Die TV-Serie "Der Kommissar" und das Lebensgefühl der Generation 68


Skript, 2013

47 Seiten


Leseprobe


Folge 1: „ Der Tote im Regen“ - Erstausstrahlung

03.01. 1969

Bereits in der ersten Folge zeigen sich die unterschiedlichen Wertesysteme. Das bürgerliche Wertesystem verkörpert von Kommissar Keller (Eric Ode) und dem ermittelnden Team Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm), Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz), und Harry Klein (Fritz Wepper), während u.a. Studentinnen/Studenten die Generation 68 vertreten. Dies wird insoweit deutlich, dass die Erwartungshaltung der Ermittler folgende ist, dass Studentinnen/Studenten grundsätzlich ein eignes Auto besitzen, wobei der Student Manfred Bieger (Ralph Persson) ein Kind der Love & Peace Generation ist. Für ihn zählen Werte wie die Zuneigung zu seiner Partnerin. In Liebe verbunden mit der Studentin Inge Tillmann (Susanne Barth). In einem Telefongespräch hat Kommissar Keller herausgefunden, dass Manfred Bieger sein Studium vernachlässigt. Die berufliche Karriere steht für diese Generation nicht im Vordergrund.

Folge 5: „ Ein Mädchen meldet sich nicht mehr “ - Erstausstrahlung

14.03. 1969

In Folge 5 wird Harry Klein aus dem Kommissar Team ausgegliedert um in studentischen Kneipen „ Undercover “ ermitteln zu können. Kommissar Keller ist einer der wenigen autorisierten Personen um sich Einlass in die Wohnung der Ermordeten zu verschaffen. Bei der Lektüre: „ Magische Gifte “ wird Kommissar Keller von den Marihuana bzw. LSD abhängigen „ Tanieff “ Koschwetzki (Peter Schaetel) in der Wohnung des Opfersüberrascht. Mit der Taschenlampe erkennt der Kommissar die Intoxikation bei Tanieff in den Augen. Während es dem Team von Eric Ode erlaubt ist bei jeder Gelegenheit Alkohol zu trinken, führt die Einnahme von Marihuana, LSD zu einer Abhängigkeit. Alkohol ist legalisiert bürgerlich akzeptiert, während Marihuana oder LSD Rauschmittel sind, welche in dieser Folge darstellen langfristig in ein kriminelles Milieu führen. Das Ausprobieren von Rauschmittel steht für das Ausprobieren neuer Gesellschaftmodelle. Dies Denken wird von den bestehenden Verhältnissen, als Bedrohung empfunden.

Folge 9: „ Geld von toten Kassieren “ - Erstausstrahlung

16.05. 1969

Der gerade aus der Haft entlassene Gangster Louis Kranz (Siegfried Lowitz) ist darauf spezialisiert kleine Bankfialen auszurauben. Louis Kranz beschimpft seine Tochter Elvira Kranz (Monika Zinnenberg), da sie in ihrer Kleidung aussehe wie eine Prostituierte. Dem Zeitgeist entsprechend trägt Sie ein modisches kurzes Kleid, und schwarze Stiefel. Diese Aussage zeigt, dass die Diskussion zwischen den Generationen nicht auf der Sachebene geführt wird.

Folge 12: „ Die Waggonspringer “ - Erstausstrahlung

07.11. 1969

Die Waggonspringer sind eine kriminelle Organisation mit Ziel die im Zug transportierte Ware zu erbeuten um diese illegal zu verkaufen. Einer der Hehler ist Baron von Pöhlau (Thomas Astan). Bei der Ermittlung durchgeführt von Fritz Wepperäußert sich der aufgeflogene Baron: „ Der Schaden trifft die Industrie. Die stoßen sich gesund. Den fehlen doch die paar Radios nicht. “ Nach dieser gemachten Aussage wird Herr von Pöhlau von der ermittelten Polizistin (Emiley Reuer) als Ideologe bezeichnet. Als wertfreier Begriff ist Ideologie „ die allen politischen Bewegungen, Interessengruppen, Parteien, aber auch Konzepten immanente “ Summe der jeweiligen Zielvorstellungen (Quelle Wikipedia).Die Argumentation von dem Baron ist insoweit zutreffend, wenn die Industrie Mrd. € auf Konten in den Cayman Inseln abschreiben kann, und Lobbisten deren Interessen in Berlin oder Brüssel durchsetzen, und eine Transaktionssteuer auf EU-Ebene verhindern, ist die Position nachvollziehbar.

Folge 13: „ Auf den Stundenplan Mord “ - Erstausstrahlung

28.11. 1969

Kritischäußern sich Frau Dommel (Renate Grosser) mit Hausmeister Herrn Maaß(Sigfrit Steiner) und dessen Frau Maaß(Trude Breitschopf) gemeinsam, dass die kommende Generation in diesem Falle bezogen auf die Berufsschüler noch nichts geleistet habe. Im Umkehrschluss die Generation nach 45soldarisiert mit der gemeinsamen Umsetzung des Wirtschaftswunders. Selbst an Berufsschulen ist Hauch von 68 zu spüren. Der Protest ist bei den Schülern angekommen. Solidarisch wird die Teilnahme am Unterricht verweigert.

Folge 15: „ Der Papierblumenmörder “ - Erstausstrahlung

16.01.1970

Aus der Erziehungsanstalt ist die in den Münchnern Hippiekreisen verkehrende Sibylle Hohner (Evi Mattes, Wechsel zum Vornamen Eva erfolgt erst später) entkommen. Die Anfang der Folge 51: „ Fluchtwege “ hat den gleichen Aufbau, sowie gleiche Thema. Sie wird tot auf einem abgelegen Autofriedhof gefunden. Der Tod erfolgte durch den Gebrauch einer Pistole. Hier befindet sich ebenfalls abgeschoben eine Hippie Kommune. Dem Zeitgeist entsprechend am Rande der Gesellschaft, ob heutzutage Stadtverwaltungen mit einer solchen Vergabe durchkommen würden, wage ich zu bezweifeln. Die Ermittler werden von den Bewohnern der Kommune, als Eindringlinge empfunden, und sind entsprechende Beschimpfungen ausgesetzt. Es ist mit der Sorge verbunden, auch diesen begrenzten Lebensraum für eine alternative Lebensform zu verlieren. Bei der Aufklärung soll die gut befreundete Freundin von Sybille Bonny (Christiane Schröder) das Team von Kommissar Keller unterstützen, mit der Auflage für den Zeitraum der Ermittlungen nicht in der Erziehungsanstalt zuübernachten. Dies wird von der Leitung erst nachdem die Psychologin (Gisela Fischer) sich zur Verfügung stellt Bonny zu begleiten, und Kommissar Keller seine Wohnung zum Ü bernachten zur Verfügung stellt, genehmigt. Die Psychologin bricht Regeln (nimmt nicht genehmigte Akten mit nach Hause), und setzt sich für die Rechte der Frauen in der Erziehungsanstalt ein. Diese Missstände zeigt der Autor Herbert Reinecker schonungslos auf. Eine Generation in Erziehungsanstalten um die eigenen Bildungschancen gebracht (Arbeit in Waschküchen bis zuüber 10 Stunden täglich), und viele lebenslang begleitende psychische Erkrankungen für Opfer. Erst 2008 hat auch der Deutsche Bundestag in einem Petitionsausschuss-Beschluss „ erlittenes Unrecht und Leid, das Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Kinder- und Erziehungsheimen in der alten Bundesrepublik in der Zeit zwischen 1945 und 1970 widerfahren ist “ anerkannt und bedauert. Die Psychologin gibt erst Informationen an die Polizei weiter, nachdem Sie dies in Abstimmung mit ihrem eigenen Gewissen vereinbaren kann. Ihr ist es wichtig nicht das Vertrauensverhältnis mit den Frauen der Erziehungsanstalt zu gefährden. Nach Hinweisen von Bonny gerät Dr. Winkelmann (Herbert Tiede) unter Verdacht, da er ein Verhältnis mit Sybille Hoher hatte. Sybille und auch Bonny bezeichnet er als „ Huren “ (gleiches Muster zur Diffamierung wie in Szene 9) erneut wird die Sachebene verlassen. In einer weiteren späteren Szene versucht er Bonny mit einem 1.000

Mark Schein ihr Schweigen zu kaufen. Bonny verschweigt den Ermittlern, dass Sybille Hoher einen Kontakt zu einem Geistesverwandten „ Teekanne “ hat. Trotz der ständigen Begleitung versucht Sie ihn möglichst „ allein “ zu finden um mit ihm sprechen zu können. V-Leute in der Hippie Szene leiten die Information an Harry Klein (Fritz Wepper) weiter. Die bewerten Ü berwachungsmethoden von Folge 5 Harry wird „ Undercover “ ins Hippie Milieu eingeschleust. Das Schweigen von „ Teekanne “ ist während der Vernehmung nicht möglich zu brechen. In seiner sensiblen Art ist Kommissar Keller derjenige, der das Schweigen von „ Teekanne “ als einen entsprechenden Rückzug von dieser Welt versteht. Eine Reaktion auf eine globalisierte Welt, welche gesellschaftspolitische Neuorientierungen innerhalb des Ost-West-Konfliktes nicht zulässt. In dieser von Unrecht geprägten Welt sehen Sybille und „ Teekanne “ nur noch Selbstmord als eine Lösung.

Folge 21: „ Wie Wölfe “ - Erstausstrahlung

15.05. 1970

In der Folge 21 stellt der Jurastudent Herr Wilke (Dietrich Thoms) die These auf Jura ist eine fragwürdige Wissenschaft als Versuch sei dies anerkennenswert, aber im Ganzen fraglich. Diese Position wird auch von Prof. Dr. Bernd Rüthers Toleranz im Text zum demokratischen Verfassungsstaat vertreten. Das häufig zitierte Wort von der angeblichen sogenannten Stunde null bei einem staatlichen Neubeginn, nach einem Systemzusammenbruch ist ein Irrtum. Esübersieht unlösbare historische Zusammenhänge und schafft Raum für realitätsfremde Träume. Ich betone das, weil zwei solche angebliche deutsche Nullstunden vielfältige solche Illusionen veranlasst haben. Es gibt in der Menschheitsgeschichte nach der Vertreibung aus dem Paradies keine Stunde null. Es gab sie weder 1945 noch 1989 nach dem Untergang zweier sehr unterschiedlicher totalitärer Diktaturen. Unsere Vergangenheit ist und bleibt immer bei uns. Aus ihr folgt ein Teil unseres Schicksals und unseres Weltverständnisses. Ihr Einfluss auf die brennend wichtige Frage, wie man eine Verfassung und wie man Gesetze zutreffend im Sinne einer Demokratie und des Rechtsstaates auszulegen hat, wäre eine eigenen Erörterung wert.

Folge 47: „ Tod eines Schulmädchens “ - Erstausstrahlung

21.04. 1972

In der Folge 47 verkörpert die vermeintlich aufsässigeSchülerin Kirsten Benda( Helga Anders) die 68 Generation. Zu Lebzeiten ist dies für Ihren Klassenlehrer Dr. Gerbhardt (Heinz Bennet) ein Problem hiermit umzugehen. Um das Gleichgewicht Ihres Ehemannes wiederherzustellen, erschießt Frau Gerbhardt (Ella Büchi) die Schülerin. Herr Dr. Gebhardt reflektiert nachdem Tode der der Schülerin Benda, dass Sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiter ist als der Rest der Klasse. Die Schülerin Benda benötigt einen Sparringspartner für Ihren persönlichen politischen Diskurs. Aus Ihrer Sicht ist hierfür nur Dr. Gebhardt geeignet. Dieser orientiert sich einem bürgerlichen Wertesystem, und ist mit der Auseinandersetzungüberfordert. "1968" wird derzeit zum Dreh- und Angelpunkt des geschichtspolitischen Kampfes um das Selbstverständnis der BRD. Die Frage, welche Deutungsmuster sich in der Ö ffentlichkeit durchsetzen, ist von großer Wichtigkeit. Auch demokratische Gesellschaften besitzen ihre Mythen, wenn man darunter Erzählungen versteht, die Zusammenhalt stiften undüber gesellschaftliche Teilgruppen hinweg eine Art fraglose Geltung im kollektiven Gedächtnis erlangen. Einer dieser Mythen der alten Bundesrepublik Deutschland betrifft das Jahr 1968. Diese Jahreszahl als Chiffre für die Studentenbewegung hat sich erst gegen Ende der achtziger Jahre durchgesetzt, zuvor existierten andere Benennungen. Mit dem populär gewordenen Begriff der "68er" ist nicht zuletzt eine Analogie zu den demokratischen Revolutionären von 1848, den "48ern", hergestellt worden. Der Mythos 1968 erlaubt es, die Geschichte der alten Bundesrepublik plausibel in zwei fast exakt gleich lange Phasen einzuteilen: Zwischen 1949 und 1989 lag 1968. Das Datum fungiert als eine Art Scharnier oder als eine Art Klimascheide zwischen zwei Epochen, die sichüber weite Phasen auch parteipolitisch trennen ließen. Die Erzählungüber 1968 lautet: Hier ist es zu einer zweiten Gründung, zu einer zivilen Nachgründung der bundesdeutschen Demokratie gekommen; war die Bundesrepublik zuvor lediglich eine formale Demokratie - manche meinten, ein angepasstes, ja sogar restauratives Land - , so war jetzt ein Zugewinn an Partizipation hinzugetreten. In den Unruhen bestand die Demokratie ihre Feuertaufe, und es gab einen Schub hin zu einer langfristigen Verwestlichung. Eine andere Auslegung der Ereignisse von 1968 hebt auf die Lebensstile und kulturellen Umgangsformen ab. Diese Version hat den Vorteil, dass nahezu alle - Befürworter wie auch Kritiker - sich in diesem Mythos auf die eine oder andere Weise wiederfinden können. So oder so: Die Legende einer zweiten "Stunde null" umrankt diese Jahreszahl (Quelle Bundeszentrale für politische Bildung).

Folge 53: „ Mykonos “ - Erstausstrahlung

24.11. 1972

Die Insel Mykonos ist der Treffpunkt der beiden Liebenden Robert Kerk (Bernd Herzsprung) und Benny (Maresa Hörbiger). Ihnen ist dort das Geld ausgegangen, und ohne es richtig einschätzen zu können, lässt sich Robert Kerküberzeugen eine Lieferung „ schwarzer Afghan “ mit Ihrem VW-Käfer nach München zu transportieren. Wichtig in der TV-Serie „ Der Kommissar “ werden die Drogen in einer Vielzahl von Folgen nicht sachlich richtig definiert. Umso genauer die Definition der Spiegel Ausgabe 46/1969.

Seit fünftausend Jahren hilft Hanf der Menschheit: Aus den Fasern der männlichen Pflanze werden Stricke gedreht. Blüten und Blattspitzen der weiblichen Pflanze dienen als Rauschmittel. Der rauscherzeugende Wirkstoff (Tetrahydrocannabinol) wird freilich nur aus der indischen Hanfsorte ("Cannabis sativa variationis indica") gewonnen, die in subtropischem Klima am besten gedeiht, so in Mexiko und in Nordafrika, in der Türkei und im Libanon, in Afghanistan, Pakistan, Indien, Nepal und Vietnam. "Marihuana" ist das getrocknete Kraut der Blätter und Blüten; es wird in Mexiko und den USA wie Krüll oder Machorka in Pfeifen oder selbstgefertigten Zigaretten geraucht und heißt unter Rauchern "Mary Jane", oder "Tea". "Haschisch" ist das Harz aus den Drüsenköpfchen der oberen Laubblätter; es wird in kleinen Spezialpfeifen, in Zigaretten oder in Nahrungsmitteln und Getränken genossen und heißt unter Kennern "Shit", "Stoff", "Hasch" oder einfach nur "Was" ("Hast du was?"). Die Wirkung von Haschisch ist, gemessen an der Menge, um ein Sechs- bis Achtfaches konzentrierter als die von Marihuana.

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Details

Titel
Die TV-Serie "Der Kommissar" und das Lebensgefühl der Generation 68
Autor
Jahr
2013
Seiten
47
Katalognummer
V272640
ISBN (eBook)
9783656665847
ISBN (Buch)
9783656665830
Dateigröße
908 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
serie, kommissar, berücksichtigung, aspekten, generation
Arbeit zitieren
Borwin Richter (Autor:in), 2013, Die TV-Serie "Der Kommissar" und das Lebensgefühl der Generation 68, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272640

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