„Selten ist wohl abgegangen, was nicht wohl ist angefangen“ – so ein Zitat des deutschen Dichter Friedrich Freiherr von Logau. Bereits im 17. Jahrhundert erkannte er, dass dem Anfang einer Sache eine große Bedeutung für deren Gelingen beizumessen ist. Auch zahlreiche Philosophen und Lyriker beschäftigt der Begriff seit Beginn der Zeit, so z.B. Hermann Hesse, der in seinem Werk „Stufen“ schreibt: „…Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“. „Der Anfang“ scheint für uns Menschen eine wichtige Sache zu sein. Anfangen, das bedeutet immer auch ein Stück weit, etwas anderes aufzugeben, Neues, Unbekanntes kennen zu lernen, sich von etwas zu trennen, sich auf andere verlassen zu müssen. So sei zum Beispiel an den Anfang bei einer neuen Arbeitsstelle zu denken, welcher für den Menschen oft schwer ist, obwohl er über die nötigen intellektuellen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten verfügt, um ihn zu meistern.
Noch schwerer, als für einen Erwachsenen, ist „Anfangen“ für Kinder. Sie sind noch auf die Erwachsenen ihres Umfeldes angewiesen ist und haben noch nicht die entsprechenden
kompensatorischen Fähigkeiten für den bedeutsamen Prozess des Anfangens.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit einem besonderen Anfang: Dem „Anfang“ von Kindern unter drei Jahren in der institutionellen Tagesbetreuung – der Kinderkrippe.
Der Eintritt in die Kinderkrippe ist für das Kleinkind der erste Anfang, den es meistern muss, nachdem es sich bis dahin meist nur im familiären Umfeld aufhielt. Die erste erhebliche Veränderung der Lebenssituation bringt viel Ungewohntes und Neues mit sich: neue Umgebungen, Geräusche, Kinder und Menschen. Das macht den
Anfang zu einer besonderen Herausforderung. Vom Kind wird dabei eine große Anpassungsleistung verlangt, deren Bewältigung qualitative und überlegte Begleitung und Unterstützung benötigt [...].
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die Thematik
- Aktuelle Einordnung der Thematik/ Relevanz für die soziale Arbeit
- Methodisches Vorgehen und Abgrenzung
- Erkenntnisse aus der Eingewöhnungsforschung
- Aktueller Forschungsstand
- Die Wiener Kinderkrippenstudie
- NUBBEK - Qualität der Kindertagesbetreuung
- Transitionsforschung
- Verhaltensbiologische Forschung von Joachim Bensel
- Folgerungen für die Entwicklung des individualisierten Eingewöhnungskonzeptes:
- Die Entwicklung des individualisierten Eingewöhnungskonzeptes unter Einbeziehung der Perspektiven von Psychologie, Pädagogik und Biologie
- Psychologische Perspektive
- Bindungstheoretische Erkenntnisse
- Entwicklungspsychologische Erkenntnisse
- Familienpsychologische Erkenntnisse
- Biologische Perspektive
- Verhaltensbiologische Erkenntnisse
- Grundbedürfnisse / motivationale Systeme
- Stressforschung
- Trennung und Trennungsangst, Verlust und Kummer
- Neurobiologische Erkenntnisse
- Pädagogische Perspektive
- Säuglingsforschung
- Transitionsansatz
- Die Eingewöhnung in die Kinderkrippe als Konzept
- Was ist ein Konzept?
- Zwei bereits bestehende Eingewöhnungskonzepte
- Praktische Erfahrung und Einschätzung der bestehenden Konzepte
- Was am individualisierten Eingewöhnungskonzept anders ist
- Konzeptinhalte „individualisiertes Eingewöhnungskonzept"
- Grundlegende Konzeptempfehlungen
- Vorbereitende Konzeptempfehlungen
- Zeitliche Konzeptempfehlungen
- Elternbezogene Konzeptempfehlungen
- Fachkraftbezogene Konzeptempfehlungen
- Pädagogische Konzeptempfehlungen (Vorgehen und Maßnahmen)
- Voraussetzungen für die Konzeptumsetzung
- Personenbezogene Rahmenbedingungen
- Organisatorische Rahmenbedingungen
- Fazit
- Literatur
- Abkürzungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Entwicklung eines individualisierten Eingewöhnungskonzeptes für Kinder unter drei Jahren in der institutionellen Tagesbetreuung. Ziel ist es, die emotionale Belastung der Kinder während des Übergangs in die Kinderkrippe zu minimieren und die Chancen auf eine gesunde seelische und körperliche Entwicklung in der Tagesbetreuung zu erhöhen.
- Die Bedeutung der Bindungstheorie für die Gestaltung von Eingewöhnungsprozessen
- Die Rolle von Stress und Stressregulation in der Eingewöhnungsphase
- Die Berücksichtigung neurobiologischer Erkenntnisse für eine optimale Entwicklung des Kindes
- Der Einfluss von Struktur und Autonomie auf die psychische Entwicklung des Kindes
- Die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik der Eingewöhnung von Kindern unter drei Jahren in die Kinderkrippe einführt und die Relevanz des Themas für die soziale Arbeit beleuchtet. Anschließend werden die wichtigsten Ergebnisse der Eingewöhnungsforschung analysiert, um herauszufinden, welche wissenschaftlichen Perspektiven für die Entwicklung des individualisierten Eingewöhnungskonzeptes relevant sind. Die Analyse umfasst Erkenntnisse aus der Bindungstheorie, der Entwicklungspsychologie, der Familienpsychologie, der Verhaltensbiologie und der Neurobiologie. Neben diesen wissenschaftlichen Perspektiven werden auch die Säuglingsforschung und der Transitionsansatz betrachtet, um die pädagogischen Aspekte der Eingewöhnung zu beleuchten.
Im dritten Kapitel wird das Konzept der Eingewöhnung allgemein betrachtet und zwei bereits bestehende Eingewöhnungsmodelle, das Berliner Eingewöhnungsmodell und das Münchner Eingewöhnungsmodell, vorgestellt. Die Verfasserin stellt die Grenzen dieser Modelle in der Praxis dar und erläutert, warum die Entwicklung eines neuen, individualisierten Eingewöhnungskonzeptes notwendig ist.
Im vierten Kapitel werden die Inhalte des individualisierten Eingewöhnungskonzeptes vorgestellt. Es werden grundlegende, vorbereitende und zeitliche Konzeptempfehlungen sowie Empfehlungen für die Eltern, die Fachkräfte und die pädagogische Praxis formuliert. Die Konzeptempfehlungen basieren auf den Ergebnissen der wissenschaftlichen Analyse, die im zweiten Kapitel durchgeführt wurde.
Das fünfte Kapitel der Arbeit widmet sich den Voraussetzungen für die Umsetzung des individualisierten Eingewöhnungskonzeptes. Es werden personengebundene Rahmenbedingungen, wie die Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte, sowie organisatorische Rahmenbedingungen, wie der Erzieher-Kind-Schlüssel und die Finanzierung der Eingewöhnungszeit, betrachtet.
Das Fazit der Arbeit fasst die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse zusammen und zeigt die Relevanz des entwickelten Eingewöhnungskonzeptes für die Praxis auf. Die Arbeit endet mit einem Ausblick auf weitere Forschungsfelder und die Notwendigkeit, das Konzept in der Praxis zu erproben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Eingewöhnung von Kindern unter drei Jahren in die Kinderkrippe, die Bindungstheorie, die Entwicklungspsychologie, die Familienpsychologie, die Verhaltensbiologie, die Neurobiologie, die Säuglingsforschung, den Transitionsansatz, das Berliner Eingewöhnungsmodell, das Münchner Eingewöhnungsmodell, die Elternbeteiligung, die Fachkraftbezogene Konzeptempfehlungen, die pädagogische Konzeptempfehlungen, die Voraussetzungen für die Konzeptumsetzung und die Qualität der Kindertagesbetreuung.
- Arbeit zitieren
- Nicole Wiesbeck (Autor:in), 2014, Die individualisierte Eingewöhnung von Kindern unter drei Jahren in die institutionelle Tagesbetreuung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273689