note einge­gangen.

2.1.2.1 Credit Default Swap

Der „Credit Default Swap“(CDS) ist eine synthetische Verbriefung mit einem Unfunded Sale. Es handelt sich hierbei im Prinzip um einen klassischen Versi­cherungsvertrag jedoch mit zwei Unterschieden. Einerseits werden CDS außer­börslich gehandelt und andererseits muss man die Anleihen, auf denen ein CDS abgeschlossen wurde, nicht besitzen. Diese Art der Verbriefung ermög­licht es, sich gegen das Risiko des Ausfalls von einzelnen Krediten abzusi­chern. Die Hauptbeteiligten sind zu einem der Risikogeber (Bank) und zu ande­rem der Risikonehmer. Der Risikogeber definiert vorher ein Kreditereignis. Bei Eintritt des Kreditereignisses ist der Risikonehmer verpflichtet eine Ausgleichs­zahlung in Höhe des eingetretenen Verlustes zu erstatten. Im Gegenzug dazu erhält er, bei der standardisierten Form des CDS, eine wiederkehrende Prämie (Spread).[22]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Credit Default Swap Quelle: Heidorn, Thomas (1999), S. 5.

2.1.2.2 Credit Linked Note

Für das Verteilen des Risikos von mehreren Krediten (Kreditportfolios) wird un­ter anderem die Verbriefungsmethode des „Credit Linked Note“ (CLN) verwen­det. Bei dieser Methode handelt es sich um eine synthetische Verbriefung mit einem Funded Sale. Ähnlich zu CDS hängen diese Kreditderivate von einem Kreditereignis ab, jedoch tritt der Risikonehmer hier als Käufer auf. Der Käufer kauft diese Anleihen zum Nominalwert. Der Risikogeber emittiert diese Anleihen zu dem entsprechenden Nominalbetrag, die eine feste Verzinsung zu marktge­rechten Konditionen herbeiführen und behält sie in seiner Bilanz. Die Auszah­lung der Zinsen an den Risikonehmer erfolgt zumeist vierteljährlich oder halb­jährlich. Der Erlös dient zur Absicherung des Kreditrisikos. Der Rückzahlungs­betrag richtet sich am Nominalwert, falls kein Kreditereignis eingetreten ist, an- dernfalls wird der Rückzahlungsbetrag abzüglich der Ausgleichszahlung ge­zahlt.[23]

2.1.2.3 Chancen von Verbriefungen

Die starke Zunahme der Verbriefungen vor der Finanzkrise ist ein klares Indiz dafür, dass diese Methode viele Vorteile für die Finanzmärkte mit sich bringt. Die wesentlichen Vorteile des Originators sind zum einen die verbesserte Mög­lichkeit der Risikostreuung. Wie bereits in Kap. 2.1.1. erläutertet, können Inves­toren auf der ganzen Welt an ausländischen Verbriefungsaktivitäten teilhaben. Zudem bietet es eine hervorragende alternative zu anderen Finanzierungsakti­vitäten, da zusätzlich noch das Eigenkapital entlastet wird und die Rentabilität des Risikogebers gesteigert wird (s. 2.1.2.„Leverage Effekt“). Da Banken einer strengen Regulierungsvorschrift zur Bereithaltung eines bestimmten Eigenkapi­tals unterliegen, wird diese Vorschrift durch das Instrument der Verbriefungen eingehalten. Zum anderen steht durch die Erhöhung des Eigenkapitals wieder genug Geld zur Verfügung, die einer anderen Verwendung zugeführt werden kann.[24] Verbriefungen bringen nicht nur auf Risikogeberseite erhebliche Vortei­le mit sich, sondern auch auf der Gegenseite, nämlich auf der Seite des Inves­tors bzw. Risikonehmers. Auf diese Weise können sich die diversen Finanz­marktakteure, wie unter anderem, Pensionsfonds, Versicherungen oder Hedge­fonds, an den Kreditrisiken beteiligen und daraus entsprechende Erträge verbu­chen. Durch diese Streuung des Risikos, ist es dem neuen Risikonehmer mög­lich die Risiken zu geringeren Kosten zu tragen, als es der Bank möglich gewe­sen wäre, welches in einer Volkswirtschaft insgesamt zu einer Risikokostenre­duktion führt. Ein weiterer Vorteil ist die Diversifikation von Anlageportfolios. Dies bedeutet, dass die Vermögensbeträge nicht vollständig in eine Einzelanla­ge fließen, sondern auf verschiedene Anlageformen, wie beispielsweise Aktien, Anleihen, Investmentfonds verteilt und unter mehreren Finanzdienstleistern und Wertpapier-Emittenten auf gesplittet werden. Mit der Diversifikation soll un­ter anderem einem Totalverlust vorgebeugt werden indem die Teilbeträge in verschiedene Kategorien von Kreditderivaten bzw. Kreditportfolios aufgeteilt werden, die eine geringe Korrelation zueinander aufweisen.[25]

2.1.2.4 Risiken von Verbriefungen

Es stehen den vielfältigen Chancen, die die Finanzinnovation der Verbriefung mit sich bringen, aber auch Risiken gegenüber.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Risikokategorien

Quelle: Heidorn, Thomas (1999), S. 4.

Anhand der vorangestellten Abbildung (Abb.5) sind die verschieden Risiken aufgelistet. Unterteilt werden die Risiken in „Adressenrisiken“ und „Marktrisi­ken“. Die Adressenrisiken beziehen sich auf den Kreditnehmer eines Kredites und die Marktrisiken auf den Finanzmarkt.

Das größte Risiko ist das Terminrisiko bzw. das Ausfallrisiko. Bei diesen Risi­ken geht es um die Tilgung der Kredite, die entweder nicht termingerecht (Ter­minrisiko) erfolgen oder ganz ausbleiben (Ausfallrisiko) durch die mangelnde Zahlungsfähigkeit des Schuldners. Die beiden erwähnten Risiken bilden letzt­endlich das Bonitätsrisiko. Unter Bonitätsrisiko wird die zukünftige Verschlech­terung der Bonität des Schuldners verstanden, durch zum Beispiel die verspäte­ten Einzahlungen der Kreditratentilgung. Dies wirkt sich dann negativ auf die Emission und Kurs der Wertpapiere aus.[26]

[...]


[1] Vgl .o.V. (2013) “Folgen der Finanzkrise“, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/folgen-der-finanzkrise-jp-morgan-zahlt-im- immobilienstreit-5-milliarden-dollar-an-12635174.html, 21.01.2014.

[2] Vgl. o.V. (2013) „Was ist eine Finanzkrise“, http://www.hoch-im-kurs.de/die-finanzkrise/was-ist- eine-finanzkrise.html, 17.12.2013.

[3] Vgl. Glebe, Dirk (2008), S. 112.

[4] Vgl. Brunner, Joachim (2009), S. 18.

[5] Vgl. o.V. (2006), „US-Immobilienblase: “Alle Ballons kommen runter.“ http://www.spiegel.de/wirtschaft/us-immobilienblase-alle-ballons-kommen-runter-a-405785.html, 17.12.2013.

[6] Vgl. o.V. (2006), „US-Immobilienblase: “Alle Ballons kommen runter.“ http://www.spiegel.de/wirtschaft/us-immobilienblase-alle-ballons-kommen-runter-a-405785.html, 17.12.2013.

[7] Vgl. Schmidt, Susanne (2010), S. 104.

[8] Vgl. Storbeck, Olaf (2008), „Die kleinen Geheimnisse der Fed.“ http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/wissenswert/us-geldpolitik-die-kleinen- geheimnisse-der-fed/2918690.html,18.12.2013.

[9] Subprime-Kredite werden an sozial schwächer gestellte Bürger vergeben, die eine geringe Bonität aufweisen.

[10] Vgl. Glebe, Dirk (2008), S.114.

[11] Vgl. Bofinger, Peter (2011), S. 188.

[12] Interbankenzins ist ein Zinssatz zu dem sich Banken von anderen Banken Geld ausleihen.

[13] Vgl. Erber, Georg (2008), Deutsche Institution für Wirtschaftsförderung (Hrsg.) S. 672.

[14] Vgl. o.V.(o.J.), „Modell Libor-Hypothek“, http://www.comparis.ch/hypotheken/info/glossar/libor- hypothek.aspx, 25.12.2013.

[15] Vgl. Glebe, Dirk (2008), S.112,115.

[16] Vgl. Woywod, Friedrich, Lienemann, Jens (2010), S. 3.

[17] Vgl. o.V. (2007/2008), Sachverständigenrat für Wirtschaft (Hrsg.), S. 89.

[18] Vgl. o.V.(o.J) „Verbriefung von Kreditportfolios.“ http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/verbriefung-von-kreditportfolios.html, 04.01.2014.

[19] Vgl. Erber, Georg (2008),Deutsche Institution für Wirtschaftsförderung (Hrsg.) ,S. 670.

[20] Vgl. o.V.(2007/2008), Sachverständigenrat für Wirtschaft (Hrsg.), S. 89.

[21] Vgl. o.V.(2007/2008), Sachverständigenrat für Wirtschaft (Hrsg.), S.109,110.

[22] Vgl. Stolper, Anno (2012), Bundesbank (Hrsg.), S.4 ff.

[23] vgl. o.V.(o.J.) „Credit Linked Note“, http://www.finanz- lexikon.de/credit%20linked%20note%20%28cln%29_1217.html, 5.01.2014.

[24] Vgl. o.V.(o.J) „Verbriefungen“, http://www.oaklet.de/de/verbriefungen, 5.01.2014.

[25] Vgl. o.V. (o.J) „Diversifikation“, http://boersenlexikon.faz.net/diversif.htm, 6.01.2014., o.V. (2007/2008), Sachverständigenrat für Wirtschaft (Hrsg.), S.116,117.

[26] Vgl. o.V. (o.J) „Bonitätsrisiko“, http://www.boersennews.de/lexikon/begriff/bonitaetsrisiko/268, 8.01.2014.

Ende der Leseprobe aus 60 Seiten

Details

Titel
Die Finanzkrise 2007 - 2009. Die Auslöser der Krise und deren Folgen für die Automobilbranche
Hochschule
Hochschule Bochum
Veranstaltung
Außenwirtschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
60
Katalognummer
V271908
ISBN (eBook)
9783656645849
ISBN (Buch)
9783656645818
Dateigröße
910 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kritische, analyse, finanzkrise, auswirkungen, automobilindustrie
Arbeit zitieren
Sowjana Joseph (Autor:in), 2014, Die Finanzkrise 2007 - 2009. Die Auslöser der Krise und deren Folgen für die Automobilbranche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271908

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