Der Liebesfilm. Eine Analyse der Genrekonstitution


Hausarbeit, 2012

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung.2

2 Handlung und Struktur
2.1 Erzählformeln
2.2 Erzählaufbau

3 Figuren

4 Bauformen

5 Ideologie

6 Fazit

7 Bibliografie

1 Einleitung

Einer quantitativen Studie von Bordwell/ Staiger/ Thompson zufolge, enthalten nicht weniger als 95% aller Spielfilme eine Liebesgeschichte.[1] Längst nicht alle dieser Filme können aber dem Genre Liebesfilm zugeordnet werden. Oftmals handelt es sich lediglich um eine Romanze die auf sekundärer Handlungsebene in ein anderes Genre eingebettet ist. Um einen Film als Liebesfilm bezeichnen zu können, muss also sichergestellt werden, dass die besagte Liebesgeschichte den eindeutigen Handlungsmittelpunkt des Films bildet. Die Erfüllung oder das Scheitern der Liebe zweier Protagonisten ist demnach primäres Erzählziel der dem Genre zugehörigen Filme.[2]

Nun lässt sich innerhalb des Genres eine weitere Unterteilung festlegen. Es handelt sich um die Unterscheidung zwischen der Romatic Comedy (Liebeskomödie) und dem Romantic Drama (Melodram). In dieser Arbeit werden die englischen Begriffe verwendet, die stets verdeutlichen, dass es sich trotz der Differenzierung um Geschwister der gleichen Genrefamilie und somit um die gleiche übergeordnete Thematik handelt: Es geht stets um Liebe, um Gefühle und um Emotionen. Was sich aber erheblich unterscheidet, ist die jeweilige Darstellungsweise derselben. Während die Romantic Comedy sich mit der erfüllten Liebe beschäftigt und diese vorwiegend als etwas Unbeschwertes und Glückliches darstellt, geht es im Romantic Drama vielmehr um die schmerzhafte Erfahrung scheiternder Liebe.[3] Nicht immer sind die beiden Subgenres eindeutig voneinander abzugrenzen. Oftmals werden Elemente Beider vermischt und entsprechende Filme sind schwer einzuordnen. Insgesamt lässt sich aber festhalten, dass das Romantic Drama die Liebe als sehr viel ernsthafteres Thema entfaltet als die heiter erzählten, märchenhaften Geschichten der Romantic Comedy.[4]

Ziel dieser Arbeit ist es, das vielfältige Genre Liebesfilm in seinen Grundzügen zusammenzufassen. Die beiden genannten Subgenres werden hierbei wenn nötig voneinander abgegrenzt. Gegliedert ist die Arbeit im Sinne klassischer Kategorien der Filmanalyse[5]: In einer ausführlichen Handlungs- und Strukturanalyse werden zunächst genretypische Erzählformeln sowie der allgemeine Erzählaufbau beschrieben. Darauffolgend werden Figuren, Bauformen und Ideologie des Liebesfilms analysiert. Filmbeispiele werden durchgängig (unter Verwendung der Originaltitel) eingebracht. Abschließend wird im Fazit ein allgemeiner Ausblick hinsichtlich weiterer Forschungsmöglichkeiten gegeben.

2 Handlung und Struktur

2.1 Erzählformeln

Prinzipiell handelt es sich bei verschiedenartigen Liebesfilmen immer nur um Diversifizierungen des gleichen, bereits in der Einleitung erwähnten, Sujets. Diese Diversifizierungen können als wiederkehrende Erzählformeln (Plots) zusammengefasst werden. Ein Liebesfilm kann sich vollkommen auf eine dieser Formeln konzentrieren oder auch mehrere kombinieren.[6] Nach Kaufmann lassen sich 14 solcher Formeln für die Handlung eines Liebesfilms benennen: Cinderella-Plot, Verbotene Liebe, Mut zur Liebe, Obsessive Liebe, Opfer-Plot, Errettungs-Plot, Pamela-Plot, Cyrano-Plot, Pygmalion-Plot, Der Widerspenstigen Zähmung, Erste Liebe, Wiedervereinigung, Die Wette, Rollenspiel.[7] In diesem Rahmen sollen nicht alle Plots beschrieben, sondern die zwei am häufigsten verwendeten Plots genauer ausgeführt werden.

Der dem Subgenre Romantic Comedy zugeordnete Cinderella-Plot ist eine Anlehnung an das bekannte Aschenputtelmärchen und zählt zu den „beständigsten und erfolgreichsten Modelle[n] der romantischen Fiktion.“[8] Aschenputtel wird von ihrer Stiefmutter und deren beiden Töchtern im Haus gefangen gehalten und zur Arbeit gezwungen. Am Ende der Geschichte wird sich der Prinz in sie verlieben und sie aus ihrer unverdienten Lage befreien während die bösen Figuren bestraft werden.[9] Hier geht es um das typische Märchenmotiv, der Errettung durch Liebe, oftmals in Kombination mit einer Wandlung der äußeren Erscheinung der Heldin hin zur attraktiven Frau.[10] In PRETTY WOMAN wird auf das Märchenmotiv direkt Bezug genommen als die Protagonistin Vivian von ihrem Kindheitstraum erzählt:

„Meine Mutter hat mich als Kind immer auf dem Dachboden eingeschlossen, wenn ich frech war. [Dann] hab ich gedacht, dass ich eine Prinzessin bin, die von einer bösen Königin im Turm gefangen gehalten wird. Und plötzlich kommt ein Ritter angaloppiert auf einem weißen Pferd mit wehenden Fahnen. Er reitet auf den Turm zu und zieht dann sein Schwert. Ich winke ihm zu. Er springt vom Pferd. Mein Ritter klettert den Turm nach oben – und rettet mich.“ [11]

In der letzten Szene wird der Traum gewissermaßen Realität, als Edward in weißem Oldtimer angefahren kommt, über die Feuerleiter zu ihr klettert und sie durch seine Liebeserklärung befreit, indem er ihr ein neues Leben, abseits von Prostitution und Armut, in Aussicht stellt. So offensichtliche Anknüpfungen an das Märchenmotiv sind nicht immer gegeben. Dennoch ist die Cinderella-Geschichte Grundgerüst einer Vielzahl erfolgreicher Romantic Comedies, in denen es „[...] um die Befreiung aus Gefangenschaft, um die Errettung aus bedrückenden Verhältnissen, um das Entkommen aus der Obhut einer bösen Macht [...] [geht].“[12] Der Märchenprinz ist in modernen Filmen allerdings kein Adeliger sondern meist ein reicher Geschäftsmann oder Millionär.[13]

[...]


[1] Vgl. Kaufmann 2007, S. 7

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. Koebner, Felix 2007, S. 9 ff.

[4] Vgl. Kaufmann, S. 145 f.

[5] Kategorien der Filmanalyse nach Werner Faulstich. Vgl. Faulstich 2008, S. 26 f.

[6] Vgl. Kaufmann 2007, S. 63

[7] Vgl. ebd.

[8] Ebd., S. 84

[9] Vgl. URL: http://www.maerchen.com/grimm/aschenputtel.php

[10] Kleidung spielt bei dieser Wandlung eine Rolle: Aschenputtels vom Vogel gebrachtes Kleid ist von solcher Schönheit dass der Prinz daraufhin nur mit ihr tanzt und Pretty Woman Vivian erhält von Edward eine vollständig neue Garderobe, da sie ihm so „besser gefällt“. Vgl. Kaufmann 2007, S. 84

[11] Pretty Woman 1990, TC 0:89:38

[12] Scheidt 2007, S.41

[13] Vgl. Kaufmann 2007, S. 84

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Liebesfilm. Eine Analyse der Genrekonstitution
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (Institut für angewandte Medienforschung)
Veranstaltung
Filme und Filmgenres
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
15
Katalognummer
V273505
ISBN (eBook)
9783656657088
ISBN (Buch)
9783656657033
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filme, Filmgenres, Liebesfilm, Medien
Arbeit zitieren
Natalja Fischer (Autor:in), 2012, Der Liebesfilm. Eine Analyse der Genrekonstitution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273505

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