Tiergestützte Therapie. Grundlagen und Möglichkeiten für die soziale Arbeit


Akademische Arbeit, 2007

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Tiergestützte Therapie
2.1. Therapie
2.2 Tiergestützte Therapie (TT)
2.2.1 Animal-Assisted-Activities (AAA)
2.2.2 Animal-Assisted-Therapie (AAT)
2.2.3 Tiergestützte Pädagogik (TP)
2.3. Zur Entstehungsgeschichte von TT
2.4. Einsatzbereiche von TA und TT

3. Theoretische und konzeptionelle Einbindung in die Soziale Arbeit
3.1. TT im Handlungsfeld der Sozialen Arbeit
3.2. Kritik an TT
3.3. Einheitliche Ausbildungsstandards für TT

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

1. Einleitung

Tiere werden schon seit einigen Jahren in der Sozialen Arbeit eingesetzt. Anfangs waren es vor allem die Reit- und die Delphintherapie. Mittlerweile entstehen laufend neue Formen der tiergestützten Therapie.

Dabei können therapeutische oder pädagogische Zielsetzungen im Vordergrund stehen.

Die Arbeit befasst sich mit der theoretischen und konzeptionellen Einbindung in die Soziale Arbeit. Die Idee von tiergestützter Therapie wird außerdem kritisch diskutiert. Die Arbeit endet mit Vorschlägen zu einheitlichen Ausbildungsstandards und einer Zusammenfassung

2. Tiergestützte Therapie

Dieses Kapitel soll eine Einführung ins Thema sein. Dazu werde ich zunächst wichtige Begriffe definieren und erklären. Im Anschluss daran werde ich die Entstehungsgeschichte von tiergestützter Therapie darstellen und über die verschiedenen Einsatzbereiche informieren.

2.1. Therapie

Allgemein ist „Therapie“ eine Bezeichnung für die Behandlung von Krankheiten mit gezielten Maßnahmen. Der Eintrag im Fremdwörterduden lautet: „(Med.; Psychol.) Heilbehandlung“[1]. Was bedeutet nun tiergestützte Therapie?

2.2 Tiergestützte Therapie (TT)

"Unter tiergestützter Therapie versteht man alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen erzielt werden sollen. Das gilt für körperliche wie für seelische Erkrankungen."[2]

Als tiergestützt können somit sämtliche Aktionen bezeichnet werden, welche Tiere in irgendeiner Form in therapeutische Prozesse mit einbeziehen. Ziel solcher Therapieformen kann die Gesundung oder Verbesserung der körperlichen oder seelischen Verfassung eines Menschen sein. Es werden im Wesentlichen folgende zwei Formen unterschieden:

2.2.1 Animal-Assisted-Activities (AAA)

„Unter AAA fallen Tierbesuchsprogramme, bei denen Tierhalter mit

ihren Tieren für einen bestimmten Zeitraum eine Institution besuchen. Die Tierbesuche richten sich nicht auf die gezielte Behandlung bestimmter Personen aus, haben keine Zielvereinbarungen, und es werden auch keine Aufzeichnungen über den Verlauf des Besuches gemacht.“[3] Diese Besuche können auch von Laien oder ehrenamtlichen Helfern durchgeführt werden.

Der deutsche Begriff hierfür ist tiergestützte Aktivität (TA). Es wird auch immer häufiger von tiergestützten Fördermaßnahmen gesprochen.

2.2.2 Animal-Assisted-Therapie (AAT)

Der Unterschied zu AAA ist, „dass AAT immer von einem Arzt, Therapeuten, Sozialpädagogen o.ä. durchgeführt wird, wobei das Hauptaugenmerk auf der pädagogischen Ausbildung des Experten liegt. (...) Zentrale Bedeutung bei der AAT ist die vorherige Festsetzung und Definition der Ziele sowie eine genaue Dokumentation über den Verlauf der Therapie.“[4]

Dies setzt außerdem voraus, dass eine genaue oder vermutete Diagnose zugrunde liegt. Die AAT wird individuell auf diese Diagnose ausgerichtet. Dabei stimmt sich der Therapeut auch mit den anderen Behandelnden des Klienten ab, so dass die AAT in den gesamten Behandlungs- und Betreuungsplan des Klienten integriert wird.

Der deutsche Begriff hierfür ist tiergestützte Therapie (TT).

2.2.3 Tiergestützte Pädagogik (TP)

Bei der TP ist der Auftraggeber häufig eine Schule oder eine andere pädagogische Einrichtung. Somit handelt es sich meistens nicht um einen einzelnen Klienten, sondern um eine Klientengruppe.

„Es geht dem Auftrag nicht unbedingt eine Krankheit und Diagnose voraus. Freizeitgestaltung, Wissensvermittlung, Förderung – das alles sind Dinge, die man dem pädagogischen Bereich zuordnet.“[5]

Bei der TP wie auch bei der TT gilt:

„Es sind die Menschen, die die Pädagogik (oder Therapie) „machen“, sie setzten die Tiere und die dazu gehörigen Aktionen, Gespräche so ein, wie es am besten zur Situation und zum Auftrag passt.“[6]

Von den Tieren wird in diesem Zusammenhang immer häufiger von Co-Therapeuten gesprochen.

2.3. Zur Entstehungsgeschichte von TT

Tiere wurden schon früh in der Behandlung menschlicher Störungen eingesetzt, laut McCulloch möglicherweise bereits im achten Jahrhundert. In Heimen wurden Tiere zur Verbesserung des menschlichen Wohlbefindens bereits 1792 im York Retreat (Einrichtung für Geisteskranke) in England und gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Bethel (Behandlungszentrum für Epileptiker) in Deutschland eingesetzt.

Seit 1960 wurde die Tiertherapie auf folgende Bereiche ausgeweitet: Behandlung von behinderten Menschen mit Reittherapien, Behandlungen von Gefühlsstörungen bei Kindern und Erwachsenen in der Klinik und ambulant, Nebenbehandlung von Patienten mit chronischen Körperbehinderungen und medizinischen Krankheiten, Verminderung der Gewalttätigkeit in Gefängnissen und Verringerung der Einsamkeit alter Menschen in Pflegeheimen oder zu Hause. Dabei wurde die Wirksamkeit dieser Therapiemethoden jedoch nicht immer wissenschaftlich dokumentiert.

Der Psychologe Boris Levinson gilt als Pionier im Einsetzen von Haustieren als therapeutische Werkzeuge und verfasste als Erster in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Literatur zu diesem Themengebiet. Levinsons Erkenntnisse lenkten erstmals die Aufmerksamkeit auf den möglichen Wert von Haustieren.

Er entdeckte zum Beispiel, dass Haustiere als Katalysatoren für menschliche Interaktionen wirken können. Laut Levinson stellen Haustiere für Kinder ein Übertragungsobjekt dar, durch die ein Kind eine nicht bedrohliche Beziehung eingehen und diese Erfahrung später auf Beziehungen zu Menschen erweitern und generalisieren kann.[7]

Ende der 70er Jahre gründeten Mediziner, Verhaltensforscher, Psychologen, Psychotherapeuten und Gerontologen aus den USA und aus Großbritannien eine Gesellschaft, die sich die weitere Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung zur Aufgabe machte. Bis heute hat diese Gesellschaft bereits fünf Unterorganisationen in den USA, Großbritannien, Australien, Frankreich und Österreich gegründet. Die Forschungsaktivitäten beinhalteten die Bewertung und Weiterentwicklung von praktischen, tiergestützten Therapie- und Beratungsprozessen.

In der Praxis entstanden Pet Visiting Programs (Tierbesuchsdienste): Tierschutzvereine, tierliebende Gruppen und Institutionen besuchen mit speziell ausgebildeten Therapietieren Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser und psychiatrische Anstalten.

Außerdem entstanden Streichelzoos für Großstadtkinder.

In der europäischen wissenschaftlichen Forschung sticht besonders das Institut für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT), gegründet 1977 in Österreich, hervor. In Deutschland gründete sich 1988 der Forschungskreis für Heimtiere in der Gesellschaft.[8] (Weitere Adressen deutscher Vereine, Organisationen und Institutionen im Anhang.)

Tiergestützte Therapie ist ein sich neu etablierender Berufs- und Wissenschaftszweig, an dem folgende Wissenschaften beteiligt sind: menschliche und tierische Verhaltensforschung, allgemeine und spezielle Psychologien, Psychoanalyse und Psychiatrie, Soziologie, Pädagogik, Gerontologie, Sozialisationsforschung, Human- und Veterinärmedizin.

„Streng genommen hat diese Wissenschaft noch nicht einmal einen Namen, und auch welche Disziplin sie einmal am stärksten akzentuieren wird, ist noch offen.“[9]

2.4. Einsatzbereiche von TA und TT

TA und TT bieten sich (bis auf wenige Ausnahmen, die ich in Kapitel 5.2. benenne) überall dort an, wo mit Menschen im pädagogischen oder therapeutischem Sinne gearbeitet wird.

In Deutschland entstehen immer mehr Einrichtungen die TA oder TT anbieten, bzw. schon bestehende Einrichtungen entschließen sich, ihr Angebot entsprechend auszuweiten, daher kann ich hier lediglich einen groben Überblick geben, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Im pädagogischen Bereich geht es dabei eher um Wissensvermittlung und um einen bewussten Umgang mit anderen Lebewesen und der Umwelt allgemein. Für diese Form der TA bieten sich zum Beispiel so genannte Schulbauernhöfe an. Das Angebot richtet sich in der Regel an Schulklassen. Die pädagogische Zielsetzung hat Priorität, die landwirtschaftliche Produktion ist sekundär.

Für Menschen mit körperlicher Behinderung kann sich die Hippotherapie anbieten. Dabei sitzt der Patient, der in der Regel unter Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates leidet, passiv auf einem Pferd und lässt sich von den Schwingungen des Pferderückens bewegen. Diese ärztlich verordnete Behandlung wird in der Regel von Krankengymnasten mit Zusatzausbildung zum Hippotherapeuten durchgeführt.

Eine weitere Form der TT für Menschen mit körperlichen Behinderungen ist die Delfintherapie. Sie wird auch für an Autismus erkrankte Menschen angewendet. Der Tiergarten in Nürnberg wird diese Therapieform in naher Zukunft anbieten. Der positive therapeutische Effekt dieser Behandlungsform ist umstritten.

„In der Resozialisation Strafgefangener geht es in der Regel darum, diejenigen, die gegen gesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen verstoßen haben, wieder an diese anzupassen.“[10] In den USA werden Tiere bereits seit einigen Jahren erfolgreich in Gefängnissen eingesetzt. In dem deutschen reformbedürftigen Vollzugssystem beginnt man zögerlich, sich diesem Trend anzupassen.

Immer mehr Krankenhäuser, Psychosomatische Kliniken, Wohnheime für alte Menschen etc. halten sich eigene Kleintiere innerhalb der Gebäude oder auf dem Grundstücksgelände in Freigehegen oder laden sich regelmäßig Tierbesuchsdienste ein, um ihre Klienten die positiven Auswirkungen der Mensch-Tier-Begegnung spüren zu lassen.

[...]


[1] Duden. Das Fremdwörterbuch 2001, S. 992.

[2] Verein Tiere als Therapie (TAT) 2005.

[3] Förster 2005, S. 26f.

[4] Förster 2005, S. 27.

[5] Bull 2005, S. 236f.

[6] Bull 2005, S. 237.

[7] Levinson zit. nach McCulloch 1985, S. 26.

[8] vgl.: Förster 2005, S. 27ff.

[9] Greiffenhagen 1992, S. 17.

[10] Gusella 2003, S. 431.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Tiergestützte Therapie. Grundlagen und Möglichkeiten für die soziale Arbeit
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V273396
ISBN (eBook)
9783656651406
ISBN (Buch)
9783656651390
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
tiergestützte, therapie, grundlagen, möglichkeiten, arbeit
Arbeit zitieren
Sonja Doepke (Autor:in), 2007, Tiergestützte Therapie. Grundlagen und Möglichkeiten für die soziale Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273396

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