Als der Film "Die Truman Show" des australischen Regisseurs Peter Weirs 1998 in die Kinos kam, sollte die Flut an Reality-TV Formaten im Fernsehen erst noch anrollen. Der Film – eine Satire auf das moderne Medienzeitalter – schildert das Leben eines Versicherungsangestellten, der ohne sein Wissen der Star einer Fernsehserie ist. Zwei Jahre später startete in Deutschland dann schliesslich die Sendung, die als erfolgreichster Ableger des sogenannten performativen Realitätsfernsehens gilt und eine Fülle weiterer Reality-Shows nach sich zog. Gemeint ist die Sendung Big Brother, die nach dem niederländischen Vorbild zum ersten Mal am 1. März 20001 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde und bis zum heutigen Zeitpunkt neun Staffeln umfasst. Das Format, das darauf ausgelegt ist, eine Gruppe Freiwilliger 24 Stunden am Tag in einem Wohncontainer zu filmen und Gegenstand einer Unterhaltungssendung werden zu lassen, löste zu Beginn eine „tiefgehende moralische Entrüstung“ aus. Die Show war Anlass für eine heftige Debatte in den Medien, die den Produzenten vorwarfen, den gesellschaftlichen Voyeurismus und die Enttabuisierung des Privaten zu fördern. Auch wenn die Quoten seit der dritten Staffel zunehmend sanken und das medienethische Interesse an Big Brother mittlerweile in den Hintergrund gerückt ist, so tauchen doch immer wieder neue Ableger intimer Unterhaltungs- und Orientierungsshows im Fernsehprogramm auf.
Grund genug, das Phänomen Reality TV in dieser Proseminararbeit kritisch zu betrachten. Dabei soll ein besonderes Augenmerk auf die Inszenierungsstrategien von Big Brother und Die Truman Show gelegt werden. Die zentrale Fragestellung lautet: Inwiefern stellt Peter Weirs Film eine zeitgemässe Satire auf die Medienwelt dar? Um sich dieser Problematik zu nähern, muss zunächst die Inszenierung Big Brothers untersucht werden. Es soll deutlich werden, wie sich authentische und fiktionale Darstellungselemente mischen, um auf dieser Weise einer einseitigen Medien-Rezeption entgegen zu wirken. Ich werde mich hierbei nicht nur auf entsprechende Fachliteratur stützen, sondern auch auf meine eigenen Seherfahrungen zurückgreifen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffserklärung: Was ist Reality-TV?
- Das Phänomen Big Brother
- Vorstellung der Spielsituation
- Formatdefinition
- Die Darstellungsweisen der Kandidaten
- Inszenierung — Zwischen Authentizität und Fiktion
- Vermittlung von Authentizität
- Big Brother als Teil eines Handlungsrahmens
- Das Zusammenspiel beider Darstellungsebenen
- Medienstrategien im Film „Die Truman Show"
- Inhaltsangabe
- Medienstrategien
- Die Gemeinsamkeiten
- Die Unterschiede
- Evaluierung: Eine zeitgemässe Satire?
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit befasst sich mit dem Phänomen Reality TV und untersucht die Inszenierungsstrategien von Big Brother und Die Truman Show. Die zentrale Fragestellung lautet: Inwiefern stellt Peter Weirs Film eine zeitgemässe Satire auf die Medienwelt dar?
- Die Inszenierungsstrategien von Big Brother
- Die Medienstrategie gängiger Reality-Formate
- Die Relevanz des Films Die Truman Show in der heutigen Zeit
- Die satirische Überspitzung der Medienwelt im Film
- Die Wechselbeziehung zwischen dem Gegenwartsbezug des Films und seiner satirischen Überspitzung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Reality-TVs ein und stellt die beiden zentralen Beispiele, Big Brother und Die Truman Show, vor. Die Arbeit analysiert die Inszenierungsstrategien von Big Brother und die Medienstrategien des Films Die Truman Show, um die Frage zu beantworten, inwiefern der Film eine zeitgemässe Satire auf die Medienwelt darstellt.
Das zweite Kapitel definiert den Begriff Reality-TV und unterscheidet zwischen verschiedenen Unterkategorien wie Reality-Soaps und Docu-Soaps. Es wird erläutert, wie Reality-TV Sendungen eine vermeintliche Wirklichkeit darstellen, indem sie sich sowohl dokumentarischen als auch fiktionalen Darstellungselementen bedienen.
Das dritte Kapitel analysiert das Phänomen Big Brother. Es werden die Spielsituation, die Formatbestimmung und die Darstellungsweisen der Kandidaten vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Inszenierungsstrategie von Big Brother, welche sich auf die Vermittlung von Authentizität und die Konstruktion eines dramaturgischen Handlungsrahmens konzentriert.
Das vierte Kapitel untersucht die Medienstrategien des Films Die Truman Show. Zuerst wird eine Inhaltsangabe des Films gegeben, um die Geschehnisse innerhalb der Analyse besser einordnen zu können. Anschliessend werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Medienstrategien von Big Brother und Die Truman Show analysiert. Es wird festgestellt, dass der Film die Medienstrategien etablierter Reality-TV Sendungen nachahmt und deswegen eine realitätsbezogene Grundlage einer Satire besitzt.
Das fünfte Kapitel evaluiert den Film Die Truman Show als zeitgemässe Satire. Es wird festgestellt, dass der Film sowohl die Sensationsgier der Medien als auch die Verletzung der Menschenwürde innerhalb der Medien anprangert. Der Film zeigt zudem die Manipulation der Zuschauer durch die Fiktionalisierung der Geschehnisse.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Reality TV, Big Brother, Die Truman Show, Medienstrategien, Inszenierung, Authentizität, Fiktion, Satire, Medienkritik, Voyeurismus, Manipulation, Menschenwürde, Überwachung.
- Arbeit zitieren
- B.A. Andrea Würth (Autor:in), 2010, Medienstrategien in Big Brother und Peter Weirs "Die Truman Show", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272224