Das Königreich der Nabatäer

Das Leben in einer Felsenstadt


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

27 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Hauptstadt der Nabatäer
1.1 Quellenlage

2. Königtum
3. Religion
3.1 Die nabatäischen Gottheiten
3.2 Tempel und Grabstätten

4. Petra in römischer Zeit

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Quellen und Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Ziel dieser Arbeit ist es, das Leben und die Kultur der Nabatäer im Bezug auf die Zeit vor der römischen Herrschaft und unter ihr darzustellen. Die nabatäische Hauptstadt Petra ist Mittel- und Bezugspunkt dieser Arbeit. Zuerst werde ich allgemein auf die in Fels gehauene Stadt eingehen und etwas zu ihrer Geographie und Wirtschaft sagen - den Handel mit einbezogen. Im Anschluss geht es dann um die Quellenlage mit Einblick in die Werke von Diodorus, dessen Werk die Hauptquelle für die nabatäische Geschichte stellt und Strabon.

Die Herrschaftsform, nämlich das Königtum, ist der nächste Punkt der Arbeit. Hier erfährt man etwas über die Gesellschaft, die Stellung des Königs und die Art der Verwaltung.

Den größten Teil stellt die Religion. Zuerst gibt es einen Überblick, in der die Frage nach „der“ nabatäischen Religion beantwortet wird. Darauf folgend gehe ich auf den nabatäischen Hauptgott Dušara und das Wesen und Miteinander der übrigen Gottheiten ein. Anschließend geht es um die heiligen und kultischen Bauwerke Petras. Die Tempel werden am Rande erwähnt, detailliert gehe ich dafür auf verschiedene Grabstätten ein. Auch die Art der Bestattung wird erklärt, ebenso der Sinn der in ganz Petra verteilten Felsheiligtümer.

Den Schluss bildet das Kapitel „Petra in römischer Zeit“. Zu Beginn erkläre ich die Ausbreitung des römischen Reiches im Orient - Pompeius Feldzüge um 63 v. Chr. sind hier ein Anhaltspunkt. Dann erfährt man etwas über die Hintergründe der Aufteilung des nabatäischen Reiches und schließlich folgt die Unterwerfung des Nabatäerreiches durch den römischen Kaiser Trajan im Jahr 106 n. Chr. Als Hauptliteratur diente mir das Buch „Quellen zur Geschichte der Nabatäer“ von Ursula Hackl, Hanna Jenni und Christoph Schneider. Im Kapitel über die Gräber Petras war „Metropolen der Antike“ von Jean-Claude Golvin mein hauptsächlich benutztes Werk.

Um eine wissenschaftlich fundierte Arbeit zu verfassen, habe ich die mir vorliegenden Informationen miteinander abgestimmt und bei Unstimmigkeiten mehrfach überprüft.

1. Die Hauptstadt der Nabatäer

Petra, die Hauptstadt des Nabatäerreiches, liegt im südlichen Jordanien zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Akkaba und ist von allen Seiten von roten Sandsteinbergen umschlossen. Das nabatäische Gebiet um Petra beginnt beim Wadi Musa, dem Mosestal.1 Der einzige Zugang zur Stadt führt durch eine etwa drei Kilometer lange Schlucht, die nur zwischen 3 bis 11 Meter breit ist.2 Die Schlucht, auch „Syq“3 oder „Siq“4 genannt, war zur Blütezeit Petras stellenweise gepflastert, leitete künstlich angelegte Kanäle in die Stadt und diente selbst als natürlicher Wasserkanal.5 In ganz Petra findet man heute noch Nischen in den Felswänden, die Steinidole oder kleine Wasserbecken beinhalteten.

Die in etwa 1000 erhaltenen Bauwerke der Stadt sind vollständig in den Fels hinein gehauen worden. Da die Nabatäer vor ihrer Niederlassung in Petra ein Nomadenvolk waren, war es ihnen verboten Häuser für die Lebenden zu bauen, so handelt es sich bei den Bauwerken Petras größtenteils um Tempel und Grabstätten. Neben den heiligen Stätten findet man in Petra auch Kultstätten und Gebäude für die Öffentlichkeit, wie zum Beispiel das zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. ebenfalls in den Berg gehauene Amphitheater, das Platz für rund 7000 Menschen bot.6 Die bekannteste Kultstätte ist der sogenannte „Große Opferplatz“, der sich auf dem Jebel Zibb Atûf befindet, einem der zwei Berggipfel Petras.7

Die Geschichte der Nabatäer lässt sich nach Robert Wenning periodisch einteilen: frühnabatäisch (4. Jahrhundert v. Chr. - 30 v. Chr.), mittelnabatäisch (30 v. Chr. - 70 n. Chr.), spätnabatäisch (70 n. Chr. - 106 n. Chr.) und subnabatäisch (nach 106 n. Chr.).8 Allerdings ist die subnabatäische Periode klar von der eigentlichen Geschichte der Nabatäer zu trennen9 und gilt nur für die nabatäischen Denkmäler.

Die günstige Lage Petras zwischen den Handelsrouten ließ die Nabatäer zu Zwischenhändlern für Waren aus Arabien und Indien werden. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. waren die Nabatäer jedoch als eigenständige Händler auf den Absatzmärkten präsent und galten nicht länger als Zwischenhändler. Sie exportierten Aromata, die sie im edomitischen Bergland um Petra anbauten, eigenständig hergestellte Keramik10 und nutzten das Tote Meer für den Gewinn von Asphalt, Balsam, Salz und Kupfer.11 Die Keramik war sehr verfeinert, aber so dünn, „ daßman praktisch kaum ein Stück unbeschädigt gefunden hat “ 12 . Petras Reichtum war vor allem der Lage an der Weihrauchstraße zu verdanken, die zwischen Südarabien und Syrien verlief,13 und sich in Petra mit dem Königsweg kreuzte. Die Handelswege durch Petra führten zur palästinischen Mittelmeerküste, nach Südarabien und an den Persischen Golf. Während ihrer Blütezeit beherrschten die Nabatäer den Handel auf dem nördlichen Teil der Weihrauchstraße bis nach Medina14 und vorbeiziehende Karawanen mussten Abgaben entrichten, die den Reichtum der Stadt mehrten.

Gefährdet wurde der Handel über die Weihrauchstraße während der Zeit der Ptolemäer jedoch durch den Seehandel. Die Lage zwischen den Meeren führte unweigerlich dazu, dass die Wasserwege an Bedeutung gewannen - ungünstige Windverhältnisse sicherten Petra allerdings die Vormachtstellung im Handel als Knotenpunkt zwischen den Achsen bis weit in die römische Kaiserzeit.15

1.1 Quellenlage

Die wichtigsten Quellen zur Geschichte Petras und der Nabatäer sind archäologische. Zwar entwickelten die Nabatäer eine eigene Sprache und Schrift, die an das Hebräische erinnert, es gibt jedoch kaum schriftliche Quellen über das Nabatäerreich, die direkt von Nabatäern oder aus Petra stammen. Gründe für die Quellenarmut gibt es verschiedene: Zum einen ist das Gebiet sehr unwegsam, zum anderen war Petra nie Ziel eines groß angelegten Feldzugs und wurde friedlich in das römische Reich integriert. Aus römischer Zeit stammt der Großteil der schriftlichen Quellen, in denen Petras Glanz und Schönheit geschildert werden.16 Bekannte Persönlichkeiten wie Diodorus (90-30 v. Chr.) und Strabon (64/63 v. Chr. - 25 n. Chr.) verfassten Berichte über die Hauptstadt, das Land und die Lebensweise der Nabatäer. So schrieb Diodorus allgemein über das Land:

Dieses Land liegt zwischen Syrien und Ä gypten. Es ist unter viele Völker unterschiedlicher Art verteilt. Dieöstlichen Regionen dieses Landes sind von Arabern bewohnt, die Nabatäer genannt werden. 17

Diodorus Schriften über die Nabatäer gelten heute als Hauptquelle für ihre Geschichte. In ihnen erfährt man vieles über die nabatäische Lebensweise. So galten die Nabatäer als besonders freiheitsliebend, verzichteten auf Besitz und übertrafen andere arabische Stämme an Reichtum. Auf Grund ihres Lebens als Nomadenvolk betrieben sie keinen Ackerbau, sondern lebten von der Viehzucht und nutzten ihr Wissen zum Bau von Zisternen - denn nur so konnten sie in der kargen Wüstenlandschaft überleben.18

Strabon dagegen konzentrierte sich in seinem Bericht auf Petra selbst:

Die Hauptstadt der Nabatäer ist das sogenannte Petra; denn sie liegt auf einer zwarübrigens gleichmässigen und ebenen, aber rings von Felsen umschlossenen Fläche, die auswärts schroff und steil abfällt, nach Innen aber reiche Quellen sowohl zum häuslichen Gebrauch als auch zum Bewässern der Gärten enthält. Ausserhalb ihrer Mauer ist meist wüstes Land, besonders gegen Judäa hin. 19

Weiterhin schreibt Strabon auch über die Herrschaftsform und erwähnt, dass die Verfassung eine gute sei. Die Nabatäer waren laut Strabon ein friedliches Volk, das wohl mit Fremden Rechtsstreitigkeiten austrug, nie jedoch untereinander.20

Strabon erwähnt außerdem ihre maßvolle und erwerbsame Art und im gleichen Zuge das fast vollständige Fehlen von Sklaven. Die Nabatäer bedienten sich gegenseitig oder ließen sich von Verwandten bedienen - und selbst der König hielt an dieser Sitte fest. Er wird als sehr volksnah dargestellt. Im weiteren Verlauf seines Berichtes schreibt Strabon von der Art der Kleidung, der Fruchtbarkeit des Landes, den Tieren, den Waren, die frei eingeführt werden dürfen und der Verehrung der Sonne. Auch geht er auf die Bestattungsart der Nabatäer ein.21

Die Leichname achten sie dem Mist gleich [ … ]. Deshalb verscharren sie sogar die Könige neben den Miststätten. 22 Auf Grund des heutigen Forschungsstandes kann man sagen, dass Strabon mit seiner Aussage über die Toten falsch lag.

Die frühesten Berichte über die Bewohner des heutigen Petra sind jedoch in der Bibel zu finden. An der Stelle 5. Mose 2, 12 steht geschrieben, dass vor den Edomitern, die von den Nabatäern vertrieben wurden, die sogenannten Horiter die Berge um Petra bewohnten.

Wiederentdeckt wurde die Stadt 1812 durch den schweizer Historiker Johann Ludwig Burckhardt (1784-1817), der als Moslem unter dem Namen Scheik Ibrahim durch das Jordanland reiste.23 Sein Reisebericht wurde 1822 veröffentlicht.

2. Königtum

Die Staatsgeschäfte der Nabatäer wurden von einem König (nabatäisch: mlk ˁ „der König“ oder mlk nb ṭ w „der König der Nabatäer“)24 und einer weiteren, nicht mit der Königsfamilie im engeren Sinne verwandten Person ausgeübt. Diese Person trug den Titel „Bruder des Königs“, der allerdings keinesfalls ein Verwandtschaftsverhältnis ausdrückte, sondern die gesellschaftliche Position bezeichnete. Im Griechischen wurde dieses Amt „Epitropos“ oder „Dioiketes“ genannt.25 Königsgemahlinnen und andere weibliche Angehörige des Königshauses wurden „Schwester des Königs“ (auch hier nicht im verwandtschaftlichen Sinne gemeint) oder „Königin der Nabatäer“ genannt.

Das Königtum schien erblich gewesen zu sein. Die Erblichkeit kann aber nicht völlig bestätigt werden, da die Stammbäume der Königshäuser nicht immer deutlich überliefert worden sind. Für die Erblichkeit des Königtums sprechen jedoch die Herrschaften von Obodas I. und Aretas IV., deren Söhne jeweils direkt nach ihnen herrschten.26

Für das Volk spielten die Könige eine große Rolle und die Loyalität gegenüber bestimmten Königen war sehr bedeutend. Zum einen drückte sie sich in Weihinschriften durch die Formulierung „für das Wohlleben des Königs“ aus, wobei hier das Wort „König“ durch den entsprechenden Namen ersetzt werden muss. Zum anderen konnte man den Respekt dem König gegenüber auch Ausdruck verleihen, „ indem sich jemand einen basilophoren Namen zulegte oder seinen Sohn entsprechend nannte “ 27 . Die Bedeutungen der basilophoren Namen waren oft etwas wie „Diener des (Königs)“ oder „Gabe des (Königs)“ und die Verwendung war unabhängig davon, ob der König noch lebte oder bereits verstorben war.

Eine Vergöttlichung der Könige gab es im Gegensatz zu dem ptolemäischen Reich im nabatäischen Reich nicht, allerdings gab es Tendenzen den König „ in göttlichem Glanz erscheinen zu lassen “ 28 .

[...]


1 Vgl. Carel J. Du Ry, Kunst im Bild. Völker des Alten Orient, München 1988, S. 238.

2 Vgl. Jean-Claude Golvin, Metropolen der Antike, Paris 2003, S. 24.

3 Vgl. Du Ry, Völker, S. 238.

4 Vgl. Siegfried H. Horn, Auf den Spuren alter Völker, Hamburg 1979, S. 214.

5 Vgl. ders., S. 213-214; siehe Anhang: Abb. 1.

6 Vgl. Golvin, Metropolen, S. 24.

7 Vgl. Horn, Spuren, S. 218.

8 Vgl. Ursula Hackl u.a., Quellen zur Geschichte der Nabatäer, Göttingen 2003.

9 Vgl. http://www.animabit.de/quarterly/petra_9.htm (28.08.2013).

10 Siehe Anhang: Abb. 2.

11 Vgl. Hackl, Quellen, S.71-72, 75.

12 Du Ry, Völker, S. 239.

13 Vgl. Kurt Benesch, Auf den Spuren grosser Kulturen. Das Abenteuer Archäologie, Gütersloh 1979, S. 110.

14 Siehe Anhang: Abb. 3.

15 Vgl. Hackl, Quellen, S. 72.

16 Vgl. Horn, Spuren, S. 217.

17 Diodorus, Bibliotheca historica 2, 48.

18 Vgl. ders., Bibliotheca historica 19, 94.

19 Strabon, Geographica 16, 4, 21.

20 Ebd.

21 Vgl. Strabon, Geographica 16, 4, 26.

22 Ebd.

23 Vgl. Manfred Lindner, Petra. Entdeckung und Forschung, in: M. Lindner (Hrsg.), Petra und das Königreich der Nabatäer. Lebensraum, Geschichte und Kultur eines arabischen Volkes der Antike, München 1970, S. 9.

24 Vgl. Hackl, Quellen, S. 61.

25 Vgl. ebd.

26 Vgl. dies., S. 64.

27 Dies., S. 62.

28 Dies., S. 63.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Das Königreich der Nabatäer
Untertitel
Das Leben in einer Felsenstadt
Hochschule
Universität Münster
Veranstaltung
Der römische Orient
Note
3,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
27
Katalognummer
V272173
ISBN (eBook)
9783656638032
ISBN (Buch)
9783656637998
Dateigröße
1985 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
königreich, nabatäer, leben, felsenstadt
Arbeit zitieren
Hannah Friebe (Autor:in), 2013, Das Königreich der Nabatäer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272173

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Königreich der Nabatäer



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden