Wie kommen Menschen zu Entscheidungen? Entscheidungstheorien und -modelle unter besonderer Berücksichtigung des Aviation-Decision-Making


Bachelorarbeit, 2014

90 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Glossar

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit

2 Einführung in die Psychologie des Entscheidens
2.1 Der Begriff der Entscheidung
2.2 Zur Bedeutung von Heuristiken
2.3 Historische und systematische Einordnung
2.4 Entscheidungstheorien in der modernen Psychologie

3 Rahmenmodelle für den Prozess des Entscheidens
3.1 Die selektionale Phase: Bewertung und Entscheidung
3.2 Die präselektionale Phase: Informationssuche als Teilprozess des Entscheidens
3.3 Die postselektionale Phase: Effekte von Entscheidungen, Lernen und wiederholten Entscheidungen
3.4 Die Rolle von Gefühlen bei Entscheidungen
3.5 Entscheidungsverhalten bei Unsicherheit

4 Entscheidungen im Rahmen des Aviation-Decision-Making
4.1 Der Einfluss von Komplexität auf die Entscheidungsfindung
4.2 Das Entscheidungsverhalten von Piloten
4.3 Externe und interne Einflussfaktoren
4.4 Ausbildung und Training

5 Problemlösen im Rahmen des Aviation-Decision-Making 55
5.1 Der Gegenstand des Problemlösens
5.2 Zur Funktion von Zielen
5.3 Zur Unterscheidung von Problemen und Problemlösern
5.4 Phasen des Problemlösens am Beispiel von US-Airways-Flug 1549

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Eidesstattliche Erklärung

Digitale Medien

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Glossar

Affektheuristik

„Die Affektheuristik ist eine Heuristik, die besagt, dass Situationen und Entscheidungsalternativen danach beurteilt werden, ob sie angenehm oder unangenehm, bedrohlich oder ungefährlich sind. Rationale Überlegungen bleiben dabei oft unberücksichtigt“ (Kirchler, E., 2011: S. 831)[1].

Alltagswissen

„Alltagswissen oder common sense wird als die Summe des Wissens beschrieben, welches die Basis für Vorstellungen und Meinungen darstellt und die Grundlage für Entscheidungen und Handlungen bildet“ (Kirchler, E., 2011: S. 832)[2].

Deskriptive Entscheidungsmodelle

Bei deskriptiven Entscheidungsmodellen handelt es sich um beschreibende Methoden, die aufzeigen, wie Individuen tatsächlich zu Entscheidungen kommen. Das heißt, dass sie annehmen, dass Menschen nicht notwendigerweise nach der optimalen, sondern bspw. nach einer zufriedenstellenden Option streben (Kirchler, E., 2011: S. 838)[3].

Echte Entscheidung

Als echte Entscheidung oder auch extensive Entscheidung bezeichnet man in der Psychologie eine Entscheidung, die eine komplexe Informationsverarbeitung voraussetzt. Echte Entscheidungen werden explizit getroffen und laufen nicht automatisiert ab. Des Weiteren erstrecken sich die Entscheidungsfindung über eine längere Zeitspanne (Kirchler, E., 2011: S. 840)[4].

Empirisch

„Empirie heißt: Erfahrung, unmittelbar gegebene Wahrnehmung. Erfahrung – nicht nur im Sinne passiven Registrierens, sondern vielmehr als aktives Beobachten und Experimentieren – ist die zentrale Basis aller empirischen Wissenschaften“

(Laatz, 1993: S. 9)[5].

Entscheidung mit geringem Informationsverarbeitungsaufwand

Eine Entscheidung mit geringem Informationsverarbeitungsaufwand läuft i.d.R. gewohnheitsmäßig und vollkommen automatisiert ab. Dies hat zur Folge, dass es keinerlei Problemerfassung, Informationssammlung und Auswahl gibt.

Entscheidungen bei Gewissheit

Entscheidungen unter Sicherheit sind Entscheidungen, bei denen der Entscheidungsträger vollständig über die zur Auswahl stehenden Alternativen informiert ist. Außerdem verfügt er über Gewissheit in Bezug auf die Konsequenzen seiner Entscheidung (Kirchler, E., 2011: S. 841)[6].

Entscheidungen bei Ungewissheit

Entscheidungen unter Ungewissheit sind Entscheidungen über Alternativen, bei denen der Ausgang unbekannt ist.

Entscheidungsanomalien

Von Entscheidungsanomalien spricht man, wenn „systematische Abweichungen des Entscheidungsverhaltens vom Rationalmodell“ zu beobachten sind (Kirchler, E., 2011: S. 842)[7].

Extrinsische Motivation

Extrinsisch ist ein Handeln dann, wenn Mittel (also Handlung) und Zweck (das Handlungsziel) thematisch nicht übereinstimmen, also exogen sind (Edelmann, W. & Wittmann, S., 2012: S. 33)[8].

Heuristiken

„Heuristiken, Urteilsheuristiken oder Entscheidungsheuristiken sind Entscheidungsregeln, die verkürzte, Zeit und Energie sparende Entscheidungen ermöglichen, jedoch z.T. zu falschen oder suboptimalen Urteilen führen können“ (Kirchler, E., 2011: S. 849)[9].

Intrinsische Motivation

Als intrinsisch bezeichnet man eine Handlung dann, wenn Mittel (also die Handlung) und Zweck (das Handlungsziel) thematisch übereinstimmen, also endogen sind (Edelmann, W. & Wittmann, S., 2012: S. 33)[10].

Normative Entscheidungsmodelle

„Normative Entscheidungsmodelle werden auch als Optimierungsmodelle bezeichnet und beziehen sich auf optimale Entscheidungen. Sie geben vor, wie ein idealisiertes Individuum optimal Entscheidungen trifft. Dabei wird postuliert, dass Alternativen gesichtet, bewertet und die Eintrittswahrscheinlichkeit von präferierten Konsequenzen berücksichtigt werden“ (Kirchler, E., 2011: S. 862)[11].

Opt-in-Regelung

Von einer sog. „Opt-in“-Regelung spricht man, wenn bei Entscheidungssituationen keine Standardlösung besteht, sondern aktiv eine

adäquate Entscheidung gefunden werden muss“ – im Gegensatz zur Opt-out-Regelung, wo mehr oder weniger automatisch zur Standardlösung gegriffen wird.

Opt-out-Regelung

Im Gegenzug bezeichnet eine „Opt-out“-Regelung das Vorhandensein einer vernünftigen Standardlösung, jedoch besteht nach wie vor die freie Wahl, etwas anderes als die voreingestellte Standardlösung zu wählen.

Präskriptive Entscheidungsmodelle

„Präskriptive Entscheidungsmodelle beschreiben, wie Entscheidungen getroffen werden sollen“ (Kirchler, E., 2011: S. 865)[12].

Satisficing principle

„Das satisficing principle oder das Prinzip zufriedenstellender Entscheidungen besagt, dass bei der Auswahl von Alternativen die augenfälligsten Merkmale beurteilt werden und Individuen die erste zufriedenstellende Alternative wählen und nicht nach der besten Alternative weitersuchen“ (Kirchler, E., 2011: S. 870)[13].

Stressoren

Als Stressoren werden alle internen und externen Reizereignisse bezeichnet, die eine auf die jeweiligen Reize bezogene Reaktion erfordern. Der menschliche Organismus teilt die auf ihn einwirkenden Reize in zwei Gruppen ein: positive und negative Reize.

Synoptischer Entscheidungsprozess

Im Rahmen eines synoptischen Entscheidungsprozesses werden Entscheidungen gemeinsam von mehreren Personen getroffen (Kirchler, E., 2011: S. 876)[14].

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

„Sobald man davon ausgeht, dass die Menschen eben nicht komplett rational handeln, wird man auch nicht mehr annehmen, dass die Leute die besten Entscheidungen treffen. Menschen treffen Entscheidungen mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie reden – sie tun es wissentlich oder unwissentlich in einem fort“ (Kahneman, D., 2012: S. 545)[15].

Das 21. Jahrhundert zeichnet sich durch seine Komplexität, die Schnelllebigkeit moderner Informationssysteme und die daraus resultierende Handlungsvielfalt aus. Noch nie konnte der Mensch so viel entscheiden wie in der heutigen Zeit. Wissenschaftler nehmen an, dass diese schier endlose Vielfalt mittelfristig zu einer Überforderung der Gesellschaft führt. Welche Heuristiken und Emotionen spielen bei der Wahl der richtigen oder falschen Entscheidung eine Rolle? In welchen Situationen sollte man sich auf sein Bauchgefühl verlassen und unter welchen Umständen sollte man besser auf fundierte Informationen zurückgreifen? Welche Rolle spielen Entscheidungen in komplexen Situationen, die mit einem hohen Risiko und Ungewissheit einhergehen? Da Menschen oftmals weder rational noch irrational handeln, müssen andere Faktoren dazu führen, dass wir uns weiterentwickeln und nicht starr an einem Punkt verweilen. Entscheidungen werden häufig aus „dem Bauch heraus“ getroffen – man verlässt sich auf sein Gefühl, seine Intuition. Gibt es Momente, in denen eine fundierte Grundlage für Entscheidungen nicht gegeben ist? Die Fähigkeit zur freien und souveränen Entscheidungsbildung hängt oftmals mit dem persönlichen Involvement des Menschen und seinen persönlichen Präferenzen und intellektuellen Fähigkeiten zusammen. Entscheidungen werden tagtäglich hundertfach getroffen und das menschliche Dasein scheint zeitweise einem endlosen Herumirren in einem Wald voller Möglichkeiten zu entsprechen.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gingen Wissenschaftler davon aus, dass menschliche Entscheidungen auf Grundlage rationaler Annahmen getroffen werden. Gefühle würden dabei außen vor gelassen, da diese – so die Annahme – das Entscheidungsverhalten nachteilig beeinflussen würden. Der Idee vom Homo oeconomicus folgten zahlreiche Modelle und Theorien, die einen kognitiven Idealzustand im Prozess des Entscheidens proklamierten.

Seit einigen Jahren befindet sich die Entscheidungsforschung im Wandel. Das Thema human factors erlebt, sowohl im Kontext wissenschaftlicher Betrachtung als auch in Bezug auf die praktische Umsetzung, einen bedeutenden Aufschwung. Spricht man vom Terminus human factors, so „verweist der Plural auf die vielfältigen und unterschiedlichen Prozesse und Strukturen menschlichen Verhaltens“ (Hofinger, G./Lauche, K. & Schaub, P. B., 2008: S. V)[16]. Der Mensch und sein Handeln in verschiedenen Szenarien und Arbeitswelten bilden den Kern wissenschaftlicher Betrachtung.

1.2 Zielsetzung

Das Forschungsgebiet der kognitiven Psychologie setzt „sich mit den höheren geistigen Funktionen auseinander, bei besonderer Betonung der Art und Weise, wie Individuen Wissen erwerben und wie sie selbiges einsetzen, um die Erfahrungen in der Welt zu verstehen und zu formen“ (Gerrig, R. & Zimbardo, P., 2008: S. 276)[17]. Im Rahmen der kognitiven Psychologie ist das Teilgebiet des Denkens und Problemlösens ein wesentlicher Faktor, der Menschen dabei hilft, eine Entscheidung zu treffen (Gerrig, R. & Zimbardo, P., 2008: S. 276)[18]. Denken und Problemlösen sind Gegenstand der Entscheidungsforschung, die Situationen betrachtet, in denen eine Person präferentiell eine Entscheidung zwischen mindestens zwei Optionen trifft (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010:

S.3)[19]. Eine Präferenz bezeichnet „einen eindimensionalen Indikator für die subjektive Vorziehenswürdigkeit einer Alternative gegenüber einer anderen Alternative zu einem bestimmten Zeitpunkt“ (Helm, R. & Steiner, M., 2008: S.27)[20].

Das Thema dieser Abschlussarbeit lautet: „Wie kommen Menschen zu Entscheidungen?“ Von diesem Titel ausgehend, ist es das Ziel der Arbeit herauszufinden, wie Menschen Entscheidungen treffen. Dabei sollen emotionale Entscheidungsfaktoren genauso berücksichtigt werden wie die mit der Entscheidung einhergehende Ungewissheit über mögliche Konsequenzen. Wann spricht man von einer richtigen oder falschen Entscheidung? Auf welchen Informationen basieren Entscheidungen? Welche Phasen existieren im Rahmen des Problemlösens? Die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse werden auf das Themenfeld des Aviation-Decision-Making übertragen und mit verschiedenen Strategien verglichen, die sich ein Pilot im Rahmen seiner Tätigkeit zunutze macht und auf denen entsprechende Entscheidungen basieren. Überlegungen zur Verbesserung des Problemlösens und ein Überblick über verschiedene Problemlösestrategien aus der allgemeinen Psychologie werden am Ende dieser Abschlussarbeit erörtert und vorgestellt.

Die Federal Aviation Administration (FAA) ist die Bundesluftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Sicherheitsvorschriften und Richtlinien für den Personenund Güterverkehr der Vereinigten Staaten zu erlassen, um präventive Maßnahmen zur Unfallvermeidung zu treffen. Aviation-Decision-Making bildet das theoretische Grundgerüst und umfasst eine Reihe an Maßnahmen und Methoden, auf die ein Pilot im Ernstfall zurückgreifen muss, um den Entscheidungsprozess auf Grundlage relevanter Fakten zu beschleunigen. In der englischen Lyrik der FAA wird die Begrifflichkeit des Aviation-Decision-Making wie folgt definiert: „Systematic approach to the mental process of evaluating a given set of circumstances and determining the best course of action.“[21] Aviation-Decision-Making bezeichnet also keine schriftlich manifestierte Regel i.e.S., sondern einen Prozess, der im Gehirn des Piloten stattfindet und eine Reihe von Maßnahmen enthält, um die exogenen Gegebenheiten systematisch zu bewerten und die beste zur Verfügung stehende Vorgehensweise auszuwählen.

1.3 Aufbau der Arbeit

Der Aufbau der vorliegenden Abschlussarbeit gliedert sich in fünf Hauptschritte, die jeweils einem Kapitel entsprechen. Nachdem der Leser im zweiten Kapitel in das Kernthema der Arbeit, die Psychologie des Entscheidens, eingeführt wurde, erfolgt im dritten Kapitel die Ausarbeitung des theoretischen Bezugsrahmens, indem die für die Arbeit grundlegenden Begrifflichkeiten erläutert werden. Die Rahmenmodelle für den Prozess des Entscheidens, unterteilt in seine verschiedenen Phasen, bilden ebenso das thematische Fundament wie die Berücksichtigung der Rolle von Gefühlen und Unsicherheit bei Entscheidungen. Dieser Abschnitt bildet zugleich einen fließenden Übergang in das vierte Kapitel, in dem – im Rahmen des Aviation-Decision-Making auf Entscheidungen im Bereich derPersonenund Güterluftfahrt eingegangen wird. Im fünften Kapitel werden grundlegende Konzepte sowie die verschiedenen Phasen des Problemlösens dargelegt, beginnend mit der eigentlichen Problemidentifikation bis hin zur Evaluation der Lösungsergebnisse unter Berücksichtigung des Aviation-Decision-Making am Beispiel des US-Airways-Flugs 1549. Hierzu werden dem Leser unterschiedliche, auf entscheidungstheoretischen Annahmen basierende Trainingsmethoden vorgestellt, die den Piloten als theoretisches und praktisches Fundament dienen. Darüber hinaus wird die Bedeutung von Erfahrung im Rahmen des Problemlösens kurz dargelegt. Kapitel sechs fasst die wesentlichen Ergebnisse dieser Abschlussarbeit zusammen. Es folgt ein Quellenverzeichnis, bestehend aus Literaturund Internetquellen.

2 Einführung in die Psychologie des Entscheidens

Für das Verständnis der vorliegenden Abschlussarbeit ist es innerhalb dieses Kapitels von Bedeutung, den Begriff der Entscheidung näher zu erläutern und in den Rahmen der Entscheidungsforschung einzuordnen, um ein theoretisches Grundgerüst für die folgenden Kapitel zu schaffen.

2.1 Der Begriff der Entscheidung

In der Literatur finden sich für den Terminus der Entscheidung eine Reihe von Begriffsbestimmungen, wobei sich diese je nach ausgewähltem Forschungsfeld auf Grundlage verschiedenartiger Erklärungsansätze differenzieren. Selbst innerhalb der Psychologie existieren sehr unterschiedliche Zugänge (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 68)[22].

Betsch et al. (2010) definieren zunächst das Verb „entscheiden“ als einen „Prozess des Wählens zwischen mindestens zwei Optionen, mit dem Ziel, erwünschte Konsequenzen zu erreichen und unerwünschte Konsequenzen zu vermeiden“ (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 68)[23], während[S1] Kirchler den Begriff der Entscheidung als Situation beschreibt, in der der Entscheidungsträger zwischen mehreren Handlungsalternativen wählen kann (Kirchler, E., 2011: S. 34)[24]. Im Vergleich dazu charakterisieren Fischer et al. eine Entscheidung i.e.S. als einen Moment, in dessen Verlauf sich der Entscheidungsträger auf eine Option festgelegt hat (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 3)[25].

Demnach lassen sich Entscheidungen nicht nur als eine Situation beschreiben, in der – um positive Folgen zu erzielen bzw. negative Folgen zu vermeiden – eine

Wahl zwischen mindestens zwei verschiedenen Optionen zu treffen ist, sondern auch als das Ergebnis des eigentlichen Wahlprozesses (Kirchler, E., 2011: S. 32)[26]. Individuen verbinden mit einer Entscheidung ein im Allgemeinen überlegtes, konfliktbewusstes, abwägendes und zielorientiertes Handeln, das sich oftmals durch verbale Randbemerkungen des Entscheidungsträgers beobachten lässt (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 3)[27]. „Ich muss überlegen, was ich tun soll“, „Ich kann mich nicht entscheiden“ oder „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ sind Belege für die Komplexität des oben beschriebenen Vorgangs (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 3)[28].

Um die Struktur einer Entscheidungssituation zu analysieren und zu verstehen, müssen die dafür notwendigen Elemente und deren Relationen zueinander bestimmt werden. Die Kernelemente von Entscheidungen sind Optionen, deren Konsequenzen und die sich daraus ergebenden Ereignisse und Zustände (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 68)[29]. Bei den Optionen kann es sich um Handlungen (z.B. Operation, Abschaltung eines technischen Systems, Anweisung an eine Person), Objekte (z.B. Medikamente, Computer, Wohnungen), Pläne oder Strategien handeln. Insofern mindestens zwei verschiedene Elemente eines Typs zur Verfügung stehen, lässt sich relativ schnell zwischen beiden Möglichkeiten auswählen. Dies kann z.B. die Zustimmung (Option A) oder Ablehnung (Option B) einer Handlung sein. Die augenscheinlich einfachste Art einer Entscheidung ist die Wahl zwischen zwei Alternativen, die sich entgegengesetzt zueinander verhalten, „wie z.B. das Befolgen oder Übergehen einer roten Verkehrsampel, oder wenn es darum geht, eine Aktivität fortzuführen oder zu beenden“ (Klein, G. & Zsambok, C., zit. nach Fischer, U. & Orasanu, J., 1997: S. 343)[30]. Entscheidungen können durch eine Feststellung getroffen (z.B. Julia sagt: „Ich ziehe Option X gegenüber

Option Y vor“) oder durch Verhalten zum Ausdruck gebracht werden (z.B. Julia kauft X und nicht Y) (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 3)[31].

Eine Option führt immer zu einer Konsequenz, die einen positiven oder negativen Beitrag zur Zielerreichung leistet (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 69)[32]. Somit generiert die Konsequenz einer Entscheidung den Wert einer Option. Welchen Wert der Entscheider den jeweiligen Konsequenzen beimisst, hängt von seinen persönlichen Präferenzen zum Zeitpunkt der Entscheidung ab. Die Ereignisse und Zustände der Umwelt, die nicht in der unmittelbaren Kontrolle des Entscheiders liegen, bestimmen hingegen, ob eine Option tatsächlich zu bestimmten Konsequenzen führt (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 69)[33]. Darüber hinaus existieren verschiedene Merkmale, die den Schwierigkeitsund Komplexitätsgrad von Entscheidungen weiter beeinflussen:

Offenheit: Die Anzahl möglicher Optionen kann offen oder limitiert sein. Der Schwierigkeitsgrad einer Entscheidung steigt, je mehr Optionen existieren.

Zwischenschritte: Entscheidungen können sowohl in einfachen als auch mehreren Stufen vollzogen werden. Mit steigender Anzahl an einzelnen Stufen (z.B. durch vielschichtige Eindrücke der Umwelt) steigt die Komplexität einer Entscheidung (Kirchler, E., 2011: S. 32)[34].

Einmalige Entscheidungen: Wird eine Entscheidung zum ersten Mal getroffen, dann ist die Entscheidungssituation für den Entscheider noch unbekannt und mit größeren kognitiven Herausforderungen verbunden.

Routineentscheidungen: Bei wiederholten Entscheidungen zu einem gleichen oder ähnlichen Sachverhalt greift der Entscheider auf Erfahrungen zurück, die die Entscheidungssituation vereinfachen (Kirchler, E., 2011: S. 32)[35].

Wissen: Wissen ist eine notwendige Voraussetzung, um Entscheidungen durch Erkennen und Bewerten der möglichen Handlungsoptionen zu treffen. Des Weiteren wird Wissen durch die Erfahrung mit vergleichbaren Problematiken und den daraus resultierenden Konsequenzen ergänzt. Je mehr Wissen über eine Entscheidungssituation vorhanden ist, desto einfacher kann diese gelöst werden (Kirchler, E., 2011: S. 32)[36].

Motivation und Emotionen: Im Rahmen der Motivationspsychologie beschreibt Motivation ein zielgerichtetes Verhalten beim Menschen, um sich auf eine Entscheidungsdynamik einzulassen. In Bezug auf Emotionen wird unterschieden zwischen Stimmungen, die mit dem Entscheidungsproblem entstehen können, und solchen, die sich losgelöst davon entwickeln. Sowohl Motivation als auch Emotion haben einen enormen Einfluss auf die endgültige Entscheidung (Brandstätter, V./Lozo, L./Puca, R. & Schüler, J., 2013: S.3 & S.130)[37]. In Kapitel 3.4 wird detaillierter auf die Rolle von Gefühlen bei Entscheidungen eingegangen.

Abgesehen von den zentralen Elementen und ihren Merkmalen ist ein weiterer Faktor für Entscheidungen relevant: Entscheidungen beziehen sich immer auf die Zukunft (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 69)[38]. Dies wirft die Problematik auf, dass Ereignisse und Zustände, die in der Zukunft liegen, nicht eindeutig vorhersehbar sind. „Die Aussicht auf eine mögliche Konsequenz garantiert nicht, dass diese auch tatsächlich eintrifft“ (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 69)[39]. Infolgedessen wird zwischen Entscheidungssituationen unterschieden, in denen die Konsequenzen mit Sicherheit, mit einer bestimmbaren Wahrscheinlichkeit (Risiko) oder mit einer nicht bestimmbaren Wahrscheinlichkeit (Unsicherheit) eintreten. In Situationen völliger Unsicherheit muss sich der Entscheidungsträger ohne Kenntnisse in Bezug auf mögliche Konsequenzen entscheiden. Unter solchen Voraussetzungen wird häufig intuitiv gehandelt (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S. 69)[40].

In der wissenschaftlichen Literatur findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen des Ausdruckes Unsicherheit, der oftmals mit den Begriffen Risiko und Ungewissheit gleichgestellt wird. Lipshitz & Strauss (1997) beschäftigten sich im Rahmen zahlreicher Studien mit verschiedenen Ansätzen von Unsicherheit. Die beiden Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass „Unsicherheit ein Gefühl des Zweifels ist, das zu einer Verzögerung von Aktionen führt“. Zum einen sollte der Entscheider den Versuch starten, neue Informationen zu erlangen, um die Unsicherheit zu reduzieren. Insofern keine neuen Informationen zur Verfügung stehen, muss auf Basis der vorhandenen Unsicherheit unter Berücksichtigung möglicher Konsequenzen und damit verbundener Risiken eine Entscheidung getroffen werden. Schließlich lässt sich Unsicherheit auch in Gänze ignorieren (Lipshitz, R. & Strauss, O., zit. nach Kirchler, E. & Schrott, A., 2003: S. 70)[41].

Im Rahmen des Aviation-Decision-Making sind die Konsequenzen von Entscheidungen, bedingt durch ihre wechselseitige Abhängigkeit voneinander, oftmals kaum vorhersehbar.

2.2 Zur Bedeutung von Heuristiken

Entscheider neigen im Rahmen der Meinungsbildung zur Anwendung von Heuristiken, d.h. von Faustregeln, die in komplexen Denkbereichen zu Lösungen führen. Diese Form der Komplexitätsreduktion ist im Alltag hilfreich, kann jedoch wesentliche Verzerrungen aufgrund von suboptimalen Ergebnissen bewirken (Perridon, L./Rathgeber, A. & Steiner, M., 2012: S. 315)[42]. Drei bedeutende Formen derartiger Heuristiken (siehe Abb. 1) sind die Repräsentativitätsheuristik, die

Verfügbarkeitsheuristik sowie die Ankerbzw. Anpassungsheuristik (Kahneman, D. & Tversky, A., 1974: S. 1124 ff.)[43].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Überblick über verschiedene Heuristiken

(Quelle: in Anlehnung an Holtfort, T. (2011a), S. 38; Darstellung angepasst)

Der Begriff der Repräsentativitätsheuristik bezieht sich darauf, dass ein Objekt dann als repräsentativ für eine Oberklasse gilt, wenn eine starke Ähnlichkeit zu typischen Vertretern dieser Oberklasse festgestellt wird. Entsprechend wird eine Beobachtung dann als repräsentativ wahrgenommen, wenn sie in ein Schema oder Denkmuster passt, das durch persönliche Erfahrungen bzw. durch Lernen entwickelt wurde (Goldberg, J. & von Nitzsch, R., 2004: S. 71 f.)[44]. Derartige Beobachtungen werden als wahrscheinlicher eingestuft als solche, die nicht zu eigenen Denkmustern passen, was zum Ausblenden grundlegender Wahrscheinlichkeiten führen kann (Goldberg, J. & von Nitzsch, R., 2004: S. 71 f.)[45].

Die Verfügbarkeitsheuristik reduziert die Komplexität, indem schlecht verfügbare Informationen vernachlässigt werden. Entscheider schätzen die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Ereignisses daher umso höher ein, je verfügbarer Beispiele für dieses Ereignis in ihrem Bewusstsein bzw. ihrer Erinnerung sind. Die Verfügbarkeit richtet sich dabei nach der Häufigkeit, Aktualität, Auffälligkeit oder Anschaulichkeit eines Ereignisses. Menschen orientieren sich bei Entscheidungen an einem häufig irrational gebildeten Bezugswert (Anker), der sich bspw. aus einem Wert innerhalb einer Fragestellung ergeben kann. In der Folge nähert man sich anhand von neuen Informationen dem korrekten Wert an. Dieser Anpassungsprozess geht jedoch häufig nicht weit genug, sodass dem Anker bei der Entscheidung zu viel Einfluss zukommt. Dieser Sachverhalt ist als Anpassungsbzw. Ankerheuristik bekannt. Anleger an der Börse orientieren sich bspw. an Expertenmeinungen und passen ihr Handeln in der Folge oft nur unzureichend an, oder Prognosen erfolgen auf Basis eines alten Indexstandes zzgl. eines unzureichenden Zuoder Abschlags. Eine detaillierte Erklärung zur sog. prospect theory ist in Kapitel 3.1 zu finden.

2.3 Historische und systematische Einordnung

Obwohl die Entscheidungsforschung in der Psychologie eine junge Disziplin ist, reichen ihre Wurzeln in anderen wissenschaftlichen Disziplinen viele Jahrhunderte zurück. Philosophie, Ökonomie und in besonderem Maße die Mathematik bilden das Fundament heutiger Erkenntnisse (Betsch, T./Funke, J. & Plessner, H., 2010: S.70)[46]. Ihre philosophischen Ursprünge gehen auf den utilitaristischen Ansatz zurück, der von Jeremy Bentham (1748–1832) und John Stuart Mill (1806–1873) entwickelt und erstmals auf konkrete Problemstellungen angewandt wurde (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 4)[47]. Der Leitsatz „Handle so, dass das größtmögliche Maß an Glück entsteht!“ umschreibt das Prinzip des Utilitarismus am treffendsten. Das Ziel menschlichen Strebens liegt demzufolge im Streben nach Glück (Ziegler, B., 2008: S. 77)[48]. Handlungen sollen einzig und allein im Hinblick auf die daraus resultierenden Konsequenzen bewertet werden. Daher sind nur solche Handlungen moralisch korrekt, deren Konsequenzen optimal sind.

Im ökonomischen Zweig beschrieben Adam Smith (1723–1790) und John Stuart Mill (1806–1873) ein egoistisch handelndes und gerade dadurch dem allgemeinen Wohl dienendes Wirtschaftssubjekt. Erstmals wurde das Ziel menschlichen

Strebens nach Glück um eine persönliche Weiterentwicklung auf Grundlage individueller Nutzenmaximierung ergänzt. Basierend auf der utilitaristischen Philosophie, die u.a. von Mill entwickelt wurde, und der politischen Ökonomie, kam es zu einer Verknüpfung beider Forschungsdisziplinen (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 4)[49].

Ihre mathematischen Wurzeln hat die Entscheidungsforschung in der Wahrscheinlichkeitstheorie, die im 17. Jahrhundert von Jacob Bernoulli (1655-1705), einem Schweizer Mathematiker und Physiker, sowie Pierre-Simon Laplace (1749–1827), einem französischen Mathematiker, Physiker und Astronomen, entwickelt wurde. Die Wahrscheinlichkeitstheorie entstand im Zusammenhang mit Überlegungen zum Glücksspiel, da es bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Möglichkeit gab, ohne besondere Kenntnisse in einem bedingten Sachverhalt zu einem bestimmten mathematisch quantifizierbaren Resultat zu kommen. Die Verknüpfung von Nutzenund Wahrscheinlichkeitstheorie bildete die Grundlage für die Analyse von Entscheidungen (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 4)[50].

2.4 Entscheidungstheorien in der modernen Psychologie

Seit etwas mehr als zweihundert Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler mit verschiedenen entscheidungstheoretischen Problemstellungen. Ihren Durchbruch feierte die moderne Entscheidungsforschung erst Mitte des 20. Jahrhunderts, als die beiden europäischen Wirtschaftswissenschaftler John von Neumann und Oskar Morgenstern im Jahr 1944 mit dem Werk Theory of Games and Economic Behavior für eine bahnbrechende Veröffentlichung sorgten (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 4)[51]. Zum ersten Mal existierte eine „umfassende Theorie zum Themenfeld präferentieller Entscheidungen“. Das Werk begründete zugleich das interdisziplinäre Forschungsfeld der Spieltheorie. Im Rahmen der Spieltheorie werden Situationen untersucht, in denen ökonomische Akteure interagieren. Daraus folgt, dass die Konsequenzen einer eigenen Entscheidung von der Entscheidung anderer Akteure abhängen (Gibbons, R., 1992: S. XI)[52]. John von Neumann und Oskar Morgenstern lieferten sowohl den entscheidenden Anstoß zur Weiterentwicklung ihrer Theorien als auch einen wissenschaftlichen Ansatz, um neue Theorien zu entwickeln, mit deren Hilfe Prognosen über das Entscheidungsverhalten möglich sind.

Am Anfang des vorherigen Kapitels wurde bereits betont, dass sich die Entscheidungsforschung keiner einzelnen Disziplin zuordnen lässt. Vielmehr handelt es sich um ein wissenschaftliches Konstrukt aus Theorie und Empirie, dessen inhaltlicher Schwerpunkt nunmehr in der Ökonomie zu finden ist. Zahlreiche Nobelpreise, die in den vergangenen Jahrzehnten an verschiedene Wissenschaftler für ihre entscheidungstheoretischen Arbeiten verliehen wurden, untermauern die Bedeutung der Entscheidungsforschung (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 5)[53]. Fischer etal. (2010) betonen, dass es sich bei der Erforschung des tatsächlichen Verhaltens in unterschiedlichen Entscheidungssituationen primär um ein Thema der psychologischen Entscheidungsforschung handelt. Diese Hypothese wurde zu Beginn der 1950er-Jahre im Rahmen ökonomischer Forschungen aufgegriffen und „auf ihre empirische Gültigkeit hin überprüft“ (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 7)[54]. Ende der 1960er-Jahre setzte sich die Vorstellung vom Menschen als informationsverarbeitendem System im Rahmen der sog. kognitiven Wende durch. Demnach nimmt der Entscheider Informationen (z.B. über Optionen und Ereignisse) aus seiner Umwelt bzw. seinen Erfahrungen auf und verarbeitet diese „entsprechend der Struktur und Funktion seiner kognitiven Grundausstattung (z.B. zur Bewertung einer Option)“ (Fischer, K./Jungermann, H. & Pfister, H.-R., 2010: S. 7)[55].

Im Zuge dieser wissenschaftlichen Forschungstrends wurden in den vergangenen Jahren kontroverse Diskussionen um den Begriff der Rationalität geführt. Wissenschaftler stellen sich nach wie vor die Frage, ob ein rationales Entscheidungsverhalten überhaupt existiert und was darunter zu verstehen ist. Welche Bedeutung lässt sich empirischen Untersuchungen beimessen, wenn sich Menschen unter speziellen Bedingungen weder nach dem einen noch nach dem anderen Modell verhalten können oder überhaupt wollen? Gigerenzer und Selten definieren in ihrem im Jahr 2001 veröffentlichten Werk Bounded Rationality: The Adaptive Toolbox die Begrifflichkeit der beschränkten Rationalität. Das Konzept der beschränkten Rationalität wurde erstmals 1957 vom US-amerikanischen Sozialwissenschaftler Herbert A. Simon vorgestellt. Es ermöglicht Rückschlüsse darauf, wie Menschen Entscheidungen treffen. Irrationalität und eingeschränkte Optimierung existieren in diesem Denkansatz nicht als gegensätzliche Termini. Vielmehr entstammt begrenzte Rationalität der Erkenntnis, dass Menschen unter eingeschränkter Verfügbarkeit der Ressourcen Zeit und Wissen auf ein Repertoire verschiedener Heuristiken zurückgreifen, um eine annähernd optimale Lösung zu erzielen (Gigerenzer, G. & Selten, R., 2001: S. 13)[56].

Im Zuge der Erläuterungen zur präselektionalen Phase des Rahmenmodells menschlichen Entscheidens (Kapitel 3.2) wird der Begriff der beschränkten Rationalität erneut aufgegriffen und näher erläutert.

Einen weiteren Meilenstein für die psychologische Entscheidungsforschung setzte das Nobelpreiskomitee mit der Verleihung des renommierten Preises an Daniel Kahneman im Jahr 2002. Als erster Psychologe überhaupt erhielt der US-Amerikaner den Wirtschaftsnobelpreis für die Integration von Forschungsergebnissen der Psychologie in die Wirtschaftswissenschaft, besonders bezüglich Beurteilungen und Entscheidungen bei Unsicherheit. Nach Kahneman greifen Menschen oftmals auf heuristische Abkürzungen zurück, und verhalten sich somit anders als von den bisherigen Denkansätzen der Wahrscheinlichkeitslehre postuliert. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse haben

Forscher dazu inspiriert, neue Wege zu gehen und sich von der traditionellen Annahme des Menschen als Homo oeconomicus abzuwenden. Indem man Forschungsergebnisse aus der kognitiven Psychologie in die Wirtschaftswissenschaften integrierte, wurden ökonomische Theorien um menschliche Motive ergänzt[57].

[...]


[1] Kirchler, Erich M. (2011). Wirtschaftspsychologie: Individuen, Gruppen, Märkte, Staat. (4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). Göttingen: Hogrefe. S. 831.

[2] Ebenda. S. 832.

[3] Ebenda. S. 838.

[4] Ebenda. S. 840.

[5] Laatz, W. (1993). Empirische Methoden: Ein Lehrbuch für Sozialwissenschaftler. (1. Auflage). Frankfurt am Main: Verlag Harri Deutsch. S. 9.

[6] Kirchler, Erich M. (2011). Wirtschaftspsychologie: Individuen, Gruppen, Märkte, Staat.(4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). Göttingen: Hogrefe. S. 841.

[7] Ebenda. S. 842.

[8] Edelmann, W. & Wittmann, S. (2012). Lernpsychologie. (7., vollständig überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz. S. 33.

[9] Kirchler, Erich M. (2011). Wirtschaftspsychologie: Individuen, Gruppen, Märkte, Staat.(4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). Göttingen: Hogrefe. S. 849.

[10] Edelmann, W. & Wittmann, S. (2012). Lernpsychologie. (7., vollständig überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz. S. 33.

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[50] Ebenda. S. 4.

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[54] Ebenda. S. 7.

[55] Ebenda. S. 7.

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[S1]In diesem Zusammenhang drückt das „während“ eine Gegensätzlichkeit zwischen dem Zitat von Betsch et al. und dem von Kirchler aus. Ein Gegensatz liegt hier allerdings nicht vor. Im Grunde wird Kirchlers Definition von Betsch et al. nur durch den Aspekt der erwünschten bzw. unerwünschten Konsequenzen ergänzt.

Ende der Leseprobe aus 90 Seiten

Details

Titel
Wie kommen Menschen zu Entscheidungen? Entscheidungstheorien und -modelle unter besonderer Berücksichtigung des Aviation-Decision-Making
Hochschule
Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
90
Katalognummer
V272850
ISBN (eBook)
9783656644699
ISBN (Buch)
9783656644682
Dateigröße
678 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftspsychologie, Entscheidungsverhalten, Aviation-Decision-Making, Spieltheorie, Heuristiken
Arbeit zitieren
Christian Kohnz (Autor:in), 2014, Wie kommen Menschen zu Entscheidungen? Entscheidungstheorien und -modelle unter besonderer Berücksichtigung des Aviation-Decision-Making, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272850

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