Einer quantitativen Studie von Bordwell/ Staiger/ Thompson zufolge, enthalten nicht weniger als 95% aller Spielfilme eine Liebesgeschichte. Längst nicht alle dieser Filme können aber dem Genre Liebesfilm zugeordnet werden. Oftmals handelt es sich lediglich um eine Romanze die auf sekundärer Handlungsebene in ein anderes Genre eingebettet ist. Um einen Film als Liebesfilm bezeichnen zu können, muss also sichergestellt werden, dass die besagte Liebesgeschichte den eindeutigen Handlungsmittelpunkt des Films bildet. Die Erfüllung oder das Scheitern der Liebe zweier Protagonisten ist demnach primäres Erzählziel der dem Genre zugehörigen Filme.
Nun lässt sich innerhalb des Genres eine weitere Unterteilung festlegen. Es handelt sich um die Unterscheidung zwischen der Romatic Comedy (Liebeskomödie) und dem Romantic Drama (Melodram). In dieser Arbeit werden die englischen Begriffe verwendet, die stets verdeutlichen, dass es sich trotz der Differenzierung um Geschwister der gleichen Genrefamilie und somit um die gleiche übergeordnete Thematik handelt: Es geht stets um Liebe, um Gefühle und um Emotionen. Was sich aber erheblich unterscheidet, ist die jeweilige Darstellungsweise derselben. Während die Romantic Comedy sich mit der erfüllten Liebe beschäftigt und diese vorwiegend als etwas Unbeschwertes und Glückliches darstellt, geht es im Romantic Drama vielmehr um die schmerzhafte Erfahrung scheiternder Liebe. Nicht immer sind die beiden Subgenres eindeutig voneinander abzugrenzen. Oftmals werden Elemente Beider vermischt und entsprechende Filme sind schwer einzuordnen. Insgesamt lässt sich aber festhalten, dass das Romantic Drama die Liebe als sehr viel ernsthafteres Thema entfaltet als die heiter erzählten, märchenhaften Geschichten der Romantic Comedy.
Ziel dieser Arbeit ist es, das vielfältige Genre Liebesfilm in seinen Grundzügen zusammenzufassen. Die beiden genannten Subgenres werden hierbei wenn nötig voneinander abgegrenzt. Gegliedert ist die Arbeit im Sinne klassischer Kategorien der Filmanalyse: In einer ausführlichen Handlungs- und Strukturanalyse werden zunächst genretypische Erzählformeln sowie der allgemeine Erzählaufbau beschrieben. Darauffolgend werden Figuren, Bauformen und Ideologie des Liebesfilms analysiert. Filmbeispiele werden durchgängig (unter Verwendung der Originaltitel) eingebracht. Abschließend wird im Fazit ein allgemeiner Ausblick hinsichtlich weiterer Forschungsmöglichkeiten gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Handlung und Struktur
- Erzählformeln
- Erzählaufbau
- Figuren
- Bauformen
- Ideologie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Genre Liebesfilm, insbesondere die Subgenres Romantic Comedy und Romantic Drama. Es wird untersucht, wie die Liebe in diesen Filmen dargestellt wird, welche Erzählformeln und Strukturen verwendet werden und welche ideologiekritischen Aspekte sich herauskristallisieren.
- Analyse der Genrekonstitution des Liebesfilms
- Untersuchung der Erzählformeln und -strukturen
- Bedeutung von Figuren und Bauformen im Genre
- Ideologiekritische Analyse der Darstellungsweise von Liebe
- Abgrenzung der Subgenres Romantic Comedy und Romantic Drama
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Relevanz des Liebesfilms als Genre fest. Im zweiten Kapitel werden die Erzählformeln und -strukturen des Genres analysiert. Hierbei werden zwei zentrale Formeln, der Cinderella-Plot und der Verbotene-Liebe-Plot, genauer betrachtet. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Figuren und ihren Funktionen im Genre. Es werden Bauformen und die ideologische Bedeutung des Liebesfilms behandelt.
Schlüsselwörter
Liebesfilm, Romantic Comedy, Romantic Drama, Erzählformeln, Cinderella-Plot, Verbotene Liebe, Figuren, Bauformen, Ideologie, Filmgenres, Filmanalyse.
- Quote paper
- Natalja Fischer (Author), 2012, Der Liebesfilm. Eine Analyse der Genrekonstitution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273505