Diese Trennung von Arbeitszeit und Lebenszeit ist ein Phänomen der Moderne. In deren Verlauf kam es zu einer Normalarbeitszeit, die gesetzlich festgeschrieben wurde und die Möglichkeit bot, sich sowohl auf die Arbeit als auch auf das Privatleben zu konzentrieren. Doch zunehmend findet eine Flexibilisierung der Arbeitszeit statt, die sich in Form von Schichtarbeit oder Teilzeitbeschäftigung äußert und sich in vielfältigen Formen der zeitlichen Strukturierung der unterschiedlichen Lebensbereiche niederschlägt. Auch der Wunsch nach einer Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie löste die Erschaffung neue Arbeitszeitmodelle aus, in denen Angestellte die Möglichkeit zu einer Mitbestimmung über ihre eigene Zeiteinteilung zugestanden wird. Ziel ist es dabei, eine bessere Work-Life-Balance, das heißt eine verbesserte Vereinbarkeit von Arbeits- und Lebenszeit zu erreichen. Immer beliebter werden deshalb Tätigkeiten, in denen der Beschäftigte in Auseinandersetzung mit privaten Anforderungen und persönlichen Präferenzen flexibel über seine Arbeitszeit entscheiden kann. Gleitzeitmodelle, Vertrauensarbeitszeit und Heimarbeit bieten die Möglichkeit, flexiblen Anforderungen des Alltags nachzukommen und die Arbeitszeit dennoch nicht verkürzen zu müssen oder beispielsweise für familiäre Verpflichtungen Urlaubstage in Anspruch nehmen zu müssen. Die zeitliche Aufbringung für Arbeit richtet sich in flexiblen Arbeitszeitmodellen nun nicht mehr nach objektiv vorgegebenen Richtlinien, sondern wird durch das Individuum selbst eigenverantwortlich bestimmt. Die Gestaltung der Arbeitszeit erfordert also eigenes Handlungs- und Reflexionsvermögen. Diese hohen Anforderungen an individuelle Selbstoptimierung werden in der Arbeitssoziologie durchaus kritisch beachtet und in den letzten Jahren unter dem Schlagwort „Arbeitskraftunternehmer“ diskutiert. Die Arbeit hat das Ziel, flexible Arbeitszeitgestaltung auf deren Auswirkungen für Beschäftigte zu untersuchen und deren Chancen und Risiken aufzuzeigen. Da Arbeitszeitkonten, Vertrauensarbeitszeit und Teleheimarbeit eine selbstbestimmte Arbeitszeit ermöglichen, sollen diesbezügliche wichtige Befunde aus der Arbeitszeitforschung in die Analyse einbezogen und so auf den Prüfstand gestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. „Zeit ist Geld“ – Die Entwicklung zu einer Zeitökonomie
- 3. Chancen und Risiken flexibler Arbeitszeitmodelle
- 3.1. Work-Life-Balance
- 3.2. Zeitsouveränität
- 3.3. Entgrenzung
- 3.4. Subjektivierung
- 3.5. Ökonomisierung
- 3.6. Der Arbeitskraftunternehmer
- 3.7. Zwischenfazit
- 4. Arbeitszeitkonten
- 4.1. Arten, Möglichkeiten und Verbreitung
- 4.2. Arbeitszeitkonten in der Praxis
- 4.3. Bewertung
- 5. Vertrauensarbeitszeit
- 5.1. Merkmale und Verbreitung
- 5.2. Vertrauensarbeitszeit in der Praxis
- 5.3. Bewertung
- 6. Telearbeit
- 6.1. Merkmale und Verbreitung
- 6.2. Teleheimarbeit in der Praxis
- 6.3. Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen flexibler Arbeitszeitmodelle auf die Beschäftigten und analysiert die Chancen und Risiken, die sich daraus ergeben. Der Fokus liegt auf den drei Modellen Arbeitszeitkonten, Vertrauensarbeitszeit und Teleheimarbeit, die eine selbstbestimmte Gestaltung der Arbeitszeit ermöglichen. Die Arbeit untersucht, inwieweit diese Modelle Freiheit bezüglich der Arbeitszeit ermöglichen und welche Entwicklungstendenzen sich dadurch zeigen.
- Entwicklung des Zeitbewusstseins in der modernen Gesellschaft
- Chancen und Risiken flexibler Arbeitszeitmodelle
- Auswirkungen auf Work-Life-Balance, Zeitsouveränität, Entgrenzung, Subjektivierung und Ökonomisierung
- Analyse von Arbeitszeitkonten, Vertrauensarbeitszeit und Teleheimarbeit
- Die Rolle des „Arbeitskraftunternehmers“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Zeit“ und die zunehmende Bedeutung der Arbeitszeitflexibilisierung in der modernen Gesellschaft ein. Sie beleuchtet die historischen Entwicklungen, die zu einer Trennung von Arbeitszeit und Lebenszeit führten, und die Entstehung neuer Arbeitszeitmodelle, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen sollen.
Kapitel 2 widmet sich der Entwicklung einer Zeitökonomie. Es analysiert die Entstehung des modernen Zeitbewusstseins im Kontext der Industrialisierung und der daraus resultierenden Notwendigkeit, Zeit zu synchronisieren. Es zeigt auf, wie sich das Streben nach Gewinnoptimierung in der Kontrolle der Arbeitszeiten und der Intensivierung von Arbeitsprozessen niederschlug.
Kapitel 3 beleuchtet die Chancen und Risiken flexibler Arbeitszeitmodelle. Es betrachtet die Auswirkungen auf Work-Life-Balance, Zeitsouveränität, Entgrenzung, Subjektivierung, Ökonomisierung und die Entstehung des „Arbeitskraftunternehmers“.
Kapitel 4 behandelt die Thematik der Arbeitszeitkonten. Es werden Arten, Möglichkeiten und Verbreitung von Arbeitszeitkonten sowie deren praktische Anwendung und Bewertung diskutiert.
Kapitel 5 widmet sich der Vertrauensarbeitszeit. Es analysiert Merkmale und Verbreitung sowie praktische Erfahrungen mit Vertrauensarbeitszeit und liefert eine abschließende Bewertung.
Kapitel 6 befasst sich mit dem Thema Telearbeit, insbesondere mit der Teleheimarbeit. Es werden Merkmale und Verbreitung, praktische Anwendungen und eine Bewertung der Teleheimarbeit dargestellt.
Schlüsselwörter
Arbeitszeitflexibilisierung, Zeitökonomie, Work-Life-Balance, Zeitsouveränität, Entgrenzung, Subjektivierung, Ökonomisierung, Arbeitskraftunternehmer, Arbeitszeitkonten, Vertrauensarbeitszeit, Teleheimarbeit.
- Arbeit zitieren
- Andrea Beckert (Autor:in), 2013, "Ich arbeite wann ich will." Risiken und Chancen flexibler Arbeitszeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273015