Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Funktionen der Öffentlichkeit
2.2. Arenen, Kommunikationsflüsse und Akteure
2.3. Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und Medialisierung
3. Schlussteil
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Innerhalb meiner Arbeit versuche ich, vor allem die Kernthesen sowie die Standpunkte und Zusammenhänge im Text „Theorie der Öffentlichkeit = Theorie der Moderne“ von Imhof (2006) zu analysieren. Die Stand- sowie Streitpunkte des Textes sollen hierbei in Korrelation mit anderen Texten des Kurses gebracht werden. Im Sinne des Kurses stelle ich Zusammenhänge zu anderen im Kurs besprochenen Texte her, wo dies sinnvoll erscheint. In Bezug auf die thematische Abfolge des Kurses erscheint es mir logisch, auch in meiner Arbeit auf die unterschiedlichen Auslegungen von Begrifflichkeiten, aber auch Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der Argumentation der Autorinnen und Autoren einzugehen und diese näher zu studieren. Es muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass diese Arbeit nicht die gesamten Kernthesen und Zusammenhänge des oben beschriebenen Textes wiedergeben kann, sondern in seiner Grösse nur die wichtigsten Kernthesen zusammenfassen kann und soll. Die vielen aufgeworfenen interessanten Aspekte des Textes wären aber sicherlich in einer Seminararbeit vollständig abzuhandeln, wenn natürlich auch da die Fragen nicht abschliessend geklärt werden können.
Bei der Analyse und der Reflexion des Textes von Imhof und den übrigen einbezogenen Texten aus den Präsentationen des Kurses sind spezifische Fragen jeweils mitzudenken, um diese Fragen im Schlussteil meiner Arbeit aufzugreifen und zu klären. Die zentralen, übergreifenden Fragestellungen des Kurses stehen bei Argumentation und Stringenz im Vordergrund. Hierbei sind folgende Fragen jeweils mit zu betrachten:
Wie verändert sich die öffentliche politische Kommunikation?
Was sind die Ursachen dieses Wandels?
Welche Effekte zeitigt er auf politische Akteure und auf den politischen Entscheidungsfindungsprozess?
Entscheidend für die Arbeit ist nun herauszufinden, ob und in welchem Ausmass der Text für diese grundlegenden themenübergreifenden Fragestellungen Antworten liefert und wie diese Antworten zu bewerten sind.
Im Hauptteil greife ich vor allem die Kernthesen des Textes von Imhof heraus, und stelle sie in einen Zusammenhang mit anderen Texten. Hierbei sollen vermehrt Unterschiede, Gemeinsamkeiten aber auch unterschiedliche Auffassungen von Begrifflichkeiten thematisiert werden. Die Untergliederung des Imhofschen Textes scheint hierbei auch eine ausreichende Gliederungsstruktur für meine Arbeit zu bieten.
Im Schlussteil versuche ich die im Hauptteil aufgeworfenen Kernthesen und ihre Korrelation zu anderen Texten in Reflexion zu den in der Einleitung aufgeworfenen Fragestellungen zu setzen und beantworte die Frage, in wie fern der Text von Imhof die erwähnten drei Fragen zu beantworten vermag und wie der Text in Bezug auf die Fragestellung im gesamten Kontext der Arbeit zu evaluieren ist.
2. Hauptteil
Schon im ersten Abschnitt des Textes wird ersichtlich, was für eine Relevanz Imhof den aufklärerischen Prozessen, die sich aufgrund der Französischen Revolution Bahn brachen, beimisst, in dem Imhof richtigerweise darauf hinweist, dass „sich die Bürgerinnen und Bürger im Sinne Kants als Autoren der Gesetze und Institutionen betrachten können, denen sie sich selbst unterwerfen. In der Öffentlichkeit, und nur in dieser, ist das, was wir in politischem Sinne Gesellschaft nennen, beobacht- und gestaltbar“(Imhof 2006: 1). Diese Verschränkung von politischer Öffentlichkeit, politisch-rechtlichem Geltungsbereich und des nach Max Weber (1922) für eine Nation identitätsstiftenden „Gemeinsamkeitsglaubens“ sei in den deliberativen, den politisch-rechtlichen und den sozialintegrativen Normen verankert, und dem aufgeklärten Öffentlichkeitsverständnis geschuldet (vgl. Imhof 2006: 1). Die im obigen Abschnitt erwähnte Verschränkung von deliberativen Prinzipien und politisch-rechtlicher Legitimierung als Grundbaustein einer Öffentlichkeit der Moderne, benennt „insbesondere Jürgen Habermas mit dem Begriff der ‚deliberativen Demokratie‘ und der ‚deliberativen Politik‘“ (Imhof 2006: 3). Denn das deliberative Modell sei hierbei an der Erkenntnisfunktion von Diskursen und Verhandlungen orientiert. Es sei die kooperative Suche von sich beratenden Bürgern (deliberating citizens) nach Problemlösungen. Infolgedessen kommt Habermas wie Imhof zur Annahme, dass die Integration und gleichberechtigte Teilhabe aller Mitglieder der Gesellschaft in allen drei Dimensionen (der deliberativen, der politisch-rechtlichen und der sozialintegrativen) immer gewährleistet sein müsse (vgl. Habermas 2006: 413), ansonsten „eine Öffentlichkeit, von der angebbare Gruppen eo ipso ausgeschlossen wären, nicht etwa nur unvollständig ist, sie ist vielmehr gar keine Öffentlichkeit“ (Habermas 1990 [1962]: 156, zit. nach Imhof 2006: 3). Interessant ist in dieser Betrachtungsweise auch, dass Habermas der politisch-rechtlichen Dimension innerhalb der drei die Öffentlichkeit konstituierenden Dimensionen in Faktizität und Geltung erhöhte Aufmerksamkeit beimisst. „Denn, so liesse sich die grundlegende These für Faktizität und Geltung formulieren, die rechtsförmige konstituierte staatlich-administrative Macht bleibt im demokratischen Prozess auf die rechtsetzungsbeeinflussende über Öffentlichkeit erzeugte kommunikative Macht nicht nur in einem formalen Sinne angewiesen“ (Heming 1997: 172). Gleichsam „können nur in der Sprache des Rechts normativ gehaltvolle Botschaften gesellschaftsweit zirkulieren, so dass das Netz der sozialintegrativen gesamtgesellschaftlichen Kommunikation nicht reisst“ (Habermas 1992: 78, zit. nach Heming 1997: 173). Von den drei Dimensionen, die gleichsam als Normen fungieren, sind die zentralen Grundfunktionen des deliberativen Verfahrens nach Habermas (2006: 416) und Wessler (208: 3-5) zu unterscheiden. Die Input-Dimension ermöglicht die Mobilisierung von relevanten Themen und benötigten Informationen sowie die Spezifizierung von Deutungsmustern. Nach Imhof (2006: 3) „zählt die Möglichkeit, als Bürger am öffentlichen Diskurs teilzunehmen“ zur Voraussetzung ihrer Erfüllung. In der Throughput-Dimension sollen Themen, sowie Informationen und Deutungsmuster diskursiv, d.h. mit Für und Wider Argumenten, ausgehandelt werden. Für Imhof (2006: 3) geht es hierbei „um die Durchlässigkeit von Kommunikationsflüssen von zivilgesellschaftlichen Assoziationen über die medienvermittelte Kommunikation in den deliberativen Kern des politischen Systems“. Innerhalb der Outcome-Dimension soll als Ergebnis eine rational begründete Entscheidung vorliegen. Im politischen Kontext geht es nach Imhof (2006: 3) darum, dass die Entscheidungsträger und die Problemlösung möglichst eng an die öffentliche Meinung zu binden seien.
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