Die Komplexität des Themengebietes „Unterrichtsstörung“ offenbart sich bereits in der Suche nach einer Definition. Was ist eine Unterrichtsstörung? Wo fängt Unterrichtsstörung an? Daran anschließen würde sich folgerichtig die Frage, wer bestimmt, wann der Unterricht gestört wird (vgl. Bessoth 1989, S. 4). Das Geräusch eines heruntergefallenen Füllers wird von dem einen Lehrer bewusst oder unbewusst übergangen, für den anderen stellt dies eine Provokation und damit eine Unterrichtsstörung dar. Dementsprechend unterschiedlich fallen die verbundenen Konsequenzen aus, von der unbeeindruckten Fortführung des Unterrichts bis hin zur harschen Ermahnung oder gar Bestrafung. Hier wird deutlich, dass Unterrichtsstörung stets eine Frage der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung der beteiligten Personen ist.
Die Literatur bietet eine Fülle von mehr oder weniger abstrakten Definitionen, wobei die Begriffsbestimmung von WINKEL die am meisten verbreitete ist: „Eine Unterrichtsstörung liegt dann vor, wenn Unterricht gestört ist, d.h. wenn das Lehren und Lernen stockt, aufhört, pervertiert, unerträglich oder inhuman wird“ (Winkel 2005, S. 29). Auch diese Definition lässt den subjektiven Spielraum erkennen: Ob der Unterricht und der Lernprozess stockt oder unerträglich wird, hängt sowohl vom Lehrer als auch von der Klasse ab. So bemerkt vielleicht nur der Lehrer das Stuhlwackeln eines Schülers, während erst die Ermahnung „Lars, jetzt hör’ doch endlich mal auf, mit dem Stuhl zu wackeln“ zu einem Stocken oder Abbruch des Lern¬prozesses bei den Schülern führt. Gemäß WINKEL stellt damit aus Schülersicht nicht der eigentliche Vorfall „Stuhlwackeln“ die Störung dar, sondern die Reaktion des Lehrers.
Inhaltsverzeichnis
- UNTERRICHTSSTÖRUNG - DEFINITION UND PROBLEMHORIZONT
- Arten und Klassifizierungen von Unterrichtsstörungen
- Gründe und Ursachen für Unterrichtsstörungen
- Lehrerbezogene Ursachen für Unterrichtsstörungen
- Psychologisch bedingte Störungen im Lehrer-Schüler Verhältnis
- Soziologisch bedingte Störungen im Lehrer-Schülerverhältnis
- Pädagogisch bedingte Störungen im Lehrer-Schüler Verhältnis
- Schülerbezogene Ursachen und Ziele von Unterrichtsstörungen
- Unterrichtsbezogene Ursachen für Unterrichtsstörungen
- STÖRUNGSPRÄVENTION
- Generelle Problematik
- Störungsprävention auf der Unterrichtsebene
- Befunde Kounins
- Disziplinrelevante Bereiche des Lehrerverhaltens
- Breite Aktivierung
- Unterrichtsfluss
- Regeln
- Präsenz- und Stoppsignale
- Störungsprävention auf der Beziehungsebene
- Störungsprävention auf Organisationsebene
- Räumliche Gestaltungsmöglichkeiten
- Zusammenarbeit mit Kollegen
- Elternarbeit
- Zusammenfassende Übersicht der Maßnahmen zur Störungsprävention
- STÖRUNG SINTERVEN
- Lehrerzentrierte Intervention
- Reaktionen im akuten Konflikt
- Strafen
- Veränderungsstrategien
- Problemdiagnose
- Kooperative Intervention
- Konstruktives Konfliktgespräch nach Gordon (Lehrer-Schüler-Konferenz)
- Kooperative Verhaltensmodifikation im Unterricht
- Organisatorische Maßnahmen der Schule zur Störungsintervention
- Mediation
- Die Trainingsraum-Methode
- ZUSAMMENFASSUNG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Themenbereich „Unterrichtsstörung", einem komplexen Phänomen, das sowohl Lehrer als auch Schüler betrifft. Ziel ist es, einen umfassenden Einblick in die Definition, Klassifizierung, Ursachen und Folgen von Unterrichtsstörungen zu geben. Darüber hinaus werden verschiedene Strategien zur Prävention und Intervention von Unterrichtsstörungen vorgestellt, wobei der Fokus auf die Handlungsmöglichkeiten des Lehrers liegt. Die Arbeit beleuchtet sowohl lehrerzentrierte als auch kooperative Ansätze und berücksichtigt die Rolle der Schule als Institution im Umgang mit Störungen.
- Definition und Klassifizierung von Unterrichtsstörungen
- Ursachen für Unterrichtsstörungen aus Lehrer- und Schülersicht
- Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Unterrichtsstörungen
- Intervention bei Unterrichtsstörungen: Lehrerzentrierte und kooperative Ansätze
- Rolle der Schule als Institution im Umgang mit Unterrichtsstörungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Definition von Unterrichtsstörungen und zeigt die Problematik der verschiedenen Begrifflichkeiten auf. Es werden verschiedene Arten von Unterrichtsstörungen vorgestellt und nach Kriterien wie Störungsrichtung, Stärke und Relevanz klassifiziert. Des Weiteren werden die Ursachen für Störungen aus Lehrer- und Schülersicht analysiert.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Störungsprävention. Es werden die Ergebnisse der Forschungen von Jacob Kounin vorgestellt, der die Wichtigkeit eines proaktiven Verhaltens des Lehrers im Umgang mit Störungen betont. Es werden konkrete Maßnahmen zur Störungsprävention auf der Unterrichtsebene, der Beziehungsebene und der Organisationsebene vorgestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich der Störungsintervention. Es werden verschiedene Strategien zur Konfliktbewältigung vorgestellt, darunter lehrerzentrierte Interventionen wie Reaktionen im akuten Konflikt, Strafen, Veränderungsstrategien und Problemdiagnose. Darüber hinaus werden kooperative Ansätze wie das konstruktive Konfliktgespräch nach Gordon und die kooperative Verhaltensmodifikation nach Redlich und Schley beleuchtet. Schließlich werden organisatorische Maßnahmen der Schule zur Störungsintervention, wie Mediation und die Trainingsraum-Methode, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Unterrichtsstörung, Störungsprävention, Störungsintervention, Lehrer-Schüler-Verhältnis, Konfliktlösung, Mediation, Trainingsraum-Methode, Klassenführung, Schulmanagement, Beziehungsmanagement, Schulgesetz, Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Didaktik und Schulwirklichkeit.
- Arbeit zitieren
- Christian Manuel Fesler (Autor:in), 2006, Störungen im Schulunterricht. Grundlagen, Störungsprävention und -intervention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273390