Mancur Olsons Logik des kollektiven Handelns ist ein interdisziplinär angelegtes Werk, das sowohl ökonomische als auch soziologische und politikwissenschaftliche Fragestellungen behandelt und somit soziale Phänomene einer ganzheitlichen Betrachtung unterzieht. Die Erklärung der kollektiven Handlung mehrerer Individuen erfährt durch Olson eine Neuerung im Vergleich zu den vormals allgemeingültigen Gruppentheorien und wird im Lichte mikro- und makroökonomischer Zusammenhänge, soziologischer Aspekte sowie politikwissenschaftlicher Problematiken analysiert und in ein Theoriegebäude eingebunden. Die 1965 erschienene Logik Olsons zeigt die Bedingungen auf, unter denen eine kollektive Handlung in Form einer Bereitstellung kollektiver Güter gelingen kann. Im Bezug auf die häufig untersuchte Kollektivgüter-Theorie überträgt Olson entgegen früheren Ansätzen die Bereitstellungsproblematik auf die kleinste vorstellbare Ebene der Interessengruppen und die Rolle des einzelnen Individuums im Kreis dieser Gemeinschaften.
Mit Blick auf die Entwicklungen der modernen Gesellschaft und speziell der explosionsartigen virtuellen Vernetzung von Individuen im Zeitalter des Internets, soll der Versuch unternommen werden, Olsons Theorie des kollektiven Handelns in diesen Kontext zu übertragen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Bausteine der Olsonschen Theorie in einem Überblick darzustellen, um diese im Anschluss auf die virtuellen Gruppen der Online-Infrastruktur anzuwenden. Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die gruppenorientierte Bereitstellung kollektiver Güter im Sinne Olsons im Rahmen der virtuellen Infrastruktur gelingen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Logik
- Das rationale Individuum und das kollektive Gut
- Die Gruppengröße
- Selektive und soziale Anreize
- Die Anwendung der Logik
- Kollektivgüter und selektive Anreize im virtuellen Umfeld
- Virtuelle Gruppen in der Olsonschen Systematik
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, Mancur Olsons Logik des kollektiven Handelns auf virtuelle Gruppen anzuwenden. Das Hauptseminar in Finanzwissenschaft befasst sich mit der Theorie der öffentlichen Güter und untersucht, wie Olsons Theorie die Bereitstellung kollektiver Güter in virtuellen Gemeinschaften erklärt.
- Das rationale Individuum und die Bereitstellung kollektiver Güter
- Der Einfluss der Gruppengröße auf die kollektive Handlung
- Selektive Anreize und die Mobilisierung latenter Gruppen
- Die Anwendung der Olsonschen Logik auf virtuelle Gemeinschaften
- Die Rolle von nutzergenerierten Inhalten als kollektive Güter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Logik des kollektiven Handelns von Mancur Olson vor und erläutert die grundlegenden Konzepte der Theorie. Sie hebt die Bedeutung des rationalen Individuums und die Herausforderungen der Bereitstellung kollektiver Güter hervor. Die Einleitung führt außerdem den Fokus der Arbeit auf die Anwendung der Olsonschen Theorie auf virtuelle Gruppen ein.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Kernelementen der Olsonschen Logik. Es untersucht das rationale Individuum und sein Verhalten im Kontext einer Gruppe, das durch Eigeninteresse geprägt ist. Das Kapitel analysiert die Eigenschaften kollektiver Güter und das daraus resultierende Gruppenparadoxon. Es wird deutlich, dass die Bereitstellung kollektiver Güter durch die Gruppe mit der Erreichung eines Gruppenzieles gleichgesetzt wird, jedoch durch das rationale Verhalten der Individuen erschwert wird.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Gruppengröße und deren Einfluss auf die kollektive Handlung. Es werden verschiedene Gruppentypen vorgestellt, darunter kleine, mittelgroße und große Gruppen, und deren Auswirkungen auf die Bereitstellung kollektiver Güter analysiert. Der Abschnitt beleuchtet die Rolle von privilegierten und latenten Gruppen sowie die Herausforderungen der Koordination und Organisation in großen Gruppen.
Das vierte Kapitel untersucht die Rolle von selektiven und sozialen Anreizen im Kontext der Bereitstellung kollektiver Güter. Es werden positive und negative selektive Anreize vorgestellt, die die Bereitstellung von Kollektivgütern in großen Gruppen fördern können. Der Abschnitt erläutert auch die Bedeutung sozialer Anreize und deren begrenzten Einfluss auf große Gruppen.
Das fünfte Kapitel wendet die Olsonsche Logik auf virtuelle Gruppen an. Es untersucht die Eigenschaften von nutzergenerierten Inhalten im Internet und deren Eignung als kollektive Güter. Das Kapitel analysiert die Motivationsfaktoren für die Bereitstellung von nutzergenerierten Inhalten und ordnet diese in die Olsonsche Anreiztheorie ein.
Das sechste Kapitel untersucht die Einordnung virtueller Gruppen in die Olsonsche Gruppensystematik. Es werden verschiedene Arten von virtuellen Gruppen, wie z.B. kollaborative Plattformen und Social-Bookmarking-Netzwerke, vorgestellt. Das Kapitel analysiert die Gruppengröße und die Bereitstellung kollektiver Güter in virtuellen Gemeinschaften, insbesondere am Beispiel von Wikipedia.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Logik des kollektiven Handelns, Mancur Olson, kollektive Güter, virtuelle Gruppen, Online-Infrastruktur, nutzergenerierte Inhalte, selektive Anreize, soziale Anreize, Gruppengröße, Trittbrettfahrer, Mobilisierung, Suboptimalität der Bereitstellung und die Theorie der öffentlichen Güter.
- Arbeit zitieren
- Sophia von Berg (Autor:in), 2011, Mancur Olsons Logik des kollektiven Handelns in der Anwendung auf virtuelle Gruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272082