Das Fußballstadion. Jedem der Platz, der ihm gebührt?

Soziologie des Fußballs


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Entwicklung der Stadien im Laufe der Zeit
2.1. Anfänge der Stadien
2.2. Grenzen im Stadion
2.3. Neue Stadien

3. Fußballstadien im 21. Jahrhundert
3.1. Kommerzialisierung und Privatisierung
3.2. Flexibilisierung und Mobilisierung
3.3. Inklusion und Exklusion
3.4. Integration und Segregation
3.5. Medialisierung und Selbstinszenierung

4. Zuschauer im Fußballstadion
4.1. Flow- Erlebnis nach Csíkszentmihályi

5. Fazit

6. Quellenangaben

1. Einleitung

Samstagnachmittag, 15.30 Uhr. Anpfiff!

Millionen sitzen gebannt vor dem Fernseher oder sind live dabei, wenn Tore über Siegen oder Verlieren entscheiden. Eines der Lieblingshobbys vieler Deutscher ist der Fußball. Ob aktiv oder passiv, Mitglied eines Fußballclubs oder leidenschaftlicher Vereinsanhänger, live dabei im Stadion oder vor dem Fernseher, viele lassen sich ihren Fußballnachmittag nicht nehmen. Ein absolutes Highlight für jeden Herzblutfußballer ist natürlich der Stadionbesuch. Hautnah Mitfiebern, Fangesänge und Bier – ein einmaliges Gefühl.

Vereine und Investoren überbieten sich gegenseitig mit mehr Sitzplätzen, höheren Tribünen, besserem Komfort- und teureren Tickets. Doch was steckt eigentlich hinter der Fassade Stadion? Seit wann gibt es eigentlich Stadien? Welche Merkmale weisen moderne Stadien auf, die erst beim genauen Betrachten auffallen?

Auf den folgenden Seiten werden diese Merkmal genauer betrachtet und untersucht, wobei ein Hauptaugenmerk auf der soziologischen Sicht auf das moderne Stadion liegt. Wer sitzt wo im Stadion und warum, hat wirklich jeder den Platz, der ihm gebührt? Welchen Einfluss haben die Medien? Was passiert mit den Zuschauern bei einem Fußballspiel? Welche Emotionen sind dabei?

Hauptsächlich wird dabei auf die Situation und die Stadien der 1. Bundesliga in Deutschland eingegangen, wobei sich die Architektur der Stadien weltweit kaum unterscheidet was Flexibilität und Veränderlichkeit angeht.

Die Funktion der Stadien hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Neben der eigentlichen Funktion - einem Austragungsort für Sportereignisse – ist es heutzutage ein Ort für Events jeglicher Art, sei es ein Popkonzert oder ein ‚Sehen und gesehen werden’ im VIP- Bereich. Doch es gibt auch dunkle Schatten in der Geschichte der Stadien, die ich hier kurz anführen möchte: Im Nationalsozialismus wurde der Bau des Olympiastadion in Berlin anlässlich der Olympischen Spiele 1936 als Machtdemonstration Hitlers und der NSDAP genutzt, andere Stadien, wie das Wiener Praterstadion, wurden zum Gefängnis und Sammellager für Juden umfunktioniert.[1]

Bedauerlicherweise gibt es auch Katastrophen und Unfälle in Stadien, wie 1989 im Hillsborough- Stadion von Sheffield, wo bei einem Halbfinale um den englischen Fußball- Cup zu viele Zuschauer ins Stadion gelangten und 96 Menschen sterben.[2] Doch dank neuer Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel mehr Sitz- anstatt Stehplätzen, werden solche Vorfälle in Zukunft hoffentlich der Seltenheit angehören.

Im Folgenden wird auch ein Blick auf den Zuschauer im Stadion geworfen und genauer untersucht. Dabei wird auch die Frage geklärt, was den Reiz eines Stadionbesuchs ausmacht.

Außerdem möchte ich hier noch erwähnen, dass so ein Stadion auch der Arbeitsplatz für viele Menschen ist. Am Spieltag arbeiten hinter den Kulissen der Mercedes- Benz- Arena mehr als 400 Personen alleine im Cateringbereich. Hinzu kommen das Reinigungspersonal, die Security- Mitarbeiter, die Mitarbeiter des Vereins, der Trainerstab und nicht zu vergessen die 22 Mann auf dem Rasen, wegen denen man ins Stadion geht.

2. Die Entwicklung der Stadien im Laufe der Zeit

Die Stadien, die wir heute kennen, haben ihren Ursprung schon in der Antike. Im Laufe der Zeit haben sie sich jedoch nicht nur architektonisch verändert, was in den folgenden Unterkapiteln aufgezeigt wird.

2.1. Anfänge der Stadien

Das Wort ´stádion´ ist eigentlich die griechische Bezeichnung für ein antikes Längemaß von 600 griechischen Fuß, in etwa 180 Metern.[3] Die bekanntere Bezeichnung als Renn- oder Laufbahn geht zurück auf die berühmte Laufstrecke des altgriechischen Stadions Olympia, das die Länge eines ´stádions´ hatte.[4] Bereits seit der Antike ist das Stadion, bestehend aus einer Kampfstrecke mit Start und Ziel und Zuschauerrängen ringsum, ein Austragungsort für Sportereignisse. Die Laufbahn entwickelte sich im Laufe der Zeit von einer gerade zu einer ovalen Form, um dem Zuschauer ein bestmögliches Sichtverhältnis bieten zu können.[5] Auch Tribünen und Dachkonstruktionen führten dazu, dass sich das Stadion von einer offenen zu einer geschlossenen Form entwickelt hat.[6] Die Architektur der Stadien wie wir sie heute kennen orientiert sich jedoch an den Amphitheatern der griechischen Antike.[7]

2.2. Grenzen im Stadion

In jedem Stadion gibt es grundsätzlich 3 Räume, die durch Grenzen voneinander geteilt sind. Das Herzstück des Stadions ist der „[...] Innenraum, in dem das jeweilige- meist sportliche- Ereignis stattfinden soll,[...]“[8]. Der Innenraum ist umgeben von der Tribüne, dem Zuschauerraum. Schließlich ist um das Stadion herum ein Umgebungsraum, der bis an das Stadion grenzt. Das Stadion grenzt sich also sowohl nach innen als auch nach außen ab.[9]

Die ersten Stadien, die in Deutschland ab Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurden, sind ´Erdstadien´. Ähnlich wie bei einem einfachen Fußballplatz sind diese Stadien in die Erde eingelassen, die Grenze zwischen Zuschauer- und Umgebungsraum ist fließend, da es keine steilen Außenfassaden gibt. Die Erdstadien sind oft Mehrzweckstadien, da es neben dem Fußballplatz auch Lauf- oder Rennbahnen und verschiedene Wurf- oder Sprunganlagen gibt. Durch diese Multifunktionsnutzung ergibt sich zwischen dem Innen- und dem Zuschauerraum eine große Distanz, charakteristisch für Erdstadien.[10]

2.3. Neue Stadien

Jedes Stadion wird durch die Betonung oder die Abschwächung seiner Grenzen charakterisiert. Auch die Tribünen, Dachkonstruktionen, Leinwände und VIP- Lounges sind heutzutage ein Merkmal des modernen Stadionbaus. Ein wesentliches Unterscheidungskriterium zu den Erdstadien ist die bewusste Abtrennung zum Umgebungsraum. Durch meterhohe, steil ansteigende und tausende Zuschauer fassende Tribünen wird jede Möglichkeit auf einen Blick von außen aufs Fußballfeld im Keim erstickt. Außerdem zeichnen sich moderne Stadien dadurch aus, dass sie reine Fußballstadien sind. Leichtathletik Anlagen weichen zu Gunsten der Nähe zwischen Zuschauer und Innenraum. In modernen Stadien besteht auch eine scheinbare Nähe zwischen Innen- und Zuschauerraum, die jedoch nur visueller Natur ist. Das Publikum soll zwar so nahe wie möglich am Geschehen sein, ein wirklicher Kontakt zwischen Spieler und Zuschauer ist jedoch nicht erwünscht.[11] Auch sonst sind die Grenzlinien eindeutiger in neuen Stadien: „ Die Grenzen unterscheiden strikt Innen und Außen, Zuschauer und Akteur, VIP Besucher und normaler Fan.“[12]

Eine weitere Entwicklung zeigt sich in der Kontrolle und Überwachung. Während Zuschauer in Erdstadien ihre Plätze frei ringsum das Spielfeld wählen können, sitzt heutzutage jeder Stadionbesucher mit codierten Tickets auf nummerierten Plätzen.[13] Zusätzlich fangen Kamerasysteme im Stadion und dem Außengelände jedes Geschehnis ein. Was neben den optischen Aspekten die Merkmale moderner Stadien sind wird im nächsten Kapitel behandelt.

[...]


[1] Vgl. Müllner, S. 199

[2] Vgl. Germann

[3] Vgl. Tabor S. 50

[4] Vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Stadion

[5] Vgl. Tabor S.74

[6] Vgl. Schroer S. 160

[7] Vgl. Tabor S. 52

[8] Schroer, S. 160

[9] Vgl. ebd. S. 156

[10] Vgl. ebd. S.161

[11] Vgl. ebd. S. 162

[12] Ebd. S. 163

[13] Vgl. Bale, S. 39

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Fußballstadion. Jedem der Platz, der ihm gebührt?
Untertitel
Soziologie des Fußballs
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg  (Insitut für Psychologie und Soziologie)
Veranstaltung
Soziologie des Fußballs
Note
1,5
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V272785
ISBN (eBook)
9783656647485
ISBN (Buch)
9783656647478
Dateigröße
387 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
fußballstadion, jedem, platz, soziologie, fußballs
Arbeit zitieren
Nadine Räuchle (Autor:in), 2011, Das Fußballstadion. Jedem der Platz, der ihm gebührt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272785

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