Uganda unter Idi Amin

Eine Analyse der Machtverhältnisse vor dem Hintergrund der Austauschtheorie von Peter M. Blau


Hausarbeit, 2014

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Austauschtheorie von Peter M. Blau
2.1 Grundsätzliche Annahmen
2.2 Macht und Herrschaft
2.3 Entstehung von Herrschaft

3. Uganda unter Idi Amin
3.1 Die Herrschaft Idi Amins
3.2 Kriterien des Herrschaftsverhältnisses
3.2.1 Einseitige Ressourcenverfügung
3.2.2 Ressourcenmonopol
3.2.3 Wehrlosigkeit des ugandischen Volkes
3.2.4 Bedürfnisstabilität
3.3 Stabilität der Herrschaft

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Macht und Herrschaft sind allgegenwärtige Phänomene, die in jeglichem menschlichen Zusammenleben eine große Rolle spielen. Man wird wohl nirgendwo auf der Welt eine Gemeinschaft vorfinden, in der sich keine, wie auch immer gearteten, hierarchischen Strukturen etabliert und damit Macht- und Herrschaftsverhältnisse gebildet haben. Insofern lässt sich sagen, dass soziale Beziehungen stets einen Machtaspekt enthalten und menschliche Gemeinschaften immer auch über Machtverhältnisse beschrieben werden können (Koller 1991: 107). Es ist daher nur logisch, dass die Frage nach der Entstehung und Ausübung von Macht und Herrschaft in den Sozialwissenschaften seit jeher eine große Rolle spielt und sich bereits etliche Sozialwissenschaftler mit dieser Problematik auseinandergesetzt haben (Koller 1991: 108-112). Insbesondere auch für die Politikwissenschaften ist die Frage nach Macht- und Herrschaftsverhältnissen von großer Relevanz, da die poltischen Verhältnisse einzelner Länder zwangsläufig sehr eng mit diesen beiden Aspekten verknüpft sind und die Analyse realpolitischer Zustände vor dem Hintergrund einer sozialwissenschaftlichen Theorie wertvolle Aufschlüsse über die Entstehung und Ausübung politischer Macht geben kann.

Als theoretische Grundlage für diese Hausarbeit wird die Austauschtheorie von Peter M. Blau dienen, welche er in seinem Werk Exchange and Power in Social Life beschreibt. Blau beschäftigt sich darin sowohl mit sozialen menschlichen Beziehungen im Allgemeinen, als auch mit der konkreten Frage nach der Entstehung von Herrschaft. Vor diesem theoretischen Hintergrund wird meine Hausarbeit das Fallbeispiel des ugandischen Diktators Idi Amin analysieren und dabei die Fragestellung beantworten, inwiefern sich dessen diktatorische Herrschaft in Uganda von 1971 bis 1979 (Hansen und Twaddle 1998: 2) mithilfe der Austauschtheorie von Peter M. Blau erklären lässt.

Zu Beginn wird dabei auf Blaus Austauschtheorie im Allgemeinen eingegangen und grundsätzliche Annahmen bezüglich sozialer menschlicher Beziehungen erläutert. Darauf folgend werden die Begriffe Macht und Herrschaft im speziellen beleuchtet und schließlich die Entstehung von Herrschaft nach Peter M. Blau erklärt, um damit eine Grundlage für die Analyse der Herrschaft Idi Amins in Uganda zu schaffen. In der Analyse selbst werden schließlich verschiedene von Blau aufgeführte Aspekte der Entstehung von Herrschaft in Bezug auf die damalige politische Situation in Uganda untersucht und außerdem die Herrschaftsstabilität des Amin Regimes analysiert. Das darauf folgende Fazit wird schlussendlich die erarbeiteten Ergebnisse zusammenfassen und in diesem Zusammenhang einen Ausblick auf weiterführende relevante Forschungsfragen geben.

2. Die Austauschtheorie von Peter M. Blau

2.1 Grundsätzliche Annahmen

Peter M. Blau beschäftigt sich in seinem Werk Exchange and Power in Social Life zunächst mit den fundamentalen Prozessen des menschlichen Zusammenlebens. Er geht dabei davon aus, das Individuen in ständigem Austausch mit ihren Mitmenschen stehen und soziale Beziehungen eingehen, weil sie sich daraus einen Vorteil versprechen (Blau 1964: 20). Soziale Beziehungen sind somit Tauschbeziehungen in denen Tauschgüter zum subjektiven Vorteil beider Tauschpartner übertragen werden (Blau 1964: 20-21). Diese Tauschgüter können dabei entweder konkrete ökonomische Güter wie Geld oder Wertgegenstände sein, oder aber einen sozialen Charakter haben, wie beispielsweise das subjektiv empfundene Vergnügen wenn man sich mit einem guten Freund ein Fußballspiel anschaut (Blau 1964: 15). Der Mensch wird dabei als ein rein vorteilsorientiertes Wesen betrachtet, was Richard Münch in seiner Abhandlung von Blaus Theorie folgendermaßen beschreibt: „Je mehr die Menschen Belohnungen aus Verbindungen mit anderen Menschen erhalten, desto mehr fühlen sie sich zu ihnen hingezogen“ (Münch 2004: 64).

Diesem von Blau beschriebenen sozialen Austauschprozess liegt das Prinzip der Reziprozität zu Grunde. Damit ist gemeint, dass der Gebende nur dann eine Austauschbeziehung mit einer anderen Person eingeht, wenn er davon ausgehen kann eine angemessene Gegenleistung von dieser Person zu erhalten (Blau 1964: 91-93). Dabei ist allerdings nicht erforderlich, dass der objektive Wert der getauschten Güter gleich ist, sondern vielmehr, dass die subjektive Wahrnehmung der Tauschpartner sie zu dem Schluss kommen lässt, dass es sich um einen fairen und gerechtfertigten Tausch handelt (Blau 1964: 91-93). Diese subjektive Wahrnehmung bezüglich der Erwartungen an einen fairen Tausch werden dabei allerdings von in der Gesellschaft etablierten Normen und Wertevorstellungen gelenkt, so dass eine Art allgemeine gesellschaftliche Grundlage für das Prinzip des sozialen Austausch gegeben ist (Blau 1964: 92-94).

2.2 Macht und Herrschaft

Bevor die Entstehung von Herrschaftsbeziehungen nach Peter M. Blau erläutert werden kann, muss zunächst kurz auf die Begriffe Macht und Herrschaft im Allgemeinen eingegangen werden, um eine begriffliche Grundlage für die spätere Analyse Ugandas zu schaffen. Max Weber, auf den sich Blau in seinen Erläuterungen zur Herrschaftsentstehung bezieht (Blau 1964: 115), zieht eine klare Trennung zwischen den beiden Begriffen. So ist laut Weber Macht die „Chance, innerhalb sozialer Beziehungen den eigenen Willen auch gegen Widerstand durchzusetzen […]“ (Weber 2002: 28), während Herrschaft als „Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden […]“ (Weber 2002: 28) definiert wird. Mit anderen Worten: Ein Machthaber hat nach Weber die Möglichkeit von jeder ihm untergebenen Person Befehle jeglichen Inhalts durchzusetzen, während ein Machthaber lediglich von bestimmten Personengruppen Gehorsam auf Befehle mit spezifischem Inhalt erwarten kann. Blau hingegen zieht diese Trennung zwischen den beiden Begriffen nicht explizit und spricht in seinen Ausführungen lediglich von „Power“ (Blau 1964: 115-142), welche nach Blau die Grundlage für Herrschaftsbeziehungen innerhalb menschlicher Gesellschaften darstellt. Im Folgenden soll der Ausdruck „Power“ nach Blau also mit dem Begriff der Herrschaft beschrieben werden, welchen er als die Fähigkeit definiert, den eigenen Willen durch das Androhen von Bestrafung oder das Zurückhalten von regelmäßigen Vergütungen auch gegen den Widerstand Anderer durchzusetzen (Blau 1964: 117). Diese Definition soll im Folgenden als Grundlage für die spätere Analyse der politischen Situation in Uganda unter Idi Amin dienen.

2.3 Entstehung von Herrschaft

Menschen gehen soziale Austauschbeziehungen nach Blau immer dann ein, wenn sie erwarten können für ihre bereitgestellten Güter eine reziproke Gegenleistung zu erhalten (siehe 2.1). Kommt es nun zu der Situation, dass einer der Tauschpartner keine angemessene Gegenleistung für eine benötigte Ressource bieten kann, hat diese Person zwei Möglichkeiten.

Zum Einen, kann die Person dem Gebenden durch öffentlich Wertschätzung und Anerkennung eine angemessene Gegenleistung für den Tausch bieten. Dabei bestimmen verschiedene Komponenten wie der Status der jeweiligen Person, die Authentizität der Wertschätzung und die Häufigkeit mit der selbige geäußert wird den Wert der öffentlichen Anerkennung (Blau 1964: 85-87). Bei dieser Verwendung von Anerkennung als Tauschgut kommt es allerdings notwendigerweise zu einer Problematik, die Blau als „dilemma […] of approval“ (Blau 1964: 85) bezeichnet: Je mehr öffentliche Anerkennung eine Person als Tauschgut anbietet, desto weniger ist diese Anerkennung letztendlich Wert und desto mehr wird die Person gezwungen sein noch mehr Anerkennung anzubieten, was schlussendlich zu einer immer stärkeren Entwertung dieses Tauschguts führt (Blau 1964: 85-87). Demzufolge sind Menschen im Allgemeinen gezwungen mit dieser Art der Anerkennung als Tauschgut sparsam umzugehen, weswegen sie diese Option tendenziell vermeiden werden.

Die zweite Möglichkeit für das Aufbringen eines angemessenen Tauschgutes besteht für die Person nun darin, sich dem Geber zu verpflichten, ihm irgendwann in der Zukunft eine zunächst unspezifische Gegenleistung zu erbringen, welche erst später vom Geber spezifiziert wird (Blau 1964: 93-94). Sobald es zu dieser Situation kommt, ist nach Blau die Grundlage für eine Herrschaftsbeziehung eingerichtet, da die beschriebene Person von diesem Zeitpunkt an dem Geber verpflichtet ist. Herrschaft kann nach Peter M. Blau also immer dann entstehen, wenn eine Person über Ressourcen verfügt, mit denen wichtige Bedürfnisse anderer erfüllt werden (Blau 1964: 118). Damit es dabei zu einem wirklichen Herrschaftsverhältnis kommt, müssen laut Blaus Ausführungen allerdings folgende vier Kriterien erfüllt sein (Blau 1964: 118-119):

Einseitige Ressourcenverfügung

Der Geber muss über Ressourcen verfügen, die Andere benötigen ohne dabei in der Lage zu sein eine reziproke Gegenleistung anzubieten (Blau 1964: 118).

Ressourcenmonopol

Der Geber muss der einzige sein, der die gewünschte Ressource anbietet, so dass die Empfänger diese sich nicht anderswo beschaffen können (Blau 1964: 118).

[...]

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Details

Titel
Uganda unter Idi Amin
Untertitel
Eine Analyse der Machtverhältnisse vor dem Hintergrund der Austauschtheorie von Peter M. Blau
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V273341
ISBN (eBook)
9783656767770
ISBN (Buch)
9783656767763
Dateigröße
596 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
uganda, amin, eine, analyse, machtverhältnisse, hintergrund, austauschtheorie, peter, blau
Arbeit zitieren
Lars Paulus (Autor:in), 2014, Uganda unter Idi Amin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273341

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