Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey


Fachbuch, 2014

56 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Die „Königin der Pamunkey“

Rund 30 Jahre lang dauerte die Herrschaft von Cockacoeske (um 1634–1686), die als „Königin der Pamunkey“ in die Geschichte des US-Bundesstaates Virginia einging. Die attraktive und kluge indianische Anführerin lebte in einer unruhigen Zeit, in der sich nicht nur Indianer, sondern auch Weiße gegenseitig bekriegten. Nach dem Tod ihres indianischen Gatten Totopotomoi (1625–1656) bei einer Schlacht gegen Indianer erbte sie dessen Königstitel. Danach wurde der englische Offizier John West (1632–1691) ihr Geliebter und Vater ihres Sohnes. 1677 unterzeichnete Cockacoeske einen Friedensvertrag mit den Engländern. Das abenteuerliche Leben dieser ungewöhnlichen Frau wird in dem Taschenbuch „Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst geschildert. Aus seiner Feder stammen die Taschenbücher „Malinche. Die Gefährtin des spanischen Eroberers“, „Pocahontas. Die Indianer-Prinzessin aus Virginia“, „Cockacoeske. Die „Königin der Pamunkey“, „Katerí Tekakwitha. Die erste selige Indianerin in Nordamerika“, „Sacajawea. Die indianische Volksheldin“, „Mohongo. Die Indianerin, die in Europa tanzte“, „Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen“, „Sieben berühmte Indianerinnen“ und „Superfrauen aus dem Wilden Westen“.

Cockacoeske

Die „Königin der Pamunkey“

Als bedeutender weiblicher Anführer ging die Indianerin Cockacoeske (zwischen 1634 und 1640–1686) in die Geschichte des US-Bundesstaates Virginia ein. Sie war von 1656 bis 1686 „Queen der Pamunkey“ („Königin der Pamunkey“). In der Literatur findet man auch die Titel Sachem, „The Great Weroance“ („Großer Anführer“) oder „Weroansqua of the Pamunkey“ („Anführerin der Pamunkey“). Der Ausdruck Weroance stammt aus der Sprache der Algónkin-Indianer und kann mit deutschen Begriffen wie Stammeshäuptling, Anführer oder König übersetzt werden.

Der Name Virginia wurde von dem englischen Seefahrer und Entdecker Walter Raleigh (um 1552–1618) bei seiner Expedition von 1584, als er die erste Ansiedlung auf Roanoke Island gründete, zu Ehren der Königin Elisabeth I. Tudor von England (1533–1603) geprägt. Die unverheiratete und kinderlose Elisabeth I. trug den Beinamen „Jungfräuliche Königin“ („Virgin Queen“). Aus Sicht der englischen Kolonisten ging es um die Besiedlung und Urbarmachung eines jungfräulichen Landes. Ursprünglich bezeichnete man ein Gebiet als Virginia, das die späteren US-Bundesstaaten Virginia, West Virginia, North Carolina, Kentucky, Tennessee und Ohio umfasste.

Die Pamunkey waren einer der größten Algónkin-Stämme in Virginia. Sie lebten an den Küsten von Virginia nahe der Chesapeake Bucht und ernährten sich durch eine Kombination aus Fischfang, Jagd und Landwirtschaft. Bei den Dörfern der Pamunkey handelte es sich nicht um dauerhafte Siedlungen, weil sie jeweils nach etwa zehn Jahren weiterzogen, damit sich ihre Felder vom Anbau erholen konnten.

Im Leben der Pamunkey spielte der Pamunkey River eine wichtige Rolle. Auf diesem Fluss betrieben sie Fischfang oder fuhren sie zur Jagd oder zu anderen Indianerstämmen. Gewohnt haben die Pamunkey in langen und schmalen Behausungen, die von den englischen Kolonisten als Langhäuser bezeichnet wurden. Als Baumaterial für diese einfachen Behausungen dienten gebogene Jungpflanzen und gewebte Matten.

Cockacoeske (auch Cockacoeskie oder Cockacoeweske genannt) kam zwischen 1634 und 1640 in Pamunkey Neck zwischen den Flüssen Pamunkey River und Mattaponi River zur Welt. Sie stammte aus einer angesehenen Familie und war wie ihre berühmte Cousine Pocahontas (1595–1617) eine Indianer-Prinzessin. Ihr Vater hieß Nectowance (um 1600–1649) und war ein Sohn von König Opechancanough (um 1554–1644).

Einer ihrer Verwandten, König Powhatan (1545–1618), errichtete zwischen 1597 und 1607 die nach ihm benannte Powhatan-Konföderation. Dabei handelte es sich um ein mächtiges Bündnis aus 31 Indianerstämmen in der Küstenregion des heutigen US-Bundesstaates Virginia. Auf Geheiß von König Jakob I. (James I.) von England und Irland (1566–1625) wurde Powhatan 1609 zum „König von Virginia“ gewählt, was er bis zu seinem Tod 1618 blieb.

Nach dem Tod von Powhatan wurde 1618 dessen jüngerer Stiefbruder Opechancanough der „König von Virginia“. Opechancanough und Powhatan hatten denselben Vater, nämlich „Running Stream“ (um 1515– um 1570), genannt „Don Louis“, aber jeweils eine andere Mutter. Opechancanough kämpfte erbittert mit den Weißen. Am 22. März 1622 richtete er rund um Jamestown in Virginia das so genannte Jamestown-Massaker an. Dabei handelte es sich um das erste große Massaker an Weißen in Nordamerika. Pamunkey-Krieger unter der Führung von Opechancanough überfielen englische Farmen und Siedlungen, zerstörten sie und töteten Hunderte von Kolonisten. 22 Jahre später geriet Opechancanough in Gefangenschaft. Ein Wächter ermordete den gefangenen Anführer im Oktober 1644 in Jamestown. In der Literatur werden auch 1645 und 1646 als sein Todesjahr erwähnt.

Nach dem Tod von Opechancanough löste sich die von seinem Vorgänger Powhatan geschaffene Konföderation zahlreicher Stämme auf. Fortan konkurrierten verschiedene Anführer um die Macht unter den Stämmen in Virginia.

Von 1644 bis 1649 war Nectowance der „König von Virginia“. 1646 zwang der Gouverneur von Virginia, William Berkeley (1606–1677), Nectowance zu einem Friedensvertrag, gemäß dem die Indianer fast ihr ganzes Land den Engländern überlassen mussten.

Ehemann von Prinzessin Cockacoeske wurde Totopotomoi (1625–1656), nach anderer Schreibweise auch Totopomi, der Enkel einer Schwester des erwähnten Königs Powhatan. Nach dem Tod von Nectowance erhielt Totopotomoi 1649 im Alter von etwa 24 Jahren den Titel „König der Pamunkey“.

1656 verlor Totopotomoi, der mit 100 Kriegern an der Seite der Engländer unter Colonel Edward Hill (gestorben um 1663) am Kampf gegen die Ricahecreans (ein Stamm der Sioux) teilgenommen hatte, sein Leben. Er wurde zusammen mit vielen seiner Pamunkey-Krieger erschlagen. Bei diesem Kampf war es darum gegangen, die Ricahecreans aus ihrer neuen Siedlung an den Wasserfällen des James River zu vertreiben. Diese Auseinandersetzung östlich von Richmond ging als „Battle of Bloody Run“ („Schlacht von Bloody Run“) und als blutigste Schlacht zwischen Indianern auf dem Boden von Virginia in die Geschichte der USA ein. Colonel Hill wurde später für seinen Mangel an Führung getadelt, musste persönlich für die Kosten der Schlacht aufkommen und wurde degradiert.

Irgendwann nach dem Tod von Totopotomoi erkannte die Kolonialregierung in Virginia dessen Witwe Cockacoeske als „Königin der Pamunkey“ an. Ihre Herrschaft dauerte rund 30 Jahre. Nach dem Tod ihres indianischen Ehemannes Totopotomoi wurde der englische Lieutenant-Colonel John West (1632–1691) der Geliebte der „Königin der Pamunkey“. Er war der Sohn von Gouverneur John West (1590–1659), der
Enkel von Gouverneur Thomas West, 2. Baron de La Warr (um 1556–1601/1602) sowie der Neffe von Gouverneur Thomas West, 3. Baron de La Warr (1577–1624), des Namensgebers für den US-Bundesstaat Delaware, den Delaware River und den Indianerstamm Delaware. John West diente von 1652 bis 1673 beim Militär. Ab 1662 war er Captain und ab 1667 Major. 1673 verließ er das Militär im Rang eines Lieutenant-Colonel.

[...]

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey
Autor
Jahr
2014
Seiten
56
Katalognummer
V273907
ISBN (eBook)
9783656658054
ISBN (Buch)
9783656658047
Dateigröße
6082 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Indianerinnen, Cockacoeske, Pamunkey, Cockacoeskie, Cockacoeweske, Frauenbiografien, Ernst Probst, Wilder Westen
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2014, Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273907

Kommentare

  • Ernst Probst am 7.7.2014

    Von Ernst Probst stammen die Taschenbücher:
    Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey
    Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen
    Malinche. Die Gefährtin des spanischen Eroberers
    Mohongo. Die Indianerin, die in Europa tanzte
    Pocahontas. Die Indianer-Prinzessin in Virginia
    Sacajawea. Die indianische Volksheldin
    Katerí Tekakwitha. Die erste selige Indianerin in Nordamerika
    Sieben berühmte Indianerinnen. Malinche – Pocahontas – Cockacoeske – Katerí Tekakwitha – Sacajawea – Mohongo – Lozen
    Weisheiten der Indianer
    Meine Worte sind wie die Sterne. Die Entstehung der Rede des Häuptlings Seattle (zusammen mit Sonja Probst, verheiratete Sonja Werner)

Blick ins Buch
Titel: Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden