Friedrich der Große. Preußenkönig, Aufklärer, Staatsmann, Moralist, Feldherr, Philosoph, verliebt in die Kunst und die Musik, väterlicher und fürsorglicher König. Er zeigte sich als der Fürst der Aufklärung, aber auch als scheinbar gnadenloser Kriegsherr. Er machte Preußen unter beträchtlichem militärischem Aufwand zu einer beachtlichen Größe im europäischen Mächtesystem.
Als noch sein Vater Friedrich Wilhelm I. König von Preußen war, verfasste Friedrich viele Schriften, welche später die Grundlage seines innen- sowie außenpolitischen Handelns bilden sollten. Sie kennzeichnen sich durch aufklärerische und vertragstheoretische Gedanken. Doch bei einigen Entscheidungen und Taten in seiner Amtszeit als König scheint es, als würde er sich komplett von seinen ursprünglichen Idealen entfernen. Sein Handeln scheint im Widerspruch zu seinen theoretischen Konzepten zu stehen. Wurden seine jugendlichen Phantasien durch die Realität, das Spiel der Mächtigen in Europa, zerstört? Rieben sich seine aufklärerischen Ideale an der Realpolitik auf? Der Enthusiasmus der Kronprinzenzeit, mit dem beispielsweise der »Antimachiavell« niedergeschrieben wurde, scheint mit der Krönung zum preußischen König zu verblassen. In diesem Essay wird erörtert, ob es einen gemeinsamen Nenner in den scheinbaren Widersprüchen gibt oder ob Friedrich sich nicht an seine eigenen Regeln gehalten hat. War er in Wirklichkeit ein Absolutist, der sich lediglich das Gewand des Antimachiavell überstreifte?
Zunächst wird seine Jugendzeit sowie das Verhältnis zu seinem Vater betrachtet. Im Anschluss folgt eine Darstellung seiner Herrschaftstheorie. Beides wird dazu dienen, sich mit Friedrichs Idealen und seinem Denken zu nähern. Auf Grundlage dessen wird im dritten Abschnitt der Konflikt zwischen seinen theoretischen Überlegungen mit der Regierungspraxis diskutiert. Es werden Widersprüche und Schnittpunkte aufgezeigt. Dieser Essay will letztlich einen Zugang zum Charakter Friedrich des Großen geben, um ihn und sein Handeln besser verstehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Friedrichs Vorlieben und das Verhältnis zu seinem Vater Friedrich Wilhelm I.
- Friedrichs Herrschaftskonzept
- Friedrichs Herrschaftspraxis
- Friedrich der Große — ein aufgeklärter Absolutist
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert das Herrschaftsverständnis Friedrichs des Großen, um zu ergründen, ob er in seinen Handlungen als König tatsächlich seinen eigenen aufklärerischen Idealen, die er in seinen Schriften vor seiner Krönung formulierte, treu blieb. Der Essay befasst sich mit der Frage, ob Friedrich ein aufgeklärter Absolutist war, der sich lediglich das Gewand des Antimachiavell überstreifte, oder ob seine Taten tatsächlich im Widerspruch zu seinen theoretischen Konzepten standen.
- Das schwierige Verhältnis Friedrichs zu seinem Vater Friedrich Wilhelm I.
- Friedrichs Herrschaftskonzept und seine Kritik an Machiavelli
- Der Konflikt zwischen Friedrichs theoretischen Überlegungen und seiner Regierungspraxis
- Die Rolle des aufgeklärten Absolutismus im Handeln Friedrichs
- Die Frage nach der Rechtfertigung von Krieg und Macht im Kontext von Friedrichs Herrschaftsverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Analyse der Jugendjahre Friedrichs des Großen, die durch einen schwierigen Konflikt mit seinem Vater Friedrich Wilhelm I. geprägt waren. Friedrichs Vater, ein strenger und autoritärer Herrscher, konnte sich mit den Interessen seines Sohnes, der sich für Musik, Literatur und die Philosophie der französischen Aufklärung begeisterte, nicht identifizieren. Dieser Konflikt führte zu einem Fluchtversuch Friedrichs, der scheiterte, aber letztlich zu einer Versöhnung mit seinem Vater führte.
Im zweiten Kapitel wird Friedrichs Herrschaftskonzept beleuchtet. Der Essay zeigt auf, dass Friedrich in seinen Schriften, die er vor seiner Krönung verfasste, bereits ein klares politisches Programm entwickelte, das sich durch aufklärerische und vertragstheoretische Gedanken auszeichnete. Friedrichs Werk „Antimachiavell" stellt eine Kritik an Machiavellis Lehre vom Machterhalt durch jedes Mittel dar. Friedrich hingegen plädiert für eine Herrschaft, die sich am Wohl des Volkes orientiert und die Moral und ethische Grundsätze in den Vordergrund stellt.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Konflikt zwischen Friedrichs theoretischen Überlegungen und seiner Regierungspraxis. Der Essay analysiert Friedrichs Entscheidung, Schlesien im Jahr 1740 zu erobern, und stellt die Frage, ob diese Handlung mit seinem zuvor formulierten Herrschaftsverständnis vereinbar ist. Friedrichs Entschluss zum Krieg wird als ein Beispiel für die Spannung zwischen seinen aufklärerischen Idealen und der Realpolitik betrachtet.
Der Essay untersucht auch Friedrichs Rolle im Siebenjährigen Krieg, der 1756 begann. Friedrichs Entscheidung, den Krieg zu beginnen, wird im Kontext seiner Präventivkriegstheorie analysiert. Der Essay zeigt auf, dass Friedrich sich bewusst war, dass sein Handeln als Friedensbrecher interpretiert werden könnte, und dass er sich bemühte, die Legitimität seines Vorgehens zu rechtfertigen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Friedrich den Großen, aufgeklärter Absolutismus, Antimachiavell, Herrschaftskonzept, Regierungspraxis, Schlesien, Siebenjähriger Krieg, Präventivkrieg, Wohl des Volkes, Moral, Machtpolitik, Gesellschaftsvertrag, Staatsmann, König, Philosophie der Aufklärung.
- Arbeit zitieren
- Philip Haupt (Autor:in), 2012, Friedrich der Große. Absolutist im Gewand eines Antimachiavell?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273726