"Naturkatastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt. Die Natur kennt keine Katastrophen.“
Diese aus der Feder Max Frischs stammenden Feststellungen schliessen im Vornherein eine alleinige naturwissenschaftliche Betrachtungsweise aus und richten den Blick gleichsam auf den menschlichen Umgang mit Ereignissen, die in einem vorliegenden historischen Kontext als Katastrophen berichtenswert erscheinen. Die Natur selbst ist also frei von jeglichem Empfinden, während dem der Mensch sich den Gefahren der Natur aussetzt, indem er sich in der Nähe von Flüssen oder in Gebieten niederlässt, die zuweilen seismische Aktivitäten aufweisen. Die im Spätmittelalter noch gänzlich ungebändigte Natur und deren Kräfte werden also erst dann zur Katastrophe, wenn Zeitgenossen das Ereignis als die Lebenswelt taxierendes Vorkommnis wahrnehmen, das einschneidende Veränderungen bewirken kann. In der vorliegenden Arbeit soll es also weniger darum gehen, die Katastrophe von 1348 nach einer rein sozialwissenschaftlichen Perspektive nach Opferzahlen zu klassifizieren, auch der wenig aussagekräftige Versuch, das Erdbeben rein statistisch auszuwerten, scheint verfehlt. Genüge getan ist einer Katastrophe mit einer mehr oder weniger aussagekräftigen und objektiven Statistik kaum. Erst über die Berücksichtigung menschlichen Empfindens und über die Beachtung der Wahrnehmung können Rückschlüsse auf Deutung und Bewältigung in einem zeitgeschichtlichen Kontext gezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Erdbeben von 1348 im Fokus der Wahrnehmungsgeschichte
- Quellenlage
- Forschungsstand und beigezogene Literatur
- Zur Problematik der „Krise“ als Epochenbegriff
- Die Suche nach der Frömmigkeit im Spätmittelalter
- These und Fragestellung
- Hauptteil
- Textkritik und Textanalyse
- Zu den Autoren und deren Intentionen
- Art und Spezifikation der Quellen
- Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte
- Forschungsüberblick
- Inhalt und Aufbau
- Textinterpretation
- Schlussteil
- Quellen
- Gedruckte Quellen
- Darstellungen
- Internetseiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Reaktionen auf das Erdbeben von 1348 im Spätmittelalter, um das Verhältnis zwischen Krisen und religiöser Prophetie in dieser Zeit zu beleuchten. Dabei wird der Fokus auf die Frage gerichtet, ob diese beiden Phänomene sich gegenseitig ausschliessen oder ob es doch Zusammenhänge zwischen ihnen gibt.
- Die Wahrnehmung des Erdbebens von 1348 als Katastrophe
- Die Rolle religiöser Deutungsmuster in der Bewältigung von Krisen
- Der Zusammenhang zwischen dem Erdbeben und der Pest von 1348
- Die Bedeutung der Quellenlage für die Analyse der Zeit
- Die Frage nach dem Krisenbegriff im Spätmittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die historische Bedeutung des Erdbebens von 1348. Sie stellt den Forschungsstand vor und thematisiert die komplexe Problematik des Krisenbegriffs im Spätmittelalter. Im Hauptteil werden die Quellen kritisch analysiert und interpretiert, wobei der Fokus auf den Texten von Conradus de Megenberg und Giovanni Villani liegt. Die Schlussfolgerung bietet eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und geht auf die zentrale Forschungsfrage ein.
Schlüsselwörter
Erdbeben, Spätmittelalter, Krise, religiöse Prophetie, Katastrophe, Pest, Wahrnehmung, Deutung, Bewältigung, Quellenanalyse, Conradus de Megenberg, Giovanni Villani.
- Quote paper
- Master of Arts UZH Roman Weber (Author), 2011, Krise und religiöse Prophetie im Spätmittelalter. Ein Gegensatz?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273591