Der Teufel, vom griech.`diabolos`(Verwirrer) deduziert, ist die Personifizierung des bösen Prinzips.
„[...] Johannes Weier, der Arzt und Kämpfer gegen den Hexenwahn, schildert in seinem Buch „De praestigiis Daemonum“ (dt.1586) die Erscheinungsform des Teufels nach dem zeitgemäßen Volksglauben:
„Da erscheint ihme der Teufel behende in gar erschrockentlicher gestalt / mit feuwrigen augen / hatt ein nasen die war gekrümmet wie ein Ochsenhorn / vnd lange zähne wie ein Eber / war harecht [behaart] vmb die backen wie ein Katz / vnnd sonst vberal schrecklich vnd grausam anzusehen.“1
„In der weiteren Entwicklung seines Erscheinungsbildes läßt sich eine zunehmende Vermenschlichung der Teufelsgestalt feststellen. [...] In anthropomorpher Gestalt sind dem Teufel fast keine Grenzen gesetzt, wenngleich sich auch hier Lieblingsgestalten
abzeichnen: der Fahrende, der Kavalier, der Jäger.“2
„Der alte Feind, den man zuvor eher außerhalb der christlichen Gesellschaftsordnung lokalisieren konnte und der sich durch sein bizarres Erscheinungsbild verriet, schleicht sich im Lauf der Zeit in die Reihen der Gläubigen ein und paßt sich ihnen bis aufs Haar an.“3
Und auch der Teufel in Chamissos Erzählung „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ besitzt rein äußerlich keine teufelstypischen Züge und gibt sich mehr dem Bild des Kavaliers hin, als daß er seine teuflischen Attribute preisgibt.
Kann er aber auch als der typisch romantische Teufel betrachtet werden? Und wie fügt sich dieses Bild in die Epoche der Romantik ein?
„Das Motiv des Teufelspakts von seinen legenden- und sagenhaften Elementen zu lösen gelingt der Romantik nur dann, wenn sie die Gestalt des Verführers ganz der Perspektive der eigenen Zeit unterstellt, ihn seiner mittelalterlichen Häßlichkeit und Bizarrerie entkleidet und ihm statt dessen die Züge eines philisterhaften Bürgers verleiht.”4 [...]
1 zitiert nach Petzoldt, L., S.158
2 Petzoldt, L., S.158
3 Brall, H., S.225
4 Brittnacher, H.R., S.240
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die Teufelsgestalt des „Grauen“ - Vom Volksglauben zum „,bürgerlichen“ Teufel!
- 2. Teufel und Teufelspakt in „Peter Schlemihls wundersame Geschichte”
- 2.1 Gestalt und Charakteristik des „Grauen”
- 2.2 Die Vor-Pakt-Phase
- 2.3 Die erste Paktphase: Der Schattenhandel
- 2.4 Die zweite Paktphase: Der Seelenhandel
- 2.4.1 Die erste Verhandlungsrunde (Kapitel 5)
- 2.4.2 Die zweite Verhandlungsrunde (Kapitel 6)
- 2.4.3 Die dritte Verhandlungsrunde (Kapitel 8)
- 3. „Peter Schlemihl“ – ein gesellschaftskritisches Werk!
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung des Teufels und des Teufelspaktes in Adelbert von Chamissos Erzählung „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“. Dabei wird untersucht, ob und inwieweit der Teufel in Chamissos Werk dem traditionellen Bild des Teufels entspricht, das durch Volksglauben und Literatur geprägt ist. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Charakteristik des „Grauen“ und seiner Strategien im Teufelspakt. Die Arbeit beleuchtet die Besonderheiten des Teufelspaktes in der Romantik und untersucht, wie Chamisso die Figur des Teufels in eine gesellschaftskritische Perspektive einbettet.
- Die Entwicklung der Teufelsgestalt vom Volksglauben zum „bürgerlichen“ Teufel
- Die Darstellung des Teufels in der Romantik und dessen Abkehr von traditionellen Attributen
- Die Charakteristik des „Grauen“ in Chamissos Werk und seine Besonderheiten
- Die Strategien des „Grauen“ im Teufelspakt und deren Auswirkungen auf Peter Schlemihl
- Die gesellschaftskritische Dimension von „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung der Teufelsgestalt, von der traditionellen Vorstellung des Teufels im Volksglauben hin zu einer „bürgerlichen“ Darstellung in der Literatur. Hier wird beleuchtet, wie sich die Darstellung des Teufels in der Romantik veränderte und wie diese Entwicklung mit den gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen der Zeit in Verbindung steht.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf den Teufel und den Teufelspakt in „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“. Zunächst wird die Gestalt und Charakteristik des „Grauen“ im Detail analysiert, wobei insbesondere seine unauffällige und bescheidene Erscheinung im Gegensatz zu den traditionellen Teufelsbildern hervorgehoben wird. Im weiteren Verlauf werden die Phasen des Teufelspaktes zwischen Peter Schlemihl und dem „Grauen“ untersucht, wobei die Strategien des „Grauen“ bei der Verhandlung des Schattenhandels und des Seelenhandels im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Teufelsgestalt, Teufelspakt, Romantik, „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“, Chamisso, „Grauer“, Volksglauben, bürgerlicher Teufel, Schattenhandel, Seelenhandel, Gesellschaftskritik.
- Quote paper
- Katrin Miller (Author), 1998, Teufel & Teufelspakt: Adalbert von Chamisso - 'Peter Schlemihls wundersame Geschichte', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27303