„The NOCs must preserve their autonomy and resist all pressures of any kind, including but not limited to political, legal, religious or economic pressures which may prevent them from complying with the Olympic Charter.“
„No kind of demonstration or political, religious or racial propaganda is permitted in any Olympic sites, venues or other areas.“
In diesen zwei Absätzen der Olympischen Charta wird der Versuch unternommen, das weltweit größte Sportereignis, das alle vier Jahre stattfindet, außerhalb der Politik zu stellen. Sport als Ausdruck von nationaler und auch internationaler Politik hat dabei aber eine lange Tradition. Es geht um Nationalstolz, das Zusammentreffen verschiedener Kulturen und nicht zuletzt auch um wirtschaftliche Faktoren. Die Olympischen Spiele, die Hunderte von Millionen Zuschauer, sogar Milliarden, vor die Fernseher und mittlerweile auch das Internet locken und einen immensen logistischen, organisatorischen und auch politischen Aufwand erfordern, bilden hierbei keine Ausnahme, eher im Gegenteil. Auch wenn es in den Augen Vieler nicht wünschenswert erscheint, so sind gerade internationale Sportereignisse nicht nur der jüngeren olympischen Geschichte auch immer auf verschiedenen Ebenen mit der Politik vernetzt worden. Im Bezug auf die Olympischen Spiele gilt dieser Umstand in besonderem Maße, denn hier geht es schon aufgrund der medialen Berichterstattung und der enormen Reichweite weit mehr als um Medaillen und das Feiern herausragender Sportler. Die modernen Spiele haben mit allen Arten politischer Agitation vor dem Hintergrund internationaler Politik zu kämpfen gehabt, von Kriegen wie in Afghanistan und daraus resultierenden Boykotts, über Proteste, Menschenrechtsfragen wie in Peking 2008 und dem terroristischen Anschlag in München 1972. Die Motivationen seitens der Politik, sportliche Ereignisse im Allgemeinen und die Olympischen Spiele im Besonderen zu nutzen, können dabei ganz verschieden sein und sind auch vom jeweiligen historischen Kontext abhängig. Der Anschlag auf die israelischen Sportler 1972 hing unmittelbar mit dem Nahostkonflikt zusammen, während die gegenseitigen Boykotts der Spiele 1980 und 1984 durch die Supermächte USA und Sowjetunion Ausdruck des Blockdenkens während einer Hochphase des Kalten Krieges waren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Literatur- und Quellenverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Überlegungen
- Die realistische Schule
- Was ist Macht?
- Die sanfte Macht
- Soft Power und Globalisierung
- Die Olympischen Spiele und ihr Verhältnis zur Politik: ein Abriss
- Olympia als politischer Machtfaktor?
- Fallbeispiele für die Einflussnahme von Politik auf Olympia
- 1968 Mexiko City
- 1976 Montreal
- 1980 Moskau
- 1984 Los Angeles
- 2008 Peking
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht anhand ausgewählter Fallbeispiele der Olympischen Sommerspiele seit dem Zweiten Weltkrieg, inwieweit Politik mittels des „Soft Power" Ansatzes aus dem Teilgebiet der Internationalen Beziehungen erfolgreich Einfluss auf die Spiele hinsichtlich bestimmter politischer Ziele nehmen konnte, bzw. die Spiele selbst Ausdruck der „Soft Power" sind. Die zugrunde liegende Hypothese lautet, dass „Soft Power" als politisches Mittel nur dann Erfolg hat, wenn es gleichzeitig von politischen und ökonomischen Faktoren, auch im Sinne von Zwang" flankiert, d.h. unterstützt wird. Hierbei wird auch die Globalisierungstheorie kurz erörtert, da sie in das „Soft Power" Theoriekonzept mit einfließt.
- Die Rolle von „Soft Power" in der internationalen Politik
- Die Olympischen Spiele als Instrument der „Soft Power"
- Die Bedeutung von politischen und ökonomischen Faktoren für den Erfolg von „Soft Power"
- Die Auswirkungen der Globalisierung auf die „Soft Power" der Olympischen Spiele
- Die Rolle der Medien und der öffentlichen Meinung im Kontext der „Soft Power" der Olympischen Spiele
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt das theoretische Konzept des „Soft Power" Ansatzes nach Nye vor und klärt allgemeine Begrifflichkeiten zum Thema „Macht" in der internationalen Politik. Es werden die Grundprinzipien der realistischen Schule sowie die Definition von Macht nach Max Weber erläutert. Anschließend wird die „sanfte Macht" im Detail betrachtet, wobei die drei Soft Power" Ressourcen – Kultur, politische Werte und Einstellungen sowie Außenpolitik – näher beleuchtet werden. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen „Soft Power" und Globalisierung diskutiert.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Olympischen Spiele für die Politik und umgekehrt. Es wird ein historischer Abriss der Spiele von der Antike bis zur Neuzeit gegeben, wobei die Entwicklung der Spiele als prestigeträchtiges Event und die zunehmende Einflussnahme der Politik seitens der Politik dargestellt wird. Die Bedeutung der Spiele für die Außendarstellung einer Nation sowie der Aufstieg des IOC als Machtfaktor werden ebenfalls thematisiert.
Das dritte Kapitel untersucht anhand von fünf Fallbeispielen, wie die Olympischen Spiele hinsichtlich der „Soft Power" für politische Zwecke instrumentalisiert worden sind. Es werden die Spiele von 1968 (Mexiko City), 1976 (Montreal), 1980 (Moskau), 1984 (Los Angeles) und 2008 (Peking) analysiert, wobei der Fokus auf den Akteuren, den Zielen und den Prozessen der politischen Einflussnahme liegt. Die Kapitel beleuchten die verschiedenen Formen der politischen Einflussnahme, die von Boykotten bis hin zu terroristischen Anschlägen reichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Soft Power Ansatz, die Olympischen Spiele, die internationale Politik, die Globalisierung, die Menschenrechte, die Apartheid, der Kalte Krieg, die Supermächte USA und Sowjetunion, China, Peking, die Rolle der Medien und der öffentlichen Meinung.
- Arbeit zitieren
- Johannes Bullmann (Autor:in), 2013, Wie unpolitisch ist der Sport? Einflussnahme von Politik auf Olympia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273660