Am 1. Mai 2004 hat die EU zehn neue Mitglieder aufgenommen: Polen, die Tschechische Republik, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Lettland, Estland, Litauen, Zypern und Malta. Doch bis dorthin war es ein langer beschwerlicher Weg.
Bereits im Sommer 1989, als die Entwicklung der mittel- und osteuropäischen Staaten noch nicht absehbar war, beschloss die damalige G7-Gruppe den „Prozess der Demokratisierung und Modernisierung“ in Polen und Ungarn durch koordinierte Wirtschaftshilfe zu unterstützen. Die Kommission wurde mit der Koordinierung der Hilfsleistungen beauftragt. Das PHARE (Poland Hungary Aid for the Reconstruction of the Economy) wurde dann in den 90ern Jahren auch auf die anderen Beitrittskandidaten ausgeweitet.
Im Dezember 1991 folgten dann der Abschluss des ersten Europa-Abkommens der EG mit Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. 1993 folgten Europa-Abkommen mit Rumänien und Bulgarien. Estland, Lettland und Litauen unterzeichneten 1995 und Slowenien 1996 die Assoziierungsabkommen. Malta und Zypern hatten diese bereits 1970 und 1972 unterzeichnet. Der Beitritt zur EG wurde allerdings nicht in den Assoziationsverträgen mit aufgenommen.
Aber im Juni 1993 änderte der Europäische Rat seine Meinung. Unter den folgenden Kriterien, den so genannten Kopenhagener Kriterien, konnten nun die mittel- und osteuropäischen Länder in die EU aufgenommen werden:
x Stabile demokratische Institutionen
x Eine funktionierende Marktwirtschaft und die Fähigkeit dem Wettbewerbsdruck auf dem Binnenmarkt standzuhalten
x Erfüllung des acquis communautaire
Darüber hinaus gab es noch eine weitere Beitrittsbedingung, die sich die EU selbst stellte: Vor der Aufnahme neuer Mitglieder sollte sich die Gemeinschaft reformieren und damit erweiterungsfähig werden.
Der Europäische Rat entwickelte auf seiner Tagung in Essen für die EU 1994 eine „Heranführungsstrategie“, die neben den Ratsbeschlüssen Weißbücher4 und Beitrittspartnerschaften vorsieht.
Im Juli 1997 legte die Kommission die Agenda 2000 vor. Die Agenda 2000 ist ein umfangreiches Dokument über die Strategie für die Stärkung und Erweiterung der EU. Gleichzeitig empfahl man den Beginn von Beitrittsverhandlungen mit Estland, Polen, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Im März 1998 begannen dann die Beitrittsverhandlungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wirtschaftliche Interessen
- Die Last der Vergangenheit
- Politische Akteure
- Sicherheitspolitische Interessen
- Umweltpolitische Interessen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Gründe für Deutschlands starkes Engagement bei der EU-Osterweiterung. Sie untersucht, ob wirtschaftliche Interessen der einzige Faktor waren, oder ob weitere Motive eine Rolle spielten.
- Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands im Kontext der EU-Osterweiterung
- Die Rolle der Vergangenheit und des historischen Kontextes in der Entscheidung Deutschlands für die Erweiterung
- Die Bedeutung politischer Akteure und deren Ideologien bei der Entscheidungsfindung
- Der Einfluss von sicherheitspolitischen Interessen auf Deutschlands Engagement für die EU-Osterweiterung
- Die Rolle von umweltpolitischen Interessen in der Entscheidung Deutschlands
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der EU-Osterweiterung ein und beleuchtet die historischen Entwicklungen, die zu der Aufnahme von zehn neuen Mitgliedsstaaten im Jahr 2004 führten. Die Kopenhagener Kriterien und die Heranführungsstrategie der EU werden vorgestellt.
- Wirtschaftliche Interessen: Dieses Kapitel analysiert die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands im Kontext der EU-Osterweiterung. Es wird beleuchtet, ob Deutschland von der Erweiterung wirtschaftlich profitiert hat oder ob es Kosten befürchtete.
- Die Last der Vergangenheit: Hier wird der Einfluss der Vergangenheit und des historischen Kontextes auf die Entscheidung Deutschlands für die Osterweiterung untersucht. Es geht um die Frage, ob Deutschland aufgrund der historischen Last moralisch verpflichtet war, die Erweiterung zu unterstützen.
- Politische Akteure: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle politischer Akteure und deren Ideologien bei der Entscheidungsfindung. Es wird analysiert, welche politischen Kräfte die Erweiterung befürwortet haben und welche Gründe sie dafür hatten.
- Sicherheitspolitische Interessen: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von sicherheitspolitischen Interessen in der Entscheidung Deutschlands für die EU-Osterweiterung. Es wird analysiert, inwiefern die Erweiterung zur Stabilisierung und Sicherheit in Europa beitragen könnte.
- Umweltpolitische Interessen: Hier wird der Einfluss von umweltpolitischen Interessen auf die Entscheidung Deutschlands für die EU-Osterweiterung untersucht. Es wird analysiert, ob Deutschland die Erweiterung als Chance sah, umweltpolitische Ziele zu erreichen.
Schlüsselwörter
EU-Osterweiterung, Deutschland, Wirtschaftliche Interessen, Politische Akteure, Sicherheitspolitik, Umweltpolitik, Historischer Kontext, Kopenhagener Kriterien, Heranführungsstrategie, Moralische Verpflichtung.
- Quote paper
- Susanne Freitag (Author), 2004, Die EU-Osterweiterung - und die Gründe Deutschlands sich für eine Erweiterung einzusetzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27305