Medien konzentrieren sich in ihrer Berichterstattung über den Risikosport bewusst auf Merkmale wie Gefahr und Emotionen. Besonders die Emotionalität spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Emotionen gehören zwar grundsätzlich zum Sport, allerdings nicht in dem hohen Maße wie es im Zuge der medialen Inszenierung des Risikosports häufig der Fall ist. Nicht dargestellt und oft vergessen wird dagegen, dass sich die betreffenden Sportler teilweise in akute Lebensgefahr begeben und es regelmäßig zu tödlichen Unfällen kommt. Doch beeinträchtigt dies den Erfolg des Risikosports offenbar bisher nur wenig, was exemplarisch an den Reaktionen zu Pollis Video deutlich wird. Für die vorliegende Arbeit resultierte daraus zunächst die Frage aus welchen Beweggründen sich Menschen für den Risikosport interessieren und entsprechende Inhalte rezipieren. Hierfür wurde auf das Konzept Sensation Seeking zurückgegriffen.
Dieser Ansatz geht davon aus, dass Menschen entweder die Tendenz haben Risiken einzugehen (High Sensation Seeker) oder versuchen diese zu vermeiden (Low Sensation Seeker). Der Roca Foradada ist ein Berg in der Nähe von Barcelona und gehört zum Montserratmassiv. Die Region ist bekannt für ihre Wandermöglichkeiten und zieht jedes Jahr zahlreiche Touristen an. Für den Norweger Alexander Polli war dies jedoch nicht von Bedeutung, als er im letzten Jahr mit ein paar Freunden die Gegend bereiste. Ihn interessierte vielmehr ein nur wenige Meter breiter Felsspalt etwas abseits der bekannten Wanderrouten – nach einigen Vorbereitungen sprang er mit einem Wingsuit und einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde durch genau diesen Spalt. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich das entsprechende Video über soziale Netzwerke und wurde millionenfach angeklickt (Müller, 2013, S. 1). Darauf angesprochen, ob er nicht Angst um sein Leben gehabt habe, antwortete Polli: „Es sind häufig nur unsere Ängste, die uns davon abhalten, etwas zu tun, was wir gerne tun würden und könnten“ (ebd., S. 1).
In den Medien werden solche waghalsigen Aktionen immer öfter aufgegriffen und die betreffenden Sportler stehen zumindest kurzzeitig im Fokus des öffentlichen Interesses. Das Spiel mit der eigenen Angst ist sowohl für die Sportler als auch für die Zuschauer eine willkommene Abwechslung zum Alltag (Bette, 2004, S. 35; Bette & Schimank, 1995, S. 182). Die zentralen Eigenschaften der jeweiligen Risikosportarten werden dabei v.a. an der spezifischen medialen Darstellung deutlich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- THEORETISCHER TEIL
- Mediensport und die Rolle von Emotionen
- Definition von Mediensport und sportlicher Realität
- Merkmale der Medialisierung des Sports
- Theoretische Einordnung von Emotionen
- Emotionale Wahrnehmungsmuster der Sportrezeption
- Grundlagen des Risikosports
- Risikoforschung im Sport
- Theoretische Einordnung des Begriffs Risiko
- Definition von Risikosport
- Motivationspsychologische Grundlagen des Risikosports
- Sensation Seeking
- Sensation Seeking und Mediennutzungsverhalten
- Die Medialisierung des Risikosports
- Vergleich von Trend- und Risikosport
- Merkmale der Medialisierung im Risikosport
- Emotionalität und High Sensation Secking im Risikosport
- EMPIRISCH-PRAKTISCHER TEIL
- Forschungsgegenstand und Hypothesen
- Methodische Umsetzung
- Untersuchungsdesign
- Operationalisierung
- Unabhängige Variablen
- Abhängige Variablen
- Auswahl des Stimulusmaterials
- Stichprobenauswahl und Durchführung
- Pretest
- Darstellung der Ergebnisse
- Beschreibung der Stichprobe
- Faktorenanalysen und Reliabilität der Skalen
- Überprüfung der Forschungshypothesen
- Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Anhang I: Onlinebefragung
- Anhang 11: SPSS-Auswertung — Relevante Berechnungen und Tabellen zur Überprüfung der Forschungshypothesen
- Anhang 11-1 : Gesamtvarianz und Varimax-Rotation der Faktorenanalyse des AISS mit zwei zu extrahierenden Faktoren
- Anhang 11-2: Gesamtvarianz der Faktorenanalyse des AISS ohne vorgegebene Anzahl zu extrahierender Faktoren
- Anhang 11-3: Gesamtvarianz und Varimax-Rotation der Faktorenanalyse der SES mit drei zu extrahierenden Faktoren
- Anhang 11-4: Gesamtvarianz der Faktorenanalyse der Einstellungen gegenüber Risikosport ohne vorgegebene Anzahl zu extrahierender Faktoren
- Anhang 11-5: Hypothese 8: Einfaktorielle Variannnalyse (Post-hoc-Test nach Tukey; Dimensionen: Risikobewusstsein und Verantwortungsbewusstsein; High Sensation Seeker)
- Anhang 11-6: Deskriptive Statistiken der High Sensation Seeker bezüglich der Dimensionen Risikobewusstsein und Verantwortungsbewusstsein
- Anhang 11-7: Hypothese 12: Einfaktorielle Varianzanalyse (Post-hoc-Test nach Tukey; Dimensionen: Risikobewusstsein und Verantwortungsbewusstsein; Low Sensation Seeker)
- Medialisierung des Risikosports
- Emotionale Wahrnehmung von Risikosport
- Sensation Seeking als Persönlichkeitsmerkmal
- Primingeffekte auf die emotionale Selbsteinschätzung
- Einfluss der medialen Darstellung auf die Einstellungen gegenüber Risikosport
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit untersucht den Einfluss der medialen Inszenierung auf die emotionale Selbsteinschätzung und die Einstellungen gegenüber Risikosport. Die Arbeit konzentriert sich auf die Emotionalisierung des Risikosports und analysiert, inwieweit die Darstellung von Gefahr in Risikosport-Clips die Wahrnehmung und Beurteilung dieser Sportarten beeinflusst.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert den Begriff Mediensport und grenzt ihn von der sportlichen Realität ab. Es werden Merkmale der Medialisierung des Sports dargestellt, insbesondere die Rolle von Emotionen in der Sportrezeption. Das zweite Kapitel behandelt die Risikoforschung im Sport, definiert den Begriff Risiko und Risikosport und analysiert die motivationspsychologischen Grundlagen des Risikosports, insbesondere das Konzept des Sensation Seeking. Das dritte Kapitel analysiert die Medialisierung des Risikosports, insbesondere den Zusammenhang von Trendsport und Risikosport, und beleuchtet die Rolle von Emotionalität und Sensation Seeking in der medialen Darstellung von Risikosportarten.
Der empirisch-praktische Teil der Arbeit beschreibt die methodische Umsetzung einer quantitativen Onlinebefragung in Form eines Experiments. Es wird das Untersuchungsdesign, die Operationalisierung der Variablen, die Auswahl des Stimulusmaterials und die Durchführung der Studie erläutert. Die Ergebnisse der Faktorenanalysen und die Reliabilität der Skalen werden dargestellt. Die Hypothesen werden anhand der gewonnenen Daten überprüft und anschließend zusammengefasst und interpretiert.
Im Fazit werden die Ergebnisse in den aktuellen Forschungskontext eingeordnet, die methodische Umsetzung kritisch reflektiert und weiterführende Forschungsfragen aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Risikosport, die Medialisierung, die Emotionalisierung, Sensation Seeking, die emotionale Selbsteinschätzung und die Einstellungen gegenüber Risikosport. Die Arbeit analysiert den Einfluss von Primingeffekten auf die Wahrnehmung von Risikosport-Clips und untersucht die Rolle von Emotionen und Sensation Seeking in der Rezeption von Risikosportinhalten.
- Arbeit zitieren
- Max Becker (Autor:in), 2014, Medialisierung im Risikosport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273977