Guillaume de Machauts "La messe de nostre Dame". Die rhythmischen Kompositionsmittel der Ars Nova


Hausarbeit, 2010

11 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung.

2.Guillaume de Machaut.

3. La Messe de Nostre Dame
3.1 Kyrie.
3.2 Gloria und Credo
3.3 Sanctus
3.4 Agnus Dei.
3.5 Ite, missa est

4. Schlusswort.

5.Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit dem Beginn der Ars Nova1 (lat. Neue Kunst) im 14. Jahrhundert, entwickelte sich auch die mehrstimmige Vokalmusik2. Das 1322 erschienene Traktat „Ars Nova“ von Philippe de Vitry3, läutete diese Epoche ein. Der einstimmige Gesang, der in der Epoche der Ars Antiqua4 (lat. Alte Kunst) üblich war, trat in den Hintergrund und wurde durch mehrstimmige weltliche Liedformen wie Balladen, Rondeaus und Virelais5 ersetzt. Eine erweiterte Mensuralnotation6 entstand, durch die der Rhythmus noch besser notiert werden konnte. Notenwerte wie Longa, Brevis und Semibrevis waren bereits bekannt. In der Ars Nova wurde dann ein weiterer Notenwert eingeführt, die Minima. Die Darstellung des Rhythmus wurde also, aufgrund der Notenform, erleichtert. Als Kompositionsform stand die Isorhythmik, auch Isorhythmie genannt, im Mittelpunkt. Genaueres dazu wird im Laufe der Arbeit noch näher erläutert.

Guillaume de Machaut gilt aufgrund seiner mehrstimmigen Werke mit komplizierter Harmonik als ein bedeutender Vertreter der Ars Nova. Im Folgenden soll auf Machauts Leben, sowie sein literarisches und musikalisches Schaffen genauer eingegangen werden. Anhand seines polyphonen7 Werkes „La messe de nostre Dame“, sollen die komplizierten rhythmischen Kompositionsmittel der Ars Nova beschrieben werden. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Messeteile werden untersucht, sowie die unterschiedlich verwendeten Stilmittel.

2. Guillaume de Machaut

Guillaume de Machaut wurde um etwa 1300 geboren. Es ist nicht eindeutig zu belegen, doch vermutlich stammte er aus dem französischen Dorf Machault bei Reims1, daher auch sein Name Machaut. Er besuchte die Domschule von Reims und wurde 1323 Sekretär des Herzogs Johann von Luxemburg. Diesen begleitete er auf vielen Reisen und Kriegsfeldzügen. 1346 starb Johann bei der Schlacht von Crécy2, einem Teil des Hundertjährigen Krieges. Daraufhin stand Machaut im Dienste von Gutha von Luxemburg, der Tochter Johanns von Luxemburg. Bereits während seiner Dienstzeit schrieb er lyrische Texte und bewährte sich als Dichter, sodass er nach dem Tode Guthas, keine Festanstellung mehr benötigte. Er widmete seine Werke gegen Entlohnung, adligen Persönlichkeiten und verweilte an deren Höfen. Einige Jahre später wurde er zum Kanoniker3 ernannt, als Mitglied eines Domkapitels. Dabei wirkte er an der gemeinsamen Liturgie mit und hatte somit die Möglichkeit zu musikalischen und literarischen Erzeugungen. 1977 stirbt Machaut in Reims.

Guillaume de Machaut gilt neben Philippe de Vitry als Hauptvertreter der Ars Nova. Die Kirche war gegen diese neue mehrstimmige Kompositionstechnik. Besonders Papst Johannes XXII4 übte Kritik und forderte den einstimmigen Gesang wieder herzustellen. Wer es wagte, diesen neuen Stil in einer Aufführung zu präsentieren, dem wurde mit Kirchenstrafen gedroht. Machaut verfasste lyrische Texte, die er auch musikalisch vertonte. Seine Hauptwerke sind Virelais, Rondeaus und Balladen, in denen wie in der Ars Antiqua üblich, nicht mehr der Tenor die Melodie führte, sondern die Oberstimme, während Tenor und Contratenor5 diese begleiten. Ein Hauptwerk Machauts ist die „Messe de nostre Dame“, welches wohl als charakteristisch für die Epoche der Ars Nova gilt.

3. La messe de nostre Dame

Das Werk „La messe de nostre Dame“ von Guillaume de Machaut ist ein Messeordinarium und entstand um etwa 1360. Ein Messeordinarium bezeichnet den Ablauf der Heiligen Messe, der in jedem Gottesdienst auf den gleichen Elementen basiert. Deshalb sind diese auch in der Messe von Machaut enthalten. Die Kathedrale von Reims, die Notre- Dame, wird mit dem Titel der Messe in Verbindung gebracht, denn dieser bezieht sich auf den Marientitel „Unsere liebe Frau“. Vermutungen, dass die Krönung König Karls V.1 Anlass der Komposition gewesen sei, haben sich nicht bestätigt, denn Machaut selbst war bei der Krönung anwesend und erstattete darüber Bericht. Eine Aufführung seiner Messe wurde in dem Bericht nicht erwähnt.

Die Messe besteht aus den üblichen Ordinariumsteilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei. Als sechster Messeteil fungiert das Ite, missa est, welches die Messe abschließt. Messvertonungen des 14. Jahrhunderts waren meist für drei Stimmen verfasst. Die Choralmelodie war der tiefsten Stimme, dem Tenor zugestanden. Als Motetus wurde die Mittelstimme bezeichnet und die höchste Stimme wurde als Triplum bezeichnet. Machaut fügte seiner Messe eine vierte Stimme, den Contratenor, hinzu, welche den Tenor als tiefste Stimme ersetzte. Machaut verwendet in der Vertonung seiner Messe den Stil der isorhythmischen Motette, bis auf die beiden Teile Gloria und Credo, denen ein Kantilenensatz zugrunde liegt.

Die Aufführungsdauer der Messe beträgt ungefähr 30 Minuten.

3.1 Kyrie

Das Kyrie ist der erste Teil der Messe und im dorischen1 Modus verfasst. Es wird noch einmal unterteilt in die Sätze „Kyrie Eleison“, „Christe Eleison“ und erneut „Kyrie Eleison“. Jeder dieser drei Sätze wird wiederum dreimal gesungen. Der Zahl drei wird hier eine besondere Bedeutung beigemessen, denn diese bezieht sich auf die Dreifaltigkeit Gottes, die im Christentum von zentralem Ansehen ist. Das Kyrie ist ein textarmer Satz, der nur aus den Begriffen „Kyrie Eleison“ bzw. „Christe Eleison“ besteht. Machaut verwendet hierbei so genannte Melissmen, das heißt mehrere Töne pro Silbe. Diese befinden sich auf dem Buchstaben e der Worte „Kyrie“ und „Christe“. Das e wird fast bis zum Schluss gesungen, so dass die Fortführung „Eleison“ erst am Ende zu hören ist.

Typisch für die musikgeschichtliche Epoche der Ars Nova, war die Komposition der isorhythmischen Motette. Bei diesem Gestaltungsprinzip wird eine rhythmische Struktur wiederholt, die Tonhöhen können jedoch wechseln. Der sich wiederholende Abschnitt wird „Talea“ genannt. Vor allem im Tenor und Contratenor findet sich ein solcher Abschnitt wieder. Auch das Kyrie wurde als isorhythmische Motette komponiert, bei der alle Stimmen gleichberechtigt sind, wobei die Choralmelodie im Tenor liegt. Diese Isorhythmie kommt in allen vier Stimmen vor.

3.2 Gloria und Credo

Die Teile Gloria und Credo sind nicht wie die anderen Teile als Motettensatz komponiert, sondern als Kantilenensatz. Dieser basiert auf der Vertonung textreicher Teile, wie es bei Gloria und Credo der Fall ist. Dabei ist die Oberstimme frei erfunden, während die anderen drei Stimmen diese begleiten.

[...]


1 Musikgeschichtliche Epoche des 14. Jahrhunderts

2 Durch Singstimmen ausgeführte Musik

3 Franz. Komponist † 1361

4 Musikgeschichtliche Epoche des 13. und frühen 14. Jahrhunderts

5 Lied- und Tanzformen

6 Musikalische Notation, die die Darstellung des Rhythmus ermöglicht

7 Mehrstimmig

1 Stadt im Nordosten Frankreichs

2 Schlacht des Hundertjährigen Krieges um 1346 zwischen engl. und franz. Armee

3 Stiftsherr

4 Papst † 1334, lebte meist in Avignon, Frankreich

5 Stimmlagen

1 Franz. König † 1380

1 Kirchentonart

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Guillaume de Machauts "La messe de nostre Dame". Die rhythmischen Kompositionsmittel der Ars Nova
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
11
Katalognummer
V273920
ISBN (eBook)
9783656664598
ISBN (Buch)
9783656665083
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Machaut;, La messe de nostre Dame;, Mittelalter;, Gregorianischer Choral;, Ars Nova;, Vokalmusik;
Arbeit zitieren
Carolin Schmidt (Autor:in), 2010, Guillaume de Machauts "La messe de nostre Dame". Die rhythmischen Kompositionsmittel der Ars Nova, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273920

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