Descartes Erkenntnistheorie. Die Lösung für Agrippas Trilemma?

Der Vergleich mit dem neoklassischen Fundamentalismus nach Laurence BonJour


Hausarbeit, 2014

12 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Standartanalyse von Wissen

3. Agrippas Trilemma

4. Descartes Erkenntnistheorie
4.1 Allgemein
4.2 Das Traumargument
4.3 Das Dämonargument
4.4 Ergebnis – "ego sum, ego existo"

5. Laurence BonJour´s neoklassischer Fundamentalismus
5.1 Der klassische Fundamentalismus
5.2 Der neoklassische Fundamentalismus

6. Der Vergleich von Descartes und BonJour

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Hausarbeit soll die Erkenntnistheorie Descartes´, die als Lösung für Agrippas Trilemma dienen soll, darstellen. Hierfür werde ich ersteinmal die Standartanalyse von Wissen erläutern und das daraus resultierende Problem nach Agrippas Trilemma darstellen. Daraufhin werde ich den neoklassischen Fundamentalismus nach Laurence BonJour, welcher als eine Art Weiterentwicklung der Erkenntnistheorie von Descartes gesehen werden kann[1], darstellen und auf deren Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede eingehen. Mit Hilfe dieser Hausarbeit möchte ich die Frage klären, ob man diese beiden Positionen, denn wirklich als Lösung für Agrippas Trilemma sehen kann oder das Trilemma doch weiterhin bestehen bleibt und die darin enthaltenen Probleme gar nicht gelöst werden.

2. Die Standartanalyse von Wissen

Bevor ich auf die Standartanalyse von Wissen eingehe, muss vorab erst einmal der Begriff Erkenntnis geklärt werden. Was ist eigentlich Erkenntnis? „Erkenntnis bezeichnet den Vorgang oder die Beziehung, in der etwas, das Erkannte, von einem Subjekt auf bestimmte Weise aufgefasst wird. Umgangssprachlich ist der Erkenntnisbegriff dem Begriff der Einsicht verwandt. Jemand hat dann etwas erkannt, wenn er es eingesehen hat. Dabei spielen oftmals die Gründe eine Rolle, durch die jemand zur Erkenntnis einer Sache gelangt. Daneben kann Erkenntnis auch für den Gegenstand des Wissens, das Erkannte, stehen“[2] Dieser Definition zufolge ist Erkenntnis also all das, was wir wahrnehmen und anschließend mit unserem Verstand verarbeiten, um zu erkennen in welcher Beziehung diese Dinge zu uns selber stehen. Das bedeutet also, dass eine Erkenntnis nicht einfach nur eine bloße Wahrnehmung von einem Objekt ist, sondern wir, nachdem wir ein Objekt wahrgenommen haben davon überzeugt sind, dass dieses Objekt ist. Also ist die Erkenntnis viel mehr ein kognitiver Zustand, undzwar eine Überzeugung von etwas Wahrem.[3] Aber es reicht nicht aus zu sagen, dass Erkenntnis eine wahre Überzeugung von einem Objekt ist, denn man könnte ja auch zufällig eine wahre Überzeung von etwas haben und das würde darauf schließen, dass wir das eigentliche Objekt gar nicht erkannt haben. Also dürfen unsere wahren Überzeugungen nicht zufällig zustande kommen, sondern wir müssen Gründe dafür nennen können, warum wir von dieser Erkenntnis überzeugt sind und diese für wahr halten. Somit müssten unsere Überzeugungen nicht nur wahr sein, sondern auch gerechtfertigt werden.[4] Das bedeutet also, dass Erkenntnise gerechtfertigte, wahre Überzeugen sind. Diese Standartdefinition von propositionalem Wissen finden wir schon in der Antike, in Platons Dialog Menon.[5] Somit haben wir die Standartanalyse von Wissen definiert und können uns jetzt der Erkenntnistheorie zuwenden. Mit welchem Thema befasst sich die Erkenntnistheorie und was sind ihre Grundfaufgaben? Unserer Standartanalyse zufolge setzt sich die Erkenntnistheorie mit Wissen auseinander und mit der daraus entstehenden Frage was Wahrheit und was Rechtfertigung ist. Sie beschäftigt sich mit der Frage, in welchem Verhältnis das erkennende Subjekt und das erkannte Objekt zueinander stehen.[6] Nachdem die analytische Frage beantwortet wird, was Wahrheit ist, was Wissen ist und was Rechtfertigung ist, geht die Erkenntnistheorie ihrer eigentlichen normativen Aufgabe nach und untersucht die Quellen unseres Wissens, die Struktur unserer Rechtfertigung und den Umfang unseres Wissens und bewertet diese.[7] An dieser Stelle greifen unterschiedliche Theorien ein. Die einen behaupten, dass unser Wissen allein auf Erfahrung beruht (Empirismus), die anderen meinen, dass unser Wissen auf fundamentale Gründe aufgebaut ist (Fundamentalismus), dem Köhärentismus zufolge sind unsere Überzeugungen in einem großen Überzeugungsnetz und stützen sich gegenseitig[8] und zu allerletzt gibt es noch den Ratioanlismus, der behauptet, dass unser Wissen nur aus rationalem Denken erworben werden kann.[9] Wie schon in der Einleitung erwähnt, werde ich im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit auf die rationale Erkenntnistheorie von Descartes eingehen, der auch ein paradigmatischer Vertreter des klassischen Fundamentalismus ist[10] und diese anschließend mit dem Neoklassischen Fundamentalismus nach Laurence BonJour vergleichen.

3. Agrippas Trilemma

Bevor wir uns nun der rationalen Erkenntnistheorie von Descartes zuwenden, müssen wir uns erst einmal mit dem Münchhausen Trilemma oder auch Agrippas Trilemma genannt, auseinandersetzen. Denn die Erkenntnistheorie von Descartes versucht das Trilemma zu lösen. Der Standartanalyse von Wissen zufolge können wir immer dann von Wissen sprechen, wenn unsere Überzeugungen wahr und gerechtfertigt sind. Jedoch gibt es in der Erkenntnistheorie Positionen, die sich mit dieser Theorie skeptisch auseinandersetzen. Zum Beispiel der deutsche Soziologe und Philosoph Hans Albert ( * 8. Februar 1921 in Köln) betrachtete die Standartanalyse von Wissen in seiner Erkenntnistheorie kritisch und behauptete, dass wir nie zu einer letztbegründeten Behauptung gelangen können, die zu einer absoluten unbezweilbaren Wahrheit unseres Wissen führen würde.[11] Denn wenn man einer Überzeugung den Wahrheitswert „wahr“ zuspricht, mit der Behauptung sie auf eine absolut sichere Rechtfertigung zurückführen zu können, dann muss auch die Rechtfertigung auf die ich sie zurückführe gerechtfertigt sein.[12] Das bedeutet also, dass eine Überzeugung nur dann eine andere Überzeugung rechtfertigen kann, wenn sie selbst gerechtfertig ist und diese Situation würde zu einem Trilemma führen. Das bedeutet, dass man nur drei Möglichkeiten hätte, in der das Rechtfertigungsverfahren enden könnte.[13] Alle drei Möglichkeiten sind nicht angemessen, um eine Rechtfertigung zustande zu bringen und von einer absolut sicheren Erkenntnis zu sprechen[14]. Das Rechtfertigungsverfahren würde entweder zu einem unendlichen Regress führen, da man hierbei nie zu einem Ende kommen könnte, zu einem dogmatischen Abbruch des Verfahrens, da man die ersten schlagfertigen Rechtfertigungen willkürlich annehmen müsste um einem unendlichen Regress zu entkommen[15] oder zu einem logischen Zirkel, da man im Verfahren auf Überzeugungen zurückgreifen müsste, die man zuvor schon gerechtfertigt hat.[16] Das Trilemma zeigt also, dass unsere Überzeugungen niemals absolut gerechtfertigt wären und wir daher nichts wissen, denn die Standartanalyse von Wissen fordert, dass alle drei Bedingungen erfüllt sind, um von Wissen sprechen.

[...]


[1] Grundmann, Thomas: Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie, Berlin 2008, S.298

[2] Vgl. http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?tx_gbwbphilosophie_main[entry]=295&tx_gbwbphilosophie_main[action]=show&tx_gbwbphilosophie_main[controller]=Lexicon&cHash=54a534e9d10b55067179df5e0eb87d48 (Stand vom 08.03.2014)

[3] Grundmann, Thomas: Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie, Berlin 2008, S.2

[4] Ebd., S.4

[5] Ebd., S.87

[6] Gottfried, Gabriel: Grundprobleme der Erkenntnistheorie von Descartes zu Wittgenstein, Paderborn; München; Wien; Zürich: Schöningh, 1993, S.21

[7] Grundmann, Thomas: Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie, Berlin 2008, S.7

[8] Ebd., S.7

[9] Gottfried, Gabriel: Grundprobleme der Erkenntnistheorie von Descartes zu Wittgenstein, Paderborn; München; Wien; Zürich: Schöningh, 1993, S.29

[10] Grundmann, Thomas: Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie, Berlin 2008, S.284

[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Albert (Stand vom 10.03.2014)

[12] Ebd.

[13] Grundmann, Thomas: Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie, Berlin 2008, S.376

[14] Ebd., S.376

[15] Ebd., S.376

[16] http://www.phil.uni-greifswald.de/fileadmin/mediapool/ifp/frank/31_Erkenntnistheorie_Muenchhausen_Trilemma.pdf (Stand vom 10.03.2014)

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Descartes Erkenntnistheorie. Die Lösung für Agrippas Trilemma?
Untertitel
Der Vergleich mit dem neoklassischen Fundamentalismus nach Laurence BonJour
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltung
Einführung in die Erkenntnistheorie
Note
1.7
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V273417
ISBN (eBook)
9783656656494
ISBN (Buch)
9783656693574
Dateigröße
372 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Descartes Erkenntnistheorie, Descartes, Rene Descartes
Arbeit zitieren
Ebru Ilgün (Autor:in), 2014, Descartes Erkenntnistheorie. Die Lösung für Agrippas Trilemma?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273417

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